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Wishmountain – Tesco [Accidental]

tesco

Lange hat es gedauert, und diesmal nahm sich Herbert aka Wishmountain einer britischen Supermarktkette an und überrascht gleich zweifach. Erstens war der Promo kein fünfseitiger Wisch mit einer ausführlichen Erklärung des Konzepts beigelegt, und Zweitens klingt die Platte gut. Hat wohl damit zu tun, dass die Energie in die Musik floss. An “Radio” oder “Bottles” – seine Gassenhauer aus den 90ern – reicht das Ergebnis zwar nicht ran, aber mit “Nescafe” ist ein Hit drauf, der heute mehr denn je zum Kontrast in den Clubs taugt.

Alles Restliche ist wie gewohnt. Schrubbige Bässe, viel Geklapper und Blechiges umrahmen die in einfachen Hallräumen gehaltenen Tracks, die alle aus gesampleten Konsumprodukten entstanden… und klingen wie eine vollbeladene Ritter-Hundertschaft aus dem 16. Jahrhundert. Nicht nur für Nostalgiefreunde ein interessante Option.

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Empfohlen von INTRO…

busserintro

Hab gerade „Music Is My Boyfriend“ von Martin Büsser bekommen und 5 Minuten damit verbracht den „Empfohlen von INTRO“-Aufkleber abzuknibbeln

SubKids tweet als Reaktion auf den bescheuerten Aufkleber hat mir natürlich erstmal gefallen. Schließlich stand ich vor einem halben Jahr genau vor demselben Problem. Nur sieht das Ergebnis bei mir viel verkrotzter aus. Schade daran ist, dass Martin Büsser – an Adorno und Pop geschult – vielleicht ähnlich über die Produktempfehlung durch ein anderes Produkt gedacht hätte. Und wenn man die INTRO als das sieht was sie mittlerweile ist (nämlich ein übles Werbeheftchen), könnte man auch gleich ein „Empfohlen von Becks und Jägermeister“ auf das Buch „Music is my Boyfriend“ pappen.

Zum gleichen Problem gibt es ein Statement der Goldenen Zitronen aus einem INTRO-Interview, das in Thomas Venkers „Ignoranz und Inszenierung“ zu finden ist, wo sie die Koorperation abgelehnt haben.

Letztendlich bringen solche Kooperationen doch auch gar nichts, weil sich alles soviel selbst Konkurrenz macht. Jede Ästhetik ist irgendwann weg, wenn man zwanzig Dinger auf ein Plakat oder Platte klebt.

Man würde sich wüschen, dass INTRO (für die Büsser ja auch geschrieben hat) die eigenen Inhalte auch ernst nimmt…

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Live und dabeigewesen: Kultur Tanz Demo, Frankfurt, 6. 9. 2012

War Frankfurt einst die Stadt, in der Techno institutionell gegründet wurde, ging es die letzten zehn Jahre stark bergab. Verglichen mit der Zeit vor 20 Jahren wird hier kaum noch kulturelles Kapital geschaffen. Zwar gibt es noch das Tanzhaus West, aber das war es dann auch schon. (U60 interessiert mich nicht und trägt musikalisch auch nicht zur Vielfalt bei). Umso erstaunlicher was die Initiative Clubs am Main mithilfe der ganzen Posses aus dem Rhein-Main-Gebiet geleistet hat, obwohl es doch beim Ausgang aussah wie auf der ersten Loveparade…

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… nämlich weil echt nur gut 300 Leute und ein Laster zu sehen war, von dem ein langsamer Groove ausging. Doch die Sonne schien, das Programm war uns unbekannt und gegen 18.30h starteten die Reden. Und mit Talla 2xlc und DJ Dag (siehe Foto) waren auch zwei Prominente aus den goldenen Jahren dabei und es wurde angefangen zu reden. Völlig überraschend stand auf einmal Dr. Motte auf der Bühne und begann nach dem pathetischen Dutschke-Ende („Der Kampf geht weiter“) Ralf Schefflers (Batschkapp) seinen Vortrag. Ob ihn in Berlin keiner mehr hören will? Ist auch gewöhnungsbedürftig der stimmlichen Mischung aus Didi Hallervorden und einer harten Kampfsprache zuzuhören. Als die Musik losging, der Zug sich in Bewegung setzte und Motte überraschender gut auflegte (sogar am besten im Nachhinein) kamen die zum Vorschein, die sich vorher in den Seitengassen bei den 13 anderen Wagen aufhielten. So waren es plötzlich zwanzigmal so viele.

