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Platte der Woche: Pupkulies & Rebecca – Looking for the Sea in remix [Rotary Cocktail, RC033]

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Pupkulies & Rebecca muss man einfach lieben. Nicht nur weil sie der poppigste Act auf Rotary Cocktail sind, sondern weil der gehauchte Gesang verzaubert ohne so überfrachtet wie bei anderen Acts zu klingen. Die Remixe von Burning Boats waren schon ein Riesenkiller. Klar, dass man so etwas wiederholt.

Diesmal bearbeitet Marek Hemmann „La vie est belle“ mit einem guten Schuss Cayennepfeffer im Hintern und clubromantischen Streichern. Defintiv wieder ein Killer! Um die deepere Seite des Lebens kümmern sich Clockwork und Guti. Clockworks Version von „Revoir“ macht einen Slowhousetraum wahr, der dann immer am besten wirkt, wenn man erschöpft ist.

Und Guti lässt nochmal Erinnerung an „Burning Boats“ wachwerden, indem er das Stück einfach dezent zurückhaltend mit House unterlegt und der Zerbrechlickeit vollen Raum gibt. Unbedingt mitnehmen, aber bitte nicht totspielen.

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Rotary Cocktails

Hier schonmal das Original:

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Ernst Albrecht Stiebler – st [m=minimal, mm009]

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Als Komponist, der schon ganz früh seine Kompositionen durch Minimaltechniken verwirklichte, ist Ernst Albrecht Stiebler den meisten unbekannt. Ob es daran liegt, dass Stiebler seinen Hörern mehr abverlangt als einfach nur „krasse Geräusche“ auszuhalten, wie bei manch anderer Avantgardemusik?

„Sequenz II“, dass Agnieszka Dzubiak neu einspielte, erinnert an Klaus Schulzes „Cyborg“ als Cello-Version. Es klingt wirklich bereichernd, wobei man in der heutigen Timeline-Aufmerksamkeitsspanne ganz schön viel Durchhaltewillen braucht. Vielleicht wirkt es deswegen so elegant: Langezogene repetitive Musik ohne Rhythmus braucht mehr Konzentration als ständig wechselnde Sounds.

„Mitteltöne“ hingegen hat etwas ambienthaftes doch bleibt es stets im Raum, im Rahmen des nicht Abdriftens. Mit „Trio 89“ endet diese LP und fährt mehr auf, als bei den vorigen Kompositionen. 1994 für den RBB produziert – mit Frances-Marie Uitti (Cello), Robyn Schulkowsky (Percussion) und Marianne Schröder am Klavier – sucht man vergeblich die kopfeigene Höhle, um dem Werk gerecht zu werden.

Diese Intensität dank minimaler Mittel ist schon krass, wenn man sich denn auf sie einlassen kann. Großartiges Album und die erste – hoffentlich nicht letzte – Chance Stiebler auf Vinyl zu erwerben.

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m=minimal

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Rhauder – Sessions 2 [Polymorph, PPH009]

poly009

Mit der Stimmung und dem Sound der ganz frühen Plus8-Platten beginnt die „Acid Jam“ auf Rhauders Sessions II, die statt auf Ornaments auf dem Sublabel Polymorph herauskommt.

Und da es heute nicht mehr auf den großen Wurf ankommt, sondern auf feinste Abgrenzungsunterschiede, wird der Track sicherlich einschlagen und das alle paar Jahre einsetzende Acidrevival bei dem ein oder anderen starten. Angenehm ist jedenfalls, dass die 303 sich nicht zu sehr hochschraubt. Da freut man sich erneut über die feinen (Retro-)Unterschiede.

Bei „Focus“ wird der Dubtechno durch ein außerordentlich durchsetzungsfähiges Bassdrum/-line-Gerüst getragen. Kann Dubtechno Rave sein? Hier schon. Der Offbass macht es aus! Mit dominanter Bassdrum gelingt es auch „Focus Jam“ die Chords salonfähig zu halten. Der Hintergrundsound begeistert die Synapsen. Schöner Dreiteiler.

