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Over The Horizon Radar – Hot Sugar / Kelly Lee Owens

Auch wenn einige hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind: Gegen John Carpenter, BADBADNOTGOOD oder Future Brown wollte man sich im vergangenen Monat auf den Schreibtischen der Musikredaktionen sicherlich nicht durchsetzen müssen. Schade, wenn wegen solcher Reichweiten-Entscheidungen andere gute Platten unter eben jenen Tisch fallen. Dafür suchen wir uns auch im Februar wieder mit dem Over the Horizon Radar die Schmuckstücke heraus.

Für Freunde von Produzentenalben, instrumentellem Hip Hop und Chiptune-Sounds gab es vergangenen Monat ein ganz besonderes Highlight. Hot Sugars Debütalbum »God’s Hand« ist ein verspieltes Kleinod geworden.
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Over The Horizon Radar – Liquid Rockz / fLako / Lxury

Comebacks und Debüts: Viele Erwartungen sind im Januar nicht unerfüllt geblieben. Da war der überstürzte Release von Björks „Vulnicura„, Sleater-Kinneys erstes Werk nach 10 Jahren, „No Cities To Love“ und Golden-Era-Wunderkind Joey Bada$$‘ „B4.Da.$$„. Alles meist hochgelobte Alben, die in den deutschen und internationalen Medien rauf und runter besprochen wurden. Für ein paar Platten, die infolgedessen eher unter den Tisch gefallen sind, gibt es das Over The Horizon Radar.

Schon in der letzten Ausgabe gab es einen Act aus Deutschland, der einen beachtenswerten Release hatte. Von Egokind und Ozeans Stadt Berlin geht es dieses Mal rüber nach Hamburg, wo das Producerkollektiv Liquid Rockz einen lateinamerikanisch angehauchten Mix aus Beats, Bass, Geklimper und verzerrten Sehnsuchtsgesängen abliefert.

Dass Trap da größtenteils nur als Buzzword draufsteht verzeiht man den Hamburgern sofort. Die 28 Minuten der EP bestehen neben den Trap-Snares viel mehr aus Dub, Grime und genre-trotzendem Geblubber, Geplätscher und Geklacker. „Gringo“ heißt das Teil und gibts als großzügigen Name-Your-Price-Download.

Von ganz ähnlicher Ästhetik, vom Hang zur Tanzfläche mal abgesehen, war 2012 übrigens auch die Eclosure EP von fLako. Der Producer wendet sich mit 2015 und seiner aktuellen EP neuen Sounds zu. „Kuku“ schlägt voll in die Grime-Kerbe und tastet sich mit synthetischen Chören im Titeltrack vorsichtig in die Gefühlswelt des Vaporwave.

Viel dominierender jedoch: hoch peitschende Spinett-Synthies, die die A-Seite schließen und die B-Seite einleiten. Ein neues Album des Deutsch-Chilenen ist für März angekündigt.

Wir bleiben in London. Newcomer Lxury hat mit „Into The Everywhere“ eine House-EP veröffentlicht, die sowohl poppig als auch tanzflächen-tauglich ist. Poppigere Tracks wie „Square 1“ mit Deptford Goth oder „World 2“ werden eingerahmt von eher techigen Rhythmen. Lxury bedient sich dabei stark organischer Moog-Sounds, die gerade auf „Square 1“ sehr nach Disclosure klingen. Es ist freilich nicht Lxurys Debüt, lässt aber auf mehr von ihm hoffen.

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Review: V.A. – Kitsuné Maison 16

Kitsuné Maison 16 Cover

Die Maison-Compilations der Franzosen sind schon so etwas wie eine Institution, die die Füchse von Kitsuné seit der ersten Episode vor neun Jahren geschickt als Marketing-Tool nutzen. Frische Acts pushen, Kitsuné als Tastemaker positionieren und das angekoppelte Fashion-Label mit jugendlicher Hipness aufladen. Augenscheinlich klappt das ja ganz gut, auch wenn meine unfundierte Meinung zum Thema Mode an dieser Stelle fehl am Platz wäre. Die Musik lässt sich aber mit Sicherheit als durchaus modebewusst beschreiben.

Getreu der Kitsun’schen Tradition ist die 16. Ausgabe der Kitsuné Maison nämlich elektronisch und poppig. Das passt auch zu dem „sweet sixteen“ Motto. Wie ernst diese Referenz auf die amerikanische, nicht weiter beachtenswerte MTV-Kultur gemeint ist, bleibt offen. Unterstellungen kann man sich jedoch, mit Hinblick auf den Plan von Kitsuné-Mitgründer Masaya Kurokis in die USA zu expandieren, nicht verkneifen. An den Haaren herbeigezogen? Wahrscheinlich. Gänzlich undenkbar allerdings auch nicht. Die Labelmenschen lassen es sich zumindest auch nicht nehmen die Compilation mit genau 16 Tracks zu bestücken.

 

Hat man dann aber alle Vorbehalte zu Kalkül und Instrumentalisierung über Bord geworfen, erwartet den Hörer tatsächlich ein abwechslungsreiches Album irgendwo zwischen verträumtem House und Surf-Rock und viel viel Ohrwurm-Potential, wie die Cowbell-Melodie von CITIZENS! Track Lighten Up beweist.
Die entspannte, aber nie kitschige Sonntag-Zurücklehnen-Attitüde, mit der sich die Franzosen ja so gerne rühmen, wirft die Frage auf, wo dieses Album eigentlich vergangenen Sommer war.

