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Room to Dream – David Lynch and Kristine McKenna

Room to DreamRoom to Dream by David Lynch
My rating: 5 of 5 stars

This is an amazing and inspiring book for every creative mind. It’s amazingly well written and a must-have for Lynch fans and people who want to get to know him and his work. I don’t really believe that David Lynch is that unique, amazing and ever active guru as he is depicted in this book, but nevertheless it is a source of inspiration i certainly will come back to. The final words of this book moved me to tears.

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Die Geburt der Webdoc aus dem Geiste der Kybernetik

Am vergangenen Sonntag hatte ich das Vergnügen mir die vier Projekte der Teilnehmer des ersten Berliner DOK Hackathons ansehen zu dürfen. Die vier Teams und ihre Projekte sind hier und auf ARTE Future zu finden.

In der Jury saßen unter anderem Vertreter von Süddeutsche.de und Zeit Online – sogenannte Onliner -, ein Krautreporter, aber auch Frédéric Jaeger von critic.de. Von Letzterem habe ich vor der Veranstaltung die tolle Artikelserie zum Thema Cross-, Trans- und Multimedialität gelesen. Und dann bin ich ins Nachdenken geraten …

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Am Ende der Präsentation fragte einer der Teilnehmer die Jury (und hier offenbar die potentiellen Auftragsgeber oder Lizenzabnehmer) was diese denn für Projekte suchen würden. Sinngemäß antworteten beide Online-Pressevertreter, dass es darum ginge im Aufmerksamkeitsdschungel des Internets attraktive Gimmicks zu bieten, die Aufmerksamkeit erregen und potentielle Leser langfristig an die jeweilige Seite oder Marke binden. Dabei müsse natürlich die Waage zwischen formaler und inhaltlicher Wiedererkennbarkeit und Innovation gehalten werden. Dies ist aus Sicht der Onliner durchaus legitim und nachvollziehbar. Was mich nur gewundert hat, ist, dass von anderer Stelle keine Erweiterung oder Kritik dieses Begriffs von Webdoc/Webfiction angebracht wurde. Denn von der Sichtweise der Finanzierer/Auftragsgeber mal abgesehen:

Was sollte eine Webdoc/Webfiction eigentlich können, außer sich Fernsehsendern oder Online-Medien als Mehrheitsbeschaffer anzudienen?

Man stelle sich mal testweise vor, Fernsehbeiträge wären in der Anfangszeit des Fernsehens ausschließlich als Spielfilmteaser konzipiert und verstanden worden. Der raison d’être des Fernsehens wäre folglich nur der gewesen in Zeiten der Rezession mehr Menschen ins Kino zu bekommen. Oder als zweite Einkommensquelle und Abspielstation für Kinofilme zu dienen. Ich denke gleichermaßen liegt heute eine sehr einseitige Konzeption von Webdoc/Webfiction vor. Es scheint wenige Player oder Stakeholder zu geben, die die Möglichkeiten des Mediums – über dessen Rolle als journalistisches Novelty-Tool oder Beschaffer von zusätzlichen Kundenkontakten hinaus – reflektieren. Zumindest nicht von ökonomischer Seite. Die freigeistige Geburt einer neuen Kunstform sieht anders aus …

Wir brauchen wohl keinen Siegfried Kracauer der Webdoc/Webfiction, aber die Autor_innen müssen lernen sich von den Wünschen des Marktes freizuschwimmen. Webdoc-Autor David Dufresne stellte auf dem DOK.forum 2014 in München folgende provokante Frage:

„Would you ask a poet or painter about his business model?“

Nicht viele Leute haben applaudiert. Warum? Klingt das zu naiv-romantisch? Führen vielleicht die Produktionsbedingungen eines Teams von Designer_innen, Transmedia Producer_innen, Programmier_innen und Autor_innen strukturell dazu, dass schnell von einem „Produkt“ geredet wird und weniger von einem „Kunstwerk“ oder auch nur einer Webdoc? Muss eine Webdoc/Webfiction immer eine Ware sein, die an unterschiedlichen Stellschrauben hinsichtlich Usability, Storytelling, Performativity und Lead/Sale-Generierung skalierbar ist?

