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Ametsub – The Nothings of The North [Mille Plateaux]

Ungefähr fünf Jahre nach dem Zeitpunkt an dem die Frage, ob es Mille Plateaux-Labelbetreiber Achim Szepanski jemals ernst war mit den Verweisen auf das Hauptwerk der französischen Poststrukturalisten Deleuze und Guattari, keinen mehr interessiert hat, steht das einstige Force Inc. Sublabel wieder in den Startlöchern, sogar mit eigenem Sublabel Cluster.

Meiner Meinung nach hat der Mille Plateaux-Betreiber die Theorie des Rhizoms eher in der populären Auslegung der Medientheorie – als Metapher zur Beschreibung von Hypertext-Netzwerken – verstanden und somit eine zwar komplexe, aber seinerzeit übliche techno- technikaffine Metapher für die Musik geschaffen. Folgerichtig gehörten auch die genrebildenden Clicks&Cuts-Compilations, die die CPU und ihre Fehler zum musikalischen Gegenstand erhoben, zum zentralen Oeuvre des Labels.

Diese Compliation findet jetzt ihre späte Fortsetzung in der Version 5.0 Paradigm Shift. Das Cover erinnert an frühere Autechre-Platten, aber halt, um die Compilation soll es hier gar nicht gehen. Ich habe sie ein paarmal nebenher laufen lassen, aber bisher ist noch nicht viel hängengeblieben. Eine Platte die aber durchaus meine Aufmerksamkeit erregt hat, ist das Album The Nothings Of The North von Ametsub aus Tokyo.

Die Musik vom Ametsub ist eine leise aber hochkonzentrierte Meditation über eisgesprenkelte Landschaften. Beim ersten Hören macht die Musik den Eindruck von Fragilität und Belanglosigkeit, wie ein hübsches aber uninspiriertes Gemälde. Dann entdeckt man aber den entscheidenenden Farbtupfer, den musikalischen Kontrapunkt, sei es ein hübsch sägender Mikrokorg, wie wir ihn von Dorian Concept kennen, oder eine Fennesz-eske Rauschperkussion.

Das Album dürfte sein volles Potential erst im Herbst entfalten, wenn die Zeit für längere Listeningsession wiederkommt und insofern war der VÖ-Termin etwas unglücklich gewählt. Jetzt kaufen, im Oktober auspacken …