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Thabo – The Machines [Ornaments 016]

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Mit einem verhangenen Polka-Rhythmus und zehn Katalognummern später beginnt Thabos [zweite EP] auf Ornaments. Nach dem sommerlichen Überhit, der soundmäßig schon ein kleiner Ausreißer war – dreht sich die Nadel aus der Höhe der Euphorie in die Tiefen des Dub. Doch auch nicht allzutief.

Eher noch in der Mitte, ohne mittelmäßig zu sein, baut sich klar gegliedert alles auf, fügt sich eins nach dem anderen zusammen. Nur statt großer Geste sind es die feinen Unterschiede, die Thabo fein säuberlich herausarbeitet, ganz so als hätten ihm Bourdieus Fleischkonsumtabellen als Vorbild in Sachen minimaler Differenzen – etwas abgewandelt: ‚Das kleine ist mehr als die Summe seiner Teile‘ – Pate gestanden. Dubbiger Rave also mit angezogener Handbremse, ganz so als sei Minimal(ismus) eben doch ein geniales Konzept, statt Schindluder mit Hallräumen. Sehr gelungen dieser versteckte Hit.

[audio:http://www.ornaments-music.com/audio/ORN016_A_Thabo_The_Machines.mp3]
Thabo – The Machines
[via ornaments-music.com]

Fosters Remix von ‚The Machines‘ klingt sowas nach Moodymanns ‚Dem Young Sconies‘, dass es glatt als dessen Remix durchgehen könnte. Sofern es sich um das Fundament handelt, schließlich versöhnt er den 97er Killer aus Detroit mit kreisenden Choruspads und einer gehörigen Portion Deepness. Allerdings will der Funke nicht so ganz überspringen.

Hören und Genießen

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In The Mix: Brackles & DJ Proton

Zwei Mixe, zwei Herangehensweisen an den Sommer… also von dem Zeitpunkt des Bloggens aus betrachtet, den einer der Mixe ist vom letzten Sommer. Mit dem will ich auch anfangen, es ist ein XLR8-Podcast von Brackles der irgendwo zwischen House, 2-Step, UK Garage und Dubstep oszilliert und ein m.W. immer noch unreleastes Stück von Joy Orbison featured:

[audio:http://www.culture-jamming.de/Brackles97.mp3]
Brackles – XLR8 Podcast
[via xlr8r.com]

Wenn der Brackles-Mix die Mitte von etwas ist, was ich mal als Hardcore Techno/Detroit versus Soul/Motown-Verständnisachse von Musik eröffnen will, ist der Motor Music-Mix von realvinylz-Gastautor DJ Proton der äußere rechte Pol.

Hier ist der Soul – oberflächlich gesehen – aus der Musik ausgelöscht worden und einem unbarmherzigen Maschinentakt gewichen. Ben Klock, Joey Beltram, Tadox, Surgeon und Oscar Mulero kommen hier zum Zuge und auf seine hedonistisch-hektische Weise schaut dann doch dieses wärmende, universelle Gefühl namens Soul durch eiskalte Chords oder scharfe Saxophon-Licks herein, um dann auch schon wieder dem rhythmisch-aggressiven Kontrapunkt zu weichen. Berghain-Funk, wenn man so will.

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Platte des Tages: Kenny Glasgow – Final Frontier [My Favorite Robot 018]

Erst durch die Finger geflutscht, weil eben Kenny Glasgow. Sein rührend-nostalgisch verhaftetes Album Taste for the Low Life war schon fein, doch so richtig überspringen wollte der Funke nicht. Warum auch? Chicago und Sehnsucht passt einfach nicht so recht. Vielleicht doch mal konservativ sein, Hedonismus ist dort viel besser aufgehoben und die Sehnsucht gehört nach Detroit, dachte sich Kenny möglicherweise selbst.

Noch ein wenig Militanz in den Titel und schon war sound- und titelmäßig die Brücke zu UR gebaut, wie Bleed im ersteren Fall so passend beschreibt: “Final Frontier‘ spricht zurecht das Epos einer dieser Underground-Resistance-Hymnen an und bewegt sich in 12 Minuten von seinem melodischen Anfang über immer breiter in ihr Glück verstrickte Momente und baut sich auf, ohne das es über die weitesten Strecken wirklich eine Bassdrum bräuchte, und man hat immer das Gefühl, erst ganz am Anfang einer Enthüllung zu stehen‘.