Genau wie das zeitgenössische Fernsehen komplexe Dramaturgien und mehrdeutige Charaktere beschneidet, aus Angst die Zuschauer könnten wegzappen, wird die Webdoc von vorneherein als hochperformatives Zuschauergenerierungsevent gedacht. Dies ist katastrophal für die Entwicklung von eigenen Genreregeln und -ästhetiken.

Die Webdoc/Webfiction muss sich dringend vom utilitaristischen Diskurs befreien. Sie wird mit Sicherheit nicht den Journalismus oder das lineare Fernsehen aus der Krise retten, schon gar nicht wenn dies ihr einziger Daseinsgrund ist.

„The Medium Is The Message“, das kann man natürlich nicht bestreiten. Das Dispositiv der Apparate schreibt sich vom Smartphone/iPhone und Tablet/iPad in die Form der Webdoc/Webfiction ein.
Aber einerseits: Was ist auf technischer Seite mit den Smart-TVs oder den Möglichkeiten einer partizipativen Kinovorführung?
Und andererseits: Wo sind die Versuche mit den faktischen Genrebeschränkungen ironisch und spielerisch umzugehen, wie es im Extremfall Filme wie Synecdoche, New York, Serien wie Twin Peaks oder Bücher wie Infinite Jest getan haben?

Es müsste wohl so sein – so ein erster Gedanke -, dass Autor_innen oder Regisseur_innen in einer Webdoc/Webfiction-Produktion die erfahrenste und stärkste Figur sind, damit sie den Verführungen des Praktischen und den Beschränkungen des technisch Machbaren trotzen können. Sie könnten den Weg bereiten für eine tatsächlich experimentierfreudige Atmosphäre in Sendern, Verbänden und Förderanstalten.

Eine Begriffklärung, darüber, was denn bloß technische Innovation und was ästhetisch-narrativ innovativ sein soll, wäre für alle Beteiligten ebenfalls sinnvoll.

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Matrix – Reloaded

‚Matrix – Reloaded‘ als Modell der Kulturindustrie

Im Mai des Jahres 2003 kam der lang erwartete zweite Teil der Matrix-Trilogie ‚Matrix – Reloaded‘ in die Kinos. Mit diesem Film wird das philosophische Kontinuum, welches Matrix I aufspannte, um eine für das Verständnis postmoderner Kontrollgesellschaften essentielle Dimension erweitert:

In Matrix I findet der Protagonist Neo heraus, dass er in einer computergenerierten und –kontrollierten Scheinwelt lebt, einer Simulation, welche den Menschen die Situation in der “realen” Welt vernebeln soll. In der ‚realen‘ Welt sind die Menschen Sklaven der Maschinen um diese via Bioelektrizität mit Strom versorgen. Neo wird von einem Mann namens Morpheus aus dieser simulierten Realität in die ‚reale‘ Welt herübergeholt, in der eine postatomare Staubwolke die Sonne verdunkelt und die Menschen im fötalen Stadium in riesigen Stromgeneratoren dahinvegetieren. [Btw. Energieerhaltungssatz ick hör dir trapsen!]

Soweit erinnert das Szenario an die von Adorno/Horkheimer in ‚Dialektik der Aufklärung‘ diagnostizierte Kontrollgesellschaft. Die Menschen sind in dieser “von früh an in ein System von Kirchen, Klubs, Berufsvereinen und sonstigen Beziehungen eingeschlossen, die das empfindsamste Instrument sozialer Kontrolle darstellen. Wer sich nicht ruinieren will, muss dafür sorgen, dass er, nach der Skala dieses Apparates gewogen, nicht zu leicht befunden wird.” Um die Menschen von der Erkenntnis ihres mechanischen Daseins abzuhalten sorgt die Kulturindustrie für die Erstellung immer neuer Phantasmen in die sich der Mensch hineinträumt um der grauen Realität seines Alltags zu entfliehen. Der sog. “kulturelle Mainstream”.

