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Von Kairo nach Tel Aviv – 14. und 15. Tag

Nachdem Ben und Angel gestern Tränen vergossen haben, weil sie zurück nach Seattle müssen, war ich ganz froh, dass ich noch 3 Wochen habe, aber die Zeit das Slacker-Nest Dahab zu verlassen, war definitiv gekommen. Ich teilte mir einen Minibus nach Nuweiba mit Vincent und Alev aus der Schweiz, die mir noch ziemlich aus der Patsche helfen sollten. Am Fährhafen angekommen mussten erstmal die zeitraubenden Formalitäten erledigt werden, wie z.B. Ticketkauf am anderen Ende der Stadt. Natuerlich gab es angeblich keine (billige) Slow Ferry nach Aqaba und so kostet der Spass rund 50 US$. Als wir uns der – jeder Strahlenschutzvorschrift spottenden (ein Wunder, dass das Personal nicht mit drei Augen und fünf Armen herumläuft) – Gepäckinspektion unterzogen hatten, setzten wir uns in das unübersichtliche Warteareal des Hafens. Um Informationen einzuholen gebe ich Vincent die Aufsicht über mein Gepaeck und schlendere über den Fährhafen, vorbei an einem grossen weissen Gebäude ohne erkennbare Bezeichnung. Ein paar bunte Trucks wecken meine Aufmerksamkeit und ich mache ein paar Fotos:

Die Trucker lande mich zum Tee ein und nach kurzer Zeit kreist das ansonsten ganz nette Gespräch nur noch um Sex. Wieviel Frauen ich habe, ob ich eine Ägypterin vögeln möchte und hier sei die Telefonnummer.

Dann zeigt mir einer von ihnen Schmuddelfilmchen auf seinem Handy, macht das internationale Zeichen für Ficken und klopft mir ständig auf die Schulter. Er habe drei Frauen und fragt wieviel ich habe …

Ich bin mir nicht ganz sicher was ich antworten soll, denn, ähnlich wie damals in Marokko, kommt mir das ganze wie eine Fangfragen-Session vor. Was der nette Schmuddelfilm-Herr hier zu mir sagt, mag ja der ein oder andere verstehen können, er fand es jedenfalls sehr lustig:


Auf dem Rückweg von den Truckern komme ich durch das weisses Gebäude, das sich als Wartehalle entpuppt. Offensichtlich bin ich am Ausgang dieses Dings und dürfte eigentlich garnicht da sein, nach dem Gesicht des Polizisten zu schliessen. Er schickt mich zu einem Schalter am anderen Ende der Halle, wo sie mir mein Departure Visa in den Reisepass stempeln. Ich will wieder zum Ausgang gehen, doch der Polizist lässt mich nicht mehr raus: „Where do you want to go? Sit down!“

Erst jetzt wird mir klar, dass ich ja keinen ägyptischen Boden mehr betreten darf. Ich versuche ihm klarzumachen, dass ich mein Gepäck holen will, aber er bleibt hart.

Dann verhandele ich mit den Passkontrolleuren und zu aller Freuden taucht Vincent mit meinem Gepäck auf. Ohne Beschilderung kann man in dem ganzen Gewusel ziemlich verloren gehen und ausserdem hätte ich ja offenbar klammheimlich ägyptischen Boden in einem Truck verlassen können 😉

In der Fähre lerne ich zwei New Yorker kennen, die meine Pläne, in Aqaba zu übernachten, sofort über den Haufen werfen, da sie ein Auto nach Wadi Musa (Petra) gechartert haben und mich mitnehmen wollen. Selbstlos wie ich bin, sorge ich auch für Vincent und Alev und nach kurzem Stop in Aqaba düsen wir davon.

Jordanien ist ein durch und durch freundliches Land, das ohne grosse Hilfe von aussen, einer enorme Menge von Palästinenser-Flüchtlingen aus Kuwait und anderen Golf-Staaten Unterschlupf gewährt. Unter dieser Bürde und der Funktion eines Prellbocks zwischen den grossen Mächten im Mittleren Osten hat Jordanien schwer zu kämpfen. King Hussein machte den Kampf für Frieden im Mittleren Osten zu seinem persönlichen Kreuzzug, besuchte die Beerdigung von Premierminister Rabin und israelische Familien aus Beit Shemesh, deren Kinder dem Terror zum Opfer gefallen sind. In Wadi Musa übernachte ich eine Nacht im Petra Gate Hostel um am nächsten Tag ins Cleopatra Hostel umzuziehen, eine Empfehlung vom Penguin Village Besitzer.

Der Besitzer vom Petra Gate Hostel erzählt uns beim Tee, dass Wadi Musa 20.000 Einwohner hat, die sich auf zwölf Familien aufteilen. Er selbst hat fünfzehn Brüder und Schwestern und kann nicht wirklich alle Namen aufzählen. Um das Frühstueck muss man sich in den jordanischen Herbergen jedenfalls nie sorgen, man muss nur eines der ständig in der Lounge herumlungernden Familienmitglieder ansprechen und sie kochen mit Freuden Kaffee oder machen ein Omelett.

Beim ersten Spaziergang durch Wadi Musa kam mir dann noch ein aus dem rückwärtigen Teil qualmendes Fahrzeug entgegen, was mich minutenlang husten liess, nur die Kinder scheinen es zu geniessen und suhlen sich in den Abgasen. Ein alter Mann meint weise: „This Is Our Perfume…“

Morgen will ich dann eine Tagestour durch Petra machen, wo es sicher einiges zu fotografieren gibt …

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