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Track des Tages: Hot Lizard – The Theme, Carl Craig Remix [1995]

Was ein Opener dieser Track doch war. Zwei Töne und alles war gesagt. Damals war es Grund genug mir die erste DJ-Kicks! zu kaufen. Craig sagte mir seinerzeit noch nicht allzuviel und gut gemixt war die CD auch nicht. Umso besser jedoch dieses Stück von Hot Lizard auf Pacific Records.

Ein elfminütriges Intro, bei dem man alle acht Takte lostanzen möchte, aber immer wieder daran gehindert wird, weil Carl, der alte Schlingel, einfach nur die maximale Spannung rausholt, bis der DJ einem mit dem nächsten Track erlöst.

Einige Zeit später wurde die 12″ auf NRK wiederveröffentlicht und demnächst (7. Mai) erscheint die große NRK-Werkschau zum 15. Geburtstag. Wenn das kein Grund ist, sich die Compilation genauer anzuhören?

(Review folgt).

toc-pc

NoWave, verhalltes Industrial und immer wieder die düstere Grundstimmung ist es, die Camella Lobo von Tropic of Cancer in ihrem Podcast für Ough mixt und dabei jenes Gefühl vermittelt, das mich an den Film Control denken lässt.

Das Debut-Album die Trackansammlung „The End of All Things“ erschien 2011 auf Downwards. Ich musste auch erstmal ungläubig den Kopf schütteln, als ich das Stück als Tipp meiner Lieblingsverkäuferin im Kreuzberger Space Hall bekam. aber es ist wirklich das Label von Regis aka Karl O’Connor aka British Murder Boys (zusammen mit Surgeon).
[audio:http://www.ough.gr/uploads/media/files/HER_WILL_TROPIC_OF_CANCER_MIX.mp3]
Download

Tracklist:
Her Will – A Tropic Of Cancer Mixtape for OUGH
(Intro) Title Unknown – Kendra Smith
Between Dog and Wolf – Young Hunting
Propagande – HNN (Hsilgne Nekrob Ni)
Yama – Dead Skeletons
Nails – Grave Babies
Bone Is Bloodstone – LA Vampires Meets Zola Jesus
Midnight Crimes – Sand Circles
Carved Head – Von Haze
Synthetic – HTRK
Never Was – Pink Playground
Funeral Party – The Cure
Heron – The Sinistral Minority
The Process – Section 25
July – Fennesz
Thirteenth Time – Valet
Farwest Rider – Avrocar
Thru the Rhythm – Spectrum

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#fail: Neuer Spex-Chefredakteur

spexinthecity

Irgendwas muss da wohl mächtig schiefgelaufen sein, dass die Spex nach der – ganz Die-Grünen-like – Doppelspitze Wibke Wetzker und Jan Kedves nun urplötzlich den ehemaligen Chef des konservativen Altherrenmagazins Rolling Stone, Torsten Groß, bekommt, der daraufhin SpOn erzählte, dass man durchaus auch Bruce Springsteen aufs Cover nehmen könne. Als ob das nicht reichen würde, will er auch gleich noch weniger „randständige“ Themen im Heft und sich noch mehr auf Berlin fokussieren. Darauf hat man natürlich lange gewartet.

Schade, das ich meine Kündigung versäumt habe. So bekomme ich weder eine neue Aboprämie und muss mich bald mit noch mehr Gitarrenmusik auseinandersetzen.

Das Argument mit der Randständigkeit ist natürlich Humbug. Mir ist schon öfter unangenehm aufgefellen, dass die Spex gerne große Features über kommerzielle Popstars macht wie zuletzt David Guetta. Aber da der Rest des Heftes meist stimmt, war mir das egal.

Drauf gekommen bin ich übrigens durch die FR, in der der Feulletonist Markus Schneider den Satz des Tages lieferte, der auch gut als Unterüberschrift zur aktuellen testcard getaugt hätte:

Die Auflage des Blattes war dabei über die Jahre mit rund 18.000 so stabil gebieben wie das Budget, das deutlich auf enthusiastische Autoren zugeschnitten ist.

Bleibe dann erstmal skeptisch und hoffe, dass die Spex – im Verbund mit der De:Bug und Opak – meinen Unterhaltungsbedürfnissen hinsichtlich Musik, Kultur, Gesellschaft, Literatur, Kunst und Mode auch weiterhin gerecht wird.