Analog dazu kann das Modell der Matrix im ersten Teils betrachtet werden. Neo entflieht ihr mittels Morpheus Hilfe in die graue Realität um dort an einer wie auch immer gearteten Befreiung der Menschheit zu arbeiten. So ergibt sich in Matrix I die einfache Erlösungsoption durch Erkenntnis des ‚Verblendungszusammenhangs‘, der Strukturen des Systems, die dem modernen Menschen offenzustehen scheint.

In ‚Matrix – Reloaded‘ erfährt der Zuschauer zunächst, das in der ‚realen‘ Welt eine Subkultur existiert, die sich in einer Gemeinschaft namens Zion unter der Erdoberfläche aufhält. Dort versammeln sich alle Menschen die aus dem System der Matrix in die ‚reale‘ Welt entkommen sind. Doch im Verlauf des Films häufen sich die Hinweise darauf, dass auch Zion eine Matrix ist, deren Existenz der Architekt der Matrix in einer Schlüsselsequenz erklärt: In der Hauptmatrix (Matrix I) ergeben sich schon nach kurzer Zeit Programmfehler – wie er pseudomathematisch erklärt – eine bestimmte Zahl von Individuen erkennt die Kontrollstrukturen der Matrix und ergreift die Flucht. Dieses Quantum wird in einer zweiten Simulation – nämlich Zion – aufgefangen. Die Bewohner von Zion sind in dem Glauben in der ‚realen‘ Welt zu leben und somit ein wahrhaftigeres Dasein erlangt zu haben.
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Agonie des Realen: Big Brother – Die 2. Staffel

Selbstverortung:
Im Februar diesen Jahres, als die ersten Medienwellen über „Big Brother“ durch den Äther spülten, nahm ich mir sofort vor, diese Sendung nie einzuschalten. Nicht etwa aufgrund alberner Fernsehkonsumkontrollängste à la „Ich habe mal kurz zu Tutti Frutti gezappt“, vielmehr aus Angst vor der Dreistigkeit, mit der die Produzenten die Schreckensvision des Orwellschen Big Brothers aushöhlen, indem sie es zum Symbol einer Fernsehshow machten. Doch nach schleichendem Beginn der Serie erlag ich zunehmend der Faszination eines vollkommen von Kameras kontrollierten (künstlichen) Lebens. Die Frage stellte sich mir, inwieweit die Protagonisten noch ein normales Leben führen können, und wie das Experiment wohl ohne Kameras aussehen würde. Extreme Fernsehshows dieser Art kannte man ja höchstens aus „Dr.Who“-Folgen oder bitterböser Medienkritik-Science-Fiction. Und das alles ließen Die Teilnehmer für „nur“ 250.000 DM mit sich geschehen – ein Viertel des Gewinns einer anderen bekannten Quizshow Nach 2 Wochen entwickelte ich mich zum „Big Brother“ Kenner, führte meine eigenen Warnungen ad absurdum und diskutierte heftig mit, über das Leben von John, Andrea, Zlatko und Co. Zumal mir auch die Kritiker immer weiter auf die Eier gingen, die den Quoten nur in die Hände spielen … Subersive Affimation?

1. Zwischenspiel:
Gegen Ende der ersten Staffel, als „Die Bewohner“ mit dem Hit Großer Bruder in den Charts auftauchten, mit einem Text ähnlich „Du bist mein großer Bruder, du bist immer da … „, beschlich mich plötzlich die Paranoia, hier ginge es nicht nur um Einschaltquoten, sondern die Big Brother-Macher wollten quasi schunkelnderweise schon mal Einstimmen auf die Realität totaler Überwachung. Eben genau durch die Behauptungen der Bewohner, daß alles sei ja gar nicht so schlimm und die Entwertung des Schreckensymbols des Big Brother. (Zur Erinnerung: Der Orwellsche Big Brother war das Medium eines totalitären Staates, das seine Bewohner mit Ideologie zuspülte, und sie gleichzeitig per Rückkanal überwachte.) Doch sei hier erstmal Schluß mit der Paranoia.

