Artikel
0 Kommentare

Platte des Tages: Joel Mull – Sensory [Truesoul 004]

TRUECD04-350

Nun endlich das Album von Joell Mull auf Truesoul. Wobei der Terminus Album trotz Intro- und Outrotrack nicht auf ein ganzes Konzept passt, ist es doch mehr eine Ansammlung von Clubtracks. Techno, nur weniger hart als der Output des Schwesterlabels Drumcode, der auch so gut geht.

Der bereits releasten Orgelkiller ‚Holographic‘ und das topfschlagende ‚Danny Boy‘ sind ebenso drauf, wie das housige mit den unheimlich geilen Vocals bestückte ‚Sunday2Sunday‘, in dem eine Frauenstimme alle Wochentage aufzählt.

Einfach alles gute bis sehr gute Tracks, wobei das Highlight des Albums ein ChillOut-Stück ist. ‚Sensory‘ erinnert an Weltraumabfahrten, Space Nights der 90er und ist der perfekte Ruhepool für Mitten in der Nacht. Killer!

Mehr auf Truesoul

Artikel
0 Kommentare

Paul Ritch – Spoke [Drumcode, DC074]

dc74

Schöner schwerer Looptechno. Genau das richtige für diese Jahreszeit. Drückend, angemessen scheppernd und dabei immer mit einem Quentchen Hypnose, das in der Post-Ketamin-Ära einfach dazugehört. ‚Wonderland‘ geht so voll auf, besonders da es ein perfekt-verhalltes Frauensample besitzt, das ganze ohne heteronormativen Charakter auskommt.

Mit mehr Geklöppel und ohne Vocals kommt ‚Blue Light‘ aus, das von untenrum doch mächtig schiebt. Geradezu leicht ist ‚Spoke‘. Fluffiger Housethrill im Fabrikhallengewand, lässt es den ein oder anderen Sonnenstrahl ins Gebäude und ein warmes Lächeln auf die Gesichter. Richtig gute EP.

Artikel
0 Kommentare

Dreher & Smart – Cábula EP [Dekadent Schallplatten, Dkdnt017]

dkdnt017

Nach der letzten, etwas schwächeren, EP des Labels startet diese voll durch. Auf der A klar der Hit. Wurmeliges Techno, dezent von hinten kommend und immer spannungsgeladener werdend, dürfte es einige Peaktimes erfreuen.

Doch der eigentliche Killer wartet auf der B. Mit ‚Drehalitäten‘, einem Jack, der von Walgesängen, Hintergrundchords und einem vertrackten HiHat-Spiel durchkreuzt wird, schaffen die beiden einen Track für die Ewigkeit, der wohl niemals in späteren Best-Of-Charts auftauchen wird. Die ‚Frostbeule‘ ist dann der Kompromiss zwischen Beiden und bedient mit einiger Wärme den ewigen Berlin-Sound der Nuller. Killer EP soweit.

Artikel
0 Kommentare

Nihad Tule & Nima Khak – Framework [Drumcode DC069]

dc069

Weg von diesem industriellen Neo-Haudrauf-Charme der letzten Releases begegnen uns mit dieser EP des Duos aus Stockholm gleich mehrere neue Akzente. Zum einen ein minimalst an ein sanftes U-Boot-Signal erinnernder Sound, der, in auf seiner nach vorne gehenden Bassline und einem positiv nervös-treibenden Drumherum, eine geschickte Unterseemaschine voll modernster High Tech darstellt. Vergesst also den Seewolf. Krieg wollen die beiden eh nicht führen.

Mit ‚Smut‘ auf der B rutscht Tule leider wieder zu stark in das altbewährte Schema zurück. Das macht er zwar geschickter als andere, der Treffer versenkt trotzdem nichts. Übrig bleibt also eine herausragende A-Seite.

Artikel
0 Kommentare

Detroit: Hinterhof-Garage plays Kinderzimmer-Techno

Die Generation der ersten Punks und NDWler konnten sich noch damit brüsten, wenn ihnen ältere Menschen hinterhergerufen haben, dass man sie „bei Adolf“ vergast hätte. Techno zog dann nicht ganz so große Hasstiraden auf sich. Noch nicht einmal die Titulierung „Negermusik“, wie es sich Ältere für Elvis Presley oder Hip-Hopper in den 80ern anhören mussten, kam für Techno in Frage. Doch auch wenn Menschen als direkte Beschimpfungsprojektionsflächen ausgedient hatten, gab es freilich andere Varianten.

Sie zielten – da Techno die Technik stark betonte – auf eben das Technische ab. Ihre Protagonisten wurden für Grenzdebil gehalten, das dies ja Computermusik sei und kein handgemachter Rock. Zwar kann mir bir heute niemand erklären warum Rock mehr „handgemacht“ sein soll als andere Formen der Musik und was überhaupt „handgemacht“ ist, aber Vernunft und ignoranter Hass schließen sich in den meisten Fällen aus. Und heutzutage, da selbst diese Menschen ausgestorben zu sein scheinen und eh alles mit allem in einem eklektisch-gleichmacherischen Einheitsbrei verschwindet, sind diese Fragen auch egal oder eher für die kulturhistorische Forschung interessant. Und wer will schon gegen Szenen hetzen, wenn Rassismus wieder salonfähig ist, also von verrauchten Stammtischen in den von ihren Vertretern so genannten „Qualitätsjournalismus“ eingezogen ist.

