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Pantha Du Prince & The Bell Laboratory – Elements Of Light

Henrik Weber aka Pantha Du Prince hatte es ja schon immer mit Glocken: Ihren Resonanzen, Obertonschwingungen und Klangspektren. Vormals synthetisch erzeugt, trafen die Harmonien bei Black Noise auf knochtentrockene Percussions, stoische Bassdrums und monophone Synthesizerlines. Der nächste Schritt war logisch: Zusammen mit dem norwegischen Komponisten Lars Petter Hagen aka The Bell Laboratory (Doppeldeutigkeit Galore!) widmete er sich der Technofizierung der musique concrète. Ein sechsköpfiges Percussion-Ensemble bearbeitet analoge Gongs, Triangeln, Vibrafon, Carillon und das von zwei Schweizern erst im Jahr 2000 erfundene „Hang“.

Pierre Henry, der Meister selbst, hatte Ende der Sechziger schon mit Psyché Rock einen „konkreten“ Rocktrack vorgelegt, der später auch Eingang in die TV-Serie „Futurama“ fand. Pantha Du Prince setzt diese Tradition nun fort und findet die ideale Mischung zwischen vertrackter Komposition, Avantgarde und hypnotischem Technogroove.

Die fünf Tracks sind den „Elementen“ (oder vielmehr Aspekten) des Lichts gewidmet: Wave, Particle, Photon, Spectral Split und Quantum. Da hinkt es zwar etwas, denn das Partikel ist ja das Photon, das Quantum eine Meßgröße und der Spectral Split eine Folge der Welleneigenschaft, aber passt schon.

Live sind Pantha Du Prince und Bell Laboratory am 30. und 31. Januar anlässlich der CTM.13 zu hören.

Download Elements of Light

File Under: Steve Reich, John Cage, Edgar Varèse, Pierre Henry


Eigentlich kann man ja jeden Mix des Blogs A Strangely Isolated Place sofort weiterempfehlen. Seit drei Jahren (damals im August 2009 gestartet mit Ulrich Schnauss) haben Ambient- und Electronica-Größen wie Kettel, Markus Guentner, Solar Fields, Klimt u.v.a. ihre entspannten (heute sagt man „gechillten“) Kosmen ausgebreitet.

Der neueste isolatedmix #32 stammt von Tom Honey aus Winchester, UK, der sich das schöne Pseudonym Good Weather For An Airstrike ausgesucht hat.

… a name which immediately transports you to a open field, looking skyward at clear-blue skies, a glistening sun and that feeling of dizzyness as you tilt your head back that little too far…

Der Mix ist eine gute Einführung in Toms musikalische Inspirationen. Von Ambientscapes über entspannte Gitarrentracks nähert sich der Mix epischen Momenten mit Vocals und Harmonien und hat immer einen Hauch von Eskapismus. Auf jeden Fall was für Shoegazer und Post-Rock-Fans.

Die neueste EP von GWFAA auf dem Netabel Audio Gourmet steht auf Toms bandcamp-Seite zum kostenlosen Download bereit.

GWFAA auf soundcloud

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Mitschnitt: Ulrich Schnauss im Suicide (Krake Festival 2012)

schnaussi

Bei Ulrich Schnauss gibt es nicht viel zu sagen. Es war Krake Festival im Suicide. Wir waren dabei. Während Y und G im Ambientnirvana schwebten, Eikman von den ganzen Frankfurt-Visuals sentimental wurde und Heimweh bekam, saß ich an der Wand in der Mitte auf der Couch und konnte mich voll auf die Musik konzentrieren (soweit es mit der Malibu Stacy im Kopf noch ging), weil ich von der Bilderflut nichts sehen konnte … also Ambient, wie ich mir ihn wünsche.

Müsste es viel öfter geben. Wer reanimiert eigentlich mal die ChillOut-Räume die es vor 20 Jahren noch überall gab?

