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Tipanic & Chacki Chen aka The Mooshipeters – She Likes To [BH003]

Erstmal zum Wesentlichen: Das dritte Releases aus dem Hause Big-N-Hairy von Florian Richling aka Tipanic und dem Drum n‘ Bass-Veteranen Chacki Chen ist ein – um einen leicht pornografisch-cheesy Vocoder-Vocal („she likes to f**k me in the morning“) herum arrangierter – straight-forward Stomper, handwerklich gut gemacht und mit an Dubstep geschulten tiefen wobbligen Bässen, mit einem echt merkwürdigen Break nach ca. drei Minuten.

She Likes To

Die Frage bei den Releases von Tipanic auf Big-N-Hairy scheint mir allerdings eher zu sein, für wen diese Musik eigentlich produziert wird: Mit beiden Augen auf den Dancefloor und das Hands-In-The-Air schielend (oder eher starrend), State-Of-The-Art-Producing mit allen technischen Raffinessen, aber irgenwie blutleer und zu bemüht den Big-Beat-verseuchten Dancefloor zu erobern. Mehr Form als Inhalt, aber ohne die eklektische Galanterie der Postmoderne.

Der Edelsüss Spezial Remix nimmt etwas Tempo raus und groovt Motorbasshaft-housig, was ziemlich swingt und spätestens nach Minute 2:40 den letzten Arsch zum Tanzen gebracht hat.

Der Australier Wax Motif verleiht dem Track ein Disco/Breaks/Tech-House-Gewand mit Space Invaders-Synthesizern und -bleeps, verfällt aber im Laufe des Tracks zu sehr in ausgelatschte Vorstellungen von Dynamik und Trackstruktur.

Spätestens beim Remix von Nicole Hensei aka Ravissa beginnt das Vocal wirklich zu nerven, wofür der ordentlich pumpende Electrohouse-Track – der rasant an Fahrt gewinnt – eigentlich garnix kann. Mehr von den weiblichen Vocalsamples hätte ich mir gewünscht, ansonsten echt OK…

Der Bonustrack pair of kings hat auf der Vocal-Schiene ein besseres Händchen, leider blitzt hier wieder Tipanics Vorliebe zu >Rockbeats und -gitarrensounds durch, die ich nicht wirklich teile.

Durchschnittliche, gut produzierte Club-Single, die sicher ihre Fans finden wird.

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Diggin‘ The Crates: Primal Scream – Screamadelica

Just what is it that you want to do? We wanna be free / We wanna be free to do what we wanna do /
And we wanna get loaded / And we wanna have a good time / That’s what we’re gonna do / No way baby lets go / We’re gonna have a good time – We’re gonna have a party
The Wild Angels

Primal Scream sind mir als allererstes in der Provinzdisco meiner Jugend – dem Doch Du in Bocholt – begegnet:

Andrew Weatherall aka Sabres Of Paradise aka Two Lone Swordsmen bearbeitete den Primal Scream Song I’m Losing More Than I’ll Ever Have mit einem Heavy Bass Groove, dem zentralen Sample aus Peter Fondas B-Movie The Wild Angels und einem Drumloop, den er aus dem Soul II Soul-Bootleg von Edie Brickell’s What I Am geklaut hatte.

Das Ergebnis war der Dub-Breakbeat-Rave-Indiepop-Hit Loaded, der die Tanzflächen der Provinz-Oberprimaner auf einen Groove einschwörte.

Soul II Soul hatten den Beat ihrerseits natürlich nicht selbstgebastelt, sondern aus dem Song The Jam von Graham Central Station ab Minute 5:11 gesamplet und phatt editiert. So bleibt offen, woher Weatherall den Beat nun wirklich hatte…

Primal Scream, die Formation um den postmodernen Rockposer Bobby Gillespie, brachten auf dem – von Weatherall produzierten – Album Screamadelica zusammen, was nicht zusammen gehörte: Rock und Psychedelic aus den 60er und 70er, Heavy Dub Bässe, unglaublich langsame Breakbeats, Heroin, Pet Sounds, David Bowie und die Ecstasy-Euphorie der frühen Madchester-Tage. Das Ergebnis: Peace, Love and Happiness

Screamadelica Cover

Screamadelica markierte einen Wendepunkt in der Geschichte moderner Tanzmusiken, indem es der piefigen Indierock-Sackgasse eine offene Schnittstelle, an die faszinierenden Soundwelten von Reggae, Dub, Electronica, Hip Hop und Urban Soul, lieferte und damit musikalische Optionen schuf, die bis heute auf den Dancefloors dieser Welt nachhallen.

Primal Scream haben übrigens gerade ihr neuntes Album Beautiful Future rausgebracht, mit „Poserrock und Angebermucke der sympathischen Sorte“ (Spex 9/10 2008).

