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DJ Food – Raiding The 20th Century Mix

Ich hatte in meinem letzten Post – über das Buch Words and Music von Paul Morley – schon den MashUp-Pastiche-Mix Raiding the 20th Century von DJ Food erwähnt, der quasi die musikalische Version des Buches von Morley darstellt und tatsächlich von einem Alvin Lucier-Sample eröffnet und von Kylie Minogues ‚Can’t Get You Out Of My Head‘ beendet wird.

Gleichzeitig fasst dieser Mix vieles, was auf der letztwöchigen Veranstaltung Recyling_Sampling_Jamming verhandelt wurde, besser zusammen, als es eine minutiöse Wiedergabe der Fülle an Vorträgen, Diskussionen und Musikbeispielen leisten könnte. (Wer dies trotzdem will, kann sich auf der Website die umfangreichen Podcasts anhören.)

Strictly Kev hat den Mix am 18ten Januar 2004 auf XFM’s The Remix Show in London gesendet und damit einen auditiven Katalog der Geschichte der Cut-Up Musik erstellt. Part 1 beginnt mit einem Rundumschlag bekannter Bastardpop Mash-Ups um den Sachverhalt vorzustellen und leitet über zur Historie in Part 2: Avantgarde Tape Manipulation, Minimal Musik und Musique Concrète.

Part 3 featured mit Turntable-Megamixen und Cut n‘ Paste-Tracks von u.v.a. Bomb The Bass, Coldcut, M/A/R/R/S, Mantronix und Steinski die Old School der Samplekunst, während Part 4 gewissermaßen die New School repräsentiert. Part 5 stellt dann die Synthese in Form populärer Bastardpop Mash-Ups – wie in Part 1 angerissen – dar.

Eine Reise die den auditiven Cortex neu formatiert. Let’s Begin!

[audio:https://media.sas.upenn.edu/pennsound/authors/DJFood/DJ_Food_-_Raiding_the_20th_century.mp3]
DJ Food – Raiding the 20th Century – Words & Music Expansion
[via ubu.com]

Tracklist:
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Bestenlisten 2008 by mrBTH

2008 war musikalisch ein sehr gutes Jahr. Nach der Forschung in Sachen Dubstep, die ziemlich interessant war, aber leider dazu führte, dass mich die Musik danach kaum noch begeisterte, konnte ich mich langsam auf Berlin und die De:Bug vorbereiten.

War wahrscheinlich dann ganz gut, wieder mehr in Techno – bzw. die Reste davon – einzutauchen. Soviel neue Tracks, gute Parties mit noch besseren DJs, hatte ich schon Jahren nicht erlebt. Deswegen fiel das Material an potentiellen Lieblingsstücken entsprechend üppig aus. Keine Qual zehn Tracks zu finden, sondern langes Hin- und Herschieben für die Anwärter.

Leiter

Kurze:

* Mod.Civil – Einfachheit Gewinnt
[audio:http://www.ornaments-music.com/audio/ORN004_Mod.Civil_Einfachheit_gewinnt.mp3]
[via ornaments-music.com]
* Dominik Eulberg – Es Klebt Noch Morgentau In Deinem Haar
* Keinzweiter – Pilman Radiant
* Martyn – Natural Selection [Flying Lotus Remix]
* DS – s/t [Overdrive 173 Promo]
* Laurent Garnier – Back To My Roots
* Benga – Pleasures
* Bomb the Bass – So Special
* Lee Jones – Soon
* Sascha Dive – Deepest America [Moodyman Remix]

Ob es der wunderschön verträumte, verspielte Eulberg ist, das deep-trancige Mod Civils oder die abstrakteren Klänge Keinzweiters und des Dubstep-Überflieger Martyn: bei den Singles dominieren jedes Mal aufs neue Melodien. Jeder Track für sich eine Perle. Überraschungserfolge waren fast alle, wobei es mich bei DS besonders freut, dass das deutsche Technolabel-Urgestein Overdrive wieder dabei ist und mit diesem Release frischer denn je klingt.

