Artikel
0 Kommentare

Skacid

Skacid ist wahrscheinlich das kurzlebigste Genre der Welt und bezeichnet einen kleinen Ausflug von Ska in die House-Music zwischen 1988-1989. Wie der beknackte Name schon sagt, ist es eine Mischung aus Ska und Acid. Geschaffen wurde der Name in dem Track Mental Ska von Longsy D, als Bezeichnung für den neuen HipHop-Reggae-Style. TR-909-Percussions, oft ein toastender MC, eine Sequenzer-Horn-Sektion und manchmal TB-303-Basslines.

Der Breakbeat wird durch einen hochgepitchten Reggae-Riddim ersetzt, beispielweise haben Double Trouble & The Rebel MC auf Just Keep Rockin‘, das Intro von Mr. Big Stuff von Jean Knight benutzt.

Rebel MC – Street Tuff „Live“
Street Tuff [Vinyl]
Rebel Music [Vinyl]

Die vermutlich einzige Skacid-Compilation ist Ska Beats 1 (sic!) auf Beechwood Music. Der aktuellste mir bekannte Skacid-Track ist Brom aka Wolfgang Voigt mit Jazz/Ska auf Kreisel 99.

Artikel
0 Kommentare

808 State – Pacific

Wohl einer der Meilensteine meiner musikalischen Sozialisation wurde gesetzt, als ich, beim sonntäglichen Hören der britischen Charts, Ohrenzeuge des Traumschiff-On-Acid-Klassikers Pacific von 808 State werden durfte.

Ein Roland Juno 106 gibt hier den James Last und die TR-808-Drumbox war ja sowieso entscheidend an der Nomenklatur der Band um Graham Massey, Martin Price und Gerald Simpson aka A Guy Called Gerald beteiligt.

Das Sopran-Saxophon lässt zwar zunächst nichts Gutes erahnen, aber, konterkariert mit der Asepsis von hummeliger Bassline, Regenwald-Samples und trockenem Drumpattern, pendelte sich der Track zu einem veritablen Stück elektronischer Musikkultur ein.

Pacific 202 (1989) [Vinyl]
Utd. State 90 [Vinyl]

Wie soviele ihrer Leidensgenossen mussten 808 State auch in eine Chartshow in der Graham Massey gezwungen war einen Yamaha WX7 MIDI Wind Controller zu spielen.

Kurz nach dem Hit kollaborierten 808 State mit dem britischen Weissbrot-MC Tunes, auf der LP The North At Its Heights, wobei Tunes sich alle Mühe gibt die artifiziellen Soundscapes und Prager Philharmonie-Samples von 808 State kaputtzurappen. Tanzen kann man dazu nicht, es sei dann man ist eine geklonte Riesenerbse.

Artikel
0 Kommentare

Paul Rutherford – Get Real

Einen der merkwürdigsten Side-Steps ins Genre Acid House hat wohl Paul Rutherford, Tänzer und Background-Vocalist der Gruppe Frankie Goes To Hollywood, abgeliefert.

Er war einer der beiden „geouteten“ Schwulen der Band und somit wohl an hedonistischer Dance-Musik interessiert. Durch seine Beziehung mit Holly Johnson, sowie eines der ersten öffentlich sichtbaren Nipple-Piercings und einem Herz-Tattoo am Arm, gelangte er zu gewisser Berühmtheit und einer sehr kurzen Solo-Karriere.

Aber im Gegensatz zu anderen hastig zusammengeschusterten Acid House-Mixen – von Stars wie Samantha Fox oder Paula Abdul – ist der Track Get Real von 1988 ein Burner. Phatte Acid-Bassline, rauchig-samtige Vocals, Reggae-Soundsystem-Billo-Effekte und ein knallhartes Drumpattern.

Get Real (Happy House Mix) [Vinyl]

Artikel
10 Kommentare

Larry Heard aka Mr. Fingers – Chicago House

Larry Heard aka Mr.Fingers aka Loose Fingers aka House Factor aka Fingers Inc. (zusammen mit Robert Owens und Ron Wilson) etc. ad libitum, der Mann, der den Maschinen den Soul beigebracht hat, wurde 1960 in Chicago geboren und begann unter dem Einfluss seiner Eltern schon früh Schallplatten zu kaufen.

Nach einer beeindruckenden Anzahl von Bands in denen er als Schlagzeuger mitwirkte, kaufte er sich eine Roland TR-707 und einen Roland Jupiter 6-Synthesizer, mit denen er 1986 innerhalb weniger Tage die Tracks Mystery Of Love und Washing Machine produzierte. Mystery Of Love enterte die Nummer 10 der Billboard-Charts.

Der absolute Durchruch gelang Larry Heard mit Can You Feel It, einem Instrumental-Stück, zu dem später die Acapella-Vocals von Chuck Roberts hinzugefügt wurden. Dieses Acapella-Stück wurde zuerst auf My House von Rhythm Controll verwendet, aber die zeitloseste Stimme in der Geschichte der Dance-Musik, passt wesentlich besser zu Can You Feel It.

