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Label des Monats: Warm Communications

Der US-Bundestaat Texas ist innerhalb der elektronischen Musik eine echte Diaspora. Sucht man nach Labels von internationalem Format, findet sich zunächst nur Down Low Music, die sich „preserving the spirit of deep music“ auf die Fahne geschrieben haben und diesen Anspruch mit Platten von u.a. Arne Weinberg, Nebraska und Convextion auch recht überzeugend umgesetzt haben. Letzterer stammt aus Dallas und ist damit auch schon der einzige ernstzunehmende Produzent aus dem Cowboy- und Ölstaat. Ob Down Low mittlerweile eingestellt wurde, ist allerdings nicht sicher, stammt doch der letzte reguläre Release aus dem Jahr 2007.

Eine ähnlich lückenhafte und erratische Veröffentlichungspolitik verfolgt auch das zweite texanische Label Warm Communications. Das wars dann aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten. Warm Communications wurde vor zehn Jahren von Heath Looney in dem zu einer Stadt aufgeblasenen Rinderverladebahnhof Amarillo im Nordwesten des Landes gegründet. Bereits die erste Veröffentlichung der Westcoast-Drum&Bass-Größe ASC machte deutlich, worum es bei Warm Communications geht: eleganter Drum & Bass voll melodischen Synthlines, sonnenaufgangstauglich und immer der bewährten Good-Looking-Records-Tradition verpflichtet. P.B.K. (Pader Born Killers) mit ihrem tollen Ambient-Stepper Nightfall und Sebastian Ahrenberg alias Seba aus Schweden knüpften nahtlos an dieses Level an, auch danach blieb die Qualität durchgängig hoch.

Pech bloß, dass Drum & Bass danach mitten in eine aufmerksamkeitsökonomische Dürreperiode geriet, aus dem er sich erst jetzt langsam wieder befreit. Nach Jahren mit zwei oder gar nur einem Release pro Jahr tut sich endlich auch in Texas wieder etwas. Künstler wie Instra:mental und dBridge haben gezeigt, wie „Dubstep-kompatibler“ Breakbeat heute klingen muss. DJG hat mit dem bereits an prominenter Stelle gepriesenen Hydrate den ultimativen Blueprint für diesen Sound geliefert: Die Bässe zielen immer noch direkt Richtung Magengrube, die Pads schimmern wie feinpoliertes Chrom, aber das Tempo ist deutlich reduziert, die Hallräume dehnen sich entspannt in die Breite.

Seba legt ab Mitte August auf der Warm 017 nach, zeigt sich in zeitgemäßem Garage-Gewand mit der Bassline des Jahres dekoriert auf der A-Seite und beschert uns auf der Rückseite die längst überfällige Breakbeat-Version von Larry Heards ollem Gassenhauser „Can You Feel It“. Let there be Warm!

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