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youANDme – Breakdown EP [Dkdnt010]

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Die Beats von youANDme klingen immer etwas roher als bei anderen. Vielmehr wie man es vom härteren Techno gewohnt ist, obwohl er davon genauso weit entfernt ist, wie vom beliebigen Soundgeplänkel. Angenehm, dass die Platte mit einem ungeraden Beat beginnt und sich davon abhebt und ganz sachte einen eigenen Drive entwickelt, der sich um ein Sample herum abspielt. Knochentrockener, treibender House.

Abgehackt geht es bei ‚Jack Box‘ zu. Knallig schwirren die Snares durch die Luft (erinnert in seiner Art an alte DJ Rush-Platten). Das zieht mächtig an und die Euphorie erreicht es mühelos durch das discoide „Feel“-Sample, wobei youANDme genau wissen zu scheint, wann er es abhackt oder langzieht. Killertrack.

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Harry Axt / Daniel Steinberg: Friede, Freude, Techno

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Friede, Freude, Techno

von Bastian Thüne aus De:Bug 130

Techno ist neben der Musik vor allem auch eine Art des Feierns. Spaß, Hedonismus und Unvernunft treibt uns viele Wochenenden in die Clubs. Dabei geht es mitunter ganz schön humorlos zu, wenn dann im Endeffekt viele mit Sonnenbrille am Rumposen sind. “Im Techno nehmen sich manche auch immer sehr ernst und man kann das auch ein bisschen von der spaßigen Seite sehen”, erzählt uns ein gut gelaunter Harry Axt, der in einem Grand-Petrol-Video auch gerne mal einen Ein-Mann-Balkon-Rave inszeniert und dessen Name so unverfroren bodenständig klingt, als müsste er aussehen wie das deutsche Pendant zu Albert “Al” Borland aus der Serie “Hör mal, wer da hämmert”.

Hämmern tut es natürlich schon bei ihm, aber längst nicht so grobschlächtig, wie es der Name vermuten lässt. Das rote Karohemd, dass zwar wieder gut zu einem grundkonservativen Lebensstil passen würde, wird eben nicht durch einen wohlgenährten Bauch ausladend nach vorne zur Schau gestellt, sondern durch eine viel zu kleine Lederjacke aufs Korn genommen, die man sich gerne als Karnevalskostüm wünscht. Die knallenge Lackhose tut ihr übriges.

Aber Harry Axt ist ja auch Daniel Steinberg, der dem tranfunzeligen Minimal dieser Tage einen ordentlichen Schuss Chicago, Cut-Up und locker-hüftschwingende Housegrooves hinzufügt. Das funktioniert und hat Humor. Ob als DS auf Overdrive, als Daniel Steinberg auf Frontroom und Style Rockets oder eben als Harry Axt auf Grand Petrol und Kiddaz.fm. Da wundert es nicht, dass seine frühen Einflüsse neben den ersten Acidhouse-Platten, Phuture und Strictly Rhythm auch die gängige Dancemusic der frühen 90er war, wie Black Box, Technotronic oder Bizarre Inc.

Jedenfalls sind die beiden Alter Egos des 32-Jährigen derzeit auf vielen Tanzflächen anzutreffen und auch als DJ will sich der Berliner nicht nur auf einen Namen festlegen: “Ich lege meist unterschiedlich auf. Als Daniel Steinberg spiele ich eher einen nicht so harten, mehr techhousigeren Sound und bei Harry Axt wird es dann schon härter und technoider.” Beim Produzieren verlässt er sich ebenfalls auf diese Dichotomie, die es ihm ermöglicht zwei Seiten auszuleben. “Harry Axt ist dann immer ein bisschen doller, technoider und wirkt düsterer. Bei Daniel Steinberg fluffig, housig. Mit Samples … so Friede, Freude … (lacht).”