Can You Feel It [Vinyl]
Washing Machine [Vinyl]

Jack, die mythisch aufgeladene Initationsfigur von House, wurde hier unsterblich gemacht. Der phatte Bassline-Sound, der von Larry Heard live eingespielt wurde, ist dem Alpha Juno-2 von Roland zu verdanken. Mit seinem smoothen, warmen Produktionsstil, den soulschwangeren Vocals und langen Instrumentalpassagen prägte Mr. Fingers das Subgenre Deep House, zusammen mit den damals konkurrierenden Labels Trax Records und DJ International, auf denen er veröffentlichte.

Die vielen Monikers, die Heard benutzt, gehen ihm zufolge auf George Clinton zurück, der auch unter unzähligen Namen veröffentlicht hat. Sein Spitzname Loose Fingers wurde ihm von seinem Bruder verliehen, da Larry immer gefaket hat ein Instrument zu spielen, indem er die Finger schnell darüber bewegte.

Die Vocals auf dem zweiten grossen Hit What About This Love? kommen übrigens von Larry Heard selber, da David Hollister nicht im Studio erschien und Heard den roughen Vocal-Track einsingen musste, um die Melodie zu erinnern. Aus der Notlösung wurde ein Klassiker des Deep House.

Introduction [Vinyl]

Die spezielle Produktionsweise, das Aufnehmen eines Tracks in ein oder zwei Takes, ohne Overdub, der four-to-the-floor-Drumbeat als universelle Rythmussprache, der weitgehende Verzicht auf Samples und die „The First Cut Is The Deepest'“-Philosophie sind seitdem das Markenzeichen für den speziellen Sound von Larry Heard.

Ein aktueller Track The Sun Can’t Compare ist 2006 erschienen. Ein wunderschöner, aufs wesentliche reduzierter, subtiler Acid House-Track mit souligen Vocals.

Artikel
0 Kommentare

Krush – House Arrest

House Arrest (The Beat Is The Law) von Mark Gamble und Cassius Campbell aka Krush (oder The Hawaiian Krush), war ein Cut and Paste-Hit von 1987 und kann somit in einem Atemzug mit Beat Dis, Doctorin‘ The House und Theme From S-Express genannt werden.

Krush – House Arrest [Vinyl]

Die Bassline des Tracks stammt von einem Minimoog-Synthesizer und die weiblichen Vocals für den Chorus hat Ruth Joy beigesteuert (die jetzt mit der Detroit-Techno-Legende Kevin Saunderson verheiratet ist). Produziert wurde der Top 40-Hit von Mark Brydon, der auch Teil der Band Moloko ist.

Mark Gamble ist einer der Vorreiter des Sheffield-Dance-Sounds, zu dem später auch Altern-8 und Bizarre Inc. gehörten und der sich um das Label Network Records bildete, auf dem wiederrum auch Derrick May und Kevin Saunderson veröffentlichten. Er hat auch eingie Mixe und Edits zur Compilation The FON Mixes von The Art Of Noise, entstanden in Mark Brydons FON Studios in Sheffield, beigesteuert.


Fon Mixes Cover

FON Mixes [Vinyl]

Artikel
6 Kommentare

Code 61 – Drop The Deal

Das belgische Projekt Code 61 um Renaat Vandepapeliere, dem Gründer von R&S Records, produzierte in den 80ern einen der wenigen New Beat-Tracks die die europäischen Charts erreichten: Drop The Deal

Insgesamt eine uninspirierte Cut and Paste-Nummer, die sich in eine lange, unerfreuliche Reihe strohdummer Sample-Pop-RipOffs einreiht.

Der Code 61 Live-Gig eines New Beat-Papstes und dreier Chassidim in einer französische Chartshow, nimmt nicht nur die katholisch-jüdisch-muslimische Ökumene vorweg, sondern gehört sicherlich zu den peinlicheren Beiträgen in meiner Reihe fulminante Auftritte von DJs/Produzenten in Chartshows.

Renaat Vandepapeliere ist übrigens der ganz rechts stehende der drei Chassidim.

Artikel
0 Kommentare

KLF – What Time Is Love?

KLF – Die Illuminati-Anhänger des Techno-Pop. Der Sänger der Rockgruppe MC5 John Sinclair (ein linksradikaler Extremist und Stadtguerilla-Theoretiker) hat seine Fans 1969 angeschrien „Right now, right now… it’s time to .. Kick out the Jams, motherfuckers“ und KLF haben dieses Intro gesamplet.

Robert Anton Wilson nun wieder hat in seiner Illuminatus-Triologie behauptet, dass die Rockgruppe MC5 (2+3=5) von älteren Illuminaten gegründet wurde, die sich bereits 1888 von den Hauptilluminaten abgespalten haben. Der Song sollte an Cecil Rhodes erinnern. Cecil Rhodes hatte die JAMMS (Justified Ancients of Mumu) gegründet um die guten Kräfte zurück zu den Illuminaten zu bringen, aber wurde von rechtsgerichteten Illuminaten „rausgekickt“.

Das KLF-Logo ist ein Zitat der Illuminati-Pyramide mit phatten Lautsprechern anstelle der Pyramide mit dem Auge.

KLF – The White Room