Foto unter cc-by-sa-2.0 von Noelani Malley

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Platte der Woche: V.A. – Redefinition #1 – undefined [Unoiki UI003]

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Hinein ins Feld der unbekannten Koordinaten aus Noise, Ambient, IDM, Cut-Up, also gemeinhin alles, was unter Electronica läuft, nimmt uns die Compilation aus dem Produzentenkollektiv, Musiknetzwerk und Label Unoiki mit. Von Dr. Nojoke über Superlauncher, Storlon, Offtopic und elf weiteren Artists kommen die Tracks, die von Zzzzra PierrotheMoon, Kimathir und anderen weltweit verstreuten geremixt wurden.

Die Compilation zeigt wieder mal deutlich, dass es abseits des Etablierten noch den “wirklichen Untergrund” gibt, der für Experimente und Anspruchsvolles zu begeistern ist. Hier ist jeder Track eine Perle für sich, die man erst über die Zeit entdecken muss. Ein Schmetterling braucht halt auch seine Zeit, bis er aus dem Kokon entschlüpft. Die Zeit nimmt man sich auch für die Verpackung, die passend zum Anspruch, aus einer selbstgebastelten Box besteht.

Anhören und Kaufen

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Preslav Literary School Live @bei roy [13.07.2011] und @Madame Claude [18.07.2011]

Der analoge Tapedekonstruktivist Adam Thomas aka Preslav Literary School hat ein Live-Konzert im bei roy in Berlin-Neukölln bestritten, zusammen mit Helge Meyer (HH) und Man From Uranus (Cambridge).

Alleine hat der umtriebige Wahlberliner dann noch ein Set bei Madam Claude in X-Berg gespielt. Netterweise hat das Selektive Hören Archiv beide Mitschnitte online gestellt. Drone, Ambient, Noise, Sci-Fi und Found Sound für das decodierfreudige Ohr.

[via selektive-hoeren-archiv.dablweb.com]

Nachtrag: Ich höre gerade, Adam benutzt im ersten Live-Set Material das wir gemeinsam bei unseren Dreharbeiten zu Collage culturel – Episode 4 gefunden haben. Diese Episode wird auf der Collage culturel-DVD enthalten sein die voraussichtlich im Herbst erscheint.

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Preslav Literary School – Veer

On the transmediale 2011 in February, when I stepped out of the Ho Tzu Nyen Special in the Theatersaal, I happened to meet Adam Thomas aka Preslav Literary School during a live performance. After the concert I asked him if he’d like to be part of my Collage culturel series. He seemed to be interested.

Last sunday Preslav Literary School released his new album Veer on Interdisco for free.

Deeply regretting the abscence of a medium sized reefer I listened to his tracks over and over. At a first ‚glance‘ I missed some ‚vocal‘ sounds that would have to give me some geographical, ethnic or cultural orientation within the complex drones. But Preslav Literary School is not to be related in no way to new age or conventional meditation music, though there is definitely some Zen in it.

The track This Good Lesson Keep has some ‚vocals‘ and pops up or submerges or veers out of a chinese lunch box. Next we’re getting some fresh breeze of treading the boards. We’re hearing something that could be considered as Gamelan music and a japanese(?) guy is giving some harsh advices. Are we witnesses of a japanese theater group rehearsing some south-east asian black market scene? Leaving the theater slowly through the back door we’re elevating majestically above some dirty alleys. Last reminiscence to far eastern dystopia is a cookshop with japanese lanterns, providing sinister gazing pedestrians with devilled noodle soup.

Relocating ourselves somewhere between stratos- and ionosphere we are looking at something that could be the geological survey of china. Journey continues drifting round the globe in north-western direction and approaching some cathedral. Gigantic church bells with miles in perimeter and immense organ pipes celebrating a static ordination to the priesthood. Slowly turning from divine to more secular sounds we are shifting from Cage to Brahms. At the end of the track we are just dust on a sunny acre. For the time beeing we’ve found our peace with higher spheres and earthly affairs.

Dirge in Marriage is more like a tron-esque journey on the surface of a harddisc and reminds me of the eternal Selected Ambient Works Volume II by the mighty Aphex Twin, who describes his own music to be ‚like standing in a power station on acid‘. A cold, metallic wind on the polished surface of a silicon wafer, with the ‘spiral galaxies of military systems’ above our heads.

