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Platte des Tages: The Advent & Industrialyzer – Sch Exp [H Productions, HPX 050]

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Bevor dieses Jahr ein Album von The Advent auf H-Productions erscheint, startet Cisco Ferreira seine erste EP zusammen mit Industrialyzer. Und das knallt so dermaßen, dass es auf den ersten Blick eine aktuelle Weiterentwicklung von Alter Egos ‚Betty Ford‘ sein könnte, zumindest geht es genauso nach vorne bei ‚Complex Data‘. Die kurzen Breaks zwischen dem HiHat-Geschepper dienen auch nur dazu, dass es danach umso heftiger kracht. Endzeittechno wie man ihn lange nicht mehr hörte. Riesig! Der Titeltrack hingegen klingt wie eine alte Tetsuo-Platte (Label von Talla 2xlc). Komisch trancig und so überhaupt nicht mein Ding.

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Platte des Tages: Octave One – I believe (Sandwell District Remix) [2011, 430 West]

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Das Techno inzwischen eine reine Retroveranstaltung ist, haben Regis und Function schon lange begriffen und setzen genau da an, wo sie – zumindest bei Function – vor ein paar Jahren aufhörten: Im 90er Techno, dessen Spielregeln sie nicht nur beherrschen, sondern mitgestalteten. Und nachdem 2009 das Reanimationsjahr der alten Garde wurde (Adam Beyer, Luke Slater, Cari Lekebush), setzten 2010 Sandwell District und Chris Liebing nach. Dunkler, düster, roh … Berghaincharme eben. Dass es auch anders geht, zeigt ihr neuester Remix des zwei Jahrzehnte alten Octave One Klassikers I believe.

Beim ersten Hören fühlt man sich sofort in die Frühzeit von Techno zurückversetzt, als Detroit noch ein Mysterium und keine Flickr-Ansammlung von abandoned places war. Sehnsuchtsfläche und Sehnsuchtsvocal verirren sich im stillgelegten Teil einer alten Fabrik und lassen die einstrahlende Sonne voll entfalten. Riesig und schon der erste Anwärter auf den Remix des Jahres! Kein Aprilscherz.

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Feature: 20 Jahre Overdrive Records / Andy Düx

20 Jahre und kein bisschen leise

Dass Mainz mit Overdrive Records das älteste noch aktive Technolabel hierzulande beherbergt ist eine Sache. Dass dessen Betreiber Andy Düx seit 30 Jahren DJ ist, eine Andere. Doch würde es ihm im Traum nicht einfallen, dies groß zu verkünden. Ausgestattet mit einer guten Portion Understatement, Gelassenheit und Humor, wirkt er als DJ frischer denn je. Als Gastgeber zum Auftakt der 20 Jahre Overdrive Clubtour Mitte März im 50Grad feuerte er das Publikum ebenso an wie seine DJs und ließ sich auch nicht durch einen defekten Kopfhörer aus der Ruhe bringen, den er zwischen den Übergängen McGyver-mäßig reparierte.

Ein echter Raver und Mainzer halt. So gerät er immer wieder in lustige Situationen:

„Letztes Jahr war ich gerade mit meinem Set fertig, als ein Mädel auf mich zukam und fragte, ob ich vor 20 Jahren im Limburger Easy aufgelegt hätte. Ich schaute sie an und meinte, dass sie das mit ihren 18/19 Jahren kaum erlebt haben dürfte. Daraufhin sagte sie, dass es ganz witzig sei. Denn damals fuhr ihre Mutter auf mich ab und heute sie, als ihre Tochter … auch nicht schlecht, oder?“ (lacht).

Doch provoziert er diese auch selbst. Wenn er etwa stolz die selbstgebastelten Fastnachtskostüme seiner Kids präsentiert und, mit aufgesetztem Pappmascheehelm und Hand auf der Brust, den Gladiator mimt oder mit seinem neuen Podcast (Overdrive Podcast 003), der mit einer musikalischen Hommage an den Rhein beginnt, bevor straighter Techno einsetzt. Und besucht man ihn in seinem Platten- und DVD-Laden ‚Overdrive Entertainment Store‘, muss man keine Angst vor einem autoritären Geschmacks-Gralshüters haben, sondern bekommt seit 1992 neben feinstem Techno immer auch gute Unterhaltung geboten.

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Dabei hat alles eine Dekade früher mit dem Gewinn eines DJ-Wettbewerbs angefangen, bevor er diverse Residencies inne hatte und über das Produzieren ein Label gründete:

„Zusammen mit Udo Niebergall habe ich damals Musik gemacht und es war total hip ein eigenes Label zu haben. Und dadurch, dass ich Resident im Dorian Gray war, bot uns jemand an, sein Tonstudio in Darmstadt zu betreiben. 1991 gründeten wir das Label, um unsere eigenen Tracks zu veröffentlichen, bevor dann andere Produzenten auf uns zukamen.“

Inzwischen sind daraus 180 Veröffentlichungen geworden und Overdrive diente vielen Artists als Sprungbrett ­– wie Tom Wax, Norman Feller (aka Terry Lee Brown Jr.), Daniel Stein­­berg, Mark N.R.G.

