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Tipanic & Chacki Chen aka The Mooshipeters – She Likes To [BH003]

Erstmal zum Wesentlichen: Das dritte Releases aus dem Hause Big-N-Hairy von Florian Richling aka Tipanic und dem Drum n‘ Bass-Veteranen Chacki Chen ist ein – um einen leicht pornografisch-cheesy Vocoder-Vocal („she likes to f**k me in the morning“) herum arrangierter – straight-forward Stomper, handwerklich gut gemacht und mit an Dubstep geschulten tiefen wobbligen Bässen, mit einem echt merkwürdigen Break nach ca. drei Minuten.

She Likes To

Die Frage bei den Releases von Tipanic auf Big-N-Hairy scheint mir allerdings eher zu sein, für wen diese Musik eigentlich produziert wird: Mit beiden Augen auf den Dancefloor und das Hands-In-The-Air schielend (oder eher starrend), State-Of-The-Art-Producing mit allen technischen Raffinessen, aber irgenwie blutleer und zu bemüht den Big-Beat-verseuchten Dancefloor zu erobern. Mehr Form als Inhalt, aber ohne die eklektische Galanterie der Postmoderne.

Der Edelsüss Spezial Remix nimmt etwas Tempo raus und groovt Motorbasshaft-housig, was ziemlich swingt und spätestens nach Minute 2:40 den letzten Arsch zum Tanzen gebracht hat.

Der Australier Wax Motif verleiht dem Track ein Disco/Breaks/Tech-House-Gewand mit Space Invaders-Synthesizern und -bleeps, verfällt aber im Laufe des Tracks zu sehr in ausgelatschte Vorstellungen von Dynamik und Trackstruktur.

Spätestens beim Remix von Nicole Hensei aka Ravissa beginnt das Vocal wirklich zu nerven, wofür der ordentlich pumpende Electrohouse-Track – der rasant an Fahrt gewinnt – eigentlich garnix kann. Mehr von den weiblichen Vocalsamples hätte ich mir gewünscht, ansonsten echt OK…

Der Bonustrack pair of kings hat auf der Vocal-Schiene ein besseres Händchen, leider blitzt hier wieder Tipanics Vorliebe zu >Rockbeats und -gitarrensounds durch, die ich nicht wirklich teile.

Durchschnittliche, gut produzierte Club-Single, die sicher ihre Fans finden wird.

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Es ist doch nur Musik [h1 – Fernsehen aus Hannover]

Der letzte Post liegt nun schon 2 Wochen zurück, was unter anderem daran liegt, das ich in geheimer Mission nach Hannover musste, was mir – in einer einsamen Nacht in einem drittklassigen Hotel – das Vergnügen verschaffte, eine Folge der Sendung Es Ist Doch Nur Musik auf dem Hannoveraner Regionalsender h1 zu sehen.

Dort besprachen sich, in herrlicher Post-VIVA-Lo-Fi-Optik, zwei Männer – mutmaßlich Musikjournalisten – mit erstaunlicher Sachkenntnis und einer Menge Witz.

Es ist doch nur Musik logo

Es handelte sich um Matthias Wieland und Bernd „Tiga“ Schwope, zwei aus dem wohl insgesamt zehnköpfigen Team der Sendung. Obwohl die Sendung vom Moderator mehrmals als Aufzeichnung entlarvt wurde, wurden eingespielte Videos mittendrin unterbrochen, was dieser mit den Worten kommentierte, da sei das falsche Video ausgekramt worden und das richtige könne man jetzt nicht finden. Dieses und die merkwürdig-amateurhaften Kamerapositionen und Schnitte kreierten eine leicht surreale Atmosphäre, zu der die ausgewählte Musik wunderbar beitrug.

Zwar kamen auch die beiden geschmäcklerischen Herren nicht um die neuen Alben von Mia. und Klee herum, aber immerhin nutzte Herr Wieland eine Mia.-Rezension der Zeitschrift Intro um deren musikalisch unterbelichtete Rezensentin elegant vorzuführen, hatte die doch einen Walzer-Part in Mia.s neuer Single Mein Freund als Tango bezeichnet.