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Sul.a – uint [Unoiki, UI005]

digital

Ein Jahr feinstes Binärschnippeln hat der kanadische Produzent Sul.a hinter sich gebracht, um sein vollkommen digital entstandenes zweites Album für Unoiki aufzunehmen. Das klingt nach verdammt düsterer, poppiger Elektronika mit den Einflüssen, die auch schon alle klassischen Warp-Artisten mitbrachten. So stoßen spooky Flächen auf vertrackte Beats und obwohl den Tracks zwar die komplette analoge Wärme abgeht, haben sie etwas Warmes an sich.

Oder ist man nur inzwischen so ans Digitale gewöhnt, dass es eine ganz neue Wärme entwickelt? Was sagen Analognostalgiker dazu? Wem die musikalische Entschleunigung im still regressiver 70er-Jahre-Gemütlichkeit schon immer suspekt vorkam und “Zurück zum Binärcode“ (als neues Zurück zum Beton) lieber ist als Rousseau, wird mit tiefer Zufriedenheit und einem Klanggenuss der Jetzt-Zeit belohnt.

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Buchtipp: Torsun & Kulla – Raven wegen D [Ventil Verlag]

torsunbuch

Wenn Trini Trimpop (siehe voriger Post) am Anfang einer neuen Bewegung (Punk) stand, heute aber nicht so richtig in Fahrt kommt, um über Techno zu schreiben, dann sind Torsun & Kulla quasi die musikalischen und subkulturellen Enkel davon. Und der Titel „Exzess all Areas“ hätte bei ihrem Werk „Raven wegen Deutschland“ (Ventil Verlag) definitiv besser gepasst.

Torsun könnte von seinem Konsum her, der abgemagerte, antideutsche aber nicht minder polytoxikomanische Bruder von Mark Spoon sein. Schließlich beherrscht er sein hessisch immer noch perfekt und genauso den hedonistisch und politisch korrekten Absturz. Die Orte kennt man zu genüge: Bar 25, Suicide, Berghain, Müggelsee und all die Friedrichshainer WGs (inzwischen wären sie in Neukölln) wo man die Stunden dazwischen verbringt.

Torsun, gerade von seiner Freundin und seinem besten Freund und Bandkumpan verlassen, vegetiert vor sich hin, bis eines Abends die Chemie zumindest den Endrophinaustoß wieder ankurbelt und er sich kurzerhand in die Garderobendame des Suicide verliebt. Ein langes Wochenende folgt – und noch einige andere Abenteuer – bis schließlich doch noch das nächste Album produziert wird. Zwischendurch immer wieder lustige Intervieweinschübe mit den Leuten aus dem Sommer 2007.

Wo ich bei Trimpop extrem genervt war beim Lesen, ging es mir mit Torsun schon gut. Die Sprache ist sauber, schmunzeln muss man öfter und das was er schreibt ist auf der Höhe der Zeit und glaubwürdig. Zwar wurde mir regelmäßig schlecht bei dem Konsum, das deute ich aber als gutes Zeichen. Denn gesund ist das nicht, wenn beim ersten Wochenende allein ein dutzend Pillen und 60 Lines draufgehen plus ein wenig Grundnahrung durch Becks. Det is halt Berlin. Torsun kann man höchstens vorwerfen, dass die Geschichten einfach zu durch sind, was halt der Realität entspricht. Da musste niemand was herbeifantasieren. Zudem hält er zu Israel, allein schon deswegen sollte das Buch jeder lesen.

Buchankündigung Torsun & Kulla „Raven wegen Deutschland“ from Audiolith Records on Vimeo.

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Buch: Trini Trimpop – Exzess all Areas [Gonzo Verlag]

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„You gotta say yes to another excess“ sagten erst Yello und später dann Jam & Spoon. „Besser spät als nie“ sagt der Volksmund. Der missing link? Beide Weisheiten gelten nicht immer. Manchmal ist „nie“ besser als „spät“ und manchem Exzess will man lieber nicht fröhnen. Nicht wegen des mördermäßigen Katers in den darauffolgenden Tagen, sondern weil der Trip an sich schon von übler Natur ist.

