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Preorder: Hudson Mohawke – Satin Panthers

Die Euphoriegranate von 2009 ist wieder da, der Herr der hektischen Synthesizer, der knob twiddler der aufgerissenen Cutoff-Frequency-Regler und Vertreter der Generation Playstation-Soundeffekt. Seine musikalischen Einflüsse reichen von Cybotron und Outkast bis zu Aaliyah und Prince. Auf einer zugegebenermaßen sehr abstrakten Ebene.

Seine neue 5-Track-EP Satin Panthers wird im August auf Warp erscheinen.

Da sich die Geister wohl wieder am hysterischen Wonky-Sound scheiden werden hier ein Snippet des Tracks Thunder Bay zum Antesten:

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Platte des Tages: The Dark Side of the Meat – s/t [Spontan Musik SMV014]

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‚The Dark Side of the Meat‘ ist ein weiteres Projekt des Mainzers Tim Keiling aka Erdbeerschnitzel auf der er seine glitchy/wonky HipHop-Seite auslebt. Im Unterschied zum Sound eines Hudson Mohawkes beispielsweise, ist dies mit viel weniger 80er-Kitsch und Japanüberdrehtheit verbunden, auch wenn das Coverfoto so schön nach Grundschule 1987 aussieht.

Aber wer das Spontan-Universum kennt, weiß das es dort neben aller Perfektion auch ziemlich spaßig zugeht und dies vor allem Abgedrehtheit im Sounddesign bedeutet, was sich allein an Titeln wie ‚Lactose Massacre‘ oder ‚Chesthair Panorama‘ verdeutlicht. Und ja, bei der Klangbeschreibung bin ich überfordert. Hört es oft an. Immer wieder überraschend alles. Das klingt super.

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Die 10 besten Tracks des Jahrzehnts

Nachdem pEtEr & NieLow die großartige Idee hatten, zum dreijährigen Jubiläum von blog.rebellen.info, ihre Freunde und Bekannten um Gastbeiträge zu bitten, habe ich natürlich sofort zugesagt und nutzte die Gelegenheit meine musikalische Top 10 der Jahre 2000-2009 kundzutun. Für die Wenigen, die die blogrebellen nicht lesen (Shame On You!), hier nochmal ein Re-Post auf realvinylz. Die Einzeltracks repräsentieren manchmal – aber nicht immer – das dahinterstehende Album und meistens stehen sie stellvertretend für eine musikalischen Quantensprung (also die kleinste mögliche Einheit einer Veränderung ;-)).

Den Beginn macht Madlib aka Quasimoto, die hochgepitchte Stimme des Underground HipHop, wie man diesen Sound, der mittlerweile via Stones Throw zum musikalischen Allgemeingut geworden ist, damals nannte. Astro Black vom Album The Unseen groovt wie Hölle und soll laut ‚Samples Used By Quasimoto‘ ein Sample von Joe Cockers ‚Woman To Woman‘ enthalten:

Wurde von Quasimoto auf Astro Black auch noch nur mit (allerdings fast brodelndem) Wasser gekocht, hat Guillermo Scott Herren aka Prefuse 73 den gängigen Produktionsskillz mal gehörig in den Arsch getreten. Sein Ich-Lass-Mal-Einfach-Die-Plattennadel-Irgendwo-Fallen-Sound sollte ab 2001 genrebashend sein. Wenn meine Musiklehrerin mit ihrer ‚DieStimmeAlsInstrument‘-These heute diese Platte hören würde, wäre sie wahrscheinlich noch mehr in ihrem Glauben erschüttert als nach meinem Bomb The Bass-Referat Anno 1990. Point To B – Ein Glitch-Hop Klassiker.

Nicht nur HipHop, auch der landläufige Singer/Songwriter-Track musste sich spätestens 2002 von Dntel zeigen lassen wo der Bartel den Most holen geht. Dntel drehte ein wunderschönes Liebeslied durch den Bitcrusher, mischte weisses Rauschen und Statik dazu und kreierte mein Scrambled Pop-Anthem des Jahrzehnts: ( This Is) The Dream Of Evan And Chan

Zurück zu Stones Throw, deren J Dilla und Madlib aka Jaylib aus ganz banalen Gründen den Pokal 2003 abräumen: The Official und das dazugehörige Album Champion Sound rocken wie Hölle.


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Subliminal Kid’s Selection of the 9 Best Records in 2009

Es ist bald Weihnachten (Oh mein Gott, wirklich?) und die Jahresendpolls schießen wie Pilze aus dem Boden. Freitag habe ich mich – nach Aufforderung durch BTH – daran gemacht die zehn besten Alben des Jahre 2009 zusammen zu stellen. Erstaunlicherweise sprudelten mir neun Alben nur so auf die Tastatur, nur beim Letzten bin ich gescheitert. Ich habe vielleicht einiges vergessen oder übersehen, aber so far gibt es lediglich eine Top 9, die folgendermaßen aussieht:

Martyn – Great Lengths
Bibio – Ambivalence Avenue
Lusine – A Certain Distance
Hudson Mohawke – Butter
Kettel – Myam James Part II
Various Arists – Warp20 Recreated
Major Lazer – Guns Don’t Kill People… Lazers Do
Kona Triangle – Sing a New Sapling into Existence
Dorian Concept – When Planets Explode

Der gemeinsame Nenner fast aller Veröffentlichungen ist ein fast schon avantgardistisches Verständnis von Beats und Grooves, eine reflektiert postmoderne Produktionsweise, die einen Vektor von Prefuse 73, J Dilla, Madlib, Flying Lotus, Dabrye u.ä. ins neue Jahrzehnt projiziert.

