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Von Kairo nach Tel Aviv – 24. und 25. Tag

Yad VaShem was niederschmetternd! Sicherlich ist jeder von uns, der jünger als 60 ist (und kein französischer Kollaborateur :-)) in der Schule mit Holocaust-Issues zugespammt worden, aber das alles auf einem Haufen im Staate Israel zu sehen, war harter Stoff.

Schilder an deutschen Dorfeingängen, auf denen steht: „Juden, der Weg nach Palästina führt nicht durch dieses Dorf“, erschrecken mich fast noch mehr, als die Tatsache der Konzentrationslager.

Denn, während man sich als Spätgeborener noch dem tröstenden Gedanken übereignen kann, das viele vielleicht nichts oder nur gerüchteweise davon gewusst haben, ist ein solches Schild nahe dran am bundesdeutschen Alltag. Ich war ein paar mal den Tränen nahe, wollte aber angesichts der vielen jüdischen Soldaten, die hier zu Schulungszwecken waren, nicht pathetisch werden.

Am Ausgang lag ein Buch aus, in das der geneigte Besucher seine Gedanken eintragen kann. Einer hat geschrieben: „Ich werde mit meinem Leben dafür eintreten, dass so etwas nie wieder geschehen kann“, was sich einfach sagt, im 21ten Jahrhundert. Ich habe dann garnichts hineingeschrieben. Wer nach Verwandten und Freunden forschen will, die im Dritten Reich umgekommen sind, ist ebenfalls richtig hier, es gibt ein stetiges wachsendes Namensarchiv:

In der Bücherei fiel mir dann das vielkritisierte Buch von Daniel Jonah Goldhagen „Hitlers Willige Vollstrecker“ in die Hände, welches die These der Kollektivschuld der Deutschen vertritt. Ich bin ganz und garnicht abgeneigt seiner Argumentation zu folgen. Sagiv und Hila hingegen haben Schwierigkeiten meine innere Aufgewühltheit nachzuvollziehen. Für sie ist alles lange her und alles gut so wie es jetzt ist, während ich überlege, die französische Staatsangehörigkeit anzunehmen, allerdings wuerde das angesichts der Dreyfus-Affaere wohl auch nicht viel ändern.

Einige Wochen vor der Abfahrt hat mir Schrilli ein Buch mit dem Titel „Die Entdeckung des Himmels“ geliehen, welches ich als einzige Reiselektüre mit mir herumtrage und auch das war die absolut richtige Entscheidung. Ich habe bereits mehrfach unbemerkt aus diesem Buch paraphrasiert, da es sowohl meine Paranoia als auch einige Begebenheiten auf der Reise wiedergibt, aber was jetzt zu Tage tritt ist unglaublich:

Nachdem Moses während des Auszugs aus Ägypten seine Zehn Gebote auf dem Berg Sinai erhalten hatte und Jehova ihm, von einem Berg in Jordanien aus, das gelobte Lang gezeigt hat, starb er. Die Zehn Gebote werden in die Bundeslade gepackt und in das SANCTA SANCTORIUM, das Allerheiligste, gebracht. Dieses war damals nichts anderes als der Tempel von Jerusalem, ein rechteckiger Komplex, der aus drei Teilen besteht. Den Vorhof durften nur jüdische Männer betreten, das dämmrige Heilige war wiederrum nur für Priester gedacht. Das durch einen Vorhang abgetrennte würfelförmige Innere durfte nur vom Hohepriester betreten werden. Dort befand sich die Bundeslade mit den Zehn Geboten. Als Jesus starb, zeriss der Vorhang im Tempel, der das Heiligste und das Allerheiligste trennte, und so wurde der Himmel für alle zugängig gemacht. In den Wirren um den Tempel in Jerusalem verschwand die Bundeslade, die vermutlich irgendwo in Jordanien vergraben wurde. Die jüdische Mythologie verkündet nun: „Diesen Ort wird kein Mensch finden oder kennen, ehe Jahwe sein Volk wieder vereinigt und ihm gnädig sein wird“, was nun wiederrum ursächlich mit der Gründung des Staates Israel zusammenhängt.

In der Tat erzählt Sagiv mir, dass es ultra-religiöse Antizionisten in Jerusalem gibt, die den Staat Israel nicht wollen, da sie glauben, nur der kommende Messias habe zu entscheiden, wo dieser Ort sein wird.

Andererseits war einer der viele Gründe für die Europäer, die Juden in Palästina anzusiedeln, der, dass einige Verrückte tatsächlich geglaubt haben, dass die Apokalypse geschieht bzw. der Messias erscheint, wenn der letzte Jude zurück ins gelobte Land gekehrt ist. Also gibt es auch heute in Amerika noch antisemitische Zionisten …

Na, schwirrt euch der Kopf? Es kommt noch dicker! Das SANCTA SANCTORIUM in Rom, das aus unchristlichen Gründen wie ein jüdisches Heiligtum aufgebaut ist, was ja schon der Titel „Allerheiligstes“ verrät, ist der Schauplatz von Schrillis Roman. Die Protagonisten entdecken, dass dort die Zehn Gebote versteckt sind, klauen diese und fliehen danach nach… Na? … Tel Aviv!

Auch ich bin heute mittag dort angekommen, da Sagiv und Hila beruflich hier zu tun haben und mich mitgenommen haben. So habe ich das Ziel meines sich als Pilgerreise entpuppenden Trips erreicht und haue mich erstmal an den Strand. Was wohl der endgültige Sinn meiner, Davids, Reise nun sein wird …?

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