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Von Kairo nach Tel Aviv – 7. und 8. Tag

„Zwei Stunden Aufenthalt am Rande des Nichts und dann weiter mit dem Bus nach Dahab. Es läuft eine „Jurassic Park III“-VHS mit mittelschweren Tracking-Problemen und die Ägypter schauen gebannt zu. Nach nur 1,5h erreichen wir Dahab und von nun an sollte sich alles ändern:“

Heute morgen sind Ben und Angel mit dem Flieger nach Sharm El-Sheikh geflogen, was nicht sehr teuer ist, aber ich will den Landweg versuchen, in einer Mischung aus Dickköpfigkeit und „Aetwentscher“. Der Taxifahrer, der mich zur Busstation bringt, scheint zwar irgendwie in Ordnung zu sein, aber als ich im sagte, dass ich für’s deutsche Fernsehen arbeite, liess er nicht mehr locker. Ich solle seine Horror-Website AffordableEpypt ins Fernsehen bringen. Wie die Araber nun mal sind, lässt sich ihm nun nicht mehr erklären, dass das nicht so einfach möglich sei und er hängt mir an der Backe bis der Bus nach Hurghada eintrifft.

An der Busstation sind noch Andy und Nicky Gibb, ein älteres Ehepaar aus London, und als das übliche Geschreie und Geschimpfe im Bus Office losgeht, nach dem Motto: „Ana mat kal limsch arabi! Yalla! Yalla! Imshi! Fuck Off!“, meint Andy nur trocken: „You’ll never know if these guys are going to kill each other!“ Die beiden stehen übrigens voll hinter ihrem neuen Prime Minister und hoffen, dass aus New Labour nun wieder Old Labour wird.

Nach fünf arabischen Stunden (7h) Fahrt durch die Wüste und an unzähligen Checkpoints vorbei – an denen das Fotografieren verboten ist, wie ich unter lautem Geschimpfe feststellen durfte – kommen wir um 9:30 pm in Hurghada am Roten Meer an.

Hier halten sich aus irgendwelchen Gründen hauptsächlich Russen auf, denen es auf jeden Fall an einem Sinn fuer dezente Kleidung fehlt. Jeder Ägypter kann einem stundenlang Geschichten über HotPanty-Zwischenfälle erzählen.

Das Hotel was ich voreilig gebucht habe, ist „In The Middle Of The Fucking Nowhere“ und ich bin der einzige Gast in einer Drei-Sterne-Hotelanlage inklusive eigenem Wachpersonal. Beim Frühstück weicht der Page nicht von meiner Seite und steht in ca. 3m Abstand neben meinem Tisch und starrt mich an. Bei dieser lynchesken Atmosphäre kann einem doch etwas der Appetit vergehen. Das Hotel scheint wohl ein Abschreibungsobjekt für den Besitzer zu sein.

Apropos Abschreibungsobjekt! Ich habe jetzt endlich den Grund erfahren, warum aus den Häusern im obersten Stock immer noch das Schalungsgerüst hervorsteht: Die Ägypter müssen nur Steuern für ein Haus zahlen, wenn es fertiggebaut ist, deswegen bauen sie es nie fertig und behaupten, dass die Kinder in ein paar Jahren weiterbauen und dort wohnen, was in einigen Fällen sogar stimmt…

Weiter geht es mit der Schnellfähre (90 arabische Minuten = 150 Minuten) nach Sharm El-Sheikh über das aufgepeitschte Meer. Dazu zeigen sie ein Sicherheitsvideo mit faustgrossen Blocking-Artefakten, den billigsten Digital-Video-Effekten die ich je gesehen habe (ein Bild wird zum Luftballon und schwebt davon, ein anderes faltet sich zur Möwe und flattert aus dem Bild) und abartigen JumpCuts: Die Stewardess steht halblinks im Bild ohne Schwimmweste an SCHNITT Die Stewardess steht in der Mitte desselben Bildes mit Schwimmweste an!!!
Ich hoffe nur, dass es hier nicht zum Ernstfall kommt.

In Sharm El-Sheikh muss ich wieder zum Busterminal, was mich im Taxi doppelt soviel kostet wie der Bus nach Dahab. Zudem lässt Mohamed nicht locker und will mich für 200 L.E. (Ägyptische Pfund) mit dem Taxi nach Dahab fahren. Ihm ist mit Logik nicht beizubringen, dass man nicht den 20fachen!!! Fahrpreis bezahlen will, wenn man mit dem Bus fahren kann. Immer wieder sagt er: „How much do you like to pay.“ Und ich: „11 L.E.“ Und er: „You’re kidding, it’s about 160“ Und ich: „But the bus is 11!“ Und er:“150!“ etc… Er lässt nicht locker bis wir am Bus Terminal sind und mein Gepäck muss ich ihm beinahe aus der Hand reissen.

Zwei Stunden Aufenthalt am Rande des Nichts und dann weiter mit dem Bus nach Dahab. Es läuft eine „Jurassic Park III“-VHS mit mittelschweren Tracking-Problemen und die Ägypter schauen gebannt zu. Nach nur 1,5h erreichen wir Dahab und von nun an sollte sich alles ändern:

Dahab ist das Paradies auf Erden, ich werde samt Gepäck auf einen PickUp geladen und wir brausen zum Penguin-Hotel. Das liegt vis-a-vis mit Saudi-Arabien am Golf von Aqaba und ist eine richtige Hippie-Kommune. Shisha rauchen am azurblauen Meer, unaufdringliche und freundliche Menschen, hübsche Mädels und: Ben und Angel. Freudig begrüsse ich meine Travelmates, auch Phil aus Manchester ist hier und Ben kriegt sich nicht mehr ein: „I mean, David, man, look at your eyes! Is that amazing? Finally we made it to paradise!“
Abends gehen wir auf eine Outdoor-House-Party und tanzen die ganze Nacht durch …

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