Die Struktur des Songs bzw. des Tracks wird aufgebrochen, zerfasert und zu einem neuen Klangteppich verwoben, ohne den Produktionsprozess stolz als Gimmick auszustellen. In vielen Tracks meint man zwischen all den Glitches noch die Lagerfeuergitarre, das Klavier oder den R’n’B-Song zu hören, die schemenhaft unter der Patina des alten Jahrtausend erkennbar sind. 2009 war ein grossartiges Jahr, die Musik ist endlich im 21. Jahrhundert angekommen, wie mein wilder 30 Minuten Cut-Up der schönsten Momente aller neun Alben beweist:

Subliminal_Kid's Selection 2009 by Subliminal_Kid on Mixcloud

Eine Zusammenstellung der Platten die mir in 2009 wichtig waren ist idealerweise für andere Menschen (nicht notwendigerweise Lesern dieses Blogs) unverständlich. In vielen Jahrzehntcharts habe ich zum Beispiel The Strokes – This Is It gesehen, da scheint es eine Art Konsens zu geben, der aber m.E. nicht den Sinn persönlicher Charts ausmacht.

Ist es nicht eher so wie in Marcel Prousts ‚Auf der Suche nach der verlorenen Zeit‘, wo auf 3.500 Seiten bewiesen wird, dass jeder Mensch ein einzigartiges Universum mit sich herumträgt welches sich im Augenblick der Wahrnehmung (oder der Erinnerung) konstituiert?

Und wäre da die Platzierung von This Is It nicht in etwa so unpassend wie den Fall der Berliner Mauer in einem Liebesbrief zu erwähnen? Naja, zumindest sichert man sich die zustimmenden Posts im Kommentarfeld mit so einer Selection. Wenn jemand meine Auswahl trotzdem nachvollziehbar findet, darf er/sie das natürlich gerne mitteilen. Momentan arbeite ich übrigens an einer Top 10 für das gesamte Jahrzehnt, die sich als ständig mäandernde Liste herausstellt und zum jetzigen Zeitpunkt unmöglich zu mixen sein dürfte …

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Hudson Mohawke – Butter

„‚Can’t Get You Out Of My Head‘ (…) has all the appearances of a song but is actually an electronic sequence of events layered and falsified into a series of shapes biased towards the appearance of a song. It’s much odder than it seems (…) The gradual progress that has been made during the last forty years of pop change disguises its oddness.“

Paul Morley – Words and Music

Wenn Morley dies über Kylie Minogue sagen kann ohne Rot zu werden – und das kann er, da er völlig recht hat – was würde er dann wohl zu Hudson Mohwakes Album Butter schreiben? Ein derartig zerfetztes Zitatenpatchwork, das heute noch für viele unhörbar sein wird, produziert und komponiert von einem 23jährigen Schotten, stützt sich vertrauensvoll auf fünfzig Jahre Popgeschichte.

Schon beim Intro-Track Shower Melody werden die Hörnerven auf das Äußerste gereizt durch Zuckerwatten-Chords (eher klebrig als süss), einem abkackenden Drumbreak und einer gniedeligen E-Gitarre, doch da kämpft man sich durch zu dem programmatisch benannten Gluetooth. Was früher mal kaputte CD genannt wurde ist hier die Basis für ein Bassmonster, das nebenbei zwei ganze Whitney Houston-Songs umhertriggert.

Spätestens auf Joy Fantastic dem Single-Auskopplungs-Superhit des Albums (feat. Olivier Daysoul) flippt man dann völlig aus. ‚Ein-Finger-Soul‘-Melodien und schleppend-rotzige Snare- und Bassdrums gehen stark Richtung Mainstream-HipHop. Dazwischen immer wieder hyperaktiv-nervende Skits, die en passant einen winzigen Einblick in die erstaunlich intuitive Stilbandbreite des Schotten erlauben und dem Album einen stringenten Gesamteindruck geben.

Eigentlich geht es mir bei jedem Track, besonders Fruit Touch und Rising 5, in den ersten Takten wie in einem unaufgeräumten Kinderzimmer, in dem erstmal die vielen lebensgefährlichen Stolperfallen und quietschbunten Farben nerven.

Wenn man dann aber erstmal die innere Ordnung gecheckt und sich auf den Wahnsinn eingelassen hat, fängt es an tierischen Spass zu machen und man will gar nicht mehr zurück in die durchgestylte und disziplinierte Welt der Erwachsenen.

Just Decided ist völlig abstrakte Soul-Musik, gespielt von Jabba The Huts Star Wars Orchester hinter Kristallglasscheiben und erst nachträglich mit terrestrischen Vocals abgemischt. Wer sich erstmal einen ordentlichen Euphorievorschuss für den Rest des Albums holen will, dem empfehle ich FUSE, ein Track der einem die Glückstränen in die Augen treibt und mir speziell vor zwei Wochen den Abend gerettet hat. Warte dringend auf Versionen und eine Joy Fantastic Remix EP. Oscar-Nominierung sowieso!