Im Kreis ging es um die Hauptwache, quasi am Omen vorbei (komisches Gefühl, da wieder zu tanzen) auf die Berliner Straße in Richtung Kurt-Schuhmacher-Ring. Die Menschen winkten freiwillig so aus dem Fenster, wie es sich Honecker wohl immer gewünscht hätte, und als Motte dann noch „The Age of Love“ spielte, war es beim Sonnenuntergang echt kitschig-schön. Gegen den Monza-Wagen mit seiner Mörder-PA kam keiner an. Das Tanzhaus West hingegen hatte die Konfetti-Kanone und die motiviertesten Tänzer und sorgte für die nötige Portion Nuller-Hedonismus (lila Foto), während die Intimbar mit ihrer Nano-Pritsche auch einen Druck in der PA hatte, der für die Größe des Wagens unglaubich war.

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Über Sachsenhausen zog sich der Zug am Museumsufer vorbei, wieder über den Main entlang des alten XS/Box und kam zur Abschlusskundgebung an der Hauptwache an. Und dann war auch endgültig die Frankfurter Feierwut zu spüren, als die Veranstalter meinten, dass knapp 8000 Menschen dagewesen wären und die Demo größer als in Hamburg und Berlin sei. (Ohne Touris scheint in Berlin wohl nichts mehr zu laufen 😛 ) Geredet wurde zum Glück nur zwei Minuten, damit das letzte Lied (ein 25-minütiger Megamix mit Tok Tok am Ende) laufen konnte.

Abschließend war es natürlich extrem geil. Wetter: T-Shirt bis zum Schluss. Stimmung: Rave. Spaß: mehr als vorhanden. Und das Publikum reichte von Technoclub-Veteranen der ersten Stunde bis hin zur jüngsten Generation an U-Bar-Ravern.

Nachtrag: Wirklich richtig schade war es, dass weder die Tageschau noch das heute journal darüber berichteten und auch in den Zeitungen fiel das Thema fast überall durch. (Ausnahme FR). Ob es an der Pressearbeit im Vorfeld durch die GEMA lag oder (speziell in Rhein-Main) durch den Flughafen-Streik, weiß ich nicht. Natürlich ist die Clubkultur als Wirtschaftsfaktor in Frankfurt lächerlich. Da scheffelt jede Bank rund um die Hauptwache Milliarden und die paar Millionen interessieren nicht. In Berlin hingegen: umgekehrt. Ohne die Clubs und den damit verbundenen Tourismus wäre die Stadt am Ende (finanziell ist sie es auch so). Was kann man beim nächsten Mal besser machen?

Nachtrag 2: Es geht nicht nur um die Feier-/Technokultur. Auch die Batschkapp hatte einen Wagen mit Punkrock und ein Reggae-/Ragga-/Dancehall-Toaster-Wagen gefiel mir außerordentlich. Aber als ravesozialisierter setze ich entsprechend meinen Schwerpunkt. Ist keine Abwertung.

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Mitschnitt: Ulrich Schnauss im Suicide (Krake Festival 2012)

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Bei Ulrich Schnauss gibt es nicht viel zu sagen. Es war Krake Festival im Suicide. Wir waren dabei. Während Y und G im Ambientnirvana schwebten, Eikman von den ganzen Frankfurt-Visuals sentimental wurde und Heimweh bekam, saß ich an der Wand in der Mitte auf der Couch und konnte mich voll auf die Musik konzentrieren (soweit es mit der Malibu Stacy im Kopf noch ging), weil ich von der Bilderflut nichts sehen konnte … also Ambient, wie ich mir ihn wünsche.

Müsste es viel öfter geben. Wer reanimiert eigentlich mal die ChillOut-Räume die es vor 20 Jahren noch überall gab?

Foto unter cc-by-sa-2.0 von Noelani Malley

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Martin Brandlmayr – Werner Dafeldecker – Christian Fennesz – Till the old world’s blown up and a new one is created [m=minimal, mm011]

Spätestens nach dieser EP wird eines klar. Man braucht keinen Gott oder die Evolution, sondern einfach nur Musik. Natürlich ist es nicht schwer, sich die Welt untergehend vorzustellen, aber eine neue? Die drei Musiker Martin Brandlmayr, Werner Dafeldecker und Christian Fennesz haben hier lauter Versatzstücke anzubieten, die zwar auch nicht die ganze Musikwelt umkrempeln werden, aber zumindest ein Stückchen weiter in Richtung „Hörgewohnheiten ändern“ gehen.

Mit Gitarre, Rauschen, Streichern, Klavier und Glocken verzaubern sie eine Minimalwelt, die so verstörend wirkt, wie einst die Charaktere in Twin Peaks. Musik, die man oft hören muss und die zur Belohnung immer wieder neue Facetten an ihr zeigt. Super.

