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Raw Series – Raw Series #01 [Raw Series, RWS01]

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Kleinvieh macht auch Mist. Denn wenn dann die Eichhörnchen im Herbst ihre Nüsse gesammelt haben, überstehen sie locker den Winter. Nicht zu einseitig die Ernährung? Wohl kaum, und wenn das in der Natur geht, dann auch in der Musik.

Das Konzept des Minimalismus wörtlich genommen und nach Detroit verfrachtet, macht man beim neuen Vinyl-Label Raw Series: “the concept: just a drum machine and a synth – pure analogue dj-tools!”, verrät der Promotext.

Als hätte man es nicht schon immer gewusst. “Enter the Wald”, statt “enter the void”. Zwischen der straighten 808 und dem Detroitchord zieht man sich in einen Strudel, der auch durch kein DMT ersetzt werden kann. Die B ist dann weniger straight und mehr Rumpelstilzchen im Beat. So muss ein Tool klingen … plus noch viel kalter Nebel dazu. Yeah!

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Feature: Lynx & Kemo

Drum and Bass in Moll

Bastian Thüne in De:Bug 132

Tot ist Drum and Bass noch lange nicht, auch wenn es die letzten Jahre stark danach aussah und viele schon vom Ende redeten. Doch mit The Raw Truth, dem Debut von Steve Lynx und Jimmy Blitz (aka MC Kemo), erscheint mit fast einjähriger Verspätung der passende Soundtrack zur Krise dieser Tage. Düster und melancholisch in der Stimmung, minimal und reduziert im Sound, dürfte das Album für einige der nötige Arschtritt sein, ihr (Drum-and-Bass-)Weltbild neu zu ordnen.

Lynx bringt seine Beats genau auf den Punkt, schafft Raum und ausreichend Platz für Kemos – manchmal beschwörend wirkenden – Sprechgesang. Selbst bei dem souligen Gänsehaut-Stück ‚All You Own feat. Spoonface‘ halten sich die Streicher angenehm zurück. Aber beide sind ‚Ultraperfektionisten‘, die mit dem Ziel antreten, ein Album herauszubringen, das der Hörer ‚vom Gefühl und der Langlebigkeit her‘ zwischen Massive Attack, Burial und dem Wu Tang Clan in seiner Sammlung einordnet. Deswegen auch die Verspätung. Ihr Labelchef Marcus Intalex war von Lynx & Kemo jedenfalls so begeistert, dass er sie bereits nach der zweiten Maxi um ein Album bat. Ob das die Wende ist?

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Debug: Euer Album ist nicht nur eklektisch, sondern es klingt auch sehr reduziert. Für Drum and Bass eher ungewöhnlich.

Kemo: Gott sei Dank geht es wieder dahin. Es ist eine kleine Revolution, eine Wiedergeburt hin zum ursprünglichen Sound. Seit ungefähr sechs Jahren wurde alles immer schneller, härter und voller. Seitdem Lynx vor gut drei Jahren angefangen hat, in einem eher minimalen, deeperen Stil zu produzieren, gibt es andere, die in diese Richtung gehen. Mittlerweile geht das quer durch die Bank. Sogar DJs wie Andy C oder Hype, die dafür bekannt sind, einen schnellen, harten und vollen Sound aufzulegen, spielen inzwischen minimalere Sachen.

Debug: Der Krisenstimmung, die zurzeit in der Gesellschaft herrscht, kannst du zumindest im Drum and Bass also nichts abgewinnen?

Kemo: Drum and Bass stagnierte lang. Statt Lieder produzierten alle nur funktionale DJ-Tools und hatten Angst zu experimentieren. Doch die letzten zwei, drei Jahre gab es einen Aufschwung. Insofern hat der dunkle Zeitgeist unsere Musik positiv geprägt. Es gibt viele politische Tracks und deepere Sounds. Deshalb habe ich das eben auch als kleine Revolution bezeichnet. Wenn es diese Revolution auch in der Gesellschaft gäbe, würde unsere Zukunft wesentlich besser aussehen.

Debug: Nun ist ja eure Musik recht düster. Entspricht das auch eurer Persönlichkeit?

