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Buchtipp: Torsun & Kulla – Raven wegen D [Ventil Verlag]

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Wenn Trini Trimpop (siehe voriger Post) am Anfang einer neuen Bewegung (Punk) stand, heute aber nicht so richtig in Fahrt kommt, um über Techno zu schreiben, dann sind Torsun & Kulla quasi die musikalischen und subkulturellen Enkel davon. Und der Titel „Exzess all Areas“ hätte bei ihrem Werk „Raven wegen Deutschland“ (Ventil Verlag) definitiv besser gepasst.

Torsun könnte von seinem Konsum her, der abgemagerte, antideutsche aber nicht minder polytoxikomanische Bruder von Mark Spoon sein. Schließlich beherrscht er sein hessisch immer noch perfekt und genauso den hedonistisch und politisch korrekten Absturz. Die Orte kennt man zu genüge: Bar 25, Suicide, Berghain, Müggelsee und all die Friedrichshainer WGs (inzwischen wären sie in Neukölln) wo man die Stunden dazwischen verbringt.

Torsun, gerade von seiner Freundin und seinem besten Freund und Bandkumpan verlassen, vegetiert vor sich hin, bis eines Abends die Chemie zumindest den Endrophinaustoß wieder ankurbelt und er sich kurzerhand in die Garderobendame des Suicide verliebt. Ein langes Wochenende folgt – und noch einige andere Abenteuer – bis schließlich doch noch das nächste Album produziert wird. Zwischendurch immer wieder lustige Intervieweinschübe mit den Leuten aus dem Sommer 2007.

Wo ich bei Trimpop extrem genervt war beim Lesen, ging es mir mit Torsun schon gut. Die Sprache ist sauber, schmunzeln muss man öfter und das was er schreibt ist auf der Höhe der Zeit und glaubwürdig. Zwar wurde mir regelmäßig schlecht bei dem Konsum, das deute ich aber als gutes Zeichen. Denn gesund ist das nicht, wenn beim ersten Wochenende allein ein dutzend Pillen und 60 Lines draufgehen plus ein wenig Grundnahrung durch Becks. Det is halt Berlin. Torsun kann man höchstens vorwerfen, dass die Geschichten einfach zu durch sind, was halt der Realität entspricht. Da musste niemand was herbeifantasieren. Zudem hält er zu Israel, allein schon deswegen sollte das Buch jeder lesen.

Buchankündigung Torsun & Kulla „Raven wegen Deutschland“ from Audiolith Records on Vimeo.

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Buch: Trini Trimpop – Exzess all Areas [Gonzo Verlag]

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„You gotta say yes to another excess“ sagten erst Yello und später dann Jam & Spoon. „Besser spät als nie“ sagt der Volksmund. Der missing link? Beide Weisheiten gelten nicht immer. Manchmal ist „nie“ besser als „spät“ und manchem Exzess will man lieber nicht fröhnen. Nicht wegen des mördermäßigen Katers in den darauffolgenden Tagen, sondern weil der Trip an sich schon von übler Natur ist.

Der Roman „Exzess als Areas“ (erschienen im Gonzo Verlag) ist einer dieser Stücke, die leider viel zu spät auf den Markt kamen. Im Jahr 2011 ein Buch über Techno zu schreiben ist genauso innovativ, wie eine Wayfarer als Distinktionsmerkmal einsetzen zu wollen, schließlich hat selbst der Musikexpress schon 1992 über das Phänomen geschrieben und (vergisst man Irvin Welsh) gab es mit Alexa Hennig von Lange die Kindersendungsmoderatorin die mit „Relax“ schon 1997 einen Technoroman schrieb. Wen also will Trini Trimpop hier ansprechen?

Ein Musikjournalist aus der klassischen Punkrockschule mit Ed-Hardy-tragender Tochter, eine abgehauenen Frau und sowieso schon abgefuckt und damit ein lebendes Klischee, trifft das andere lebende Klische DJ Sascha, den Ibiza-Star, der den abgehalfterten Schreiber mit auf einen Trip auf Väths Lieblingsinsel nimmt. Techno, Drogen, Magie, Gemeinschaft … das, was wir alle Mal spürten vor 5, 10 oder 15 Jahren (je nach Alter) wird so lahm und klischeebehaftet aufgegossen, dass man schon den mahnenden Jesus-Kinski-Erlöser („Ihr sied weder heiß noch kalt, sondern nur lauwarm“) in seinem Hinterkopf sieht.

Eine ähnliche Handlung (nur aus der Userperspektive) gab es bereits ausgiebig in derselben Qualität bei von Lange und selbst wer „It’s all gone Pete Tong“ nicht gesehen hat, kennt zumindest den billigen dt. Rip-Off „Berlin Calling“, der aber wenigstens in den Nullern spielt und nicht in einem imaginären 1992. So stellt sich wohl jemand Techno vor, der da noch keine großen Einblicke hat. Schade, dass es ausgerechnet Trini Trimpop ist, aber vielleicht hat er den Schlachtruf seiner ehemaligen Band KFC („Stumpf ist Trumpf“) zu wörtlich genommen. Schließlich war er nicht nur bei KFC am Anfang dabei, sondern auch bei den Toten Hosen (erst Drummer, dann Manager) und stieg zum richtigen Zeitpunkt aus, als die Band noch nicht völligst in ihrem Sozialpädagogenromantizismus versunken ist.

Exzess All Areas // Trailer from gONZoverlag on Vimeo.

Immerhin hat das Video ein paar romantische Aufnahmen vom Rhein bei Sonnenuntergang und aus der Dorett Bar. Die würde ein gutes Setting für ein Buch über Techno heute abgeben, etwa als ein AfterHour-Hort für Torsuns (Egotronic) Abenteuer.

Wer das Buch dennoch lesen oder besitzen möchte, schickt uns eine Mail und wir schicken es euch zu. Versprochen.