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Auf seinem Debutalbum Planet Axt, das er jetzt als Harry Axt veröffentlicht, fügt Daniel glücklicherweise beide Seiten zusammen und nimmt uns mit auf seinen Planeten, auf dem schon sehnsüchtig die ravenden Weltraumgeschöpfe mit den Äxten in ihren Händen rumwedeln. Mit düsteren Basslines unterlegte Tracks, die die Melancholie mit Vocalfetzen auf ein funkiges Level anheben, und drohnigen Tunneln, durch die einzelne Klaviertöne hindurchschwirren, baut sich Daniel sein Universum zusammen. Das darf dann auch elektronische Big Band im Slowmotion-Tempo sein oder voll auf die Zwölf gehen. Schließlich geht es um Techno und dabei vor allem um den Spaß.

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Serge Santiago – Re-Editing Italo Disco

Ein verschmitztes Grinsen soll mir erlaubt sein, wenn schon knapp einen Monat nach meiner Italo Disco 2.0-Prophezeihung ein Serge Santiago im House-Special der De:Bug erscheint, der ‚die originalen Italo-Disco-Tracks aus den 80ern um die wirren Synthieexzesse‘ abspeckt und dessen Label Arcobaleno den ‚analogen Synthie-Geist von Patrick Cowley, Giorgio Moroder, Gino Soccio oder Rinder & Lewis in farbigem Vinyl‘ nachspürt.

Auf der myspace-Seite finden sich Edits des Claudio Simonetti Soundtracks zu Dario Argentos Film Tenebre und Mel & Kim‘s 80er-Jahre Stottersample-Orgie Showing Out.

Das kommende Album unter dem Projektnamen Retro/Grade zusammen mit Tom Neville ist in Produktion. Stay Tuned!

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Platte des Tages: Natural Born Grooves – Mickey & Mallory [NBG 004]

NBG hatten Mitte der 90er eine kurze aber sehr gute Phase mit Tracks zwischen House und Trance. Als belgisches Produzententrio verwundert das auch kaum.

nbg

„Mickey & Mallory“ schlug dann eher die erste Richtung ein: Flache Kickdrums mit lustig-gefilterten Hi-Hat-Spielchen (noch vor Daft Punk) und dem damals oft vorherrschenden Chordsound (wie in Dave Clarkes „Red One“) verwickeln den Track in eine Abfahrhymne, bei der man die ganze Zeit dem einen essentiellen Sound nachjagt, während der Groove den Körper in Bewegung hält. Großartig für dunkle Keller mit Strobo und Nebel.

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Platte des Tages: 3 FS – Crackerjack Stitch [FIM 095]

Nie hat House härter oder metallischer geklungen als auf dieser 12″. Während ich mich an drei Tracks kaum noch erinnere, ist der Sneak Mix von Slali Window einer dieser Alltime-Classics, der nirgends gespielt wird und wohl auch auf keiner Top Ten jemals vertreten sein dürfte.

Mit direktestem 909-Beat und den ständig reinhauenden metallischen Claps, schaffte es der Track nicht nur die gemietete Anlage im Niersteiner Jugendheim und meine Ohren in der Wiesbadener Hasengartenstraße zu zerfetzen, sondern macht auch heute noch neben totkomprimierten Tracks eine sehr gute Figur. Zwei Sounds und ein Drumcomputer reichen Sneak, um einen unheimlich knallenden Groove zu entwickeln, der in seiner Härte besser mit Nitzer Ebbs ‚Let Your Body Learn‘ mixbar ist, als mit van Heldens ‚Phunk Phenomenon‘. Großgroß, groß, sicherlich auch noch in 2017.

Sollte man allen aktuellen Minimalisten und DeepHousern kräftig um die Ohren hauen, bis sie wieder rohe Technik walten lassen.

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Tipanic & Chacki Chen aka The Mooshipeters – She Likes To [BH003]

Erstmal zum Wesentlichen: Das dritte Releases aus dem Hause Big-N-Hairy von Florian Richling aka Tipanic und dem Drum n‘ Bass-Veteranen Chacki Chen ist ein – um einen leicht pornografisch-cheesy Vocoder-Vocal („she likes to f**k me in the morning“) herum arrangierter – straight-forward Stomper, handwerklich gut gemacht und mit an Dubstep geschulten tiefen wobbligen Bässen, mit einem echt merkwürdigen Break nach ca. drei Minuten.

