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Von Kairo nach Tel Aviv – 16. und 17. Tag

Wer Petra, die antike Stadt der Nabatäer, besichtigen will. muss früh aufstehen und so mache ich mich schon um 7 a.m. auf die Socken. Der Eingang der Stadt ist eine 1,9 km lange Schlucht (Siq), denn die Nabatäer haben die Stadt im Felsen versteckt.

Auf toughen Wanderrouten kann man die Stadt in mehreren Tagesmärschen erkundigen, ich habe in 4 1/2 Stunden so ziemlich alles gesehen und mein rechtes Knie schmerzt wie Hölle. Zwischendrin treffe ich immer wieder einen namenlos bleibenden Trucker aus Texas, der stolz erzählt, dass er der erste in Petra war, heute morgen und jeden Tag zwölf Stunden wandert. Heute habe er schon fünf Liter Wasser getrunken und war noch nicht einmal pinkeln: „Sweatened It All Out, Man, Sweatened It All Out!“.

Die in Petra herumlungernden Jordanier sprechen ein babylonisches Sprachengewirr und ein auf einem Kamel reitender Bedouine kommt mir mit breitestem britischen Akzent entgegengeritten: „You Want aieh Taexaei?“
Oben auf dem Hügel verfolgen ein paar Kinder einen Franzosen und singen „Frere Jaques“. Ein wenig muss ich an Papageien denken, was weniger mit Sozialdarwinismus zu tun hat, als mit der von mir entwickelten Ad Hoc-Theorie, dass man eine Sprache am Besten durch Nachahmung der Laute lernt. Die Bedeutung findet man dann schon noch heraus.

Den Texaner hatte ich wohl unterschätzt, ich hielt in zunächst für einen Fundamental-Christen, der aus religiösen Gründen in Petra war, aber er entpuppte sich als – für seine Verhältnisse – weltoffener Traveller.

Sein Dogma: „If I Had To Choose Between A Relationship And The World, I Would Choose The World“.

Ich denke man kann auch beides haben. Auf der Busfahrt nach Amman, in einem der Minibusse, geht er mir dann ein bisschen auf den Sack, weil er nicht aufhört alle Länder aufzuzählen, die er besucht hat. Alles in allem ist er aber mit den vielen anderen US-Amerikanern ein Beweis dafür, das US-Traveller zu den weltoffensten gehören, die ich auf meinem Trip getroffen habe.

„Bush Got Us all Into A Real Mess!“

Auch an Bord befindet sich eine bildhübsche Jordanierin, die die ganze Fahrt schüchtern wegschaut und dann ihr ganzes Interesse in einen offensiven Blick steckt, der mich fast umhaut, als ich an einer Tankstelle wieder in den Bus steige. Damit erschöpft sich aber natürlich unser kleines tete-a-tete.

Amman, die Hauptstadt von Jordanien, ist jedoch liberaler als man glauben mag. Ich finde bei meinem Erkundigungsspaziergang einen Buchladen/Internetcafe in dem auf dem Dach Chillout-Musik läuft, Bier ausgeschenkt wird und unverschleierte junge Frauen und Intellektuelle rumsitzen und plaudern. Ausserdem kaufe ich eine schicke Ray-Ban-Brille fuer fünf jordanische Dinar (JD) und ein paar Rip-Off-DVDs (Syriana, Babel, Flight 93, Road To Guantanamo) für je einen Dinar.

Den Gipfel des postmodernen Beliebigkeitszirkus erreiche ich aber dann in Amman-Downtown, wo, neben einigen anderen populären Büchern, die arabischen Versionen von Che Guevaras „Bolivianisches Tagebuch“ und Hitlers „Mein Kampf“ in einer Art posthumer historischer Versöhnung Seite an Seite liegen. Beides wohl Standardlektüre für den jordanischen Staatsbürger…

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