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Editorial – Back In 2009

So, da wären wir wieder. Die Geburtswehen des neuen Jahres sind überstanden, ich bin vor kurzem von einer Rundreise durch Deutschland, Österreich und (short but impressing) Tschechien und mit einem Sack voller kultureller Eindrücke zurückgekehrt.

Das Jahr 2008, in dem ich mehrfach ankündigte durch möglichst bedingungslose Affirmation jedes auch noch so seltsamen Web2.0-Phänomens eine Implosion der Realität im Baudrillardschen Sinne zu initiieren und sixgroups.com, twitter.com sowie laut.fm beitrat, schien für mich im Abgang dann doch das Jahr der Rückkehr des Analogen zu sein.

Web-Phänomene wie der Techno-Viking, die Geschichte der Netzkünstlerin CYM – die ich auf der interfiction kennenlernte und die sich quasi aus dem Cyberspace in die reale Welt (zurück-)katapultiert hat wirkte auf mich, als wenn die Web2.0-Generation verzweifelt versucht, die Skills n‘ Techniques aus dem Web, zurück auf die Straße bzw. in die Physis des menschlichen (Wikinger-)Körpers zu transferieren.

Eine teilweise Abkehr von der reinen Zeichenhaftigkeit und eine Wiederentdeckung von so etwas wie dialektischem Materialismus, teils aus der Not geboren, als Kunst- und Kulturproduzent schrittweise zu verarmen, wie Ekkehard Ehlers und Björn Gottstein in der Konferenz Audio Poverty im Februar darlegen werden, teils aus der Erkenntnis, dass Virtualität ohne Orgasmus, blaue Flecken und Schweiß auf Dauer sehr eintönig und das Leben als reine Idee dann doch sehr kreislaufschädlich sein kann.

Die Web-Energiedebatte keimte en passant auf und lieferte uns die Vorboten des Schocks, dass die massenhafte Verfügbarkeit von Energie vielleicht doch keine logische Folge der Evolution des Menschen ist, sondern das Ergebnis einer zufälligen Entdeckung von fossilen Brennstoffen, über die das Säugetier Mensch gestolpert ist.

Dies hindert allerdings nicht bisher eher Web2.0-unverdächtige Einrichtungen wie die Berliner Philharmoniker eine Digital Concert Hall einzurichten, auf der seit dem 6. Januar die Konzerte (ab 9,90 Euro) in die ganze Welt übertragen werden.

Es bleibt also weiterhin spannend an der Urban Electronic Culture-Front.

Stay Tuned!

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Website des Monats – benfrostisdead.com

Der gebürtige Australier Ben Frost hat seine Tätigkeit als Performing Artist dem kontoversen MashUp von kulturellen Normen und den Werten der westliche Gesellschaft gewidmet. Seine bildnerischen Arbeiten montieren bekannte Ikonographie aus Werbung, Unterhaltung und Politik in kontroverse Zusammenhänge.

KFC Colonel

Der Website-URL benfrostisdead.com resultiert aus einer Ausstellung im Jahr 2000, wo Ben Frost seinen eigenen Tod in Form einer weltweiten Newspaper-Anzeige gefaket hat. Erinnert ein wenig an die Darko Maver-Nummer von 01.org die ich für meinen Film Culture Jamming seinerzeit interviewt habe.

Ähnlich wie die letzte Website des Monats erfreuen die Bilder der neuen Ausstellung Crapitalism durch einen synästhetischen Hyperpop-Overkill, den man schon fast als Subversive Affirmation verstehen kann, oder?

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Barcelona 2006 – The Influencers

Anlässlich des Culture Jamming-Festivals The Influencers habe ich mich mit dem Kameramann Daniel nach Barcelona begeben um einige Künstler und Aktivisten wie z.B. die italienischen Videospiel-Subversiven Molleindustria zu treffen.

Nachdem wir unser Zimmer in einem extrem asigen Viertel von Barcelona – Hostal „San Ramon“ mit üppigem Angebot an Prostituierten jeglicher Provenienz – bezogen hatten, ging es zum Strand. Kurz chillen, dann arbeiten und zwar filmen im CCCB – Centre de Cultura Contemporània de Barcelona. Das italienische Programmierkollektiv „Molleindustria“ entpuppte sich als eine einzige, extrem schüchterne Person mit dem Namen Paolo. Wir vereinbaren einen Interviewtermin am nächsten Tag. Der Auftritt eines Mitglieds der slowenischen Kuenstlergruppe NSK forcierte den Abend in eine extrem übereizte Diskussion über die ontologische Boshaftigkeit von Italien, Deutschland, Frankreich und Spanien, wobei wir eindeutig verloren haben und nun sehen werden, inwieweit wir morgen noch herzlich empfangen werden auf diesem nun doch sehr essentiellem Ereignis in Barcelona …



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