She Likes To

Die Frage bei den Releases von Tipanic auf Big-N-Hairy scheint mir allerdings eher zu sein, für wen diese Musik eigentlich produziert wird: Mit beiden Augen auf den Dancefloor und das Hands-In-The-Air schielend (oder eher starrend), State-Of-The-Art-Producing mit allen technischen Raffinessen, aber irgenwie blutleer und zu bemüht den Big-Beat-verseuchten Dancefloor zu erobern. Mehr Form als Inhalt, aber ohne die eklektische Galanterie der Postmoderne.

Der Edelsüss Spezial Remix nimmt etwas Tempo raus und groovt Motorbasshaft-housig, was ziemlich swingt und spätestens nach Minute 2:40 den letzten Arsch zum Tanzen gebracht hat.

Der Australier Wax Motif verleiht dem Track ein Disco/Breaks/Tech-House-Gewand mit Space Invaders-Synthesizern und -bleeps, verfällt aber im Laufe des Tracks zu sehr in ausgelatschte Vorstellungen von Dynamik und Trackstruktur.

Spätestens beim Remix von Nicole Hensei aka Ravissa beginnt das Vocal wirklich zu nerven, wofür der ordentlich pumpende Electrohouse-Track – der rasant an Fahrt gewinnt – eigentlich garnix kann. Mehr von den weiblichen Vocalsamples hätte ich mir gewünscht, ansonsten echt OK…

Der Bonustrack pair of kings hat auf der Vocal-Schiene ein besseres Händchen, leider blitzt hier wieder Tipanics Vorliebe zu >Rockbeats und -gitarrensounds durch, die ich nicht wirklich teile.

Durchschnittliche, gut produzierte Club-Single, die sicher ihre Fans finden wird.

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Tipanic vs Ravissa – Tomorrow [BH002]

Das Wiener Label Big-N-Hairy, selbsterklärt zuständig für Breakbeat von Nu-Skool und New Wave (?) über Bouncing Shit zu Trashy Electro, veröffentlicht am 1. Oktober seine zweite Katalognummer: Tomorrow von Florian Richling aka Tipanic und Nicole Hensei aka Ravissa.

Normalerweise habe ich garnichts gegen den forcierten Crossover von Rockbeats und -gitarren mit einer ordentlichen Rave-Nummer, aber der Tipanic Edit erschreckt mich doch schon in den ersten Takten mit einem gefühlten Sample aus Nick Kamens Ekel-Schmusepop-Nummer I Promised Myself.

Ich mag mich verhören, aber Klangfarbe und Akkordfolge sind doch extrem ähnlich. Ansonsten stompt der Track eigentlich recht ordentlich rotzig voran, der Gesang erinnert an Karl Hyde von Underworld, die ich jedoch immer schon – bis auf das grossartige Born Slippy – für etwas überschätzt gehalten habe.

Trotzdem dürfte der Edit auf Clash-orientierten Tanzflächen durchaus funktional sein, höre ihn nachher nochmal auf ein paar Wodka Cranberry.

Ravissa Bild

Der Ravissa Edit ist elektronischer und mehr in Richtung Tech House orientiert. Die Klampfe fehlt glücklicherweise und der stark breakorientierte Track macht Spass und hat das Potential eine eingeschlafene Party wieder auf den rechten Kurs zu bringen.

Die Tracks sind ordentlich produziert, nur fehlt noch die entscheidende Prise Magie, die aus einem DJ-Tool einen Spätsommerhit macht. Bin gespannt wie sich Label und Künstler weiter entwickeln werden.

