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New Media Art: Transborder Immigrant Tool

Das Transborder Immigrant Tool (TBT) ist eine frei erhältliche GPS-Applikation für sogenannte Burner Phones (billige Einweg-Handys). Es bietet High-End-Technologie für einen Spottpreis und soll illegale Grenzübergänge über die mexikanisch-nordamerikanische Grenze erleichtern.

[via furtherfield.org]

Hintergrund der Aktion ist der Fakt, dass ein paar NGOs wie Water Stations Inc. oder Border Angels eine Netzwerk von Wasserbehältern in der Imperial Valley Wüste, dem Anza-Borrego Park und den umgebenden Regionen errichtet haben. Dies war eine Antwort auf zahlreiche Hitzetode von illegalen Einwanderern auf ihrem Fluchtweg in die USA. Das TBT, ein Projekt des Electronic Disturbance Theater 2.0 aus San Diego und dem b.a.n.g. lab, soll nun die Auffindbarkeit dieser lebensrettenden Behälter erleichtern.

Die Implikationen der Aktion sind zahlreich:

Durch die Verwendung eines unter 20 Dollar teuren Einwegtelefons haben die Aktivisten ein Notfall-Navigationssystem für arme Bevölkerungsschichten geschaffen und somit die vielbeschworene digitale Revolution auf die Strasse getragen.

Zum Betreiben des Systems braucht man weder eine SIM-Karte noch eine Mobilfunknetz. Benutzt wird nur der kostenlose GPS-Service der US-Regierung, was an sich schon den Tatbestand des Culture Jamming erfüllt.

[via furtherfield.org]

Part of the TBT project is to call into question the northern cone’s imaginary about who has priority and control of who can become a cyborg or “trans” human – and immigrants are always presented as less-than-human and certainly not part of a community which is establishing and inventing new forms of life.
Ricardo Dominguez, EDT 2.0

Wenn man die Rede von der „Digitalisierung“ der Welt schon ernst nimmt, so argumentieren die Aktivisten, dann darf man auch auf die darin implizitierten Ideale von Freiheit und Emanzipation hinweisen. Technologie ist nie neutral, schon gar nicht wenn ihre Anwendung auf eine nordamerikanische und europäische Techno-Elite beschränkt ist. „Globalization“, sagt Ricardo Dominguez im Furtherfield-Interview „is-borderization“ und ruft uns so ins Bewusstsein, dass die Grenzen zwar für Produkte und Dienstleistungen offen sind, aber eben nicht für Menschen. Der Widerspruch einer Welt die globalen Austausch fordert und gleichzeitig aggressive soziale Filter implementiert.

Das Transborder Immigrant Toolist ein kleiner konzeptueller Schritt auf dem Weg politische Hohlphrasen wie Transparenz, globales Dorf und Information Superhigway in eine ernsthafte Chance für alle Menschen zu transformieren.

Der Code der Applikation steht für alle möglichen Anwendungen auf walkingtools.net zum Download bereit.

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Logo Tourist – Branded Landmarks

Der Finne Risto-Jussi Isopahkala aka Logo Tourist ist in der Tradition des 90er Jahre Culture Jammings unterwegs und knüpft dabei an Werke von Künstlern wie z.B. Heidi Cody oder 01.org an.

Arc de Triomphe

Sein Ansatz ist es auf die zunehmende Verschränkung von lokaler Identität und geklonten kommerziellen Markenidentitäten hinzuweisen. Das ist nicht neu, allerdings kann moderne Kunst auch nicht oft genug auf die krassen Einschränkungen hinweisen die das Spektakel der Marken unsere Alltagskommunikation auferlegt. Das versteht jeder, dem nichts anderes einfällt als jemandem zu Dank eklige ‚Merci‘-Schokolade zu schenken.

Paris Silhouette

Logo Tourist mixt bekannte Sehenswürdigkeiten und signifikante Silhouetten mit kommerziellen Logos und weist dabei en passant darauf hin, dass die Stereotypen von Städten wie Paris oder Berlin auch nur Icons sind. Sie können prinzipiell überall hin transferiert und konsumiert werden. Identität vermittelt sich über Konsum, mithin können wir gar nicht mehr anders als unser Persönlichkeit über Konsumvorlieben zu entwerfen.

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Recycling_Sampling_Jamming 26.-28. Februar 2009

Das Festival Re-* verbindet mit den Begriffen Recycling, Sampling und Culture Jamming drei intermediale künstlerische Strategien, deren gemeinsames Thema die Transformation von Altem in Neues ist.