Auch die Tatsache, dass Bernd Schwope Nu Jazz und Brazilectro als ‚anspruchsvolle Musik‘ bezeichnete, kann man wohl nur im Hannoveraner Mikrokosmos verstehen, wenn man weiß, dass Schwope einen Club im Hannoveraner Asodissen-Viertel am Raschplatz betreibt, der im gegebenen Umfeld wohl tatsächlich extrem distinguiert sein dürfte…

Im Rahmen der Sendung wurden Platten von Lady GaGa, Calexico, The Faint, Martina Topley Bird, 3-11 Porter und Rex The Dog vorgestellt und besprochen, was im deutschen Musikfernsehen erst mal einer nachmachen soll.

Apropos Rex The Dog: Der – mittlerweile als nicht Daniel Miller seiend – geoutete Produzent Jake Williams hat ja gerade sein erstes Album draussen, das nach der 12″ Frequency nun schon seit 4 Jahren erwartet wurde.

Ich war ja am 26. August 2005, als Rex the Dog auf der TOTAL 6-Party im Rahmen des c/o pop Festivals erstmalig seine Identität lüftete, persönlich anwesend, kann mich aber nur noch an massives Abfeiern zu seinem Hit I Look Into Mid Air erinnern und nicht mehr an sein Gesicht.

Rex Comic

Das Album The Rex the Dog Show weist rextypische Abgeh-Tracks im Drei-Minuten-Popformat auf.

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Paul Frick – House Got Soul

Paul Frick wurde in Berlin geboren und fing bereits im zarten Alter von sieben Jahren an Piano zu spielen. Es folgten Kompositionsstudium, Ausflüge in Orchester- und Kammermusik, Theatermusik und Experimentalmusik. Sein Hobby neben all dieser E-Kultur scheint der Pop zu sein. Zur House-Musik kam Frick über Heavy Metal-Gitarre, MCing, Keyboarden und HipHop-Produzententum.

Paul Frick myspace Pic

Auf dem Karaoke Kalk-Sublabel Kalk Pets und dem spanischen Label 30porumalinha hat er bzw. wird er EPs veröffentlichen und für das Deutschlandradio hat er sogar seine Stimme für die Hörspielreihe Professor van Dusen geliehen.

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Free Download: Various Artists – Ghostly Swim [Ghostly International]

Das mir bis dato völlig unbekannte Label Ghostly International Records aus Ann Arbor, Michigan und Spieleschmiede, Cartoon-Network und Musiklabel [adultswim] haben zusammen eine Electronica / IndieRock / Disco / IDM / Minimal / Downtempo / SynthPop / Experimental-Compilation zum FREIEN DOWNLOAD zusammengestellt.

Das Ergebnis: Meine Lieblingscompilation des Jahres 2008! So eine überraschungs- und abwechslungsreiche Mixtur aus postmodernen Musikstilen verlangt eine 1:1-Rezension, an der ich mich gerne versuchen möchte.

Ghostly Swim Cover

Michna – Tripple Chrome Dipped
Der zwischen „Miami to Brooklyn, NY“ lebende Adrian Michna eröffnet den Ghostly Swim-Reigen und hat sich offensichtlich einen 8Bit-Sampler gekauft, mit dem er seinen Gesang Art Of Noise-mäßig über einen trockenen Synthbasslauf arrangiert. Überhaupt scheint Michna teilweise in den 80igern steckengeblieben zu sein, veröffentlicht er doch tatsächlich noch MixTAPES und zwar Super Crispy Mega Ultra Fly-Cassette Only.

In der ersten Hälfte kommt Tripple Chrome Dipped zwar nicht so richtig aus dem Quark, aber nach geschlagenen 2 1/2-Minuten stürzt der Sampler ab und der Track gewinnt kurz vor der Zielinie durch eine Synthline kräftig an Fahrt, die leider dann so schnell verschwunden ist, wie sie begonnen hat. Damit steht der Track aber exemplarisch für das fragmentarisch-prozesshafte Wesen der gesamten Compilation.

