Artikel
0 Kommentare

Russische Zustände

Der in Moskau lebende Krautreporter Oliver Bilger hat einen schönen Artikel über die politische Opposition in Russland geschrieben und dabei den russischen Ideologieapparat kritisch unter die Lupe genommen. Ich habe zu wenig Sachkenntnis um die Fakten zu prüfen, aber folgende Passagen fand ich dann doch ganz amüsant:

»Statt für Politik interessierten sich die Menschen vor allem für ihre eigene materielle Situation und die Verwirklichung eigener Ziele.«

»Zwischen Regierenden und Volk galt in den 2000er Jahren ein ungeschriebener Gesellschaftsvertrag: Das Volk bekommt ein Stück vom Wohlstand ab, dafür mischten sich die Bürger nicht in die Politik ein und störten die Elite nicht, während diese die größten Pfründe unter sich aufteilte.«

»Im Parlament saß und sitzt nach (sic!) bis heute nur eine Systemopposition, die bei der Politik-Inszenierung eine Rolle bekleidet, im Grunde aber keine Relevanz hat.«

Und da beschleicht mich doch die Frage: Oliver Bilger, bist du dir ganz sicher, dass du nicht über die politische Situation in Deutschland geschrieben hast???

»Selbst als die Krise längst ausgebrochen war, hat die Bundesregierung noch darauf gedrängt, dass die griechische Regierung alle Rüstungsverträge mit der deutschen Rüstungsindustrie (…) einhält und dementsprechend der Rüstungsetat bei den Haushaltskürzungen geschont bleibt. Bei allen EU-Maßnahmen zur Krisenbekämpfung, die vom EU-Rat auf den Weg gebracht wurden, hat die Bundesregierung zu allererst darauf geachtet, dass die Interessen der deutschen Wirtschaft und des deutschen Finanzsektors bedient werden.«

Jürgen Klute

»Trotz der Dominanz der (olympischen) Spiele durch die Konzerne, belaufen sich die geschätzten Kosten für den Steuerzahler zwischen 11 und 24 Milliarden Pfund, während Grossbritannien tiefer in eine Rezession schlittert und die Briten gezwungen sind Sparmassnahmen zu tragen, für eine Krise, die sie nicht verursacht haben.«

alles-schallundrauch.blogspot.de

Artikel
0 Kommentare

testcard #24 – Bug Report. Digital war besser

Am 26. November erscheint die vierundzwanzigste Ausgabe der testcard. Ich habe diesmal einen Text über den berüchtigten Roboterjournalismus und die Rolle der künstlichen Intelligenz in der Literatur der Zukunft geschrieben: „Der Autor im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“.

„Der Prozess der Automatisierung von Arbeitsprozessen ist wahrlich nichts Neues, aber bisher betraf er häufig niedrig qualifizierte oder stark repetitive Tätigkeiten, also abstrakte Arbeit die in unserer Gesellschaftsform nur einen geringen Tauschwert erzielt. Das Neue am Gerede vom Roboterjournalismus ist die Angst vor den »kreativen« Algorithmen. Plötzlich betrift die Automatisierung nicht mehr nur eintönige und gesellschaftlich gering geschätzte Arbeit sondern das Herz der menschlichen Kultur. Die Fähigkeit zur kreativen Schöpfung!“

Wie immer ist die aktuelle Ausgabe ein Feuerwerk an popkulturellen Inspirationen und Cutting Edge-Theorie irgendwo zwischen Dada und akademischem Diskurs. Natürlich gibt es auch einen ausgiebigen Rezensionsteil von Ton und Text.

testcard #24: Bug Report. Digital war besser

„Immer wenn ich eine brave Hausfrau lamentieren höre: „Aber warum müssen sich Regierung und Opposition wegen jeder Kleinigkeit miteinander streiten! Warum arbeiten sie nicht zusammen, um unsere Probleme zu lösen?“, weiß ich mit Gewißheit, daß ich eine Wählerin der Rechten vor mir habe.“

Sergio Benvenuto

„Wir brauchen das Copyright und damit den Begriff des Originals um im existierenden System als Kulturproduzent_innen überleben zu können und sollten uns doch, im Interesse eines freien Zugangs zur Kultur für alle Menschen, von der Dichotomie zwischen Original und Imitation befreien.“

Read: Ars Gratia Artis?

Artikel
0 Kommentare

testcard #23 – Transzendenz

Heute erscheint die dreiundzwanzigste Ausgabe der testcard. Ich habe einen Text über die Avantgarde-Trash-Ephemera Vaporwave geschrieben, mit dem Titel „Was soll denn eigentlich verschwunden sein – Vaporwave und die Leere hinter der Oberfläche“. Wer Vaporwave nicht kennt, für den gibt es dieses schöne Video zu Einführung:


Und wer oder was ist testcard?

»testcard«, Anthologie zur Popkultur und Popgeschichte, hat sich als in dieser Form einzigartige Buchreihe etabliert. Für »testcard« schreiben führende Kulturwissenschaftler_innen und Journalist_innen aus dem In- und Ausland. Die Beiträge zu Popmusik, Film, Kunst und Gesellschaft stehen in der Tradition der Cultural Studies.

»testcard« bildet eine Plattform für Themen und Meinungen, die sich in den Mainstream-Medien kaum mehr finden.

testcard Beiträge zur Popgeschichte #23: Transzendenz – Ausweg, Fluchtweg, Holzweg?