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Platte der Woche: The Von Duesz – Dynamo

Die Bielefelder Formation The Von Duesz macht Live-Musik für den Club. Mit Beats (Florian Schäffer), Moog und Rhodes (Henning Rice), Saxophon (Ismail Özgentürk) und diversem elektronischen Equipment ausgerüstet improvisieren sie elektronische Tanzmusik.

Im Waschzettel beschreibt die Band sich als ‚aufstrebend‘. So weit so redundant.

Den The Von Duesz gelingt es auf weiten Strecken das Konzept von loopbasierter Musik ohne Loops in die Livesituation zu übertragen. In den schlechteren Momenten wirkt das etwas verdaddelt, wie ein 2011er Update von Jazzrockmief und in guten Momenten wie hypnotisch vibrierender Hypermodern Jazz 2000.5, den Alec Empire schon 1996 auf der gleichnamigen Platte prophezeit hat.

Wenn die Band von Clubmusik spricht, meint sie damit aber weniger das Berghain, als den idealen, dunklen, ehrwürdigen Jazzkeller mit gleichermaßen tanzwütigem wie eklektischem Publikum.

The Von Duesz from The Von Duesz on Vimeo.

Die CD Dynamo funktioniert als Demonstration des Reifungsprozesses, denn während (It’s like Grand Central Station) noch etwas uninspiriert wirkt, sind CD-chronologisch ’spätere‘ Tracks wie la Menthe und Von Güte unwiderstehlich.

la Menthe sitzt auf einer Rhodesfigur und einer trockenen Bassline, die das melancholisch-stoische Grundgerüst liefern auf dem sich Drumarrangement und Saxophon ausprobieren dürfen. Zarte Handclaps, zischend-synthetische HiHats und eine klappernde Snare. Das ist der Sound zu dem die etwas überbewerteten Cobblestone Jazz hinwollen und bei dem The Private Lightning Six schon mal angekommen waren.

„Frei von Loops“ schreibt die Band. Das gefällt mir nicht, klingt nach einem Authentizitätsversprechen aus vergangenen Tagen. Ohne die Vorarbeit von Tapeloops und klassischem Minimalismus, ohne die Bandschleifen die auch Miles Davis Bitches Brew zu dem gemacht haben was es ist, gäbe es The Von Duesz schlichtweg nicht. „Eine intuitive und versunkene Suche nach dem hypnotischen DJ-Set ohne Platten.“ Klingt gut. Ob ich einen „gesunden Dancefloor“ will, weiß ich allerdings nicht, auch nicht was ein „computerisierter Sound“ ist. Ich glaube, wenn sich die The Von Duesz von derartigen Handgemacht-vs.-Computermusik-Dichotomien trennen können, wird das eine großartige Band, bereit für das 21. Jahrhundert: Eine Fusion von Krautrock und Dubstep, House und Bauhaus. Wunderbar!

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