Exut reminds me of the ‚Lady in the Radiator‘-scene in Eraserhead. Somehow three or four divine pop songs, let’s say e.g. Broadcast, Donna Regina, Stereolab, Sea and the Cake or Wunder (Karaoke Kalk) are taking place coinstantaneous. The best part of a pop song processed, filtered, deconstructed and preserved for 5:22 minutes. Part of a series of experiments of how to synthesise the euphoric secrets of Pop. Verweile doch! Du bist so schön!

Veer needs definitely some time, some ‚Brainwave Synchronization‘, but it is worth the effort. With ‚Unto the Voice‘ as a tuning tool you’re prepared for some adventurous audio experience. Check it Out!

Download Veer for Free

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JJ’s Ambient-Überblick 2011

Nachdem in den letzten Jahren so ziemlich jedes elektronische Mikrogenre irgendwo sein Comeback gefeiert hat und dabei neben nostalgischer Abkupferei auch viele neue Impulse gesetzt wurden, könnte 2011 das Jahr von Ambient sein. Klar, Ambient war eigentlich nie weg, man denke etwa an die Produktionen eines Brock van Wey. So viele gute Ambient-Alben wie in den ersten drei Monaten dieses Jahres gab es aber schon lange nicht mehr.

Spannend ist dabei, dass viele Produzenten sich nicht mehr nur an den viel zu oft zitierten Vorlagen wie Brian Eno oder Wolfgang Voigts Gas abarbeiten, sondern gemäß der von Finn Johannsen ausgerufenen Devise „Vorwärts immer, rückwärts immer“ die Vorlagen um neue Akzente bereichern.

Der offensichtlichste Kandidat ist natürlich Sven Weisemann mit seinem Desolate-Projekt. Dass The Invisible Insurrection vor allem Burial-Vergleiche ausgelöst hat, ist ein nachvollziehbarer Reflex: Die klapprigen 2-Step-Rhythmen, das Rauschen, die spukigen Vocalfetzen, die hypnagogische Grundstimmung – alles wie beim Londoner. Seine Eigenständigkeit bewahrt Desolate aber durch die dezenten Pianotupfer, die die Düsterheit aufbrechen und hier viel besser zur Geltung kommen als auf Weisemanns reinem Klavieralbum Xine, das mir auf Dauer doch etwas zu eintönig war.

Düster ist auch ein Stichwort, das auf Tim Heckers neues Album Ravedeath, 1972 zutrifft. Hecker ist schon seit Jahren in seinen Platten auf dem Chicagoer Postrocklabel Kranky auf der Suche nach dem perfekten Cinemascope-Drone. Dabei war er für mich gegenüber Fennesz immer unterlegen, weil zu gediegen, man könnte auch sagen zu brav. Auf Ravedeath, 1972 kündigt schon der Titel einen Wechsel an: Endlich wagt sich Hecker aus dem Ungefähren heraus und riskiert mehr Abwechslung, mehr Unmittelbarkeit, vielleicht auch mehr Verwirrung. Die Synths im Opener ‚The Piano Drop‘ jammern wie beim 70er-Ambient-Pionier und Deleuze-Freund Richard Pinhas. Überall schwirren kleine Melodien durch die Luft und werden von Noisepassagen wieder zerstört. Statt in die Akustiktapeten-Falle zu treten wie es bei Ambient leider zu oft passiert, fordert das Album einen aufmerksamen Zuhörer und gewinnt damit auf ganzer Linie.

Weniger Wagnis, dafür umso mehr Perfektion des Bewährten gilt dagegen für die neue Ausgabe von Kompakts Pop-Ambient-Reihe. Wobei mit Blixa Bargelds Monolog zu Alva Notos sakralen Orgelklängen in ‚Bernsteinzimmer‘ durchaus auch ein Wagnis dabei ist. Ansonsten zeigen sich altbekannte Protagonisten wie Marsen Jules, Bvdub, Thomas Fehlmann und Jürgen Paape von ihrer besten Seite.