WissenschaftlerInnen und KünstlerInnen aus den Bereichen Bildende Kunst, Design, Musik, Radio, Film, Video, Netzkunst und Werbung werden an drei Tagen versuchen, die Komplexität der künstlerischen Strategien des Re-* vorzustellen, zu erläutern und in einen wissenschaftlich-ästhetischen Diskurs einzubinden.

Mein Film Culture Jamming wird am Freitag um 16 Uhr laufen, anschließend darf ich mit dem Designer und Kommunikationsguerillero Stefan König, dem Medien- und Kommunikationswissenschaftler Marcus S. Kleiner und dem Senior Creative & Managing Director der Werbeagentur Scholz & Friends Hamburg Marc Schwieger über das Thema diskutieren.

Den musikalischen Auftakt übernehmen am Donnerstag den 26.02. Rechenzentrum 2.0 und Robosonic, letztere kann man auch morgen im Ballhaus Ost in der Pappelallee 15 (nähe U Eberswalder Strasse) bewundern.

Das Ganze findet statt in der Akademie der Künste, Standort Tiergarten, Hanseatenweg 10, Berlin.

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interfiction XV/2008 – Re/Cycling Invention

Vom 14.-16. November 2008 findet begleitend zum 25. Kasseler Dokumentarfilm- & Videofest zum fünfzehnten Mal die interdisziplinäre Workshop-Tagung interfiction für Kunst, Medien und Netzkultur statt.

Das diesjährige Thema wird Re/Cycling Invention – die Frage nach den ‚Innovationspotentialen medialer und materialer Strategien und Praktiken des Recycling in Kultur und Kunst‘ – sein.

interfiction

Ich werde dort mit folgendem Vortragsthema vertreten sein:

zu sampling, cut-and-paste und aggregatzuständen die götter (oder musen) von außen aus dem weltall getrennt halten

In der antiken Vorstellung wird die Idee, das Denken und folglich das Kunstwerk nicht selbst entwickelt, sondern von Göttern (oder Musen) von Außen eingegeben. Diese Vorstellung eines genialischen, göttlichen Impulses beherrscht bis heute in verschiedenen Aggregatzuständen die kulturpessimistische Debatte. Die postmoderne Kunstformen werden als unkreativ, unsinnlich oder gar als affirmative Verdoppelung der Umwelt beargwöhnt, was zu teilweise haarsträubenden Selbstbeschränkungen in der Wahl des künstlerischen Mediums führt.

Doch wie soll ein Künstler seine alltäglichen Wahrnehmungen, zu denen selbstverständlich auch die omnipräsente Welt der Warenanpreisung, des Internets und des TV-Spektakels gehören von „wahrhaftiger” Inspiration trennen?

William S. Burroughs, der soweit ging, der Sprache selbst zu mißtrauen, die er für ein Virus aus dem Weltall hielt, entwickelte die Technik des Cut-Ups um sich von der Semantik zu befreien. Genau diese Technik des Cut-Ups führte jedoch Jahrzehnte später zum Sampling, Cut-and-Paste und dem Musikgenre Plunderphonics, der selbstreferentiellsten und anti-essentialistischsten Kulturtechniken ever.

Ich möchte in meinem Vortrag zeitgenössische Formen des Kunstrecyclings vom Berliner ‚Maler’ Blaise Vincent und seiner Wiedergeburt als Darko Maver bei 01.org, über das Webprojekt aftersherrielevine.com bis zum zynischen Softwareprojekt logohallucination.com von Christophe Bruno vorstellen und die Frage stellen, was eine ursprüngliche Inspiration eigentlich sein soll und wem ein solches Modell dient.

Der Vortrag wir anhand eines Wikis gehalten, das ich zu Beginn der Veranstaltung öffentlich zugänglich machen werde, so dass der Vortrag Online verfolgt werden kann. Natürlich sind auch Offline-Zuschauer vor Ort in Kassel herzlich eingeladen, die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos…

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tweetscreen.bln – Web2.0 goes Public

Seit einiger Zeit bin ich ja schon bei dem Exhibitionistendienst twitter.com angemeldet, aber das was gestern abend passierte, habe ich bei aller Web2.0-Affinität nicht ahnen können.