Foto gemacht und lizensiert unter CC BY-NC-ND 2.0 durch Contagious Memes

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Rhauder – Sessions 2 [Polymorph, PPH009]

poly009

Mit der Stimmung und dem Sound der ganz frühen Plus8-Platten beginnt die „Acid Jam“ auf Rhauders Sessions II, die statt auf Ornaments auf dem Sublabel Polymorph herauskommt.

Und da es heute nicht mehr auf den großen Wurf ankommt, sondern auf feinste Abgrenzungsunterschiede, wird der Track sicherlich einschlagen und das alle paar Jahre einsetzende Acidrevival bei dem ein oder anderen starten. Angenehm ist jedenfalls, dass die 303 sich nicht zu sehr hochschraubt. Da freut man sich erneut über die feinen (Retro-)Unterschiede.

Bei „Focus“ wird der Dubtechno durch ein außerordentlich durchsetzungsfähiges Bassdrum/-line-Gerüst getragen. Kann Dubtechno Rave sein? Hier schon. Der Offbass macht es aus! Mit dominanter Bassdrum gelingt es auch „Focus Jam“ die Chords salonfähig zu halten. Der Hintergrundsound begeistert die Synapsen. Schöner Dreiteiler.

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Sul.a – uint [Unoiki, UI005]

digital

Ein Jahr feinstes Binärschnippeln hat der kanadische Produzent Sul.a hinter sich gebracht, um sein vollkommen digital entstandenes zweites Album für Unoiki aufzunehmen. Das klingt nach verdammt düsterer, poppiger Elektronika mit den Einflüssen, die auch schon alle klassischen Warp-Artisten mitbrachten. So stoßen spooky Flächen auf vertrackte Beats und obwohl den Tracks zwar die komplette analoge Wärme abgeht, haben sie etwas Warmes an sich.

Oder ist man nur inzwischen so ans Digitale gewöhnt, dass es eine ganz neue Wärme entwickelt? Was sagen Analognostalgiker dazu? Wem die musikalische Entschleunigung im still regressiver 70er-Jahre-Gemütlichkeit schon immer suspekt vorkam und “Zurück zum Binärcode“ (als neues Zurück zum Beton) lieber ist als Rousseau, wird mit tiefer Zufriedenheit und einem Klanggenuss der Jetzt-Zeit belohnt.

Anhören und Kaufen

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Buchtipp: Torsun & Kulla – Raven wegen D [Ventil Verlag]

torsunbuch

Wenn Trini Trimpop (siehe voriger Post) am Anfang einer neuen Bewegung (Punk) stand, heute aber nicht so richtig in Fahrt kommt, um über Techno zu schreiben, dann sind Torsun & Kulla quasi die musikalischen und subkulturellen Enkel davon. Und der Titel „Exzess all Areas“ hätte bei ihrem Werk „Raven wegen Deutschland“ (Ventil Verlag) definitiv besser gepasst.

Torsun könnte von seinem Konsum her, der abgemagerte, antideutsche aber nicht minder polytoxikomanische Bruder von Mark Spoon sein. Schließlich beherrscht er sein hessisch immer noch perfekt und genauso den hedonistisch und politisch korrekten Absturz. Die Orte kennt man zu genüge: Bar 25, Suicide, Berghain, Müggelsee und all die Friedrichshainer WGs (inzwischen wären sie in Neukölln) wo man die Stunden dazwischen verbringt.

Torsun, gerade von seiner Freundin und seinem besten Freund und Bandkumpan verlassen, vegetiert vor sich hin, bis eines Abends die Chemie zumindest den Endrophinaustoß wieder ankurbelt und er sich kurzerhand in die Garderobendame des Suicide verliebt. Ein langes Wochenende folgt – und noch einige andere Abenteuer – bis schließlich doch noch das nächste Album produziert wird. Zwischendurch immer wieder lustige Intervieweinschübe mit den Leuten aus dem Sommer 2007.