Dabrye – Temper
Einer von zwei mir bekannten Musikanten auf diesem Sampler, der Glitch-Hop-Produzent Dabrye aka Tadd Mullinix aus Ann Arbor, Michigan, liefert eine gewohnt hochwertige Kopfnicker-Beatprogramming-Nummer mit eingestreuten Rap-Vocals und Sägezahn-Bassline ab, deren Air-Raid-Sirenen-Intro die Fröhlichkeit von Michna gleich mal souverän konterkariert.

The Chap – Carlos Walter Wendy Stanley
Die vier gealterten Londoner Kunststudenten von The Chap sind quasi die schnelle-und-dreckige Variante von LCD Soundsystem, wenn auch Carlos Walter Wendy Stanley mit seinem Stakkato-Schlagzeug und dem Pogo-Gitarrenriff m.E. zu den schwächsten Tracks von Ghostly Swim gehört.

Dark Party – Active
Weiter fährt der Ghostly Swim-Zug in die Dark-Elektro / Funk-Gefilde des New Yorker Bloggers und Produzenten Eliot Lipp aka Dark Party, dessen teilweise in Reverse-Schleifen laufenden Basslines und Sheffield-Bleep-Parts extrem Drexciya-inspiriert und damit phatt klingen, aber auch ein wenig melancholisch wie ein Elch auf dem Weg zur Kastration.

Tycho – Cascade
Der Hang zur Melancholie haftet auch den Boards of Canada-Produktionen an, doch halt, dies hier sind ja garnicht BoC, das ist Grafikdesigner und Musiker Tycho aka Scott Hansen aus San Francisco, der es sich anscheinend zur Aufgabe gemacht hat BoC-Stücke 1:1 zu imitieren.

Cascade jedenfalls könnte direkt aus dem Frühwerk von BoC stammen, mit der mysteriös wispernden Frauenstimme, den Spieluhrmelodien und dem knallharten BigBeat-Drumprogramming. Am Schluss packt Tycho noch die Lagerfeuergitarre aus und spätestens jetzt ist ihm keiner mehr böse dafür, dass er als bekennender Epigone grossartige Musik produziert.

JDSY – All Shapes
JDSY aus Michigan steuert den funky Hirnexpander All Shapes bei, auf dem eine asynchrone Casio-Melodie und eine gelangweilte Jungsstimme versuchen extrem Lo-Fi zu sein. Mit 1:56-Spielzeit eher eine Genre-Miniatur, denn ein Track, aber als solche durchaus funktional.

Deastro – Light Powered
Was soll man dazu sagen? Giorgio Moroder meets Visage, eine darke New-Wave-Bassline und ein Plastik-Disco-Synth-Riff treffen auf eine rotzig-sequentierte Punkbassdrum. Dies ist im Prinzip Querschnitt, Essenz und nackte Wahrheit der 80iger-Jahre in einem.

Hochnotpeinlich, aber geht ab wie Hölle und wird bei erhöhtem Alkohol- oder Ecstasy-Pegel die Hände mit Sicherheit in die Höhe treiben. Deastro aka Randolph Chabot Jr. stammt übrigens aus Detroit und bezeichnet seine Musik selber als deutsch / japanisch / italienischen Pop!!!

Matthew Dear – R+S
Matthew Dear gilt als vom Minimal-Techno-Funk Thomas Brinkmanns inspiriert, hat aber anscheinend statt einer Mike Ink-Maxi eine Platte von Depeche Mode erwischt, die kraftvoll gegen den amtlichen Minimal-Stomper anleiert. Klingt wie ein Schützenfestdisco-Besuch auf LSD.

FLYamSAM – The Offbeat
FLYamSAM ist Flying Lotus und The Offbeat hält, was der Titel verspricht. Ein Madlib-Beatgeklappergerüst stolpert asynchron vor sich hin und wird von analogen Synths umschmeichelt. So würde vermutlich die musikalische Liebeserklärung eines Doozers klingen.

