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V.A. – Klamauk 004

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Vier mal Mainzer Microfunk auf der neuen Klamauk. Ganz Zirkuszelt mit CutUp-Trompete als Elefantenverschnitt und einer gehörigen Portion Funk, in der sich die Roncalli-Polka freudig ereignet, ist Michael Fluhrs Ape Shave. Weniger Zirkuszelt- als mehr Flussdelta-Erinnerungen kommen bei Cellule Eat auf: Knappe Streicher und ein rauherer Beat erfreuen hier den Tanztee.

Mehr Schlachtbuffet dann bei ARK. Der Pariser Zappelphillip bleibt hier erstaunlich ruhig, lässt aber seinen Bewegungstrieb im Unterbewussten – nämlich der Green-Velvet-mäßig rumorenden Bassline – freien Lauf. Klingt dadurch unheimlich erwachsen und straight. Besonders die Bassdrum ist schön schmutzig.

Bei Paradroid kommt wie immer eine ganze Spielhalle zum Einsatz. Ein flirrendes 8-Bit-Gewitter, das in seiner Retromanie den klassischen Brighton-Sound aufnimmt und für Paradroid ungewohnt melodiös klingt. Sehr schöne EP, nicht nur wegen der handbemalten Cover.

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Platte des Tages: Soulparlor – Evoluzion [Tokyo Dawn Records TDR11-003]

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Seit nunmehr 13 Jahren feiern die Mainzer Soulparlor ihre regelmäßigen Partys im Mainzer Red Cat. Unter dem Motto “You move nothing, if you don’t move yourself” hatten sie wohl schon jeden zu Gast, der sich mit Deep-Broken-Phusion-Soul beschäftigt. Auch ihr zweites Album Evoluzion (Noiz U Love) klingt, als ob sie jeden Gast-DJ gleich nach dem Set mit ins Studio nehmen, um eine Session aufzunehmen.

Mit Colonel Red, Stan Smith, Raziel Jamearah, Cecilia Stalin hat sich das Dreiergespann die Gäste geholt, mit denen dem gesamten Genre wieder frisches Blut injiziert wurde. Das klingt locker-trippig, bis hin zu wonky, mal langsamer mal schneller, aber immer mit Arschwackelgarantie. Dazu sind sie einfach auch zu erfahrene DJs, als dass sie die Leute mit ihren Drinks alleine lassen.

Tokyo Dawn Records

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V.A. – 20 Years of Overdrive Part I & II [Overdrive Records, Over181/182]

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Einen dogmatischen Trademarksound, der sich konservativ gegen jegliche Moden wehrt, gab es bei Overdrive von Anfang an schon nicht. Und so ist die aktuelle Werkschau zum 20. Geburtstag – womit das Label zum dienstältesten Technolabel hierzulande gehören dürfte – alles andere als ein nostalgischer Rückblick…

Außer Daniel Steinberg vielleicht. Hat sich doch der Schlingel an seine Jugend zurückerinnert und Cybordelics Tranceklassiker ‚Adventures of Dama‘ genommen um ein schunkeliges Techhousestück zu zaubern. Sophie Nixdorf zieht es in den Norden, inklusive mehr Tempo und zeigt, dass auch Techno noch seine Berechtigung hat.

Matt K baut sich einen minimalen Zweitongroove zusammen, der sich gegen Ende in einen schicken Sägezahn verwandelt, während Sascha Krohn den verschnupften Hektiker mit Berlineinschlag spielt. Michael Knoch besitzt diesen ebenfalls, fügt dem aber noch einiges an Nettigkeit hinzu.

Lediglich Andy Düx, der Overdrive nun mit Sophie Nixdorf betreibt, erinnert an sich an die frühen Phuture und lässt Chicago-Feeling anno 1989 aufkommen. Durchweg gelungen.

Overdrive

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Lavajaz – Debut [Spontan Musik, SMV018]

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Lavajaz aka Tobias Lorsbach aka Keinzweiter veröffentlicht zwei Jahre nach seiner ‚Globus Cassus‘-LP erneut ein Album. Und das Alter lässt seine Ambivalenzen auch nicht weniger werden. Statt Sci-Fi- und Singularitätsattitüde nun der Überfall auf das Binger Jazzfestival. Kein Problem als Altrheinbewohner mit eigenem Boot.

Und so klingt das Album dann auch, als ob er das Festival samplete, die Aufnahmen durch einen Hecksler jagte und anschließend in akribisch-mainzer Microfunk-Manier wieder zusammengeklebt hätte. Bis auf zwei tanzbare Tracks, ist das “Debut” bewusst ruhig gehalten und lässt den Jazz für sich sprechen. Manchmal schon stark mit elektronischen Sounds versetzt, sind es bei den anderen Tracks fast ausschließlich Originalsamples, die neu arrangiert wurden und das Ganze organischer einfärben.

Höhepunkte sicherlich ‚The weird Wire‘, die – und wieder – Orgel bei ‚Flyin‘ und das an französisches Cut-Up erinnernde ‚Missing‘. Mein Album des Monats und trotz des Alters mancher Tracks um vieles frischer als die Konkurrenz.

Spontan Musik

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Platte des Tages: V.A. – Klamauk 002 [Klamauk]

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Klamauk, ein noch frisches Mainzer Vinyl-Label, tritt ganz in die Tradition der Rheinstadt und ist eine neue Spielwiese für Microfunk und CutUp-House – mit von Hand colorierten Covern. Nach der lokal verhafteten 001 treffen nun Paul Frick, Tom Ellis, Scott und die Italiener The Clover aufeinander.

Tom Ellis wartet mit typisch arschwackelndem Microfunk auf – oft gehört und immer wieder gut, so auch The Clover, die dazu aber weniger Samples einsetzen. Scott sind kaum hektisch, dafür deeper mit Kuhglocke und entwickeln ihren ganz eigenen Charme, der nicht direkt ins Auge springt, dafür lange überzeugt. Die Bretter schlechthin sind aber die beiden Versionen von „The Camouflage“.

Paul Frick vermengt Ghostface-Killah-Samples mit Housevibes, hervorragend funky und deep und Finchhatten scheut sich nicht, einen großen Hit daraus zu machen. Untypisch für den heutigen Mainzer Sound und eher in der Tradition von Tonka und Pooley zu ihren besten Zeiten stehend, gelingt ihm damit ein Konsensbrett, das sowohl im verranzten Kellerloch als auch auf Rechtsanwalts-Housepartys voll überzeugt. Großartig.

Zum reinhören hier lang.