Lange:

* Lee Jones – Electronic Frank
* Keinzweiter – Globus Cassus
* Morgan Geist – Double Night Time
* Benga – Diary of an Afro Warrior
* Mercury Rev – Snowflake/Midnight
* Sascha Funke – Mango
* Deadbeat – Roots and Wire
* Osborne – s/t
* Shed – Shedding the Past
* Ralf Hildenbeutel – Lucy´s Dream

Auch bei den Alben dominieren Melodien. Hier darf es aber auch etwas mehr Gesang sein, wie etwa bei Morgan Geist und Mercury Rev. Mit Shed ist auch klassisch(st)er Techno vertreten und Ralf Hildenbeutel setzt komplett auf Klassik mit einem wunderschönen Klavieralbum – sozusagen die Essenz von Eye Q.

Retro:

* Stratis – Herzlos
* Elektronische Musik aus Köln – Wenn Mr. Reagen es will
* Sugalo – Disco
* Christiane F. – Wunderbar
* Snap – Rhythm Is A Dancer
* Arill Brikha – Ex Machina
* Keine Ahnung – Plastik
* Vangelis – Blade Runner OST
* Ziggy Stardust/David Bowie – Diverse
* GAS – Nah und Fern

NDW ist DIE deutsche Musik vor Techno. Da mit NDW aber meist mit Nena und Konsorten in Verbindung gebracht wird und außer in Bloggerkreisen nicht groß in die Geschichtsschreibung eingegangen ist, wird sie leider oft fehlrezipiert, obwohl doch viele aus dem Techno-Umfeld früher in NDW-Bands mitspielten (siehe Fehlmann/Oswald bei Palais Schaumburg). Die Bindegliedfunktion zwischen Kraftwerk und dem frühen Techno Ende der 80er ist meiner Meinung nach evident. Ansonsten gab es entweder alte Classics oder Arill Brikha von 2006, den ich erst jetzt entdeckte.

Mixe/Compilations:

* DJ Scientist – Rap History Mix 1983
* V/A – Traum 100
* DJ VLR – Breaktober
* V/A – Ghostly Swim
* DJ VLR – Lovember
* V.A. – Fuse presents Deetron

Gemixt wird immer – ob analog und live – mit drei Plattenspielern, wie bei Deetron, oder komplett in Ableton gebastelt wie VLR. Funktionieren tut beides. Am besten klingt es bei Scientist, der mich bis heute oft begleitet.

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Bomb The Bass – Future Chaos

Seit dem letzte Album Clear von Tim Simenon aka Bomb The Bass sind vierzehn Jahre vergangen. Die lange Wartezeit wird jetzt mit dem vierten Album Future Chaos, das voraussichtlich am 15. September 2008 erscheint, beendet.

Das Album ist weitaus elektronischer, als die ersten drei und das meistverwendete Instrument ist der Minimoog, der mit seinem warmen, einladenden Sound ja eh gerade in UK wieder à la mode zu sein scheint. Wie immer hat Simenon reichlich Gastmusiker und -vokalisten wie die Band Toob, Fujiya & Miyagi, Jon Spencer, Ex-Queens Of The Stone Age-Sänger Mark Lanegan, die alten Bekannten Jack Dangers von Meat Beat Manifesto und Justin Warfield, sowie vor allem Paul Conboy, eingeladen.

Wie auf Clear schon begonnen, entfernt sich Simenon auf Future Chaos weiter von den Cut-Up-Soundscapes hin zum Songformat, ja man könnte fast von Electronica Unplugged sprechen.

„It’s basically a Minimoog album with vocals on it. I suppose the key element is its simplicity. A lot of the original tracks were quite complicated, so the choice was made to strip everything back and get rid of anything that was cluttering up the song. I just wanted the songs to stand out clearly. I wanted it to be as simple and direct as possible.“
Tim Simenon

Paul Conboy singt fünf der neun Stücke auf Future Chaos und hat das Album mitgeschreiben und -produziert und bricht damit das von Tim Simenon gesteuert Kollektivprojekt erstmals in eine Richtung von so etwas wie einem Duo auf.

