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Von Istanbul nach Beirut – Tag 6 und 7: Von Bodrum nach Olympos

In einer der Istanbuler Stadtkolumnen aus früherer Zeit ist folgende Beobachtung, beziehungweise folgende ironische Zurechtweisung, zu finden:

‚Wenn Sie als Mann auf der Strasse eine schöne Frau sehen, dann schauen Sie sie bitte weder grimmig an, as wollten Sie sie umbringen, noch gierig, sondern lächeln Sie dezent und gehen Sie Ihres Weges (1974)‘

Dieser Satz sagt soviel über das Verhältnis muslimischer Männer zu Frauen aus, wie er auch ein persönliche Wahrheit enthält. Ich habe mir deswegen vorgenommen auch weniger grimmig dreinzuschauen und mir dazu einen kleinen Trick ausgedacht, da es mir von je her schwer fällt auf Kommando oder in einer angespannten Situation zu lächeln: Und zwar habe ich in den Strasse von Bodrum einen Laden gesehen, der rote Pseudo-Satinbettwäsche mit undezent aufgedrucktem Chanel-Logo verkauft. Ich habe mir dazu vorgestellt wie ein Kreuzberger Jungtürke diese Bettwäsche in seinem Kinderzimmer aufzieht und dann auf eine R’n’B, HipHop, Turkish Pop-Party geht um eine Schnalle klarzumachen und die dann so richtig MTV-mäßig zu vernaschen. Als er dann mit seiner Eroberung nach Hause kommt, öffnet er die Tür und …

Seitdem lauf ich immer mit einem dezenten Grinsen durch die Stadt und stelle mir das Gesicht des Mädchens vor.



Zurück zur Kultur: Die unübersehbare Attraktion in Bodrum ist das Castle of St. Peters, dass der deutsche Architekt und Ritter Heinrich Schlegelholt 1402 gebaut hat, u.a. weil ein Platz im Himmel für Architekten per päpstlichem Dekret gesichert war. 1522 fiel das Schloss nach mehreren heftigen Attacken des osmanische Heeres und die Kapelle wurde zur Moschee umgebaut.


Als die Türkei im ersten Weltkrieg an der Seite von Deutschland, Österreich und Bulgarien gegen die vereinigten Streitkräfte von England, Frankreich, Russland, Griechenland und Italien gekämpft hat, wurde die Burg und das türkische Viertel von den Franzosen dreimal angegriffen und bombardiert. Das französische Schlachtschiff Dupleix war am 25. Mai 1915 an der Küste von Bodrum vor Anker gegangen, da der Geheimdienst vermutet, eine Ladung Treibstoffnachschub für die deutsche U-Boot-Flotte sei hier gelagert. Das Schloß wurde von seinem Kommandanten Ibrahim Bey tapfer verteidigt und die Franzosen mussten eine schwere Niederlage einstecken.

Das Hotel Gardenya Apartements ist übrigens schwer zu empfehlen, es sei denn man mag keine Waliser aus Splott in Cardiff (‚I think estate agents pronounce it Sploe‘ – Ianto Jones), die lauthals ihre Text Messages am Pool verlesen, Lady Gaga hören, ständig Wasserbomben springen und sich lediglich durch ihren Dickheitsgrad voneinander unterscheiden.

Auf der heutigen Fahrt von Bodrum nach Antalya habe ich einen well-educated jungen Türken kennengelernt, der Computer Science in Antalya studiert. Von seiner Heiligenverehrung für Kemal Atatürk und nach recht unnationalistischen Strategien zur Entwicklung der Türkei (‚I would hand Turkey over to Japan, without any conciding‘) kamen wir zu einigen vernünftigen Gedanken, was den Osten der Türkei angeht. Er hat mir nachdrücklich dazu geraten nicht weiter als Gaziantep zu reisen, da im Osten das Militär und (islamische) Terroristen sich einen heftigen Fight liefern, mehr als 1000 Militärs seien bereits gestorben und Lehrer und Ingenieure die dorthin versetzt wurden, seien auch tot.

Seine Glaubwürdigkeit verlor der Junge, als er Hitler als großartigen Visionär (‚… just like Atatürk‘) bezeichnete und andeutet, die Juden hätten den Holocaust fingiert um Israel gründen zu können. Leider konnte ich aus gebotener Vorsicht nicht allzu heftig widersprechen, da ich meine Mitreisenden plötzlich nicht mehr einschätzen konnte. Wir gerieten dann wieder auf unverfängliches Terrain, als er mir erklärte wie man die Internetzensur in der Türkei umgehen kann… Spooky, indeed…

In Antalya bin ich dann per Minibus in das Traveller-Ghetto in Olympos gefahren, das heisst, eigentlich wurde ich an einem Roadhouse rausgeschmissen und netterweise von einem Türken und seiner ukrainischen Freundin im Auto mitgenommen. Auch er hat mich eindringlich vor einer Reise weiter als Gaziantep gewarnt und seine Bedenken sind registriert. Jetzt sitze ich bei einer Flasche Efes inmitten von Hippies, wohne in einem Treehouse und mir geht es gut…

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