So erscheint demnächst das – meines Wissens – erste Album einer Rockband die Technoclassics covert. Nachdem Orchester Jeff Mills spielen und Techno schon als durch den Latino-/Jazz-/Swing- und Klavierwolf gedreht wurden, covern The Dirtbombs aus Detroit eben jene Klassiker, die einer ganzen Nostalgiebewegung heute noch Tränen in die Augen treibt. Detroit als eine Stadt mit einer großen Jazz-, Rock-, Techno- und Motown-Tradition gibt sich nun selbstreferentiell. Großartig!

Erscheinen wird das Ganze am 11. Februar auf In the Red.
Tracklist und via: XLR8R

Artikel
0 Kommentare

Jesper Dahlbäck – Moggl [H Productions, HPX045]

moggl.jpg

Da ist wohl jemand auf den Fastnachts-Button seiner Synthies gekommen und das nervt gewaltig, aber ‚Cripx‘ macht zum Glück nur ein Drittel der EP aus. Dann lieber das dunkel-minimalistische ‚Cvan‘ mit einer nicht zu starken distorted 909, die weiß, wie sie die Alarmgeräusche einbettet. Soviel Horrorshow darf dann sein und wenn das zwischendurch noch nach Topfschlagen auf der Kinderparty der Addams Family klingt, ist der beglückte Dancefloor nicht mehr weit. Und der Titeltrack ‚Moggl‘ ist nicht nur feinster Techno mit Industrial-Anleihen, sondern könnte mit den scheppernd gefilterten Schmutz-HiHats auch mühelos aus Marc Acardipanes Tresor-Album stammen. Gute EP mit einem Ausreißer nach unten.

Artikel
0 Kommentare

Joseph Capriati – Save my Soul [Analytic Trail]

ant001.jpg

Angelehnt an Electro beginnt das Album, was natürlich freudig stimmt, aber auch sonst begeistern die Bildzeitungen in den Bäumen, die nach vierzig Stunden Wachheit ohne empirische Begründung einfach so erscheinen. Ein Trugschluss? Ach, wer will schon Wahrheit wissen, wenn Techno im Spiel ist. Oder wenn die Polka in Mädchengestalt erscheint und Wassereis verteilt. Und da es ein Album ist, natürlich Ruhepausen. Floorfiller fehlen trotzdem nicht. ‚GMID‘, ‚Save my Soul‘ und das Brett ‚From Stortoget to Big Ben‘ wissen, warum Joop ohne Kochrezepte Essen zubereiten kann. Album für zuhause und Club zugleich – das freut natürlich!

Artikel
0 Kommentare

Platte des Tages: Oktoberfest [1998, Auftrieb 008]

Wolfgang Voigt hätte sich keinen besseren Titel für diesen Track ausdenken können. Denn auch wenn die Quelle des Tracks alles andere als aus Bayern stammt, so deckt er dessen unbewusstes Potential voll auf: als Blaskapellensteilvorlage, dass es – ohne platt zu sein – wunderbar in Techno integriert werden kann. In 98er Techno, wohlgemerkt, als Väth gerade auf dem Heckmann-Trip war – dieser mit seiner Ton, Steine, Scherben-Serie ein mittelgroßes Sägezahnrevival einläutete, das von Berlin (Taksi) bis München (Kurbel) reichte und eben der anderen Rheinstadt Köln zu einem Schatz meiner Plattenkiste verhalf.

Definitiv kein Kanonklassiker, für mich aber immer wieder spielenswert. Sowas konnte man damals noch vor stinknormalen Schülern auf einer Abiparty spielen – neben Rush und den Space DJs – was heute unmöglich wäre, so ein Statement abzulassen, dass auch noch freudig angenommen wird. Aber das nur am Rande als kleine Kulturkritik 😉

Das zünftige Sample stammt übrigens aus dieser Quelle.

Artikel
0 Kommentare

Cari Lekebush – Bodysnatcher [H-Productions 042]

hpx42_packshot.jpg

Auf seiner zweiten EP setzt Lekebush auf HiHat-Tackern und leicht verzwurbelte bis schräge Sounds mit denen er an seine Erstlingswerke auf Influence Records anknüpft, zumindest bei ‚Bodysnatcher‘, so unverfroren oldskoolig kommt es daher mit den Snares und Cowbells. Auch ‚Shivering‘ gemahnt an die 90er, doch hier dreht sich alles um ein Arpeggio und der plattgedrückten Beat erinnert an die guten Tage von Thomas P. Heckmann. Mit beiden neuen Maxis steigt die Vorfreude auf das Album enorm.

Artikel
0 Kommentare

Cari Lekebush – Macabre [H-Production 041]

hpx041.jpg

Mit gleich zwei neuen EPs – kurz vor dem Albumrelease – beglückt uns der Schwede diesen Monat. ‚Macabre‘ ist durch und durch fließender Techno, der doch immer wieder leichte Spannungsakzente setzt, mit den leicht verstimmten Sounds, und die Synapsen in Verzückung springen lässt. ‚Goth Night‘ flacht dagegen ab, nicht nur die Bassdrum, auch die ganze Stimmung, entwickelt jedoch einen sphärischen Charme mit den verhallten Vocalfetzen. Gut für die frühen Stunden.