Soulige bis fordernde Electronica und Slow-Motion-Pop mit einer kleinen Prise Noir. Das alles sehr warm und analog.

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Bomb The Bass – Clear

Das dritte Album von Bomb The Bass war das 1995 auf Stoned Heights/4th Broadway/Island Records erschienene Clear. Eine Fusion von Hip-Hop, Soul und Dub auf der Sinéad O’Connor, Justin Warfield, Doug Wimbish, Bim Sherman und andere Musiker der Londoner Club Szene dem Produzenten Tim Simenon zur Seite standen. Simenon ist wohl weniger der Autor, als vielmehr der Erfinder des Konstrukts Bomb The Bass, was vielen Musikern erlaubt, seiner Vision zu folgen, die Hip-Hop als Blues der 90er Jahre definiert.

Bomb The Bass - Clear Albumcover


Bomb The Bass – Clear [CD]

Die geistige Nachbarschaft zu den Theorien von William Burroughs wurde mit dem Album Clear evident, da das erste Stück des Albums Bug Powder Dust schon mit einem Sample aus David Cronenbergs Naked Lunch, nach einem Buch von Burroughs beginnt:

„I Think It’s Time To Discuss Your, Ah, Philosophy Of Drug Use As It Relates To Artistic Endeavour“

und mit einem weiteren Filmsample

„I Think It’s Time For You Boys To Share My Last Taste Of The True Black Meat. The Flesh Of The Giant Aquatic Brazilian Centipede.“

endet.

Clear wurde zu einem oft geremixten Album der New School von Cut and Paste-Artists wie Kruder & Dorfmeister (die den Coffeehouse-Hit Bug Powder Dust Remix veröffentlichten), Chemical Brothers, La Funk Mob und The Jedi Knights.

Simenon lebt heute in Amsterdam und hat das Label Electric Tones gegründet. Dort hat er sich auch mit Markus Acher und der Sängerin Valerie Trebeljahr aka Lali Puna zusammengetan und Clearcut auf Morr Music/Hausmusik/Indigo/Kompakt produziert, einen ätherischen Track mit Uptempo-HipHop inspirierten Beats, einer Bouncy Bassline und einem deepen, dubby Vibe, gekrönt von der wundervoll warmen Stimme von Valerie Trebeljahr.

Clearcut [Vinyl]

Das Letzte was von Simenon releast wurde, war die 3-Track-EP Tracks zusammen mit Jack Dangers von Meat Beat Manifesto auf Electric Tones. Relaxte Downtempo-Tracks deren himmlische Loops ein künstliches elektrisches Paradies erzeugen, das niemals enden sollte …

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Bomb The Bass – Unknown Territory

1991 brachte Tim Simenon aka Bomb The Bass sein zweites Album Unknown Territory auf Rhythm King heraus. Ihm zur Seite stand Gota Yashiki, der sich seine ersten Credits in der Zusammenarbeit mit Soul II Soul, Seal und Sinead O´Connor, als Programmer, Drum Editor und Additional Producer erwarb. Die Vocals auf Unkown Territory kommen von dem Rapper A La Mode und Loretta Heywood, mit der Simenon u.a. den Proto-Trip-Hop-Tune Winter In July komponiert hat.

Unknown Territory Albumcover

Unknown Territory [Vinyl]

Simenons besonderes Interesse für abgefahrene Filme und Regisseure (man erinnere sich an die John Carpenter-Synthline von Megablast) wird auf dem Album Unkown Territory noch deutlicher. Er sampelt alle möglichen Filmdialoge und Soundeffekte aus Filmen wie Videodrome von David Cronenberg oder dem Fantastic Four-Cartoon. Eine spezielle Schwäche scheint Simenon für Ridley Scotts Blade Runner zu haben, dessen Soundeffekte u.a. in dem Track The Air You Breathe auftauchen: „Iichi Kotoru… Oooh“. Die Auswahl der Samples erzeugt ein höchst klaustrophobische Future-Atmosphäre, die mich oft an die Geschichten von William Gibson erinnern.

