Zu meinem großen Bedauern mußte ich am Freitag feststellen, dass Creative Commons die Sampling Plus-Lizenz eingestellt haben. Sampling Plus war eine Lizenz die wie geschaffen für das Remix- und Mashup-Zeitalter war, das ja jetzt auch im Suhrkamp-Verlag angekommen ist. Nur mit der, von der kalifornischen Avantgarde-Band Negativland mitentwickelten, Sampling Plus-Lizenz war es möglich die kreative Transformation eines Werkes für kommerzielle Zwecke zu erlauben und gleichzeitig 1:1-Kopien für kommerzielle Zwecke zu untersagen. Wie gesagt: Wie geschaffen für das Remix-Zeitalter.
Die Gründe für die Aufgabe von Sampling Plus werden hier dargelegt, sind aber keineswegs zufriedenstellend.
Es gibt nun keine Lizenz mehr die ganze Werke wie Videoclips, Songs oder Texte vor ungewollter kommerzieller Verwendung durch Dritte schützt UND es gleichzeitig erlaubt aus ihnen zu samplen, zu remixen oder ein Mashup zu erstellen und dies kommerziell zu verwerten. Dies wäre aber meiner Ansicht nach eine notwendige Bedingung um dem Begriff commons gerecht zu werden, der ursprünglich den Teil des Gemeindevermögens bezeichnete „an dem alle Gemeindemitglieder das Recht zur Nutzung haben.“ Ich habe zum Beispiel kein Interesse daran, dass Dritte meinen Film ‚Culture Jamming“ kopieren und kommerziell aufführen, aber würde einen Remix sehr begrüßen. Wenn endlich Begriffsklarheit zwischen Kopie, Plagiat, Remix und Mashup herrscht, dürfte die Sampling Plus-Lizenz auch weiter an Bedeutung gewinnen.
Creative Commons schreiben in der der Begründung es gebe eine ungenügende Nachfrage nach dieser Lizenz, was insofern komisch klingt, als dass sie diese Lizenz schon seit über einem Jahr in ihrer „Choose A License„-Rubrik NICHT mehr angeboten haben. So kam man vor allem auf den Seiten ccmixter.org und freesound.org mit dieser Lizenz in Berührung.
Freesound sei aber die „only major site using sampling+“ gewesen und habe jetzt auf die „BY“ und „BY-NC“-Lizenzen umgestellt. (Mehr zu den Lizenzen hier) Das ist natürlich kein gutes Beispiel, da auf Freesound größtenteils Samples angeboten werden und keine „eigenständigen Werke“. Dass die Nutzer dieser Seite mit einer speziellen Sampling Plus-Lizenz nicht viel anfangen konnten, kann kein Argument sein. Ein Film wie „A Remix Manifesto“ ist ohne diese Lizenz nicht denkbar.
Ein weiterer Grund sei die „schwierige“ Implementierung in einen simplen „machine-readable“-Code, was irgendwie fadenscheinig klingt, sollte doch die Lizenz die Technik bestimmen und nicht umgekehrt selbige von technischen Möglichkeiten eingeschränkt werden.
Ich hoffe wirklich, dass Creative Commons auf längere Sicht wieder eine Lizenz schaffen die wortgetreue Kopien für kommerzielle Zwecke untersagt UND gleichzeitig das Remixen für kommerzielle Zwecke erlaubt. Das ist die einzig sinnvolle Lizenz für das Remix-Zeitalter!!!
Wer will kann hier einen entsprechenden Kommentar hinterlassen…
Update (15.09.2011): Mike Linksvayer, der Vize-Präsident von Creative Commons, hat mir versichert, dass man die Sampling Plus-Lizenz trotzdem weiterhin verwenden kann und mir die Nutzung einer BY-NC Lizenz mit separater Erlaubnis für kommerzielle Remixe empfohlen.