Kemo: Ich bin melancholisch und düster …, aber wie definiert man einen düsteren Menschen?

Debug: Eher ängstlich sein, Dinge negativ sehen …

Kemo: Das passt schon bei uns beiden. Wir bemühen uns, stets positiv und ausgeglichen zu sein. Aber auch nur, weil ich vor ein paar Jahren arge Probleme mit Angststörungen hatte. Gott sei Dank konnte ich mich voll darauf konzentrieren. Ich habe ungefähr sechs oder neun Monate nichts gemacht, also nicht gearbeitet, kaum rausgegangen. Seitdem mache ich es mir zur Lebensaufgabe, mich möglichst viel mit der seelischen oder spirituellen Welt zu beschäftigen. Bei mir im Haus leben zwei neugeborene Christen. Das ist zwar nicht mein Weg, aber ich respektiere das. Mich zieht es eher zum Thaoismus und Zen-Buddhismus. Ich lerne Wege, meine Gedanken zu kontrollieren und auch die Thematiken, mit denen ich mich beschäftige. Ich liebe düstere Sachen wie David Lynchs Filme oder düstere Serien und Bücher. Allerdings beschäftige ich mich nicht mehr zu viel damit.

Lynx & Kemo – The Raw Truth ist auf Soul:r erschienen

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Netlabel-Update 2009: Kompromiss mit Zukunft

Unkommerzielle Netlabel mit kostenlosem Musikangebot oder Digitallabel mit Bezahl-Download? Im Netz entbrennt die ideologische Schlacht. Währenddessen ebnen Kompromissmodelle den Weg in die Zukunft.

Bastian Thüne in De:Bug 131

Bis vor kurzem schien die Technolabel-Welt noch relativ klar aufgeteilt. Auf der einen Seite gab es Vinyl-, auf der anderen Netlabels. Klar gibt es schon länger iTunes für den digitalen Gebrauch der breiten Masse, auch Downloadportale für DJ-orientierte Musik sind nichts Neues und auflegbare MP3s kursieren schon lange im Netz – ob als zweckentfremdete Promos oder als öffentlich zugänglich gemachte Sicherheitskopien. Aber das war fast ausschließlich Musik, die es auch physisch ohne Internet gegeben hätte. Netlabels konnten sich ihrem vermeintlichen Alleinstellungsmerkmal im virtuellen Raum sicher sein. Doch mit dem langsamen Durchbruch der Digitallabels (siehe De:Bug 129) gerät die Netlabel-Welt schwer ins Wanken. Gedrosselter Output und/oder Umstellung auf Bezahl-Downloads … das war 2008.

Das bekannteste unter ihnen ist sicherlich Thinner. Sebastian Redenz, der Betreiber von Thinner und dem eingestellten Sublabel Autoplate, sorgte im Dezember vergangenen Jahres für großes Aufsehen innerhalb der Community, als er auf seinem Blog bekanntgab, Thinner demnächst als Hybrid-Label mit einer Mischung aus kostenloser – unter creative commons lizenzierter – Musik und eben kommerziellen Releases zu führen.

Das hat natürlich erst einmal gesessen. Manch einer mag am liebsten laut “Kommerzialisierung!” schreien, andere sehen schon Dollarzeichen aus ihrem Router blitzen. Doch so binär-prekär sieht die Lage bei den Netlabels nicht aus. Genauso unterschiedlich wie die Qualität der Musik im Netz sind auch die Ansätze und Ansichten der verschiedenen Macher. Und am Ende wird vielleicht doch wieder alles gut in der Netzwelt. Legten doch Netlabels ein innovatives Modell vor, das inzwischen vom Mainstream gefeiert wird, so Pheek, der das ehemalige Net- und heutige Hybridlabel Archipel betreibt: „Ich musste schon lachen, als jeder jubelte: ‘Radiohead hat das bahnbrechende Business-Modell erfunden.’ Das ist zwar toll, aber wir machen das schon seit Jahren.“ Zeit also für einen klärenden Blick.