Wo ich bei Trimpop extrem genervt war beim Lesen, ging es mir mit Torsun schon gut. Die Sprache ist sauber, schmunzeln muss man öfter und das was er schreibt ist auf der Höhe der Zeit und glaubwürdig. Zwar wurde mir regelmäßig schlecht bei dem Konsum, das deute ich aber als gutes Zeichen. Denn gesund ist das nicht, wenn beim ersten Wochenende allein ein dutzend Pillen und 60 Lines draufgehen plus ein wenig Grundnahrung durch Becks. Det is halt Berlin. Torsun kann man höchstens vorwerfen, dass die Geschichten einfach zu durch sind, was halt der Realität entspricht. Da musste niemand was herbeifantasieren. Zudem hält er zu Israel, allein schon deswegen sollte das Buch jeder lesen.

Buchankündigung Torsun & Kulla „Raven wegen Deutschland“ from Audiolith Records on Vimeo.

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Buch: Trini Trimpop – Exzess all Areas [Gonzo Verlag]

trimpopbuch

„You gotta say yes to another excess“ sagten erst Yello und später dann Jam & Spoon. „Besser spät als nie“ sagt der Volksmund. Der missing link? Beide Weisheiten gelten nicht immer. Manchmal ist „nie“ besser als „spät“ und manchem Exzess will man lieber nicht fröhnen. Nicht wegen des mördermäßigen Katers in den darauffolgenden Tagen, sondern weil der Trip an sich schon von übler Natur ist.

Der Roman „Exzess als Areas“ (erschienen im Gonzo Verlag) ist einer dieser Stücke, die leider viel zu spät auf den Markt kamen. Im Jahr 2011 ein Buch über Techno zu schreiben ist genauso innovativ, wie eine Wayfarer als Distinktionsmerkmal einsetzen zu wollen, schließlich hat selbst der Musikexpress schon 1992 über das Phänomen geschrieben und (vergisst man Irvin Welsh) gab es mit Alexa Hennig von Lange die Kindersendungsmoderatorin die mit „Relax“ schon 1997 einen Technoroman schrieb. Wen also will Trini Trimpop hier ansprechen?

Ein Musikjournalist aus der klassischen Punkrockschule mit Ed-Hardy-tragender Tochter, eine abgehauenen Frau und sowieso schon abgefuckt und damit ein lebendes Klischee, trifft das andere lebende Klische DJ Sascha, den Ibiza-Star, der den abgehalfterten Schreiber mit auf einen Trip auf Väths Lieblingsinsel nimmt. Techno, Drogen, Magie, Gemeinschaft … das, was wir alle Mal spürten vor 5, 10 oder 15 Jahren (je nach Alter) wird so lahm und klischeebehaftet aufgegossen, dass man schon den mahnenden Jesus-Kinski-Erlöser („Ihr sied weder heiß noch kalt, sondern nur lauwarm“) in seinem Hinterkopf sieht.

Eine ähnliche Handlung (nur aus der Userperspektive) gab es bereits ausgiebig in derselben Qualität bei von Lange und selbst wer „It’s all gone Pete Tong“ nicht gesehen hat, kennt zumindest den billigen dt. Rip-Off „Berlin Calling“, der aber wenigstens in den Nullern spielt und nicht in einem imaginären 1992. So stellt sich wohl jemand Techno vor, der da noch keine großen Einblicke hat. Schade, dass es ausgerechnet Trini Trimpop ist, aber vielleicht hat er den Schlachtruf seiner ehemaligen Band KFC („Stumpf ist Trumpf“) zu wörtlich genommen. Schließlich war er nicht nur bei KFC am Anfang dabei, sondern auch bei den Toten Hosen (erst Drummer, dann Manager) und stieg zum richtigen Zeitpunkt aus, als die Band noch nicht völligst in ihrem Sozialpädagogenromantizismus versunken ist.

Exzess All Areas // Trailer from gONZoverlag on Vimeo.

Immerhin hat das Video ein paar romantische Aufnahmen vom Rhein bei Sonnenuntergang und aus der Dorett Bar. Die würde ein gutes Setting für ein Buch über Techno heute abgeben, etwa als ein AfterHour-Hort für Torsuns (Egotronic) Abenteuer.

Wer das Buch dennoch lesen oder besitzen möchte, schickt uns eine Mail und wir schicken es euch zu. Versprochen.