Der Roman „Exzess als Areas“ (erschienen im Gonzo Verlag) ist einer dieser Stücke, die leider viel zu spät auf den Markt kamen. Im Jahr 2011 ein Buch über Techno zu schreiben ist genauso innovativ, wie eine Wayfarer als Distinktionsmerkmal einsetzen zu wollen, schließlich hat selbst der Musikexpress schon 1992 über das Phänomen geschrieben und (vergisst man Irvin Welsh) gab es mit Alexa Hennig von Lange die Kindersendungsmoderatorin die mit „Relax“ schon 1997 einen Technoroman schrieb. Wen also will Trini Trimpop hier ansprechen?

Ein Musikjournalist aus der klassischen Punkrockschule mit Ed-Hardy-tragender Tochter, eine abgehauenen Frau und sowieso schon abgefuckt und damit ein lebendes Klischee, trifft das andere lebende Klische DJ Sascha, den Ibiza-Star, der den abgehalfterten Schreiber mit auf einen Trip auf Väths Lieblingsinsel nimmt. Techno, Drogen, Magie, Gemeinschaft … das, was wir alle Mal spürten vor 5, 10 oder 15 Jahren (je nach Alter) wird so lahm und klischeebehaftet aufgegossen, dass man schon den mahnenden Jesus-Kinski-Erlöser („Ihr sied weder heiß noch kalt, sondern nur lauwarm“) in seinem Hinterkopf sieht.

Eine ähnliche Handlung (nur aus der Userperspektive) gab es bereits ausgiebig in derselben Qualität bei von Lange und selbst wer „It’s all gone Pete Tong“ nicht gesehen hat, kennt zumindest den billigen dt. Rip-Off „Berlin Calling“, der aber wenigstens in den Nullern spielt und nicht in einem imaginären 1992. So stellt sich wohl jemand Techno vor, der da noch keine großen Einblicke hat. Schade, dass es ausgerechnet Trini Trimpop ist, aber vielleicht hat er den Schlachtruf seiner ehemaligen Band KFC („Stumpf ist Trumpf“) zu wörtlich genommen. Schließlich war er nicht nur bei KFC am Anfang dabei, sondern auch bei den Toten Hosen (erst Drummer, dann Manager) und stieg zum richtigen Zeitpunkt aus, als die Band noch nicht völligst in ihrem Sozialpädagogenromantizismus versunken ist.

Exzess All Areas // Trailer from gONZoverlag on Vimeo.

Immerhin hat das Video ein paar romantische Aufnahmen vom Rhein bei Sonnenuntergang und aus der Dorett Bar. Die würde ein gutes Setting für ein Buch über Techno heute abgeben, etwa als ein AfterHour-Hort für Torsuns (Egotronic) Abenteuer.

Wer das Buch dennoch lesen oder besitzen möchte, schickt uns eine Mail und wir schicken es euch zu. Versprochen.

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Platte des Tages: Bajka – Just the Truth [Raw Tape Records]

bajka

Auf den Beats von Rejoicer formt die Nu-Jazz-Soul-Sängerin Bajka bei „Just The Truth“ ihre Stimme von Spoken Word zu Rap und wieder hin zu fast Gesungenem, das, zusammen mit den wildgewordenen Digitaltelefoninterludes, einem wunderbaren Ritt durch eine hoffnungsvolle afrofuturistische Landschaft gleichkommt.

Mit „Pyramid Tips“ auf der Flip dieser 7“ gibt es ein wenig mehr Melodika mit einem gewissen Odskoolgroove im Beat. Vor allem sind es Rejoicers Flächen die Bajkas Stimme auf das richtige Fundament setzen. Schade, dass der Trip so kurz ist. Verdammt, sowas will man öfter hören. Groß.

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Raw Tape Records

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V.A. – We Are Opilec…! [Opilec Music, OPCM LTD CD003]

opilec

Das italienische Opilec-Label widmet sich den frühen und mittleren 80ern – egal ob Chicago, Detroit oder vor allem Italo. Auf ihrer Werkschau findet man das ganze Spektrum davon mit vielen Edits und Remixen der I-Robots, aber auch Tracks von Orlando Voorn, Alexander Robotnick, Giorgio Moroder, Danny Ocean, The Units, Schaltkreis Wassermann etc. Wirklich herausragend ist der Todd-Terje-Remix von The Units, der die lockere Italohouse-Atmosphäre mit dem Gesang noch zuspitzt.

