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Yanis Varoufakis und der Wahlkampf in Spanien

Hierzulande befasst sich seit Sonntag alle Welt mit dem Mittelfinger von Yanis Varoufakis.

Dass das ganze Gerede über den Mittelfinger nur die viel dringendere Debatte über die Zukunft der Eurozone und die Sinnhaftigkeit der Austeritätspolitik verschleppt … geschenkt. Doch auch in anderen Ländern läuft die Verunglimpfungskampagne in der Schmierenpresse auf Hochtouren. Die rechtskonservative spanische Zeitung ABC hat knallhart folgendes recherchiert:



via

(Übers.: So lebt der Populismus – Der griechische Minister residiert in einer gutbürgerlichen Wohnung am Fuße der Akropolis und verfügt auch noch über eine andere Wohnung auf einer Insel)

Recherche kann man das allerdings dann doch nicht nennen, schließlich erschien die etwas verunglückte Homestory ja in Paris Match. Und kann man einem Politiker wirklich vorwerfen, dass er auch mal mit den Medien schmust, gerade wenn dies mittlerweile leider zum politischen Alltag gehört? Hierzulande protzen selbst die ZDF-Sommerinterviews mit dem guten Leben der Starpolitiker – und reisen ihnen schon mal ins Ausland nach.

Natürlich ist das Cover Teil einer europaweiten Schmutzkampagne – angeblich dazu angetan gerade dieses Europa vor den bösen Griechen zu schützen. Da wird sich mit schäumendem Maul auf den populistischen »Wutgriechen« (Spiegel 6/15) gestürzt und die ganze Bandbreite des populistischen Schlammschlachtarsenals abgefeuert.

Varoufakis veröffentlicht derweil (im Gegensatz zu seinen Gegnern – der politischen Elite Europas) ein Essay, das eigentlich Gegenstand einer breiten Debatte sein sollte.

In Spanien treibt die Angst vor einem möglichen Wahlerfolg von Podemos das bürgerliche Lager zum Äußersten. Nach der nicht endenwollenden Affäre um die tarjetas negras werfen die Regierungspartei und die bürgerlichen Medien ausgerechnet Podemos vor die Geldbörsen der Spanier plündern zu wollen und das Land ins Chaos zu stürzen …

Dank twitter ergoß sich Übrigens ein Füllhorn aus Hohn und Spott auf den heuchlerischen ABC-Artikel:

Die Bürgermeisterin von Madrid lebt in einem 1,8 Millionen Euro Landhaus. Esperanza Aguirre (Regierungspolitikerin PP) in einem Palästchen. Aber ABC zieht für das Titelblatt das Haus eines griechischen Ministers hervor.

»Was ist Populismus?« sagst du, während du dieses Foto auf die Titelseite knallst? Wenn du mich fragst: Populismus, das bist du …


Ich vermute, dass die nächsten Cover von ABC über die Häuser von Rouco (Erzbischof von Madrid), I.Gonzalez (span. Fussballspieler), etc. sein werden?

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