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Friedrich Liechtenstein – Daily Soap

Crooning und Clubsounds, das war bisher die Domäne des Wiener Urgesteins Louie Austen. Doch dass Männer um die Fünfzig, zudem wenn sie das Missing Link zwischen Frank Sinatra und Erobique darstellen, das Genre Electro Pop oder Electronica als ihr natürliches Jagdrevier betrachten dürfen, beweist der Berliner Schauspieler und Poet Friedrich Liechtenstein.

Natürlich und zurecht möchte Liechtenstein nicht mit Austen verglichen werden, hat er doch mit seinen deutsch-englischen Text-Collagen und bizarren Stories einen eigenen, einzigartigen Mikrokosmos geschaffen.

Der Pop- und Independent-Porn-Star mit seinen abgefahrenen Dance-Moves, Electric Slides und seinem einzigartigen Charme hatte bereits unzählige Auftritte in den Metropolen Berlin, Wien, Bremen und Lille. Selbst junge, charmante und attraktive Damen reißen sich um Interviews mit Liechtenstein, wie sein Kurzportrait beweist:

Please Have A Look From Above [CD]
Terrestrische Wellen EP [CD]

Produziert wird Liechtenstein u.a. von Arnold Kasar, mit dem er zusammen das Duo Liechtenstein & Kasar bildet. Ihr neues Album heißt Daily Soap und wird voraussichtlich im März/April 2008 auf Fabrique Records erscheinen.

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Marbert Rocel – Speed Emotions

Burial, Lali Puna oder The Notwist haben ja bereits bewiesen, das progressive, elektronische Klangwelten nicht nur für Crate Digger erreichbar sind, sondern auch in Albumlänge funktionieren.

Die Band Marbert Rocel aus Thüringen, bestehend aus Marcel Aue und Robert „Panthera“ Krause – die sich als DJs verdingen und gleichzeitig für Mixing, Produktion und Artwork zuständig sind – und FlyGirl Antje „Spunk“ Seifahrt, zeigt dies erneut eindrucksvoll auf ihrem ersten Album Speed Emotions auf Compost Records.

Speed Emotions Cover

Speed Emotions meint aber eben nicht Instant Karma, sondern Marbert Rocel wissen um die mühsame Vorarbeit die Musik leisten muß, um bei sophisticated Urban Listeners Emotionen auszulösen.

Wie die Synthesizer-Schwaden von Autechre, die ihren Weg erstmal durchs Beatgewitter bahnen müssen, kommt Seifahrts Stimme hier durch eine dichte Patina aus leicht verstaubtem Vinyl, Super-8-Charme und knarzigen Electrosounds.

So verbreiten Marbert Rocel keine Lounge-Langeweile wie viele Genre-Verwandte, sondern schaffen es seit nunmehr 5 Jahren Future Jazz und Folktronica in ein angefrickeltes House-Gerüst zu verpacken, das punktiert pumpt und seine Wirkung auf keinen Sneaker verfehlt.

Speed Emotions [Vinyl] ist eine Referenz an jazziges Keyboard und den weiblichen Solo-Popgesang, eine Gratwanderung zwischen analogen und digitalen Klangwelten, eine akustische Melange aus Milch und Honig und sonnigen Klangsplittern. Dieses Jahr kommt der Frühling schon im Januar.

Marbert Rocel – Speed Emotions [Vinyl]
Speed Emotions [CD]

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Telefon Tel Aviv – I lied

Telefon Tel Aviv? Im Frühling des letzten Jahres führte mich meine Reisebummelei über Ägypten, den Sinai und Jordanien nach Israel. Dort landete ich letztendlich in Tel Aviv und bin seitdem vom maroden Bauhaus-Charme der weltlichen Hauptstadt Israels fasziniert.

Tel Aviv Schild gr

Wieder daheim konsumierte ich so ziemlich alles, was es in Bezug auf diese Stadt gibt, u.a. das schöne Büchlein Tel Aviv. Eine Stadterzählung von Katharina Hacker und die Krautrock-House Kuriosität Tel Aviv & Eleven Other Originals [Vinyl] von FSK.

Auch die Alben des Chicagoer Electronica / IDM / Ambient-Projekts Telefon Tel Aviv von Joshua Eustis und Charles Cooper gehörten dazu. Ursprünglich 1999 in New Orleans gegründet, landeten die beiden schnell auf dem Experimental Electronic Label Hefty Records, wo sie ihre erste LP Fahrenheit Fair Enough [Vinyl] releasten.

Irgendwie fand ich nie wirklich die Zeit mir die Alben von Telefon Tel Aviv in Ruhe anzuhören und so brauchte es auch erst den dezenten Hinweis von Christine Vaccine in ihrem letzten Mix – in Form des alle zu Euphorie-Zwecken begangenen BTM-Verstösse überflüssigmachenden Stückchen Himmelreichs I Lied mit dem Gastsänger Damon Aaro – um mich anzufixen.

I Lied ist eine elektronisch-laszive R’n’B-Nummer – von der zweiten LP Map of What Is Effortless [Vinyl] – die sich durchaus mit (This Is) The Dream of Evan and Chan von Dntel oder dem wunderschönen Track Disquiet von Static mit Christof Kurzmann messen lassen kann.

Telefon Tel Aviv haben auch zahlreiche Remixes angefertigt, die auf der CD Remix Compiled vereint sind.

Die knarzenden Electro-Rhythms, warmen analogen Instrumentierungen, souligen Vocals und der zeitweilige Breitwand-Orchester-Sound, machen alle Alben zu einem Erlebnis und auch Live machen die beiden einen guten Eindruck.