Bis auf die ‚Enthüllung‘ unterschreibe ich alles. Weil diese Melodie wie eine schamanenhafte Formel wirkt, saugt sich das Gehirn viel tiefer hinein und das Kopfkino lässt an geheimnisvolle Maya-Tempel im Dschungel Südamerikas denken. Eher Offenbarung statt Enthüllung. Alles grün, supergrün, diamantgrün. Sasses housigere und My Favorite Robots Version ergänzen das Original. Gerade MFR setzen auf Strings und Bassline statt Melodie. James Teej hingegen geht mir mit seiner Beliebigkeit ein wenig ab. Doch gegen das Original (leider nicht auf youtube) haben alle drei keine Chance. Zu perfekt ist es.

Einziger Wehrmutstropfen: das Cover. Selten so ein hässliches Cover gesehen. Das verdirbt sämtliche Fantasien und verschandelt jeden Plattenladen.

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Kyle Hall im Video-Interview

Wer einmal Kyle Halls idiosynkratische House-Tracks auf Labels wie FXHE, Hyperdub oder seinem eigenen Wild Oats-Imprint gehört hat, könnte denken, der gerade mal 18-jährige Detroiter sei mit einer MPC im Arm zur Welt gekommen. Mit lausbübischem Zahnspangengrinsen und Ralph-Lauren-Polohemd stellt er die komplette Antithese zur großmäuligen Gangsta-Attitüde eines Moodymann oder Omar S dar, seine Tracks strotzen aber mindestens genaus so vor ungefiltert hingerotztem Maschinensoul.

Welche Rolle ein Friseurladen für seine musikalische Entwicklung hatte, was bei ihm in der nahen Zukunft ansteht (u.a. ein Remix für den an dieser Stelle schon hochgelobten Space Dimension Controller) und vieles mehr verrät er im Video-Interview für doDetroit TV.

Sound Check: Kyle Hall from doDetroit TV on Vimeo.

[via residentadvisor.net]

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Lopazz & Zarook – Studiorevox Taperecordings [Circle Music 024]

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Der Titel könnte glatt ein Gütesiegel der letzten Analog-Verfechter-Vereinigung sein – wenn es diese denn gäbe. Klingt auch recht analog. Ein angejackter House-Track, der den Blick nach Detroit nicht scheut, wartet mit ‚Samphop‘ auf die Audienz.

Diese Chords auf dem trockenen Fundament und dem aus der Ferne schweifenden Hall-Vocals – die sich dann doch verdichten – verdienten das Gütesiegel uneingeschränkt. Unaufgeräumter, flötiger mit Dschungel-Attitüde dann ‚Holltoll‘ dass sich eindeutig Richtung Mainfloor orientiert. Macht Spaß, beides.

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Gregorhythme – Beach Umbrellas Attack [Minimood 008]

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Eine angenehme unaufdringliche Wärme durchströmt die EP, die vom Namen her direkt an laue Sommernächte denken lässt, aber zur jetzigen Jahreszeit auch ein wärmendes Kaminfeuer abgibt. Da steigt das Wohlgefühl im Club. Sehr charmant und behutsam wie die breiten Chords immer nur kurz in den Tracks aufblitzen., fast schon zum Verlieben beim Titeltrack. Und ‚Isola‘ das ähnlich wirkt, wird von So Inagawa in einen sehr deepen Detroit-House-Track geremixed. Entspannt und gut zugleich diese EP.

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Platte des Tages: XDB – Lost Tape EP [WM-50211]

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Es muss nicht immer Berlin sein, wenn es um Techno geht. Aus dem südlichsten Zipfel Niedersachsens beglückt uns der Göttinger Kosta Athanassiadis aka XDB mit einer wundervollen, dem nostalgischen-verhafteten Detroit Techno-EP. Tradition verpflichtet eben, kaum einer weiß das besser als er.

Wo andere Detroit-Produzenten ‚dub‘ oder ’neo‘ produzieren, klingt auf den vier Tracks alles so als ob es schon 15 Jahre her sei, aber dann wieder so unverfroren frisch und erhaben und im Falle des niedlich-verspielten ‚My Secret Garden‘ lässt es die Glückshormone durch den Körper fluten. Ganz, ganz große EP. Schade, dass man nicht mehr von ihm hört.

XDB, Wave Music

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Mr. Bizz – Karalis EP [Kammer Musik 008]

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Definitiv alles raus diesen Monat hat Mr. Bizz auf seiner EP. Drei Entwürfe in verschiedene Richtungen, die alle bestens gelingen. Mit einem Klavierschieber auf der A, versehen mit einer äußerst dicken Bassdrum, lässt es sich immer gut tanzen.

