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Bomb The Bass – Clear

Das dritte Album von Bomb The Bass war das 1995 auf Stoned Heights/4th Broadway/Island Records erschienene Clear. Eine Fusion von Hip-Hop, Soul und Dub auf der Sinéad O’Connor, Justin Warfield, Doug Wimbish, Bim Sherman und andere Musiker der Londoner Club Szene dem Produzenten Tim Simenon zur Seite standen. Simenon ist wohl weniger der Autor, als vielmehr der Erfinder des Konstrukts Bomb The Bass, was vielen Musikern erlaubt, seiner Vision zu folgen, die Hip-Hop als Blues der 90er Jahre definiert.

Bomb The Bass - Clear Albumcover


Bomb The Bass – Clear [CD]

Die geistige Nachbarschaft zu den Theorien von William Burroughs wurde mit dem Album Clear evident, da das erste Stück des Albums Bug Powder Dust schon mit einem Sample aus David Cronenbergs Naked Lunch, nach einem Buch von Burroughs beginnt:

„I Think It’s Time To Discuss Your, Ah, Philosophy Of Drug Use As It Relates To Artistic Endeavour“

und mit einem weiteren Filmsample

„I Think It’s Time For You Boys To Share My Last Taste Of The True Black Meat. The Flesh Of The Giant Aquatic Brazilian Centipede.“

endet.

Clear wurde zu einem oft geremixten Album der New School von Cut and Paste-Artists wie Kruder & Dorfmeister (die den Coffeehouse-Hit Bug Powder Dust Remix veröffentlichten), Chemical Brothers, La Funk Mob und The Jedi Knights.

Simenon lebt heute in Amsterdam und hat das Label Electric Tones gegründet. Dort hat er sich auch mit Markus Acher und der Sängerin Valerie Trebeljahr aka Lali Puna zusammengetan und Clearcut auf Morr Music/Hausmusik/Indigo/Kompakt produziert, einen ätherischen Track mit Uptempo-HipHop inspirierten Beats, einer Bouncy Bassline und einem deepen, dubby Vibe, gekrönt von der wundervoll warmen Stimme von Valerie Trebeljahr.

Clearcut [Vinyl]

Das Letzte was von Simenon releast wurde, war die 3-Track-EP Tracks zusammen mit Jack Dangers von Meat Beat Manifesto auf Electric Tones. Relaxte Downtempo-Tracks deren himmlische Loops ein künstliches elektrisches Paradies erzeugen, das niemals enden sollte …

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Simon Harris – Bass (How Low Can You Go)

Simon Harris ist ein britischer Dancemusic-Produzent und ein Pionier der sample-basierten Breakbeat- und House-Music. Harris hat bereits mit James Brown, Prince und Fatboy Slim Norman Cook gearbeitet und hatte zwei Nummer Eins-Hits in den britischen Charts.

Als DJ aus Chigwell, Essex (UK) startete Harris seine Karriere und wurde später als Londoner Residenz-DJ in den DMC aufgenommen. Danach hat er viele britische Rapper wie Daddy Freddy oder die Demon Boyz produziert.

In dem Video zu Ragga House (feat. Daddy Freddy) [Vinyl] hat Daddy Freddy einen fulminanten Auftritt im Atze-Reebok-Jogginganzug mit Schnörres, Oldschool-Sonnenbrille und Motorola-Cellphone.

Die bekannte 12″-Serie Beats, Breaks and Scratches hat Simon Harris für DJ’s und Produzenten in zwölf Ausgaben produziert.

Cover von Beats, Breaks and Scratches

Beats, Breaks and Scratches

Sein Cut and Paste-Tune Bass (How Low Can You Go) wurde eine N°1 in den Billboard-Charts und führte zu einem der vielen unsäglichen – die Produktionsweise in ein Bandkorsett zwingenden – Auftritte von DJ’s und Produzenten bei Top Of The Pops.

Versucht man sich an einer Genealogie der Samples in Bass (How Low Can You Go), verliert man sich in selbstreferentiellen Spielchen, da viele der Samples Zitate von Zitaten von Zitaten darstellen. Die Uh—Yeah-Kiekser von Rob Base & DJ E-Z Rock haben seinerzeit jeden HipHouse- und Dance-Hit auf der 1 und der 2 1/2 begleitet und das Frauenlachen von Derrick Mays Nude Photo kann auch gottweisswoher stammen.

Natürlich ist die Catch-Phrase Bass (How Low Can You Go) unzweifelhaft ein Public Enemy-Sample von Bring The Noise und Yeah Boy ist ein durchgedrehter Yell von PEs Flavor Flav, der auch einen kleinen Gastauftritt in dem Video hat.