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Depeche Mode – Behind The Wheel (Shep Pettibone Mix)

Robert E. Pettibone, Jr. aka Shep Pettibone, geboren 1959 ist ein Plattenproduzent, Remixer, Songwriter und DJ, der ein Innovator in der Kunst des Remixen war. Er splittete eine Aufnahme in ihre Komponenten und kombinierte daraus einen längeren, clubfreundlicheren Track für den Dancefloor.

Seinen Remix-Arbeiten waren sehr schnell heißbegehrt von Größen wie The Pet Shop Boys, New Order, Janet Jackson, Cathy Dennis, Madonna oder Erasure, die bei ihm Hilfe für Charterfolg suchten.

Shep Pettibone hat mit seinen Remixen daran mitgearbeitet den Early Underground House Sound in den Pop-Mainstream zu bringen, was ihm natürlich nicht nur Freunde eingebracht hat.

Shep benutzte tape splicing und andere Editing-Methoden um repetitive Stakkato-Rhythmen zu erzeugen. Auch Tape Delay und digitale Delay-Effekte gehörten zu seinem Standardwerkzeug.

Ende der 80iger etablierte er eine Trademark, eine sequenzierte Snare-Drum, die wie eine Maschinenpistole klingt. Die „bazooka snare“ identifiziert die meisten seiner Remixe zwische 1988 und 1992.

Auf der Depeche Mode – Behind The Wheel (Remixed By Shep Pettibone)-12″, auf der auch ein netter Cut n‘ Paste-Route 66-Remix von The Beatmasters ist, zeigt Shep seinen Remixkünste, indem er den Synth-Poppern mal ne knackige Bassline verschafft.

Behind the Wheel (Remixes) [Vinyl]

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Paul Rutherford – Get Real

Einen der merkwürdigsten Side-Steps ins Genre Acid House hat wohl Paul Rutherford, Tänzer und Background-Vocalist der Gruppe Frankie Goes To Hollywood, abgeliefert.

Er war einer der beiden „geouteten“ Schwulen der Band und somit wohl an hedonistischer Dance-Musik interessiert. Durch seine Beziehung mit Holly Johnson, sowie eines der ersten öffentlich sichtbaren Nipple-Piercings und einem Herz-Tattoo am Arm, gelangte er zu gewisser Berühmtheit und einer sehr kurzen Solo-Karriere.

Aber im Gegensatz zu anderen hastig zusammengeschusterten Acid House-Mixen – von Stars wie Samantha Fox oder Paula Abdul – ist der Track Get Real von 1988 ein Burner. Phatte Acid-Bassline, rauchig-samtige Vocals, Reggae-Soundsystem-Billo-Effekte und ein knallhartes Drumpattern.

Get Real (Happy House Mix) [Vinyl]

It’s Weekend, Dude! Time To Rock!

Concetta Kirschner aka Princess Superstar ist mit 70ies Soul und Rock im Suburbia von Philadelphia aufgewachsen, um dann mit 17 nach New York zu ziehen.

Die Grand-Lady des Electro-Rap hat schon mit N.E.R.D., Björk, Z-Trip, Kool Keith, The Herbalizer, Tiga, Felix da Housecat und KRS-1 zusammengearbeitet.
Fuck Me On The Dancefloor hat sie zusammen mit dem Booty Bass/Ghetto Tech-Produzenten Disco D aufgenommen.

Without Further Ado It’s Time To Start The Mix:

[audio:http://www.princesssuperstar.com/multimedia/dj_mix.mp3]
Princess Superstar – Promo Mix

Tracklist:

Hey Motherfuckers – Robert Roccobelly
Who Made Who – Unknown
Acid Drops – Unknown
Git Back – Chicken Lips
Feel For You – Chaka Kahn
Never Be Alone – Justice vs Simian (Etienne De Crecy Remix)
I Know You Got Soul – Eric B and Rakim
You Prefer Cocaine – Vitalic
Bucky Done Gun – M.I.A.
La Mode – Mode02
Pump Up The Jam (Accapella) – Technotronic
Higher State Of Consciousness – Josh Wink
Push It – Salt n Pepa
Washing Up – Tomass Anderson (Tiga Remix)
Loose Control – Missy Elliot
Rocker – Alter Ego (Remix)
Monday Morning – Sharam Jey and Lou Lou Players
Perfect – Princess Superstar (Michi Lang Remix)
Brass Monkey – Beastie Boys (Alexander Technique Re-Edit)
Every Little Thing – The Juan McLean
Wait and See – Chickini & Tiefschwartz (Alter Ego Remix)
Heroine – Lotterboys (Glimmer Twins Remix)
Shake That Thing – Sean Paul (Alexander Technique Re-Edit)
Step On – ESG (Alexander Technique Re-Edit)
Space For Rent – Who Made Who (Tomboy Remix)
It’s A War – Kano (Serge Santiago Re-Edit)
Tribulations – LCD Soundsystem (Lindstrom Remix)
Walking Away – The Egg

Princess Superstar Is [CD]
My Machine [Vinyl]
Last of the Great 20th Century [Vinyl]