Das kann man leider nicht ganz von der kürzlich auf Ghostly erschienen Compilation SMM Context sagen. Die Tracklist liest sich mit Namen wie Goldmund, Peter Broderick, Svarte Greiner oder Leyland Kirby sehr vielversprechend, leider wird man aber den Eindruck nicht los, dass es sich nur um eine Zusammenstellung uninspirierter B-Ware handelt. Aber eine kleine Enttäuschung muss drin sein, dass Ambient-Jahr ist schließlich noch jung.

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Telefon Tel Aviv – I lied

Telefon Tel Aviv? Im Frühling des letzten Jahres führte mich meine Reisebummelei über Ägypten, den Sinai und Jordanien nach Israel. Dort landete ich letztendlich in Tel Aviv und bin seitdem vom maroden Bauhaus-Charme der weltlichen Hauptstadt Israels fasziniert.

Tel Aviv Schild gr

Wieder daheim konsumierte ich so ziemlich alles, was es in Bezug auf diese Stadt gibt, u.a. das schöne Büchlein Tel Aviv. Eine Stadterzählung von Katharina Hacker und die Krautrock-House Kuriosität Tel Aviv & Eleven Other Originals [Vinyl] von FSK.

Auch die Alben des Chicagoer Electronica / IDM / Ambient-Projekts Telefon Tel Aviv von Joshua Eustis und Charles Cooper gehörten dazu. Ursprünglich 1999 in New Orleans gegründet, landeten die beiden schnell auf dem Experimental Electronic Label Hefty Records, wo sie ihre erste LP Fahrenheit Fair Enough [Vinyl] releasten.

Irgendwie fand ich nie wirklich die Zeit mir die Alben von Telefon Tel Aviv in Ruhe anzuhören und so brauchte es auch erst den dezenten Hinweis von Christine Vaccine in ihrem letzten Mix – in Form des alle zu Euphorie-Zwecken begangenen BTM-Verstösse überflüssigmachenden Stückchen Himmelreichs I Lied mit dem Gastsänger Damon Aaro – um mich anzufixen.

I Lied ist eine elektronisch-laszive R’n’B-Nummer – von der zweiten LP Map of What Is Effortless [Vinyl] – die sich durchaus mit (This Is) The Dream of Evan and Chan von Dntel oder dem wunderschönen Track Disquiet von Static mit Christof Kurzmann messen lassen kann.

Telefon Tel Aviv haben auch zahlreiche Remixes angefertigt, die auf der CD Remix Compiled vereint sind.

Die knarzenden Electro-Rhythms, warmen analogen Instrumentierungen, souligen Vocals und der zeitweilige Breitwand-Orchester-Sound, machen alle Alben zu einem Erlebnis und auch Live machen die beiden einen guten Eindruck.

Telefon Tel Aviv – Fahrenheit Fair Enough [Vinyl]
Telefon Tel Aviv – Remixes Compiled
Static – Flavour Has No Name [Vinyl]
Dntel – Life Is Full of Possibilities

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Alec Empire – Low On Ice

Der Noise-, Digital Hardcore- und Atari Punk-Prankster Alec Empire, den ich hier mal als bekannt voraussetze, hat ausserhalb seines stahlzersägenden Oeuvres mit u.a. Atari Teenage Riot und Merzbow, auch einige subtile Alben wie z.B. Les Étoiles Des Filles Mortes oder Low on Ice auf Mille Plateaux releast.

Das Album Low On Ice – The Iceland Sessions wurde 1995 während einer Island-Tour mit Atari Teenage Riot auf Alec’s Laptop – seinem Suitcase Recording Studio – in drei Tagen aufgenommen.

Low On Ice Albumcover

Die phasengeshifteten und runtergefilterten Beats, subsonischen Frequenzen und minimalen TB-303-Lines erinnern an eine Mischung aus Biosphere und dem frühen Plastikman. Die Eiswüste von Island zieht zu den kalten Soundscapes wie im Opiumrausch am inneren Auge vorbei. Ein grossartiges Dub/Ambient-Album oder: A Very Low, Linear Analogue Trip.

Das experimentelle Video von Philipp Virus zum Albumtrack 22:24, der Einfachheit halber Low On Ice genannt, lief sogar mal auf MTV.

Low on Ice
Les Étoiles Des Filles Mortes