Coming soon: Anhören und kaufen bei m=minimal

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Toby Dreher – Freiluft [Rotary Cocktail, RCDIG004LP]

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Geniale Idee im Hause Dreher, das Album als Digipack schon gleich mit einem vorgefertigten Mix zu veröffentlichen. Da hat man als Nicht-DJ gleich mehr Freude dran. Nimmt man sich das Album sonst vor, bleibt vor allem die für Rotary typische Mischung aus Techhouse mit dubbigen Einflüssen angenehm im Ohr zurück.

Dreher, von dem einst Martin L. Gore sehr angetan war, hat ein wunderbares Album produziert. „Imagination“ als Einführungsphase ist geschickt gewählt, bevor das poppige „Paprika“ den Weg für die nächsten Tracks ebnet. Was Tobias Dreher nämlich besonders gut kann, ist den Rotary-Sound noch ein wenig poppiger darstellen, aber so, dass er immer noch gut bleibt und nie in Kitsch abfällt.

Höchstens mal ein Name wie “Schafe zählen“, wo aber die Strings das Sandmännchen eh schon verscheucht haben. Alles sehr gelungen.

Rotary Cocktails

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Doku: Kiss the Future

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Soviel Understatement wird man von den europäischen Größen wohl nie bekommen. Kevin Saunderson verkaufte über sieben Mio. Platten und läuft dennoch ganz lässig in Hotpants, Truckerkäppi und Schlüsselbund-aus-der-Arschtasche-hängend durch Detroit. Superb. Der Rest der Doku auch.

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Platte der Woche: Pupkulies & Rebecca – Looking for the Sea in remix [Rotary Cocktail, RC033]

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Pupkulies & Rebecca muss man einfach lieben. Nicht nur weil sie der poppigste Act auf Rotary Cocktail sind, sondern weil der gehauchte Gesang verzaubert ohne so überfrachtet wie bei anderen Acts zu klingen. Die Remixe von Burning Boats waren schon ein Riesenkiller. Klar, dass man so etwas wiederholt.

Diesmal bearbeitet Marek Hemmann „La vie est belle“ mit einem guten Schuss Cayennepfeffer im Hintern und clubromantischen Streichern. Defintiv wieder ein Killer! Um die deepere Seite des Lebens kümmern sich Clockwork und Guti. Clockworks Version von „Revoir“ macht einen Slowhousetraum wahr, der dann immer am besten wirkt, wenn man erschöpft ist.

Und Guti lässt nochmal Erinnerung an „Burning Boats“ wachwerden, indem er das Stück einfach dezent zurückhaltend mit House unterlegt und der Zerbrechlickeit vollen Raum gibt. Unbedingt mitnehmen, aber bitte nicht totspielen.

Anhören und Kaufen

Rotary Cocktails

Hier schonmal das Original:

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Ernst Albrecht Stiebler – st [m=minimal, mm009]

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Als Komponist, der schon ganz früh seine Kompositionen durch Minimaltechniken verwirklichte, ist Ernst Albrecht Stiebler den meisten unbekannt. Ob es daran liegt, dass Stiebler seinen Hörern mehr abverlangt als einfach nur „krasse Geräusche“ auszuhalten, wie bei manch anderer Avantgardemusik?

„Sequenz II“, dass Agnieszka Dzubiak neu einspielte, erinnert an Klaus Schulzes „Cyborg“ als Cello-Version. Es klingt wirklich bereichernd, wobei man in der heutigen Timeline-Aufmerksamkeitsspanne ganz schön viel Durchhaltewillen braucht. Vielleicht wirkt es deswegen so elegant: Langezogene repetitive Musik ohne Rhythmus braucht mehr Konzentration als ständig wechselnde Sounds.

„Mitteltöne“ hingegen hat etwas ambienthaftes doch bleibt es stets im Raum, im Rahmen des nicht Abdriftens. Mit „Trio 89“ endet diese LP und fährt mehr auf, als bei den vorigen Kompositionen. 1994 für den RBB produziert – mit Frances-Marie Uitti (Cello), Robyn Schulkowsky (Percussion) und Marianne Schröder am Klavier – sucht man vergeblich die kopfeigene Höhle, um dem Werk gerecht zu werden.

Diese Intensität dank minimaler Mittel ist schon krass, wenn man sich denn auf sie einlassen kann. Großartiges Album und die erste – hoffentlich nicht letzte – Chance Stiebler auf Vinyl zu erwerben.

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