Cepia – Ithaca
Huntley Miller aus Minneapolis aka Cepia wärmt dagegen auf charmant-altmodische Electronica-Art das Herz. Melancholische Synth-Harmonien treffen auf dekonstruktivistische Gitarren-Ruinen die traurig schluchzen, wovon sich das trockene Drumprogramming denkbar unbeeindruckt zeigt. Das ist allerdings so prägnant-mittig, dass man eigentlich den Warnhinweis „Vorsicht! Kann bei zu großer Lautstärke einen Schädelbasisbruch verursachen!“ auf das Cover drücken müsste. Postmoderne Lagerfeuermusik.

Aeroc – Idiom
Aus New Mexiko stammt Geoff White aka Aeroc, dessen etwas lieblos durch sämtliche DSPs gedrehter Track eher nervt als verzückt. Ist wahrscheinlich Geschmackssache, aber angesichts des edlen Umfelds auffällig farblos.

The Reflecting Skin – Traffickers
The Reflecting Skin ist eigentlich ein surrealer Filmklassiker von Philip Ridley, nach dem sich ein Produzent aus Ann Arbor benannt hat. Traffickers klingt wie ein Bunker Records-Crack-Alptraum der frühen Unit Moebius oder Rude 66 und macht somit dem surrealen Charakter des Namensgebers alle Ehre.

Diese Musik gehört in einen retrofuturistischen Atombunker, in dem die Sicherheitsanlagen nach einem Lockdown verrücktspielen und sich die wenigen Überlebenden vor herumrasenden Acid-Robotern verstecken. Wicked!

School Of Seven Bells – Chain
Chain tut dann so als wenn gar nichts gewesen wäre und eine leicht vocoderisierte Frauenstimme singt davon, dass sie irgendetwas reminded. School Of Seven Bells aus Brooklyn sind eine richtige Band, die Zwillinge Claudia und Alejandra Deheza sind offenbar bildhübsch und klingen wie Out Hud oder Neulander, also Indierock auf Ecstasy mit Elektronik an Bord.

Ben Benjamin – Squirmy Sign Language
Was haben Chris Isaak und David Lynch gemeinsam? Nun, Wicked Game gehörte zum Soundtrack einer Schlüsselszene von Wild At Heart und Chris Isaak durfte in dem Kinofilm Twin Peaks – Fire Walk With Me einen FBI-Agenten spielen, der alsbald von mysteriösen Kräften vom Erdboden verschluckt wurde. Die ätherisch-somnambule Campfire-Gitarre von Isaak kann also durchaus mit einem dunkel-mysteriösen Doppelcharakter gelesen werden.

Dies dachte sich wohl auch Ben Benjamin aus Ypsilanti (sic!), Michigan und lässt auf einige sehnsuchtsvollen Gitarrenfiguren eine darke Drill’n’Bass-Orgie folgen, die Visionen von BOB heraufbeschwören, der die Ferienfreizeitatmosphäre mit einer blutigen Axt in einen Alptraum verwandelt. Aber Ben Benjamin ist sicher ein netter Kerl.

Kill Memory Crash – Hit+Run
Kill Memory Crash aus Chicago sind NuRave-Industrial der harten Sorte. Metalldrums und Sägezahn-Synths, als wenn EBM nie aufgehört hätte zu existieren. Sie selber nennen das Frankenstein Electronic und ähnlich anachronistisch wie der Mythos ist auch ihr abgefucktes Punk-Genöhle. Nicht meins.

Osborne – Wait A Minute
Todd Osborn aka Osborne, der auch aus dem ulkigen Örtchen Ypsilanti kommt, hat mal Waffen für die Air Force designt, was ihn für mich nicht unbedingt zum Sympathen macht. Seiner Musik hört man diese Profession jedoch nicht an: Daft Punk-mäßige Vocoder-Stimmen schauen um die Ecke, funky Gitarrenlicks und eine fröhliche Synth-Melodie bilden eine handwerklich einwandfreie aber leider recht uninspirierte House-Nummer. Als DJ mixt er allerdings auf Teufelkommraus.