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Pro vs. Contra
Netlabels sind die einfachste und finanziell sicherste Art ein Label zu betreiben. Im Minimalmodus langt ein Account bei einem der Blog-Anbieter: Die Musik kann auf Seiten wie archive.org gespeichert werden und mit der Creative-Commons-Lizenz, die kürzlich ihren 6. Geburtstag feierte, ist die rechtliche Unsicherheit beseitigt. Gerade für Leute, die ihre ersten Gehversuche wagen wollen, sind das ideale Bedingungen.

„Ich sehe den riesigen Vorteil von Netlabels gerade darin, dass man innerhalb einer sehr kurzen Zeit sehr viel mehr Leute erreicht als mit Vinyl oder digital. Der Aspekt, dass die Releases kostenlos zu laden sind, spielt eine sehr große Rolle. Des weiteren ist man mit einem Netlabel sehr unabhängig, was Vertrieb, Promotion, Design etc. angeht. Auch kann man viel schneller neue Musik releasen, da es einfach unkomplizierter ist als auf Vinyl“, so Markus Masuhr von Insectorama.

Als Untergrundbewegung können Netlabels auch an den Sounds von morgen basteln und eigene Klangästhetiken verfolgen, ohne Abhängigkeit von Markt und Käufer. Die Vorteile liegen klar auf der Hand. Doch gibt es kein Yang ohne ein Ying. Martin Donath von Stadtgruen zeigt die negativen Aspekte auf: “Jeder, der drei, vier Leute kennt, die Musik machen, kann bei Blogspot einen Blog einrichten, haut die Musik raus und nennt sich Netlabel. Dadurch gibt es viel Schrott.“ Den gab es zwar schon in den 90ern, aber damals gab es Plattenläden und Vertriebe als zentrale Instanzen, die filterten. Auch überlegten es sich Labelmacher zweimal, ob die jeweilige Musik es wert war, Geld in eine Pressung zu investieren.

Zu den generellen Problemen kommen durch andere Akteure neue hinzu, so Martin. „Immer mehr Digitallabels etablieren sich. Für die Künstler ist das attraktiv, weil hier kein finanzielles Risiko im Spiel ist, gleichzeitig das Netzwerk gut organisiert ist und die Musiker davon ausgehen können, dass sich ihre Tracks schnell verbreiten. Denen geht es vielleicht auch nicht ums Geldverdienen, aber sie wollen gehört werden.“

Geld spielt natürlich doch eine Rolle, die ernsthafte Bedrohung entsteht durch die GEMA. Einmal Mitglied in der Verwertungsgesellschaft, darf kein Stück mehr unter Creative Commons zur Verfügung gestellt werden, d.h. das Netlabel müsste pro Download eines GEMA-Künstlers knapp 20 Cent pro Song abführen und wäre durch fehlende Einnahmen gezwungen, seine Hörer zu subventionieren. Das gilt sogar für Musik, die vor der Mitgliedschaft entstanden ist.

Neusortierung
Das Hybridlabel mit einer Mischung aus freien und kommerziellen Veröffentlichungen ist eine mögliche Lösung für dieses Dilemma. Archipel waren die ersten, die dieses Prinzip einführten, erzählt Pheek: „Im September 2006 stiegen wir auf Bezahl-Downloads um. Anfangs verkauften wir einen Release und verschenkten ihn gleichzeitig mit einer niedrigen Bitrate. Das funktionierte aber nicht so gut, also veröffentlichten wir ihn zuerst als Bezahl-Download, um ihn dann nach zwei, drei Monaten kostenlos herzugeben. Diejenigen, die Musik bei Beatport kaufen, sind normalerweise DJs, die neue Musik wollen und auch bereit sind, dafür zu zahlen. Viele derjenigen, die darauf warten, dass die VÖs kostenlos werden, sind Liebhaber, die hier und da runterladen, aber denen es nicht so wichtig ist, ob die Musik neu ist oder nicht.“

Für Thinner, die als Netlabel alles erreicht haben, was möglich ist, ist es vor allem auch die Neugier „ob wir von 200 Downloads sprechen oder 2000 oder von 20. Es zählt, dass wir neue, interessante Ziele haben und wir aus der ’Mottenkiste’ Netlabel, die sie vor allem in der Außenwirkung ist, rauskommen. Durch diese Entscheidung hat sich für uns viel geändert.“ Einfach war die Entscheidung für Sebastian nicht.