Auch Craxi Discos Italobeat mit ständigem Gitarrensolo drüber macht als Zeitreise Spaß. Auf CD 2 geht es technoider zu. Herausragend hier ganz klar: Orlando Voorns “Revolution”, das mich trotz anderer Wirkung an die verdubbten Technoreggae-Tracks von Bandulu erinnern. Oder auch Eduardo De La Calles mächtiger Schieber, der ohne große Abwechslung durchläuft und immer spannend bleibt. Gelungene Compilation.

Tracklist:
CD 1
01. No More Klein & Mbo – Last Call (European Connection Instrumental)
02. The Units – High Pressure Days (Todd Terje Remix)
03. Nemesi – Ojo ft. N.O.I.A. (I-Robots Extended Edit)
04. Beppe Loda – Da Malmo A Stoccolma
05. Craxi Disco – Solarium (Extended Version)
06. Billy Bogus – Glamouflage (Original Version)
07. o13 – Lost Pavilion (Video Mix)
08. Schaltkreis Wassermann – Gogo-Danger (I-Robots Re-Edit)
09. Giorgio Moroder – E=MC2 (I-Robots Remix)
10. The Units – Warm Moving Bodies (I-Robots Extended Remix)
11. Nemesi – Kosmische (Musiccargo’ Skytrain … Ich Liebe Dich Take)

CD 2
01. Pour Le Plaisir – Shame Of Love (Club Mix)
02. Federico Gandin – Legion Of The Lost Dreams
03. Playdoughboy – Take You Deep (Original Version)
04. I-Robots vs Pistoi – Conga Madness (Original Demo)
05. Eduardo De La Calle – Kaliyuga
06. Orlando Voorn – Revolution
07. Stefny Winter – Blueskies
08. Vaghe Stelle – Ciclo 10
09. Danny Ocean – Life Cycles
10. Patrick Di Stefano – Socci

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Raw Series – Raw Series #01 [Raw Series, RWS01]

rwsrs1

Kleinvieh macht auch Mist. Denn wenn dann die Eichhörnchen im Herbst ihre Nüsse gesammelt haben, überstehen sie locker den Winter. Nicht zu einseitig die Ernährung? Wohl kaum, und wenn das in der Natur geht, dann auch in der Musik.

Das Konzept des Minimalismus wörtlich genommen und nach Detroit verfrachtet, macht man beim neuen Vinyl-Label Raw Series: “the concept: just a drum machine and a synth – pure analogue dj-tools!”, verrät der Promotext.

Als hätte man es nicht schon immer gewusst. “Enter the Wald”, statt “enter the void”. Zwischen der straighten 808 und dem Detroitchord zieht man sich in einen Strudel, der auch durch kein DMT ersetzt werden kann. Die B ist dann weniger straight und mehr Rumpelstilzchen im Beat. So muss ein Tool klingen … plus noch viel kalter Nebel dazu. Yeah!

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V.A. – Klamauk 004

klak04

Vier mal Mainzer Microfunk auf der neuen Klamauk. Ganz Zirkuszelt mit CutUp-Trompete als Elefantenverschnitt und einer gehörigen Portion Funk, in der sich die Roncalli-Polka freudig ereignet, ist Michael Fluhrs Ape Shave. Weniger Zirkuszelt- als mehr Flussdelta-Erinnerungen kommen bei Cellule Eat auf: Knappe Streicher und ein rauherer Beat erfreuen hier den Tanztee.

Mehr Schlachtbuffet dann bei ARK. Der Pariser Zappelphillip bleibt hier erstaunlich ruhig, lässt aber seinen Bewegungstrieb im Unterbewussten – nämlich der Green-Velvet-mäßig rumorenden Bassline – freien Lauf. Klingt dadurch unheimlich erwachsen und straight. Besonders die Bassdrum ist schön schmutzig.

Bei Paradroid kommt wie immer eine ganze Spielhalle zum Einsatz. Ein flirrendes 8-Bit-Gewitter, das in seiner Retromanie den klassischen Brighton-Sound aufnimmt und für Paradroid ungewohnt melodiös klingt. Sehr schöne EP, nicht nur wegen der handbemalten Cover.

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