Etwas trockener, tribaliger dann ‚Fanfara‘ das als astreiner Technotrack durchgeht. Vor zehn Jahren hätte man ihn einfach noch 10 BPM schneller gemacht, heute wirkt das auch ohne die Schnelligkeit. Auch ‚Zoom‘ hätte so funktioniert. Klassischer, zeitloser Detroitchord, der auch in den hintegründigen Spuren viel zu bieten hat. Durchweg spitze alles.

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Platte des Tages: youANDme – Close to Me [Ornaments 010]

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Ob sich da jemand einen Traum erfüllt hat, einmal Robert Hood auf der B-Seite zu haben? Jedenfalls ist diese Platte ein Traum. youANDme lassen den Dub diesmal nur sachte einfließen. Die Sounds klonken sich leicht verhallt durch Detroit, in der ein Track eine Ewigkeit bedeutet. Zwischendurch rauschen ein paar Blitze durch. Ein absolut episches Stück, um sich völligst zu verlieren und das dürfte einer der Tracks des Jahres werden.

Robert Hood lässt die 909 etwas mehr kicken, zieht das Tempo ordentlich an und funkt sich weniger episch, dafür minimaler, durch die Nacht. Aus dem Lost-in-Sound-sein wird so ein schön nach vorne gehender, hüpfender Track. Beides großartig für die verschiedenen Gesichter der Nacht.

[audio:http://www.ornaments-music.com/audio/ORN010_A_youANDme_Close_to_me.mp3,http://www.ornaments-music.com/audio/ORN010_B_youANDme_Close_to_me_Robert_Hood_Remix.mp3]
youANDme – Close To Me / Close To Me (Robert Hood Remix)
[via ornaments-music.com]

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Weltuntergangswoche

Was mir bei der ganzen Techno-Geschichtsschreibung immer schon aufgestoßen ist, ist die Tatsache, dass es immer besondere Anlässe gegeben haben soll (die sogenannte Stunde Null oder Blueprints) die als Momentum an Innovationen gelten, die es aber so nicht gegeben hat oder die auch nur auf anderes aufbauen. Beispielsweise wird dann nach dem ersten Technotrack überhaupt gesucht (wahlweise Number of Names – Shari Vari oder Model 500 – No U.F.O.). Obwohl es – wie wir inzwischen wissen – Techno schon im akademischen Umfeld der 60er Jahre gegeben hat, also ohne die Einflüsse von Kraftwerk und Co.

Doch das soll hier nicht weiter verfolgt werden, sollte dies nur ein kurzes Intro sein, um zu zeigen, dass Musikentwicklung nicht linear oder gar Black-Box-like verläuft, sondern es immer wieder abseitige oder vergessene Wege gibt, die nach n Jahren wieder auftauchen, und manchmal braucht es auch eine Dekade um persönliche missing links zu finden, die einiges mehr erklären als das kanonisierende Durchschnittswissen bereithält.

Beim Techno gab es lange zwei Versionen, die auch heute noch im Umlauf sind. Entweder ist es die Geschichte dreier junger Männer in Detroit, die sich mit Hilfe europäischem Synthie-Pops und amerikanischen Funks, plus einer Prise Alvin Tofflers Schriften ihr Techno-Universum schufen.

Zweite Variante: DAF schufen eine ziemlich harte elektronische Musik, die in Belgien zu EBM umgemünzt wurde, darüber den Weg nach Deutschland zurückfand und schließlich durch einen damaligen Frankfurter Plattenverkäufer das Label Techno verpasst bekam und sich im Umfeld des Technoclubs/Dorian Grays zum heutigen Techno entwickelte.

Allerdings fragte ich mich seit Ewigkeiten wie so mancher Produzent auf seine abgedrehten Sounds kam. Zwar halbwegs vertraut mit Kraftwerk, Jarre, dem ganzen Synthpop, Wave und auch EBM (belgischer als auch deutscher Spielart) brauchte es bis zur Lesung Jürgen Teipels (“Verschwende deine Jugend”) und dem ersten Hören von Der Plan und artverwandtem, bis mir einige Lichter aufgingen.

Seit dem Abend und einigen Startschwierigkeiten ist die unkommerziellere Variante der Neuen Deutschen Welle (NDW) von einer Unbekannten zur zweiten Lieblingsmusik nach “Techno” aufgestiegen. Dank Frank Apunkt Schneider, der neben einem fantastischen, kritischen Buch zur NDW („Als die Welt noch unterging„), auch fast eine Komplettdiskographie aller NDW-Platten aufschrieb, ist es auch als arg Zuspätgekommener möglich an den Raritäten teilzuhaben, bzw. sie ersteinmal entdecken zu können. Diese Woche wird es dann ein kleines NDW-Spezial geben.