Milosh – Then It Happened
Waschechte Electronica kommt dann gegen Ende des Albums auch noch zum Zuge, Mike Milosh aus Toronto ist Labelmate von Dntel und auch fast genauso schön. Romantische Komposition, entrückter Gesang und die obligatorischen elektronischen Störmanöver um den Kitsch zu bekämpfen. Der Mann hat Potential…

10:32 – Blue Little
… genau wie 10:32 die leider unGooglebar sind. Im monochrom-Jahrbuch #2 gibt es unter der Rubrik Rezensionen einige Uhrzeiten-Rezensionen, leider fehlt aber die Uhrzeit 10:32, die knapp nach dem Knoppers-Werbespot um 9:30 und vor der Schnapps-Uhrzeit 11:11 liegt. Von jetzt an aber steht 10:32 für relaxten Folk-Hop, der mit Tommy Guerrero und dem tollen Album A Little Bit Of Somethin‘ Anfang des neuen Jahrtausends das Licht der Welt erblickte. Blue Little ist etwas komplexer und der Titel sehr selbstreflexiv, denn genau das ist der Track: ein kleiner elektronischer Laptop-Blues.

Mux Mool – Night Court
Den Abschluss der famosen Compilation macht Brian Lindgren aka Mux Mool, der auf seinem Night Court den Pimp gibt. Eine grossmäuliger Cowbell-Swingbeat rockt die Hölle und da er sich selber als Outsider deklariert, ist das vielleicht – hobbypsychologisch gesprochen – eine musikalische Kompensationsleistung. Seine Drum EP – das Ergebnis einer persönlichen Challenge eine Woche lang einen Beat pro Tag zu programmieren – kann man hier herunterladen. Wenn solch cooler Lo-Fi-HipHop aus einer gestörten Kindheit resultiert: Zerrüttet Eure Ehen!

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Cobblestone Jazz b/w Jamie Lidell – 23 Seconds / JIM

Die Kanadier Tyger Dhula, Mathew Jonson und Keyboarder Danuel Tate von Cobblestone Jazz krochen kürzlich via last.fm in meinen Aufmerksamkeitshorizont und blieben dort erstaunlicherweise über Wochen hängen.

Zwar verhandeln Cobblestone Jazz auf dem Album 23 Seconds nichts, was nicht auch schon in den Mid-90ies von Carl Craigs Innerzone Orchestra, dem grandios bescheuerten Pulsinger-Projekt The Private Lightning Six auf dem Album They Came Down oder der wegweisenden UR-2×12″ Dark Energy touchiert wurde, aber die klassische Art Synthesizer-Texturen mit Fender Rhodes-Chords und jazzigen Tunes zu würzen hat ihren Reiz immer noch nicht verloren.

Jazz Cover

Auf dem Album gibt es einige wundervollen Momente u.a. eben der Titeltrack 23 Seconds oder Lime In Da Coconut, die dem Sound der oben genannten Vordenker ein freshes, extrem tanzbares Tech-House-Gewand verpassen.

23 Seconds
23 Seconds [Vinyl]

Ein anderer Wiedergänger des vertrackten 90ies Elektrofunk ist Jamie Lidell, der seinerzeit zusammen mit Christian Vogel das potentiell und hypothetisch geniale Projekt Super_Collider (bereits Ende der 90er mit modischem Unterstrich) betrieb.

Potentiell und hypothetisch deshalb, da ich mich nie so richtig mit dem leicht sperrigen, trockenen, antiessentialistischen Funk der beiden anfreunden konnte. Meine Schuld!

Noch weniger begeisterte mich allerdings der Wandel von Lidell zur britischen Version von Jan Delay oder zum „the best album that Prince never made“-Produzenten. Der Sound des neuen Albums JIM ist mir bisher denn doch zu untight und verdaddelt, aber im Sat.1-Frühstücksfernsehen von der ahnungslosen Sprecherin als „sonniger Gute-Laune-Soul mit Klimper-Piano und sanfter Stimme“ bezeichnet zu werden, das hat der Gute nun auch wieder nicht verdient.