 

Trotzdem wird man bei einigen Tracks das Gefühl nicht los diesen gewissen Stil, diese Musik, irgendwo schon mal vernommen zu haben. Kwamie Liv wird sich gerade auf 5 AM oft vorwerfen lassen müssen gesanglich wie Lana del Rey zu klingen, trotz ausgeprägtem Hang zu Downtempo- und Lounge-Atmosphären. Im Vergleich dazu bieten Jaws herzlich wenig Alleinstellungsmerkmale und klingen eher nach The Drums meet Slow Jam. Nebenbei hat der Verantwortliche für die Compilation offenbar sein Faible für Handclaps und Fingerschnippsen in House-Beats und balearische Atmosphäre ausgelebt.

Fazit: Wer seinen Anspruch weniger auf Originalität legt und einfach nur unterhalten werden will, dem sei die 16te Kitsuné Maison empfohlen. Entspannt und tanzbar ist sie allemal, gibt sich dabei auch reichlich Mühe nirgendwo anzuecken. Das kann man als „harmlos“ abtun, wer sich aber noch nach dem kleinsten gemeinsamen Musiknenner für den nächsten WG-Küchen-Abend umguckt ist mit den 63 Minuten dieser Playlist sehr gut bedient. Ein bisschen Hipster-Credibility gibts bei so viel unbekanntem Mainstream obendrauf.

Kitsune Maison Compilation 16 [Vinyl LP]
Kitsuné Maison Compilation 16 (Download)

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Over The Horizon Radar – Cakedog / Egokind & Ozean / Ssaliva

Kaum war Aphex Twins SYRO von der Bildfläche verschwunden, beanspruchten im Oktober schon Flying Lotus und Caribou die volle Aufmerksamkeit eines Großteils der elektronischen Musikszene. Sicherlich nicht ganz ungerechtfertigt, doch es ist immer schade um diejenigen Qualitäts-Releases, die bei solcher Konkurrenz medial den Kürzeren ziehen … Grund genug das Over The Horizon Radar anzuschmeissen:

Letzten Monat war da zum Beispiel Cakedog aka Leland Jackson. Der ist vorher bereits als Ahnnu mit jazzigen Sample-Kompositionen auf Kassette unter dem Radar geflogen. Als Cakedog hat er Mitte des Monats mit „Menace In The Phantom“ einen Tribut an das Footwork-Genre im Allgemeinen und den verstorbenen Rashad im Speziellen abgeliefert. Dass er dem Genre gerne seinen eigenen Dreh verpasst, hat er bereits im September letzten Jahres in einem äußerst entspannten BoilerRoom-Set gezeigt.

Auf „Menace In The Phantom“ gibt’s entschleunigten Footwork aufs Ohr, der mit nicht viel mehr als der klassischen Snare-Kickdrum-Kombo, flächigen Synthies und den obligatorisch zerhackten Vocal-Samples auskommt. Die Tracks sind minimalistisch, geben aber dieselben dystopischen, amorphen Vibes ab, wie es die vergleichsweise hektischen Produktionen von Rashad und Co tun. Das Album gibt es glücklicherweise nicht nur auf Tape sondern auch Digital.

Eine kleine Überraschung stammt tatsächlich aus deutscher Feder, was zumindest die Ignoranz jenseits der .de-Domains erklärt. Mit „Transition“ haben die zwei Berliner Egokind & Ozean eine schöne Platte im Chillwave- und House-Dunst veröffentlicht, die genau so auch fast von Gold Panda hätte kommen können, wäre da nicht ein noch stärkerer Fokus auf Klimper-Sounds, Glitch und rauschende Filter-Effekte.

Schön ist auch, dass sich das Duo nicht in irgendwelchen sommerlichen aber ansonsten langweiligen Sonntagsstimmungen ergibt, wie es viele hiesige House-Produzenten tun. Stattdessen ist auf „Transitions“ ein schöner Wechsel aus Entschleunigung und Tempotracks vertreten, der zwar stets warm und sonnig, aber selten kitschig klingt.

Ssaliva ist eigentlich niemand Unbekanntes mehr. Umso mehr verwundert es, dass der neue Release des Belgiers weitestgehend ignoriert wurde. Dabei kann „Pantani“ getrost als eine der besseren diesjährigen Veröffentlichungen im Lo-Fi-Bereich angesehen werden. Als bester Ssaliva-Release bisher sowieso. „Pantani“ ist auf schöne Weise verspielt und melancholisch zugleich und findet immer eine gute Balance aus klarem Geklimper und flächigen Bässen darunter. Dabei scheint Ssaliva auch viel Gefallen an Panning gefunden zu haben. Auf vielen Tracks wandert der Sound regelrecht von einem aufs andere Ohr.

Das Album ist dabei durchweg sphärisch, plätschert aber nie öde vor dem Hörer her. 35 Minuten Spielzeit scheinen dabei auch die perfekte Länge für ein Album in diesem Stil zu sein: kurzweilig, aber nie zu kurz. Das passt auch fast auf die Seite einer Kassette (je nach Format) in der das Album nebst digitaler Version vertrieben wird.