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Eric B. & Rakim – Paid In Full (Coldcut Remix)

Den damaligen Gerüchten zu Folge waren Eric B. & Rakim überhaupt nicht glücklich über den Coldcut Remix von Paid in Full, der im November 1987 die Top 20 enterte. Coldcuts Remix bediente sich schamlos an Elementen der M/A/R/R/S-Single Pump Up The Volume (das auch auf einem ein Sample von Eric B. & Rakim basiert). Der wilde Cut and Paste mit u.a. Ofra Hazas Im Nin’Alu, war den Hardcore-Rappern viel zu poppig.

Update: In diesem youtube-Video läuft ein altes beim BBC gefundenes Band, wo Coldcut die Sample-Quellen kommentieren. Sehr lehrreich!

Paid In Full (Coldcut Remix, 1987) [Vinyl]

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DJ Food – Raiding The 20th Century Mix

Ich hatte in meinem letzten Post – über das Buch Words and Music von Paul Morley – schon den MashUp-Pastiche-Mix Raiding the 20th Century von DJ Food erwähnt, der quasi die musikalische Version des Buches von Morley darstellt und tatsächlich von einem Alvin Lucier-Sample eröffnet und von Kylie Minogues ‚Can’t Get You Out Of My Head‘ beendet wird.

Gleichzeitig fasst dieser Mix vieles, was auf der letztwöchigen Veranstaltung Recyling_Sampling_Jamming verhandelt wurde, besser zusammen, als es eine minutiöse Wiedergabe der Fülle an Vorträgen, Diskussionen und Musikbeispielen leisten könnte. (Wer dies trotzdem will, kann sich auf der Website die umfangreichen Podcasts anhören.)

Strictly Kev hat den Mix am 18ten Januar 2004 auf XFM’s The Remix Show in London gesendet und damit einen auditiven Katalog der Geschichte der Cut-Up Musik erstellt. Part 1 beginnt mit einem Rundumschlag bekannter Bastardpop Mash-Ups um den Sachverhalt vorzustellen und leitet über zur Historie in Part 2: Avantgarde Tape Manipulation, Minimal Musik und Musique Concrète.

Part 3 featured mit Turntable-Megamixen und Cut n‘ Paste-Tracks von u.v.a. Bomb The Bass, Coldcut, M/A/R/R/S, Mantronix und Steinski die Old School der Samplekunst, während Part 4 gewissermaßen die New School repräsentiert. Part 5 stellt dann die Synthese in Form populärer Bastardpop Mash-Ups – wie in Part 1 angerissen – dar.

Eine Reise die den auditiven Cortex neu formatiert. Let’s Begin!

[audio:https://media.sas.upenn.edu/pennsound/authors/DJFood/DJ_Food_-_Raiding_the_20th_century.mp3]
DJ Food – Raiding the 20th Century – Words & Music Expansion
[via ubu.com]

Tracklist:
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Bomb The Bass – Into The Dragon

Tim Simenon aka Bomb the Bass stürmte 1988 die Billboard-Charts mit Beat Dis auf dem Rhythm King Label im zarten Alter von 19 Jahren. Zusammen mit Pump up the Volume von M/A/R/R/S war Beat Dis der erste Cut and Paste-Tune auf der Nummer Eins der Single-Charts. Die Kosten dieses Smash-Hits? Nicht mal 150 Pfund! Simenon arbeitete damals im legendären Wag Club in London und zuhause als bedroom producer, der seine Plattensammlung als Basis für Beat Dis plünderte.

Der Track benutzt Samples aus den Fernsehserien Thunderbirds und Dragnet, dem Morricone-Soundtrack von „The good, the bad and the ugly“ (in einigen Edits), von Radio-Störgeräuschen und beschleunigte Morsecodes, dem Refrain „Everybody in the street“ der Funky Four Plus One und der offiziellen Ansage an Piraten-Radios: Keep The Frequency Clear

Das, was sich wie eine funky guitar anhört, ist lediglich ein einzelner Sound der Wah-Wah-Guitar aus Theme from Shaft von Isaac Hayes, der am Keyboard rekonstruiert wurde.

