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In The Mix: DJ Proton – Mach 7

„Der Weltraum: Unendliche Weiten… Aus der Tiefe des Raums dringt ein statisches Rauschen an das Ohr des Funkoffiziers, Interferenzen stören den Empfang … langsam schält sich aus der Statik ein majestätischer Stringsound, eine kosmische Gelassenheit stellt sich ein bis, ja, bis nach einigen Minuten ein nervöses Hi-Hat-Gezischel die Stille durchbricht. Es steigert sich zur unerträglichen Spannung und ein gigantisches Industrialgewitter ergießt sich über die Crew … „

Vor einigen Nächten hatte ich einen Fiebertraum, der auf einer schönen, leicht tropisch verregneten Südseeinsel begann. Aus irgendeinem traumimmanenten Grund wurde ich für eine Expedition in die Zukunft ausgesucht, ich sollte etwas in Ordnung bringen oder eine Nachricht abholen. An einer Art Hafenmole gab es eine Röhre mit Sicherheitsschleuse. Innen retrofuturistisch-militärisches Inventar und ein langer techno-steriler Flur mit leichten Verfallserscheinungen und tropfenden Minilecks. Die Schäden an Flur und Wänden waren unvermeidliche Folgen des Verbrechens, das hier an der Struktur von Raum und Zeit begangen worden war.

Mehr und mehr schwanden mir auf dem Weg durch den Tunnel die Sinne und irgendwann war ich auf der anderen Seite, in einer verbeulten Metallkapsel. Draußen erwartete mich eine bizarre, fremdartige Welt. Ein endloses Gewimmel von Klapp- und Schiebetüren in spitzen, stumpfen und unwahrscheinlichen Winkeln, ineinander angeordnet und eingehängt, eine Tür öffnete die andere oder klappte in dieser nach oben. Anstelle eines Raumes wartete hinter jeder Tür ein neues Türarrangement. Über jede Tür war eine kleine, aus grauem Hartplastik angefertigte, Radareinheit angebracht.

Ich fragte mich, welche Informationen aus solchen Mikroradaren gewonnen werden konnten. Ein multidimensionales Strukturmodell der Türenwelt und ihrem geschäftigen Treiben? Ständig öffneten sich Türen und Serviceroboter erschienen und sirrten an mir vorbei. Mein nächster Gedanke war, schnell aus diesem Labyrinth zu verschwinden, doch dann wurde mir klar, dass diese ganze Welt aus nichts anderem bestand und die Roboter wohl die einzigen Nutzer der Radardaten waren. Eine solipsistische, um sich selbst kreisende Welt, unter der Erde, ohne Anfang und Ende.

Wenn man sich ein wenig Punk – im Guy Debordschen Sinne – im Herzen bewahrt hat und die Radardaten durch Mikrosamples aus Hip Hop, Hip House und Detroit Techno zu einem „straight forward bangin‘ Techno“-Mix vereint werden, ist ein solch dystopischer Traum ein Hochgenuss. Und kondensiert hat diesen Traum ein weiteres Mal der Köln-Eigelsteiner DJ Proton, im siebten Teil seiner Mach-Serie.

Jesus Christ, Shut Up and Listen!

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