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#fail: Daniel Kübelböck – Angel

Ich bin heute vollgeschleimt worden!

Und das meine ich nicht metaphorisch. Ich fuhr mit meinem Fahrrad an der Ecke Greifswalder/Danziger und hielt mich an dem Ampeldrücker fest um auf Grün zu warten. Meine Hände fassten in eine zähflüssige, kühle Masse, die ich in der ersten Schrecksekunde für Nasensekret hielt. Angeekelt betrachtet ich meine Hand in der sich der Schleim von Mittelfinger bis Zeigefinger spannte. Erleichtert stellte ich mit einem Blick nach oben fest, dass es sich wohl um frischen Plakatkleister handelte, der – allzu großzügig aufgetragen – ausgerechnet dieses Plakat befestigte:


Daniel Kübelböck

Vielen von uns noch als einer der Kandidaten von DSDS 2002/2003 bekannt, hat der selbsternannte Popsänger Daniel Kübelböck seinen 2007 begonnen Imagewechsel vollendet. Schon damals fiel er mir durch seine an multiple Persönlichkeitsstörung gemahnende Redeweise auf:

Auf jeden seiner O-Töne folgte im Millisekundentakt ein in gepresster Stimme vorgetragener „ironischer“ Kommentar, bei dem nie deutlich wurde, wen oder was Kübelböck den nun eigentlich persiflierte.

So ist nun nicht ganz klar, ob der Imagewechsel als Berlin-Mitte-Cheesy zu gelten hat oder ernstgemeint ist. Wahrscheinlich beides und irgendwie auch egal …

Die Single Angel ist ab dem 26. September „auf allen Internet Portalen erhältlich“.

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Nahrungsmittelspekulation: Deutsche Bank will Dokumentarfilm zensieren

Pressemitteilung des Zentrum für Politische Schönheit:

Berlin, 16.12.2011, 11:07 Uhr

Die Deutsche Bank droht mit rechtlichen Schritten und Schadenersatzklage gegen einen Film über Nahrungsmittelspekulationen, sollte nicht eine Passage des Pressesprechers Frank Hartmann herausgenommen werden. Der Pressesprecher wird dahingehend zusammengefasst, dass nicht die Händler von Banken, sondern die Menschen in Somalia für ihre Armut selbst verantwortlich seien. Daraufhin bestätigt Hartmann: „Natürlich sind die selbst schuld!“

Der Aussage, Menschen in Somalia seien selbst schuld, sich die überhöhten Getreidepreise nicht leisten zu können, droht nun Zensur.

Die Deutsche Bank hat angekündigt, Strafantrag wegen Verletzung des § 201 StGB zu stellen und den Film per 19.12.2011 zu verbieten. Der Leiter der Rechtsabteilung der Deutschen Bank fordert mit Schreiben vom 14. Dezember 2011, „die weitere Verbreitung und Vorführung des Interviews von Herrn Hartmann in dem Film zu unterlassen.” Die Deutsche Bank behauptet, der Pressesprecher habe ein “vertrauliches Hintergrundgespräch zu Ihrer persönlichen Information” geführt, das nicht für die Öffentlichkeit bestimmt gewesen sei.

Der Kameramann des Films, Firas Sabbagh, erklärt: „Der Deutschen Bank ist peinlich, was ihr Pressesprecher gegenüber dem Zentrum für Politische Schönheit öffentlich erklärt hat. Frank Hartmann wurde darüber aufgeklärt, dass das Gespräch aufgezeichnet wird.” – Auch die CSR-Abteilung der Deutschen Bank, aufgescheucht von der Passage, die nicht so recht ins Bild sozialer Verantwortung passen will, bot Gespräche an. Jetzt droht die Bank, sich an der Freiheit der Kunst zu schaffen zu machen.

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#fail: Martyn – Ghost People

Zugegeben: Nach der Red-Serie (Red 1-3) von Dave Clarke Anno ’94 und ’95 war eigentlich alles über detroitige Chords gesagt. Um so schwerer wurde es, durch geschickte Setzung der Noten und dem Einsatz von Echo, Delay, Reverb und Velocity, aus diesem Sound noch einen Kitzel herauszuholen. Dieser schwierigen Aufgabe haben sich die Dubstep- und Dubtechno-Produzenten unserer Zeit gewidmet, mit immer wieder guten Ergebnissen.

Einer der das auch konnte (und in seinen Remix-Arbeiten auch immer noch kann) ist Martyn. Auf kaum ein Album hatte ich mich dieses Jahr mehr gefreut als auf Ghost People und wurde bitter enttäuscht.

Während Great Lengths eins meiner Alben des Jahres 2009 war, ist Ghost People die Enttäuschung des Jahres 2011. Damals schrieb ich über Great Lengths:

Martyn importiert auf Great Lengths immer genau ein Stilmittel-Setup pro Track, seien es Chicago-typische Handclaps und mittige Snares, sowie Casio FZ-1 artige Mikrosamples in Elden St., Dave Clark Synth-Stabs in Vancouver oder Tribaldrums in Is This Insanity?.

Ähnliche Elemente findet man auch auf Ghost People, doch die Magie des Vorgängers ist vollständig abhanden gekommen. Chords, 909-Drums und Arpeggios wirken uninspiriert aneinandergereiht, so als habe hier einer einen Aufguss seines Erfolgsrezeptes versucht. Der Titeltrack ist biederster Chord-Einheitsbrei und Alldayallnight klingt wie eine besser gemasterte DJ International-Platte von 1989. Eher Regression als Reminiszenz. Die militärischen DJ Skull-Snares in Horror Vacui machen in der Tat Angst: Angst vor der Leere seelenloser Dubstep-Produktionen.

Nicht alles ist schlecht auf Ghost People: Popgun rast mit einer groovenden Bassline nach vorne und erweckt alte Public Enemy-Essentials wie den Terrordome-Guitar Lick und Chuck D-Stöhner wieder zum Leben. Twice As groovt ganz amtlich und We Are You In The Future klingt so wie ein moderner Global Communication-Track. Von Martyn hätte ich allerdings mehr erwartet, zumal in der illustren Labelnachbarschaft vom Brainfeeder-Label. Bleibt die Hoffnung auf bessere Remixe. Von Martyn selbst und von den Tracks des Albums.