Bomb The Bass – Beat Dis
Beat Dis [Vinyl]
Beat Dis: The Very Best of Bomb The Bass

Nach dem Erfolg von Beat Dis hat Simenon die LP Into the Dragon, zusammen mit dem DJ und Produzenten J. Saul Kane aka Depth Charge, den Vokalisten Lauraine Macintosh, Maureen Walsh, Aurra und dem „New Rap Messiah“ MC Merlin produziert. Ausserdem hat Nellee Hooper einen Auftritt an den Turntables und Jazzy B. von Soul II Soul sowie Mark Moore von S-Express wirken in den Skits mit.

Into The Dragon Album-Cover

Bomb The Bass – Into The Dragon

Rhythm King hat das Album damals als „First Great DJ-Album“ angekündigt und die Pop-Welt hatte sich für immer verändert. Sampling-TourDeForce-Tracks wie Coldcuts Remix von Paid in Full und Simon Harris Bass (How Low Can You Go) konnten plötzlich auf der Nummer Eins der Charts stehen.

Into the Dragon hat auch noch zwei weitere Top 10-Singles zu bieten, die radikale Coverversion von Say A Little Prayer, das wie eine Genrestudie eines klassischen Soul-Arrangements klingt, und den Disco-Smasher Don’t Make Me Wait.

Viel interessanter als diese beiden ist jedoch der Killer-Track Megablast (Hip Hop on Precinct 13) dessen Synthline von John Carpenters Filmmusik zu The End – Assault on Precinct 13 entlehnt ist. Jimmy Walker wird hier mit der legendären Phrase „Is that him? Could I be right? Could that be Kid … ah … Dynamite?“ gesampled und ein gutes Stück von Double Dee & Steinskis Lesson 2 – The James Brown Mix wurde nicht nur hier, sondern überall auf dem Album verwurstet.

Von vielen Club-Radiostationen in der Heavy Rotation gespielt, wurde Megablast ein veritabler Underground-Hit und sogar als Theme für das SpaceShootEmUp Computerspiel Xenon II – Megablast benutzt.

Tim Simenon wurde nach alldem zu einem der heißesten Produzenten Englands und produzierte Buffalo Stance und Manchild für Neneh Cherry, Adamskis Killer und Crazy von Seal, zusammen mit Trevor Horn.

Buffalo Stance [Vinyl]

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Coldcut – Doctorin‘ The House

Seit Grandmaster Flash 1981 die Adventures of Grandmaster Flash on the Wheels of Steel auf die nichtsahnende Welt losgelassen hat, war klar, dass die Cut and Paste-Methode der HipHop-Collagen die kulturelle Novität des Jahrzehnts darstellte. Mit Ausnahme von Double Dee & Steinski und Avantgarde-Prankstern wie Negativland oder Stock, Hausen and Walkman, hat niemand dem Mix’n’Scratch-Style von Hip-Hop nachhaltiger aus dem selbstgewählten Ghetto befreit als Coldcut.

Matt Black und Jonathan Moore von Coldcut haben in den späten 80ern auf dem Album What’s That Noise? mit Musikern wie Yazz, Lisa Stansfield, Eric B. & Rakim, Junior Reid und sogar Mark E. Smith von The Fall gearbeitet, bevor sie den Ninja-Tune-Sound – weniger als Musiker, denn als „Chefphilosophen“ – entscheidend mitprägten. Mit ihrem konturlosen Album „Sound Mirrors“ und ihrer dämlichen Camouflage als musikalische Vorreiter der Weltrevolution, haben sie sich für mich unrettbar blamiert, als sie die Instrumental-Version von „Walk A Mile In My Shoes“ an den Handyprovider O2 verkauft haben.

Mit „Doctorin‘ The House“ haben sie allerdings einen der ganz grossen Sample-Pop-Hits abgeliefert und die merkwürdige und zukunftsweisende Kollaboration mit Mark E. Smith ist auch sehr hörenswert…

Coldcut – What’s That Noise?
What’s That Noise? [Vinyl]