Viel interessanter allerdings als die Vocal-Tracks sind die William Burroughs inspirierten Cut and Paste-Tunes Switching Channels, You see me in 3D, Dune Buggy Attack 1991 und das grossartige Liquid Metal, das in einer noch viel abgefahreneren Version b/w auf der The Air You Breathe 12″ erschienen ist. Diese Tracks sind zeitlos und können noch heute auf jeder Block Rockin‘ Party gespielt werden, nicht zuletzt dank der Sampleästhetik, die im Gehirn auf sublime Weise Minen legen, die eure Synapsen sprengen.

Winter in July [Vinyl]

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Bomb The Bass – Into The Dragon

Tim Simenon aka Bomb the Bass stürmte 1988 die Billboard-Charts mit Beat Dis auf dem Rhythm King Label im zarten Alter von 19 Jahren. Zusammen mit Pump up the Volume von M/A/R/R/S war Beat Dis der erste Cut and Paste-Tune auf der Nummer Eins der Single-Charts. Die Kosten dieses Smash-Hits? Nicht mal 150 Pfund! Simenon arbeitete damals im legendären Wag Club in London und zuhause als bedroom producer, der seine Plattensammlung als Basis für Beat Dis plünderte.

Der Track benutzt Samples aus den Fernsehserien Thunderbirds und Dragnet, dem Morricone-Soundtrack von „The good, the bad and the ugly“ (in einigen Edits), von Radio-Störgeräuschen und beschleunigte Morsecodes, dem Refrain „Everybody in the street“ der Funky Four Plus One und der offiziellen Ansage an Piraten-Radios: Keep The Frequency Clear

Das, was sich wie eine funky guitar anhört, ist lediglich ein einzelner Sound der Wah-Wah-Guitar aus Theme from Shaft von Isaac Hayes, der am Keyboard rekonstruiert wurde.

Bomb The Bass – Beat Dis
Beat Dis [Vinyl]
Beat Dis: The Very Best of Bomb The Bass

Nach dem Erfolg von Beat Dis hat Simenon die LP Into the Dragon, zusammen mit dem DJ und Produzenten J. Saul Kane aka Depth Charge, den Vokalisten Lauraine Macintosh, Maureen Walsh, Aurra und dem „New Rap Messiah“ MC Merlin produziert. Ausserdem hat Nellee Hooper einen Auftritt an den Turntables und Jazzy B. von Soul II Soul sowie Mark Moore von S-Express wirken in den Skits mit.

Into The Dragon Album-Cover

Bomb The Bass – Into The Dragon

Rhythm King hat das Album damals als „First Great DJ-Album“ angekündigt und die Pop-Welt hatte sich für immer verändert. Sampling-TourDeForce-Tracks wie Coldcuts Remix von Paid in Full und Simon Harris Bass (How Low Can You Go) konnten plötzlich auf der Nummer Eins der Charts stehen.

Into the Dragon hat auch noch zwei weitere Top 10-Singles zu bieten, die radikale Coverversion von Say A Little Prayer, das wie eine Genrestudie eines klassischen Soul-Arrangements klingt, und den Disco-Smasher Don’t Make Me Wait.

Viel interessanter als diese beiden ist jedoch der Killer-Track Megablast (Hip Hop on Precinct 13) dessen Synthline von John Carpenters Filmmusik zu The End – Assault on Precinct 13 entlehnt ist. Jimmy Walker wird hier mit der legendären Phrase „Is that him? Could I be right? Could that be Kid … ah … Dynamite?“ gesampled und ein gutes Stück von Double Dee & Steinskis Lesson 2 – The James Brown Mix wurde nicht nur hier, sondern überall auf dem Album verwurstet.

Von vielen Club-Radiostationen in der Heavy Rotation gespielt, wurde Megablast ein veritabler Underground-Hit und sogar als Theme für das SpaceShootEmUp Computerspiel Xenon II – Megablast benutzt.

Tim Simenon wurde nach alldem zu einem der heißesten Produzenten Englands und produzierte Buffalo Stance und Manchild für Neneh Cherry, Adamskis Killer und Crazy von Seal, zusammen mit Trevor Horn.

Buffalo Stance [Vinyl]