Telefon Tel Aviv – Fahrenheit Fair Enough [Vinyl]
Telefon Tel Aviv – Remixes Compiled
Static – Flavour Has No Name [Vinyl]
Dntel – Life Is Full of Possibilities

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808 State – Pacific

Wohl einer der Meilensteine meiner musikalischen Sozialisation wurde gesetzt, als ich, beim sonntäglichen Hören der britischen Charts, Ohrenzeuge des Traumschiff-On-Acid-Klassikers Pacific von 808 State werden durfte.

Ein Roland Juno 106 gibt hier den James Last und die TR-808-Drumbox war ja sowieso entscheidend an der Nomenklatur der Band um Graham Massey, Martin Price und Gerald Simpson aka A Guy Called Gerald beteiligt.

Das Sopran-Saxophon lässt zwar zunächst nichts Gutes erahnen, aber, konterkariert mit der Asepsis von hummeliger Bassline, Regenwald-Samples und trockenem Drumpattern, pendelte sich der Track zu einem veritablen Stück elektronischer Musikkultur ein.

Pacific 202 (1989) [Vinyl]
Utd. State 90 [Vinyl]

Wie soviele ihrer Leidensgenossen mussten 808 State auch in eine Chartshow in der Graham Massey gezwungen war einen Yamaha WX7 MIDI Wind Controller zu spielen.

Kurz nach dem Hit kollaborierten 808 State mit dem britischen Weissbrot-MC Tunes, auf der LP The North At Its Heights, wobei Tunes sich alle Mühe gibt die artifiziellen Soundscapes und Prager Philharmonie-Samples von 808 State kaputtzurappen. Tanzen kann man dazu nicht, es sei dann man ist eine geklonte Riesenerbse.

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Prefuse 73 – Point To B

Prefuse 73 (mit bürgerlichem Namen Guillermo Scott Herren) begann seine Karriere in einer Werbe-Postproduktion in Atlanta. Prefuse 73 benutzt die menschliche Stimme als Instrument und transferiert so die Idee der Human Beatbox ins nächste Jahrtausend.

Stotternde Raps, die von einer Platte gesampled sein könnten, auf der die Nadel wie zufällig herumtanzt, zu einem tighten Glitch-Sound oder CutandPaste-Beat. Die Resultate sind keineswegs experimentell, sondern frisch groovende Tunes mit dem gewissen Extra, wie schon auf seiner ersten LP Vocal Studies + Uprock Narrative zu hören ist.

Wenn Autechre sublimer, abstrakter HipHop sind, dann bringt Prefuse 73 den nerdigen Harddisk-Rock von Autechre zurück auf die Strasse!

Prefuse 73 – Vocal Studies & Uprock Narratives

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Wax Stag – Short Road

Braindance der klassischen Warp/Rephlex-Schule ist gar nicht so leicht zu finden. Umso erfreuter war ich, auf der ebenfalls sehr empfehlenswerten DJ Kicks-Ausgabe von Hot Chip den Track Short Road der Pop/DiscoHouse/FolkRock-Gruppe Wax Stag aus St. Albans, UK zu finden.

Dieses kleine Stück Candy steht Tracks seiner grossen Brüder Aphex Twin oder Michael Paradinas µ-ziq in nichts nach und spült die verfeierten Synapsen mal ordentlich durch.

Braindance Coincidence [Vinyl]

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Autechre – Tri Repetae

Die Musik vom WARP-Labels war bis Mitte der Neunziger eine feste Konstante, ein Ort an dem die Diskussion Club-Music versus Home-Listening ihren Sinn verloren hat. Und an diesem Ort liegt auch die Universalität – ich habe diese Musik einem Sharp Skin, einem Berliner Vorgartenproll mit leicht faschistischen Ansichten, einem Bong-Raucher und einem HipHop-Kid vorgespielt und allen blieb die Spucke weg – und der Genius von Autechre.

Es ist sehr schwer diese Musik mit Worten zu beschreiben, aber ich werde es versuchen: Dubinfizierte-HarddiscSampleGlitch-ExperimentalTrash-Beautiful-
NeoClassical-AnalogueBubblebathProducing-Nieendensollende Musik, die eine ewige Ruhe in die Herzen der Ungläubigen pflanzen und eines Tages (nach dem Dritten Weltkrieg) über die von nuklearem Fallout bedeckten Ruinen gleiten wird…

Zwei youtube-User (Hirnduebel und Crawler23) haben ihre Visionen zu Tri Repetae-Tracks auf vormagnetisiertem Datenträger gebannt:

Autechre – Tri Repetae

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Oval – Textuell

Die Musik von Oval aka Markus Popp, Sebastian Oschatz und Frank Metzger ist höchst abstrakte elektronische „Zukunftsmusik“. Die Band bedient sich einer komplett anderen Soundästhetik als vergleichbare Zeitgenossen. Oval sind eher von chinesischer Gong-Musik oder Zen-Meditation beeinflusst als von elektronischen Standards, was sich besonders auf ihrem Album „94 Diskont“ auf Mille Plateaux zeigt.

Vielleicht sind Oval und die vergleichbaren Mouse On Mars deswegen so erfolgreich in China. Der Track „Do while“ vom Album „94 Diskont“ ist eigentlich für eine Ich-Weiss-Nicht-Wieviele-Lautsprecher-Umgebung komponiert worden und ist unfassbar meditativ. 24 Minuten hypnotischer Sound aus dem Jahre 3000, der einem den Atem raubt.

Wie wird sich Musik in der Zukunft anhören? Listen to Oval’s Vision…

„Textuell“ vom 94er Album „Systemisch“ auf Thrill Jockey, kurz bevor sich Oval 1996 trennten und Markus Popp alleine das Ruder übernahm…

Oval – Textuell
Oval – 94 Diskont.