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Curro González – Como un monumento al artista

Schon ein paar Mal bin ich an der Skulptur »Como un monumento al artista« von Curro González vorbeigegangen. Sie steht im Hof des CAAC – Centro Andaluz de Arte Contemporáneo in Sevilla. Beim ersten und zweiten Mal habe ich sie als aufdringlich und etwas plump empfunden – zu sehr Hyperrealismus. Aber gestern – thematisch vorbelastet durch unsere Blogdebatte »Intrinsisches Entertainment« habe ich ihre Bedeutung und Komplexität voll erfasst.

Artist 3

Zu sehen ist ein Künstler, der ausgerüstet ist wie ein Ein-Mann-Orchester: Posaune und Bassdrum auf dem Rücken, Tröte und vorgeschnallte Mundharmonika. Dabei trägt er ein um 180°-verdrehtes Basekapp und eine seltsame Sehvorrichtung – halb futuristisch, halb Steampunk. Auf einem vor den Bauch geschnallten Brett ein Laptop, eine Staffelei und eine Farbpalette und über ihm schwebend eine semiprofessionelle Kamera. So sieht Curro González den contemporary artist.

Künstler_innen sind schon mindestens seit der Epoche der Romantik in einen überhöhenden Diskurs eingespannt, der ihre Arbeit verklärt und den Sonderstatus des künstlerischen Individuums betont (wozu das u.a. geführt hat, dazu auch hier).

González macht sich in seiner Allegorie über das Bild des – i.d.F. männlichen – Künstlers als One-Man-Band lustig. Einer der alles können und alleine machen muss – und davon immer mehr. Außerdem muss er das »Gate of Fame« passieren (hier dargestellt durch ein Siegertreppchen), damit seine Arbeit überhaupt etwas bedeutet.

»… the ultimate aim of the artist is to achieve a success that will guarantee the preservation of his name and work for posterity.«

Normale Menschen und die »Zweitbesten« haben hier keinen Platz. Die futuristische Brille symbolisiert den speziellen, einzigartigen Blick des Künstlers, Palette und Laptop weisen auf die veränderten Arbeitsbedingungen im 21. Jahrhundert hin. Vor den Füßen des Künstlers liegt ein Stück Scheiße. Der Künstler ist so sehr mit der Handhabung seiner Produktionsmittel beschäftigt, dass er im nächsten Augenblick hineintreten wird. – Wer unaufhörlich mit allen Mittel an seiner Karriere arbeitet, der merkt gar nicht mehr, wenn er in Scheiße tritt … Amen to that!

Doch die Installation geht noch ein Stück weiter. Passieren Besucher_innen die Skulptur ertönt eine Fanfare. Eine Kamera im Inneren der Brille des Künstlers macht ein Foto der überraschten Besucher_innen, die so – vor der Kulisse des ehemaligen Cartuja Klosters – zu einem Teil des Kunstwerks werden. Die so entstandenen Aufnahmen finden sich an anderer Stelle in der Ausstellung auf einem Monitor wieder.

Ich interpretiere das so: Wer ständig sein Publikum im Auge hat, während er künstlerisch arbeitet, der wird irgendwann zum Spiegel des Publikums. Und das Publikum applaudiert sich dann selbst.

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