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MIT Synthesizer Livestream: Wider die „Unaufgeregtheit“

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„Unaufgeregt“ ist inzwischen genauso ein Hasswort wie „Nachhaltig“, „Win-Win-Situation“ oder andere aus dem Bullshit-Bingo-Wörterschatz dieser Tage. Vor allem wenn Musik, insbesondere Techno der zum Deephouse mutiert ist, als „unaufgeregt“ gelobt wird. Für was trinkt man denn den ganzen Matepate wenn man doch nur in Lounges und Clubs rum hängt wo die Musik wie eine Schallwellenversion von Ketamin klingt?

Das MIT macht jetzt Schluss damit. Hier läuft ein Wunder an modularer Synthverkabelungstechnik rund um die Uhr und produziert Klänge, die wie Pyrolators „Inland“ im Vergleich zu Downbeat wirken – einfach pure Elektronik ohne Schnickschnack.

Genauso direkt wie die Musik ist auch die Möglichkeit in diese einzugreifen. Wenn man sich anmeldet und genügend wartet, darf man auch an den Knöpfen steuern. Allerdings scheint man nur kurz drinbleiben zu dürfen, wie mir ein Bekannter sagte.

Direktlink

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Ehrenrave für den Richard Gere vom Maschsee

Christian Wulff ist zwar ein – Wort ausdenken – , aber hat sich immerhin mit „Over the Rainbow“ als Abschiedslied das Stück gewünscht, das einst die amphetamindurchtränkte Schauspielerin Judy Garland zum Besten gab und das später auch als Tresor-Soundtrack von der MDMAzing Marusha gesungen wurde.

Also hat die Raving Society doch gewonnen und Herr Laarmann wird sich bestimmt riesig freuen. Ob er sich danach noch mit Gattin und Arschgeweih ins Matrix auf die Warschauer begeben wird, ist unklar. Geraved wird heute trotzdem. Erst Bellevue und von dort aus ins Wochenende starten.

Im übrigen hatte Elke Wittich die richtigen Worte für die Spießbürgerdebatte:

„Dabei wäre alles so einfach: Wenn man Leuten keinen Ehrensold zahlen möchte, dann sollte man sie zuallererst nicht als Bundespräsident beschäftigen. Und wenn Straftaten ein Grund für die Nichtzahlung wären, könnte es ganz geschickt sein, zunächst einmal den Ausgang eines Gerichtsverfahrens abzuwarten, bevor man sich mit viel Elan in die Debatte wirft. (…)“

Es wird aber nicht abgewartet, denn dass Christian Wulff das haben möchte, was ihm zusteht, ist un-er-hört.

„Wie Kassiererinnen, die Pfandbons klauen, und Rentner, die ihre deutschen Pensionen auf Mallorca durchbringen, oder Hartz IV-Empfänger, die nebenher ein bisschen schwarz arbeiten, gehören dem ehemaligen Bundesprä­sidenten nämlich alle Leistungen gestrichen, wegen mangelnder Demut vor dem Arbeit- bzw. Geldgeber, der in diesem Falle das deutsche Volk ist. Und das nimmt derzeit besonders übel: 200 000 Euro! Im Jahr! Was man damit alles anfangen könnte! Aufklärungsbroschüren über die Gefahren des Linksextremismus drucken, beispielsweise, oder Leute einstellen, die Leistungsbezieher überwachen, oder oder oder.“

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Platte des Tages: Bajka – Just the Truth [Raw Tape Records]

bajka

Auf den Beats von Rejoicer formt die Nu-Jazz-Soul-Sängerin Bajka bei „Just The Truth“ ihre Stimme von Spoken Word zu Rap und wieder hin zu fast Gesungenem, das, zusammen mit den wildgewordenen Digitaltelefoninterludes, einem wunderbaren Ritt durch eine hoffnungsvolle afrofuturistische Landschaft gleichkommt.

Mit „Pyramid Tips“ auf der Flip dieser 7“ gibt es ein wenig mehr Melodika mit einem gewissen Odskoolgroove im Beat. Vor allem sind es Rejoicers Flächen die Bajkas Stimme auf das richtige Fundament setzen. Schade, dass der Trip so kurz ist. Verdammt, sowas will man öfter hören. Groß.

Anhören und Kaufen
Raw Tape Records