Ich hatte gerade im skype-Chat mit BTH über das tolle Rockpop-Poser-Break in Orbitals Track Halcyon philosphiert und dann folgenden Satz getwittert:

Irgendwas zwischen Bon Jovi und Belinda Carlisle #realvinylz

Dies bezog sich auf das MashUp des Schmachtrockfetzens You Give Love A Bad Name und dessen Pop-Pendant Heaven Is A Place on Earth in Orbitals Hammertrack Halcyon.

subkid tweet

Ein Webprojekt namens tweetscreen.bln hat nun meinen Tweet an eine Berliner Häuserwand projiziert und damit eine wichtige – aber leider unvollständige Information – an die Bürger dieser Stadt übermittelt. Toll, wie der irrsinnige Hype um eine banale Applikation diese absurden Blüten treibt…

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Alison Mealy – UnrealArt

Die talentierte Programmiererin, Bloggerin und Videogamerin Alison Mealy untersucht in ihrem Projekt UnrealArt die Schnittstellen zwischen bewußtem ästhetischen Schaffen und unkontrollierbaren automatischen Prozessen und forciert den Clash zwischen Portraitmalerei und Egoshootern.

UnrealArt

UnrealArt ist ein Projekt an dem Mealy seit 2005 arbeitet. Sie benutzt die Engine des Egoshooters Unreal Tournament um eine Karte zu programmieren, die die AI-Bots als ‚good directions in which to walk‘ interpretieren. Die Computer-AIs spielen dann gegen sich selbst. Die Karte stellt die rudimentären Kennzeichen eines menschlichen Gesichtes dar und die Bots benutzen diese als Referenzpunkte zum Umherschweifen. So ensteht eine mehr oder weniger verläßliche Version des Ausgangsbildes.

Kunstgeschichtlich gesehen ist dies typische Appropriation Art; die männliche Domäne der Computer Game Engine in Tateinheit mit dem Masochismus und der Gewalt des Gameplay wird konstruktiv umgedeutet um Portraits (also Fine Art) zu generieren. Prints der Werke von Alison Mealy können über Fabio Paris Art Gallery erworben werden.

New Media Art
Ars Electronica 2008: A New Cultural Economy

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New Media Art [Taschen Verlag]

New Media Art bezeichnet eine Kunstrichtung, die sich auf neue Medien bezieht oder mit ihnen arbeitet. In der Tradition der Videokunst bearbeiten New Media Artists wie Vuk Cosic oder 01.org die Ende des 20. Jahrhunderts allgemein zugänglich werdenden neuen Medientechnologien.

Einen guten Überblick über die „medienaktionistische“ Szene, die den institutionellen Gebrauch von „neuen Technologien“ wie Kameraüberwachung, DNA-Synthese oder Web-Kommunikation kritisch beleuchtet, gibt das Buch New Media Art, das im Taschen Verlag erschienen ist.

New Media Art

Der slowenische Künstler Vuk Cosic ist ein Pionier der Online- oder NetArt. Cosic konfrontiert die High-End-Computergrafiken der Gegenwart mit der Geschichte der Rechner-Bildschirmdarstellung: Bis in die 1990er Jahre hinein waren grüne Buchstaben auf schwarzen Grund der Standard.

Als Mitglied des ASCII Art Ensemble entwickelte Cosic Arbeiten, die bewegte und stehende Bilder in Buchstaben-Wüsten verwandelten. Er überführte damit eine Hacker-Praxis in die Kunstszene, die aus der Zeit stammte, als Computer noch keine visuellen Interfaces boten, und verknüpften diese mit einer bis in die Antike zurückreichende Tradition von visueller Poesie.

Mit seinem Documenta-Website-Hack repräsentiert er auch die langjährige Anti-Artworld-Einstellung der New Media Art-Szene.

Die New Media-Prankster Eva und Franco Mattes aka 01.org sind mit ihrem Projekt Life Sharing aus den Jahren 2000-2003 vertreten, in dem sie in einem Akt des Datenexhibitionismus bzw. einem Update der Appropriation Art, das Konzept des „geistigen Eigentums“ ad absurdum führten.

Laut 01.org könnten die durch private elektronische Datensammeldienste erstellbaren Profile weitaus umfänglicher sein, als die in der Vergangenheit durch staatliche Geheimdienste erstellten.

Viele weitere faszinierende New Media Art-Projekte, wie u.a. Hans Bernhards etoy-Prank oder Jonah-Brucker Cohens UMBRELLA.net, finden sich in dem Band New Media Art.

Video Art
Creative Code: Aesthetics and Computation