Ausruhen will er sich deshalb nicht:

„Seit Anfang des Jahres ist Sophie Nixdorf mit im Boot und wir betreiben das Label gemeinsam. Vinyl wird es weiterhin geben, aber auch digitale Releases auf Whatpeopleplay. Als Tourspecial erscheint demnächst eine neue Compilation mit zwölf Stücken unserer Artists, von denen die besten sechs auf zwei Vinylsingles ausgekoppelt werden.“

Verändert hat sich auch vieles im Geschäft:

„Früher habe ich um 11 Uhr den Laden aufgemacht und da standen schon 20 Teenies davor, die Schulpause hatten. Heute reicht es auch, wenn um 14 Uhr geöffnet wird. Momentan sind die Geschäfte sehr stabil. Der Vinylmarkt geht nicht mehr weiter zurück. Und wenn es so bleibt, bin ich zufrieden.“

Business ist wichtig, das Umfeld aber auch. Besonders die Stadt:

„Ich finde Mainz klasse. Nicht zu groß, nicht zu klein. Wenn es so wäre wie in Berlin, wo man auf dem Weg zum Bäcker in zehn Minuten 35 DJs trifft, obwohl man nur in Ruhe frühstücken will, wäre mir das zu krass.“

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Wer so aktiv ist, braucht schon einen guten Ausgleich zum Nachtleben. In erster Linie ist dies ein fast schon ’spießiges‘ Dasein mit Haus und Familie:

„Ich habe zwei Kinder und das ist für mich ein ganz anderer Bereich, die Familie tut mir sehr gut. Ich trenne das auch strikt. Sobald ich hier die Tür rausgehe, führe ich ein anderes Leben, sozusagen ein Doppelleben.“

Einzig die Fitness wird im Nachtleben eher einseitig bedient:

„Beim Feiern immer nur die Hand zu heben ist ja okay, aber man muss sich auch mehr bewegen, deswegen besuche ich inzwischen einen Fitnesskurs“ (grinst).

Overdrive (Laden & Label)
Fotos: Mit freundlicher Genehmigung von Elisa Biscotti

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John Maus – We must become the Pitiless Censors of Ourselves [2011, Upset the Rhythm]

Seit Ewigkeiten wieder eine Spex gekauft. Textlicher Inhalt deckt nicht ganz mein Interesse ab, aber die CD ist wieder ein echtes Schmankerl. Erinnert mich auch an die letzte Spex-CD, die ich hörte. Damals schon John Maus ‚Rights for Gays‘.

Düsterer 80er-Synthpop der stark an Joy Division (die ich jedesmal aufs Neue googeln muss, weil ich mir nie ihren Bandnamen merken kann) erinnert, ohne jedoch ihre Rockigkeit zu übernehmen. Wollte ich 2007 schon kaufen und habs nicht gemacht. Mit der neuen Spex-Comp nun die zweite Chance und diesmal ist noch bis zum 4. April Zeit, bis das Album erscheint.

Die erste Single gibts jedenfall schon: ‚Quantum League‘. Ebenso düster und verhallt. Der typische Prototrack für die skurille Auswahl der 20JFG-Jungs. Und diesmal wird aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt.

Ärgerlich für mich, zur Freude aller anderen im Rhein-Main-Gebiet: John Maus spielt am Freitag in Frankfurt.

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Platte der Woche: adamned.age – Fragile [2011, Camomille 007] & To4ka TV

kosmostr

Was macht eigentlich Netaudio? Von dem großen Hype Mitte der Naughties blieb leider nur wenig übrig. Um viele der Hauptprotagonisten ist es ruhig geworden. Echt sehr schade. Kann es aber auch verstehen, dass viele Interessierte nicht die Muße haben, sich tonnenweise durch den ganzen Müll zu wühlen, um dann hin und wieder ein paar Perlen zu entdecken.

Grundsätzlich finde ich die Idee dennoch Klasse. Und um diese weiterzuverbreite dreht sich im neuen Slidecast (wieder ein neues Wort gelernt) von To4ka alles ums Thema Netaudio in Berlin. Wahrlich nicht neu. Und schade, dass in dem deutsch-russischen Format zwei der drei Artists von Ideology sind. Klar ist Ideology durchweg gut, nur zählen sie eh schon zu den sehr bekannten in der Szene. Wirklich eine Neuentdeckung ist aber adamned.age aka Hanne Adam, die sich neben den Labels Dub One! und Kosmonaut kurz vorstellt.

Auf Camomille erschien ihre LP Fragile [Download], die sehr ruhige Electronica, fast schon Chill-Out, produziert und dabei gerne ein Klavier dabei hat. Zwar fehlen auch hier die für Netlabel-Chill-Out typischen Digitalknackser nicht, doch sind diese so im Hintergrund, dass kein Gefühl von Kälte aufkommt. Spacefeeling dafür schon. EIn Album, das beim ersten Hören bereits alles sagt.