„Wir haben uns nur schwer mit den Bezahl-Downloads angefreundet und sind uns auch völlig klar, woher wir kommen, worauf der Mythos Thinner beruht. Nämlich nicht auf den Künstlern, sondern auf dem Konzept, der Marke Thinner. Von daher werden wir viele Leute vor den Kopf stoßen. Andererseits gab es aber auch oft Leute oder Künstler von uns, die fragten, wann eine Platte kommt. Gerade für Künstler wie Marko Fürstenberg, der auf den angesagtesten Labels Platten rausbringen kann, macht das keinen Sinn, seine Musik weiter zu verschenken. Es ist schade für uns, wenn wir jahrelang Künstler wie ihn aufbauen, er uns cool findet, ihm aber die Business-Grundlage fehlt. Diese Künstler möchten wir nicht verlieren. Deswegen waren wir auch aus dieser Perspektive gezwungen zu handeln.“

Matthias Schubert von Statik Entertainment startete seinerzeit das Netlabel Instabil, um „Tracks zu veröffentlichen, die es auch auf Vinyl geschafft hätten, aber aufgrund der Masse bei Statik erst spät hätten berücksichtigt werden können.“ Für ihn war es ein schwerer Schritt, sich von Creative Commons zu verabschieden und zum reinen Digitallabel überzugehen. „Aber es ist letztendlich eine faire Geschichte für den Artist, der nun für seine Mühen und geistige Urheberschaft einen Profit generieren kann.“

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Bei Insectorama sieht man der Zukunft gelassen entgegen und forciert auch weiterhin die freie und durch Creative Commons gestützte Musikkultur. „Es ist die Philosophie meines Labels, die Tracks zum kostenlosen Download anzubieten. Somit kann es jedem, der Zugang zum Internet hat, ermöglicht werden, sich sehr hochwertige, gute Musik anzuhören.“ Das Tempo der Veröffentlichungen ging auch bei Stadtgruen herunter, das liegt jedoch mehr an Zeit- als an Motivationsproblemen.

„Ich studiere, arbeite, mache selber noch Musik. Da muss das Label, das man quasi als Open Source nebenbei macht, als erstes zurückstehen. Wir machen das hobbymäßig weiter, auch weil wir uns in der Szene einen relativ guten Namen gemacht haben. Es wäre schade, das Ganze versauern zu lassen. Und wenn wir Künstler finden, die sich mit uns identifizieren können und ihre Musik kostenlos zur Verfügung stellen, dann machen wir das.“

Paradoxe Produzenten, gute Aussichten
Warum jedoch Vinyl heute noch so einen extrem hohen Stellenwert hat, ist nicht immer ganz klar, fügt Matthias hinzu. „Das Paradoxe ist: Es kauft kaum noch jemand Schallplatten, aber dem Künstler ist es trotzdem wichtig Vinyl zu veröffentlichen. Das ist als Qualitätsmaßstab immer noch das Nonplusultra.“ Sebastian differenziert das und zeigt, dass Netlabels auch in der Zukunft eine Sache sein werden, die nicht einfach ersetzbar ist.

„Eine EP von uns lädt sich im Schnitt 15.000 Mal innerhalb der ersten drei Monate runter. Selbst wenn sich das nur jeder dritte komplett anhört, sind das immer noch 5000. Eigentlich ist jeder Release von uns ein Hit. Für viele Künstler der größte überhaupt. Nur kommt davon nicht die Butter aufs Brot (lacht). Das ist absurd. Künstler denken da oft zu kurzfristig. Gerade für eine langfristige Künstlerstrategie sind Netlabel ein absolut zentrales Tool, weil diese Releases Bestand haben. Wenn es auf einem guten Netlabel herauskommt, wird das häufig heruntergeladen und es zementiert sich im Netz. Aber viele Künstler schließen das aus. Für die macht es mehr Sinn, eine 300er- oder 500er-Auflage Vinyl herauszubringen, als mehrere zehntausend Mal heruntergeladen zu werden. Da wird noch ein bisschen kurzfristig gedacht. Schau dir mal an, wer momentan die interessantesten Artists sind. Johnny D, Sascha Dive, bei Ornaments Marko Fürstenberg und Sven Tasnadi, Daniel Stefanik. Das sind alles junge Künstler einer neuen Generation, die ihre ersten Gehversuche im Netz gemacht und begriffen hat, dass man das auch gut für sich nutzen kann.“