Super Collider – It Won’T Be Long [Vinyl]

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Christian Prommers Drumlesson Vol.1

Christian Prommer, of Trüby Trio-, Fauna Flash– and Voom:Voom-Fame, hat es gewagt: Massive Klassiker der Techno- und House-Geschichte im Jazz-Quartet-Gewand.

Wie viele Fehler man bei diesem Cover-Vorhaben machen kann, haben unzählige Synthesizer-Classics, Jazz goes Pop und Acid-Jazz-Compilations vorgemacht. Von verdaddelter Beliebigkeit bis zu stupider Harmonisierung der Loop/Hookline/Sample-Ästhetik des Track-Formates.

Christian Prommer hingegen hat alles richtig gemacht: Grossartige Ausgangsstücke (Anthems wie Can You Feel It?, Strings Of Life, Higher State of Consciousness oder Beau Mot Plage sind fest im kollektiven Gedächtnis der Liebhaber elektronischer Tanzmusik verankert), kompetente Jazz-Grössen wie den Allround-Schlagzeuger Wolfgang Haffner oder Pianist Roberto di Gioia und die eigenen Hipster-Nase.

Das Christian Prommer – Drumlesson Vol. 1 [CD] auf Sonar Kollektiv kein Novelty-Gag ist, merkt man allein daran, dass man die Originale nicht kennen muss (zwei oder drei Stücke sind selbst mir unbekannt :-)) um die musikalische Stringenz zu begreifen. Alle Tracks sind freejazzig in ein anderes musikalisches Medium transkribiert worden und funktionieren dort ohne grossen musikalischen oder theoretischen Hintergrund.

Inwieweit die Transformation auch umkehrbar ist, wird sich im Herbst auf der Drumlesson Vol.2 zeigen, auf der Techno-Produzenten Jazzkompositionen interpretieren werden.

Christian Prommer – Drumlesson Vol. 1 [CD]
Strings of Life / Space Jam [Vinyl]
Beaut Mot Plage / Rex Drums [Vinyl]

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Theo Parrish

„Love of the music should be the driving force of any producer, performer or DJ. Everything else stems from that core, that love. With that love, sampling can become a tribute; An expansion on ideas long forgotten, reconstruction, collage. Using the same understanding openly and respectfully can turn DJing into a spiritual participation. It can turn a few hours of selection into essential history; Necessary listening through movement.“
Theo Parrish

Der in Chicago aufgewachsene Produzent Theo Parrish kam schon mit vierzehn Jahren zum Chicago House und in Kontakt mit Produzenten wie Larry Heard, Lil Louis, Farley Jackmaster Funk, Mike Dunn oder Frankie Knuckles.

Theo Parrish

Nachdem er nach 1994 nach Michigan gezogen war, ergaben sich lebhafte Kontakte mit der Detroit-Techno-Szene und erste Veröffentlichungen. Sein eigenes Label Sound Signature betreibt er seit 1997. Seine Philosphie ist es, Jäger und Sammler von Sounds zu sein, da man sich sonst nur wiederholen könne, was im Endeffekt zu Stagnation führe. Deswegen begibt Parrish sich mit seinem Field-Recorder auch auf immer neue Klangsuche in den SubUrbs von Detroit.

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Friedrich Liechtenstein – Daily Soap

Crooning und Clubsounds, das war bisher die Domäne des Wiener Urgesteins Louie Austen. Doch dass Männer um die Fünfzig, zudem wenn sie das Missing Link zwischen Frank Sinatra und Erobique darstellen, das Genre Electro Pop oder Electronica als ihr natürliches Jagdrevier betrachten dürfen, beweist der Berliner Schauspieler und Poet Friedrich Liechtenstein.

Natürlich und zurecht möchte Liechtenstein nicht mit Austen verglichen werden, hat er doch mit seinen deutsch-englischen Text-Collagen und bizarren Stories einen eigenen, einzigartigen Mikrokosmos geschaffen.