Passiert nicht mehr so oft. Und wem es nicht direkt gefällt: Tja, wir haben Frühling, heute nicht, da geht es, ansonsten im Herbst wieder auskramen, denn ein Album für chillige Tage am Baggersee/auf der Sonnenblumenwiese ist es nicht. Doch wer will schon bis zum Herbst warten, wenn der Winter gerade wegzog.

[via DE:BUG]

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Platte des Tages: Mainframe – MF1 [1993, Mainframe 001]

mf1

Wiener Abfahrt. Zuerst ein sehr unbekanntes Label, das mit den nächsten beiden VÖs Technogeschichte schreiben sollte, als nämlich Ilsa Gold zuerst mit ‚Up!‘ und dann mit ‚Silke‘ die Zipfelmützenfraktion bis zum äußersten schwitzen ließ.

‚Hyperkarma‘ strahlt immer noch sehr viel Deepness im weltaltlichen Sinn aus, während das ‚Antibiotic Prod.‘ auf der A-Seite den perfekt antiseptischen Wavesound durch den Körper jagt. Definitiv ein Zeitdokument, einer Musik die es davor oder danach nicht hätte geben können.

Zum Runterkommen dann später was ruhiges von der Female Netaudiofront.

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Platte des Tages: Emmanuel Top – Acid Phase [1994, Attack Records 94-003]

acidphase

Mit Bruno Sanchioni, einer der Produzenten von Age of Love (jener Track der durch den Jam & Spoons Remix schon seit seiner VÖ absoluten Klassikerstatus genießt), als Mentor, kann wenig schieflaufen. Und so katapultierte sich Emmanuel Top schon mit dem Frühwerk ‚Turkish Bazar‘ an die Spitze der 94er Technocharts. Doch auch wenn dieses Stück den Anfang seiner Karriere markierte, gab es im selben Jahr noch eine ravigere Variante seines Schaffens, die noch viel stärker abgeht.

‚Acid Phase‘ ist sozusagen die geballte Energie von Speed kombiniert mit dem Glücksfluss von Ecstasy, während das andere einen trancigen Meditationsfluss darstellt, wenn der erste Rausch abebbt und die Deepness um sich greift. Und so wundert es auch nicht, dass ‚Acid Phase‘ in fast jedem Set von Mark Spoon zu finden ist. Eine bessere Abfahrt im Gray gab es bis auf die hauseigenen Klassiker wohl kaum. Vom Tempo moderat – und mir damals fast zu langsam – lässt es sich auch heute noch gut einbauen.

Mit Sanchioni sollte Top später wieder zusammenarbeiten und mit ihrem Projekt B.B.E. (Seven Days and one Week) machten sie dann endgültig die Nummer eins der Charts in halb Europa klar. Doch auch dort gab es – zeitimmanent – als Ausgleich das wahnsinnig trancige Fusion.

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Aldebaran Vol. 2 [Aldebaran02]

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Sachte, ganz sachte mit ein wenig sanftem 303-Gezwitscher gleitet der Housetrack so beschwingt über den Bürgersteig, dass selbst der Housethrill und die sehnsuchtsvollen Vocals der Leichtigkeit des Tracks nichts anhaben können. Er grooved einfach, indem er sich immer wieder aufschichtet, dabei ziemlich deep bleibt und das freut einfach ungemein. Auf der A der Platte, die weder Künstler- noch Trackinfos liefert, wirkt auch die Deepness so geheimnisvoll, wie der Name des Produzenten, wenngleich die Vocals um einiges optimistischer Stimmen.

Anhören und Kaufen

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Mod.Civil – Somebody To Love [Rotary Cocktail, RC027]

rc027

Mod.Civil überraschen auch diesmal wieder. Mit dicker Bassdrum und etwas sperriger im Sound, schichtet sich ‚Somebody To Love‘ immer weiter auf. Wäre der Track nicht so deep und die Wirbel lauter im Vordergrund, könnte es ein Technomonster sein. So aber bleibt es ein richtig guter und interessanter Housetrack, bei dem sich Schema-F-Freunde erstmal umschauen werden. Zur klassischen Dancefloor-Keule entwickelt sich der Track im Remix von Jacob Korn. Einfach, gerade, direkt. Wie man es gerne hört.

Rotary Cocktail

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Larsson – Find your Soul [Rotary Cocktail, RC028]

rc028

Larsson spielt mit Melodien und dies ziemlich gut. Sofort eingeprägt, wollen diese nicht mehr aus dem Kopf. Klassische Sehnsucht eben. Auch der Titel: ‚find your soul‘. Mit dem Titel kommt man im Club garantiert an die tiefsten Gefühle des Selbst, die dann auch Abbild der Seele sind.

Minilogue greifen die Melodien auf, übersetzen sie in sphärische Sounds und in ihrer trancig und nach vorne gehenden Art ist das Balsam für die Seele, aber vor allem für die Tanzfläche. Verspielt und clubbig. ‚pieces of funk‘ ist die willkommene Abwechslung und eine funky Spielwiese der anderen Art. Coole Platte.

Rotary Cocktail