Links:
Insectorama
Stadtgruen
Thinner; Thinnerism
Archipel
Instabil

Fotos under cc by MarcoSZ; Alpha Six

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Harry Axt / Daniel Steinberg: Friede, Freude, Techno

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Friede, Freude, Techno

von Bastian Thüne aus De:Bug 130

Techno ist neben der Musik vor allem auch eine Art des Feierns. Spaß, Hedonismus und Unvernunft treibt uns viele Wochenenden in die Clubs. Dabei geht es mitunter ganz schön humorlos zu, wenn dann im Endeffekt viele mit Sonnenbrille am Rumposen sind. “Im Techno nehmen sich manche auch immer sehr ernst und man kann das auch ein bisschen von der spaßigen Seite sehen”, erzählt uns ein gut gelaunter Harry Axt, der in einem Grand-Petrol-Video auch gerne mal einen Ein-Mann-Balkon-Rave inszeniert und dessen Name so unverfroren bodenständig klingt, als müsste er aussehen wie das deutsche Pendant zu Albert “Al” Borland aus der Serie “Hör mal, wer da hämmert”.

Hämmern tut es natürlich schon bei ihm, aber längst nicht so grobschlächtig, wie es der Name vermuten lässt. Das rote Karohemd, dass zwar wieder gut zu einem grundkonservativen Lebensstil passen würde, wird eben nicht durch einen wohlgenährten Bauch ausladend nach vorne zur Schau gestellt, sondern durch eine viel zu kleine Lederjacke aufs Korn genommen, die man sich gerne als Karnevalskostüm wünscht. Die knallenge Lackhose tut ihr übriges.

Aber Harry Axt ist ja auch Daniel Steinberg, der dem tranfunzeligen Minimal dieser Tage einen ordentlichen Schuss Chicago, Cut-Up und locker-hüftschwingende Housegrooves hinzufügt. Das funktioniert und hat Humor. Ob als DS auf Overdrive, als Daniel Steinberg auf Frontroom und Style Rockets oder eben als Harry Axt auf Grand Petrol und Kiddaz.fm. Da wundert es nicht, dass seine frühen Einflüsse neben den ersten Acidhouse-Platten, Phuture und Strictly Rhythm auch die gängige Dancemusic der frühen 90er war, wie Black Box, Technotronic oder Bizarre Inc.

Jedenfalls sind die beiden Alter Egos des 32-Jährigen derzeit auf vielen Tanzflächen anzutreffen und auch als DJ will sich der Berliner nicht nur auf einen Namen festlegen: “Ich lege meist unterschiedlich auf. Als Daniel Steinberg spiele ich eher einen nicht so harten, mehr techhousigeren Sound und bei Harry Axt wird es dann schon härter und technoider.” Beim Produzieren verlässt er sich ebenfalls auf diese Dichotomie, die es ihm ermöglicht zwei Seiten auszuleben. “Harry Axt ist dann immer ein bisschen doller, technoider und wirkt düsterer. Bei Daniel Steinberg fluffig, housig. Mit Samples … so Friede, Freude … (lacht).”

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Auf seinem Debutalbum Planet Axt, das er jetzt als Harry Axt veröffentlicht, fügt Daniel glücklicherweise beide Seiten zusammen und nimmt uns mit auf seinen Planeten, auf dem schon sehnsüchtig die ravenden Weltraumgeschöpfe mit den Äxten in ihren Händen rumwedeln. Mit düsteren Basslines unterlegte Tracks, die die Melancholie mit Vocalfetzen auf ein funkiges Level anheben, und drohnigen Tunneln, durch die einzelne Klaviertöne hindurchschwirren, baut sich Daniel sein Universum zusammen. Das darf dann auch elektronische Big Band im Slowmotion-Tempo sein oder voll auf die Zwölf gehen. Schließlich geht es um Techno und dabei vor allem um den Spaß.