Das m.W. von einem Bob Marley-Track stammende Riddim A Full Of Culture Y’all wird ständig von allen mögliche Produzenten wie z.B. Rebel MC als Verweis auf Riddim „als Basis der Afro-Amerikanischen Transzendenz“ benutzt.
Bass (How Low Can You Go) (UK Import)
Bass (Bomb the House Mix) [Vinyl]

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Bomb The Bass – Unknown Territory

1991 brachte Tim Simenon aka Bomb The Bass sein zweites Album Unknown Territory auf Rhythm King heraus. Ihm zur Seite stand Gota Yashiki, der sich seine ersten Credits in der Zusammenarbeit mit Soul II Soul, Seal und Sinead O´Connor, als Programmer, Drum Editor und Additional Producer erwarb. Die Vocals auf Unkown Territory kommen von dem Rapper A La Mode und Loretta Heywood, mit der Simenon u.a. den Proto-Trip-Hop-Tune Winter In July komponiert hat.

Unknown Territory Albumcover

Unknown Territory [Vinyl]

Simenons besonderes Interesse für abgefahrene Filme und Regisseure (man erinnere sich an die John Carpenter-Synthline von Megablast) wird auf dem Album Unkown Territory noch deutlicher. Er sampelt alle möglichen Filmdialoge und Soundeffekte aus Filmen wie Videodrome von David Cronenberg oder dem Fantastic Four-Cartoon. Eine spezielle Schwäche scheint Simenon für Ridley Scotts Blade Runner zu haben, dessen Soundeffekte u.a. in dem Track The Air You Breathe auftauchen: „Iichi Kotoru… Oooh“. Die Auswahl der Samples erzeugt ein höchst klaustrophobische Future-Atmosphäre, die mich oft an die Geschichten von William Gibson erinnern.

Viel interessanter allerdings als die Vocal-Tracks sind die William Burroughs inspirierten Cut and Paste-Tunes Switching Channels, You see me in 3D, Dune Buggy Attack 1991 und das grossartige Liquid Metal, das in einer noch viel abgefahreneren Version b/w auf der The Air You Breathe 12″ erschienen ist. Diese Tracks sind zeitlos und können noch heute auf jeder Block Rockin‘ Party gespielt werden, nicht zuletzt dank der Sampleästhetik, die im Gehirn auf sublime Weise Minen legen, die eure Synapsen sprengen.

Winter in July [Vinyl]

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Bomb The Bass – Into The Dragon

Tim Simenon aka Bomb the Bass stürmte 1988 die Billboard-Charts mit Beat Dis auf dem Rhythm King Label im zarten Alter von 19 Jahren. Zusammen mit Pump up the Volume von M/A/R/R/S war Beat Dis der erste Cut and Paste-Tune auf der Nummer Eins der Single-Charts. Die Kosten dieses Smash-Hits? Nicht mal 150 Pfund! Simenon arbeitete damals im legendären Wag Club in London und zuhause als bedroom producer, der seine Plattensammlung als Basis für Beat Dis plünderte.

Der Track benutzt Samples aus den Fernsehserien Thunderbirds und Dragnet, dem Morricone-Soundtrack von „The good, the bad and the ugly“ (in einigen Edits), von Radio-Störgeräuschen und beschleunigte Morsecodes, dem Refrain „Everybody in the street“ der Funky Four Plus One und der offiziellen Ansage an Piraten-Radios: Keep The Frequency Clear

Das, was sich wie eine funky guitar anhört, ist lediglich ein einzelner Sound der Wah-Wah-Guitar aus Theme from Shaft von Isaac Hayes, der am Keyboard rekonstruiert wurde.

Bomb The Bass – Beat Dis
Beat Dis [Vinyl]
Beat Dis: The Very Best of Bomb The Bass

Nach dem Erfolg von Beat Dis hat Simenon die LP Into the Dragon, zusammen mit dem DJ und Produzenten J. Saul Kane aka Depth Charge, den Vokalisten Lauraine Macintosh, Maureen Walsh, Aurra und dem „New Rap Messiah“ MC Merlin produziert. Ausserdem hat Nellee Hooper einen Auftritt an den Turntables und Jazzy B. von Soul II Soul sowie Mark Moore von S-Express wirken in den Skits mit.