Big Brother- Realität:

Nach längerer Zeit entwickelte sich das todgesendete Format zu „einem minimalem tatsächlichen Ereignis (in einem) ein maximales Echo erzeugendem Hallraum“.

Meint hier die Zeitungen, die Sensationsmeldungen und „geheime“ Fakten veröffentlichten, die Prominentenbesuche im Container, die ausgekoppelte Charthits der Ex-Bewohner und so weiter … Anscheinend hatten die Caster nicht genügend Konfliktpotential eingebaut, und das Containerleben entwickelte sich recht friedlich und ereignislos.
(Zynisch wie Percy Hoven zugab, Zlatko sei als „ey, alter wasn los“-Baustein ausgesucht worden, und hätte sich dann als Star entpuppt) Schnell war dann auch das Ende der Serie erreicht, und es begann die übliche mediale Resteverwertung … Dienst nach Vorschrift.

Die zweite Staffel:
Man hatte dazugelernt. Eine große Show veranstaltet, Stars auftreten lassen, Fans sind nach Hürth eingeladen worden … quasi die kapitalistische Variante von „der Masse eine Begriff von sich selber geben“. Auch die Bewohner sind jetzt 12 an der Zahl und aus sämtlichen verfügbaren Klischees rausgemorpht worden. Das simulierte Leben kann weitergehen. Und: Die ersten Schäden die die Big Brother-Welle auslösen wird, sind zu spüren … Die Bewohner verhalten sich nicht nur in erster Ordnung künstlich wie im ersten Teil („Bloß bei allen beliebt sein, damit man nicht nominiert wird“), sondern beziehen die zweite Ordnung, d.h. die Zuschauer mit in ihre Kalkulation ein. So wird beispielsweise Karim vorgeworfen, er wolle bei den Zuschauer als „der Liebe“ ankommen, nur weil er die völlig fertige Marion tröstet.

Dieses Mißtrauen seinen engsten Umgebenden gegenüber, zugunsten eines antizipierten Zuschauers, ist wohl schon fast eine Psychose, die den gegeben Realitäten ein herrschendes Über-Ich entgegenstellt: Den allmächtigen Zuschauer

Der Zuschauer:
Selber kann der Zuschauer (dank der Cleverness von rtl2) jetzt mitbestimmen, wer nominiert wird (faktisch hat die Stimme aber eher symbolischen Charakter). Er hat Einfluß auf das Handeln der Protagonisten und vergißt damit netterweise die gegebenen Realitäten. Sein Feedback ist folgendermaßen zubewerten:

2.Zwischenspiel:
„In der Sphäre der Medien (der der Zuschauer ausgesetzt ist) wird zwar gesprochen, aber so, daß nirgends darauf geantwortet werden kann. Unnötig sich das Fernsehen als Periskop vorzustellen, mit dem das Regime im Privatleben eines jeden herumspioniert, denn es ist vielmehr als das, das Fernsehen ist, daß die Leute nicht mehr miteinander reden, dass sie angesichts einer Rede ohne Antwort endgültig isoliert sind.“ Paranoia also nicht nur in zukünftigen Schreckensvisionen à la Orwell, sondern eher in der Alltagswelt.

Fazit:
Hört auf, euch über diesen Quatsch zu unterhalten, „Big Brother“ dient nur drei Zwecken

– der Quotenmaximierung bei geringsten Produktionskosten, um Werbung zu lancieren
– der Verschleierung der steigenden Überwachung öffentlicher Plätze, Automaten, Bahnhöfen, Supermärkten bzw. die Verharmlosung dessen
– der Eliminierung sozialer Kontakte die über Medienreflektion hinausgehen

Über die popkulturellen Implikationen der Serie, die ihre Faszination ausmachen, hier ein andermal.

(Alle in Anführungszeichen gestellte Zitate enstammen Jean Baudrillard „Kool Killer oder Der Aufstand der Zeichen“ )