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Diggin‘ The Crates: Fennesz – Endless Summer

Zwei Drittel des Covers Himmel, ein Drittel Wasser. Die Sonne steht für Sonnenuntergangsverhältnisse noch ziemlich weit hoch am Himmel, von links und rechts schieben sich gemütliche Abendwolken in das Bild, die weder besonders schlechtes noch besonders gutes Wetter, vielleicht lediglich ein bisschen Kühle verheißen. Der Himmel hat den leicht magentastichig-orangefarbenen Teint den er auch hierzulande an Baggerseen annehmen kann, jedoch würde ich den Enstehungsort des Bildes eher in Nordspanien vermuten. Für Europa sprechen die kontrollgesellschaftlich von unten-links nach rechts ins Bild ragenden Schwimmbereichsabgrenzungsbojen.

Fennesz - Endless Summer

‚Schwimmen über diesen Punkt hinaus auf eigenen Gefahr‘ und sowieso ist die Badezeit für heute, vielleicht auch bald für den Rest des Jahres vorbei. Das Schöne in diesem Bild ist der Augenblick des Vergehens in der Versprechung der ewigen Wiederkehr eines solchen Moments und genau da korrespondiert das Artwork perfekt mit der Musik von ‚Endless Summer‘.

Eigthy-8 – If you Think Radiohead’s KID A is Weird, Then You Should Really Hunt This Music Down ist eine Playlist von Paul Morley betitelt, in der er darüber philosophiert warum Radiohead mit KID A nicht ein halb so großes Risiko eingangen sind wie es manchem Rolling Stone-Leser vielleicht schien. Denn, so Morley, Radiohead riskierten lediglich ein Publikum zu verlieren und nicht jemals eines zu haben. Dann folgt eine Liste von 88 großen weirden Alben.

Endless Summer von Fennesz ist so ein Album, es ist für mich das endlich eingelöste Versprechen hunderter Minimal-Techno-Maxis, langweiliger Ambient-Collections und anstrengender Krachplatten.

Hier ist die Drone, das Störgeräusch, die Statik, das Knistern einem einzigen Zweck untergeordnet: Die bestmöglichste, allgemeingültigste, verstörendste, atemberaubendste, herzstoppendste, monochromatischste, opakeste und fragilste Vision eines ‚Endless Summer‘ hörbar zu machen.

Ein Sommer der immer nur in der Erkenntnis seiner zeitlichen Begrenztheit so schön ist, dass man ihn für immer haben will. Was wiederum ein Widerspruch in sich ist.

So sind die schönen Momente, die Fennesz auf ‚Endless Summer‘ erzeugt, auch unter diversen Klangschichten vergraben und man/frau muss sich den klanglichen Sonnenuntergang erstmal erarbeiten, bevor er in vollster Klarheit erscheint. Dann ist er auch manchmal schon wieder weg oder bleibt überraschend lange, wie in ‚Happy Audio‘.

Eine *öhem*, ja, eine… Jahrhundertplatte.