Into The Dragon Album-Cover

Bomb The Bass – Into The Dragon

Rhythm King hat das Album damals als „First Great DJ-Album“ angekündigt und die Pop-Welt hatte sich für immer verändert. Sampling-TourDeForce-Tracks wie Coldcuts Remix von Paid in Full und Simon Harris Bass (How Low Can You Go) konnten plötzlich auf der Nummer Eins der Charts stehen.

Into the Dragon hat auch noch zwei weitere Top 10-Singles zu bieten, die radikale Coverversion von Say A Little Prayer, das wie eine Genrestudie eines klassischen Soul-Arrangements klingt, und den Disco-Smasher Don’t Make Me Wait.

Viel interessanter als diese beiden ist jedoch der Killer-Track Megablast (Hip Hop on Precinct 13) dessen Synthline von John Carpenters Filmmusik zu The End – Assault on Precinct 13 entlehnt ist. Jimmy Walker wird hier mit der legendären Phrase „Is that him? Could I be right? Could that be Kid … ah … Dynamite?“ gesampled und ein gutes Stück von Double Dee & Steinskis Lesson 2 – The James Brown Mix wurde nicht nur hier, sondern überall auf dem Album verwurstet.

Von vielen Club-Radiostationen in der Heavy Rotation gespielt, wurde Megablast ein veritabler Underground-Hit und sogar als Theme für das SpaceShootEmUp Computerspiel Xenon II – Megablast benutzt.

Tim Simenon wurde nach alldem zu einem der heißesten Produzenten Englands und produzierte Buffalo Stance und Manchild für Neneh Cherry, Adamskis Killer und Crazy von Seal, zusammen mit Trevor Horn.

Buffalo Stance [Vinyl]

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Prefuse 73 – Point To B

Prefuse 73 (mit bürgerlichem Namen Guillermo Scott Herren) begann seine Karriere in einer Werbe-Postproduktion in Atlanta. Prefuse 73 benutzt die menschliche Stimme als Instrument und transferiert so die Idee der Human Beatbox ins nächste Jahrtausend.

Stotternde Raps, die von einer Platte gesampled sein könnten, auf der die Nadel wie zufällig herumtanzt, zu einem tighten Glitch-Sound oder CutandPaste-Beat. Die Resultate sind keineswegs experimentell, sondern frisch groovende Tunes mit dem gewissen Extra, wie schon auf seiner ersten LP Vocal Studies + Uprock Narrative zu hören ist.

Wenn Autechre sublimer, abstrakter HipHop sind, dann bringt Prefuse 73 den nerdigen Harddisk-Rock von Autechre zurück auf die Strasse!

Prefuse 73 – Vocal Studies & Uprock Narratives

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Grandmaster Flash – Adventures of Grandmaster Flash on the Wheels of Steel

Ja, und wo ich schonmal den Grossmeister Blitz erwähnt habe, darf natürlich auch dieses Kleinod nicht fehlen:

The Adventures of Grandmaster Flash on the Wheels of Steel
Grandmaster Flash – The Adventures of..
The Message / Adventures On The Wheels… [Vinyl]

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Coldcut – Doctorin‘ The House

Seit Grandmaster Flash 1981 die Adventures of Grandmaster Flash on the Wheels of Steel auf die nichtsahnende Welt losgelassen hat, war klar, dass die Cut and Paste-Methode der HipHop-Collagen die kulturelle Novität des Jahrzehnts darstellte. Mit Ausnahme von Double Dee & Steinski und Avantgarde-Prankstern wie Negativland oder Stock, Hausen and Walkman, hat niemand dem Mix’n’Scratch-Style von Hip-Hop nachhaltiger aus dem selbstgewählten Ghetto befreit als Coldcut.

Matt Black und Jonathan Moore von Coldcut haben in den späten 80ern auf dem Album What’s That Noise? mit Musikern wie Yazz, Lisa Stansfield, Eric B. & Rakim, Junior Reid und sogar Mark E. Smith von The Fall gearbeitet, bevor sie den Ninja-Tune-Sound – weniger als Musiker, denn als „Chefphilosophen“ – entscheidend mitprägten. Mit ihrem konturlosen Album „Sound Mirrors“ und ihrer dämlichen Camouflage als musikalische Vorreiter der Weltrevolution, haben sie sich für mich unrettbar blamiert, als sie die Instrumental-Version von „Walk A Mile In My Shoes“ an den Handyprovider O2 verkauft haben.

Mit „Doctorin‘ The House“ haben sie allerdings einen der ganz grossen Sample-Pop-Hits abgeliefert und die merkwürdige und zukunftsweisende Kollaboration mit Mark E. Smith ist auch sehr hörenswert…

Coldcut – What’s That Noise?
What’s That Noise? [Vinyl]