Der Pop- und Independent-Porn-Star mit seinen abgefahrenen Dance-Moves, Electric Slides und seinem einzigartigen Charme hatte bereits unzählige Auftritte in den Metropolen Berlin, Wien, Bremen und Lille. Selbst junge, charmante und attraktive Damen reißen sich um Interviews mit Liechtenstein, wie sein Kurzportrait beweist:

Please Have A Look From Above [CD]
Terrestrische Wellen EP [CD]

Produziert wird Liechtenstein u.a. von Arnold Kasar, mit dem er zusammen das Duo Liechtenstein & Kasar bildet. Ihr neues Album heißt Daily Soap und wird voraussichtlich im März/April 2008 auf Fabrique Records erscheinen.

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Depeche Mode – Behind The Wheel (Shep Pettibone Mix)

Robert E. Pettibone, Jr. aka Shep Pettibone, geboren 1959 ist ein Plattenproduzent, Remixer, Songwriter und DJ, der ein Innovator in der Kunst des Remixen war. Er splittete eine Aufnahme in ihre Komponenten und kombinierte daraus einen längeren, clubfreundlicheren Track für den Dancefloor.

Seinen Remix-Arbeiten waren sehr schnell heißbegehrt von Größen wie The Pet Shop Boys, New Order, Janet Jackson, Cathy Dennis, Madonna oder Erasure, die bei ihm Hilfe für Charterfolg suchten.

Shep Pettibone hat mit seinen Remixen daran mitgearbeitet den Early Underground House Sound in den Pop-Mainstream zu bringen, was ihm natürlich nicht nur Freunde eingebracht hat.

Shep benutzte tape splicing und andere Editing-Methoden um repetitive Stakkato-Rhythmen zu erzeugen. Auch Tape Delay und digitale Delay-Effekte gehörten zu seinem Standardwerkzeug.

Ende der 80iger etablierte er eine Trademark, eine sequenzierte Snare-Drum, die wie eine Maschinenpistole klingt. Die „bazooka snare“ identifiziert die meisten seiner Remixe zwische 1988 und 1992.

Auf der Depeche Mode – Behind The Wheel (Remixed By Shep Pettibone)-12″, auf der auch ein netter Cut n‘ Paste-Route 66-Remix von The Beatmasters ist, zeigt Shep seinen Remixkünste, indem er den Synth-Poppern mal ne knackige Bassline verschafft.

Behind the Wheel (Remixes) [Vinyl]

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Luke Vibert & Jean-Jaques Perrey Present: Moog Acid

Der Beat-Junkie Luke Vibert hat sich für sein Album Moog Acid [Vinyl], auf dem Experimentalmusik-Label Lo Recordings, mit Jean-Jacques Perrey einen der Pioniere elektronischer Musik ins Studio geholt.

Perrey, der 1929 in Frankreich geboren wurde, hat 1965 – zusammen mit Gershon Kingsley – die elektronische Musik aus der Avantgarde-Ecke befreit. Sie produzierten auch für das Massenpublikum goutierbare elektronische Musik in einer Mischung aus field recordings á la Musique Concrète, Ondioline und Moog. Mit der LP In Sound From Way Out schufen sie den Space Age Pop. Perreys Elektronikmusik diente immer wieder als Sample- und Remixmaterial für Musiker jüngerer Generationen.

Die illustre Instrumentenliste für das Moog Acid-Album umfasst alle möglichen Vintage-Synths wie Minimoog, Polymoog, Moog Modular, Moog Voyager, Moog MG-1, Ondioline, Prophet T8 und einen EMS Vocoder 1000.


JJP und LV

Moog Acid enthält alle Stile, die man von so einer kreativen Partnerschaft erwartet: Verrückte Cut-Ups mit JJ Perrey’s Original Sample-Material, Drum n‘ Bass-, Disco-, HipHop- und Funk-Beats, die Stimme von Jean-Jacques, begleitet von Trompete, Sitar, Percussions und der oben aufgeführte Moog-Riege. Ein äusserst inspiriertes und spaßiges Album.

Jean-Jaques Perrey – Moog Indigo
JJP & Gershon Kingsley – In Sound From Way Out
Moog Acid
Moog Acid [Vinyl]