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Paul Frick – House Got Soul

Paul Frick wurde in Berlin geboren und fing bereits im zarten Alter von sieben Jahren an Piano zu spielen. Es folgten Kompositionsstudium, Ausflüge in Orchester- und Kammermusik, Theatermusik und Experimentalmusik. Sein Hobby neben all dieser E-Kultur scheint der Pop zu sein. Zur House-Musik kam Frick über Heavy Metal-Gitarre, MCing, Keyboarden und HipHop-Produzententum.

Paul Frick myspace Pic

Auf dem Karaoke Kalk-Sublabel Kalk Pets und dem spanischen Label 30porumalinha hat er bzw. wird er EPs veröffentlichen und für das Deutschlandradio hat er sogar seine Stimme für die Hörspielreihe Professor van Dusen geliehen.

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Nicolas Masseyeff – 24-02-08

Vom Fusion Festival 2008 erreichte mich eine atemlose Mail von Axel Schmidt aka Dr. Funks_Son:

„Fusion-Festival, Turm-Bühne, Samstagnacht 1:00 Uhr: Da schiebt der Typ diesen Track rein. Jetzt habe ich auch rausgefunden, wer das war und von wem dieses Bassmonster stammt: Nicolas Masseyeff aus Cannes.
Alien-Techno für die ganz großen Momente oder Musik wie ein Öltanker auf Crashkurs: Marie-Louise von seiner Deva EP auf Herzblut, der gleichnamige Titeltrack ist auch nicht von schlechten Eltern.“

Nicolas Masseyeff wurde in den 70igern in Nizza geboren und lebt mittlerweile in Cannes. Er entdeckte, wie soviele der Second Generation, House-Music im Sommer 1989 und gab sein ganzes Geld für seine Plattensammlung – der Jäger- und Sammlerfetisch der Pre-mp3-Zeit – aus. Natürlich führte ihn das unweigerlich in die aufkeimende Raveszene und ersten Auflegeerfahrungen zu Beginn der 90iger Jahre. Ausgerüstet mit nunmehr fünfzehn Jahren DJ-Erfahrung schenkt er nun tonnenweise Glück (s.o.) an das Partyvolk aus.

Nicolas Masseyeff – Live @ Fusion Festival 2008

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Christian Prommers Drumlesson Vol.1

Christian Prommer, of Trüby Trio-, Fauna Flash– and Voom:Voom-Fame, hat es gewagt: Massive Klassiker der Techno- und House-Geschichte im Jazz-Quartet-Gewand.

Wie viele Fehler man bei diesem Cover-Vorhaben machen kann, haben unzählige Synthesizer-Classics, Jazz goes Pop und Acid-Jazz-Compilations vorgemacht. Von verdaddelter Beliebigkeit bis zu stupider Harmonisierung der Loop/Hookline/Sample-Ästhetik des Track-Formates.

Christian Prommer hingegen hat alles richtig gemacht: Grossartige Ausgangsstücke (Anthems wie Can You Feel It?, Strings Of Life, Higher State of Consciousness oder Beau Mot Plage sind fest im kollektiven Gedächtnis der Liebhaber elektronischer Tanzmusik verankert), kompetente Jazz-Grössen wie den Allround-Schlagzeuger Wolfgang Haffner oder Pianist Roberto di Gioia und die eigenen Hipster-Nase.

Das Christian Prommer – Drumlesson Vol. 1 [CD] auf Sonar Kollektiv kein Novelty-Gag ist, merkt man allein daran, dass man die Originale nicht kennen muss (zwei oder drei Stücke sind selbst mir unbekannt :-)) um die musikalische Stringenz zu begreifen. Alle Tracks sind freejazzig in ein anderes musikalisches Medium transkribiert worden und funktionieren dort ohne grossen musikalischen oder theoretischen Hintergrund.

Inwieweit die Transformation auch umkehrbar ist, wird sich im Herbst auf der Drumlesson Vol.2 zeigen, auf der Techno-Produzenten Jazzkompositionen interpretieren werden.

Christian Prommer – Drumlesson Vol. 1 [CD]
Strings of Life / Space Jam [Vinyl]
Beaut Mot Plage / Rex Drums [Vinyl]