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Die 10 besten Tracks des Jahrzehnts

Nachdem pEtEr & NieLow die großartige Idee hatten, zum dreijährigen Jubiläum von blog.rebellen.info, ihre Freunde und Bekannten um Gastbeiträge zu bitten, habe ich natürlich sofort zugesagt und nutzte die Gelegenheit meine musikalische Top 10 der Jahre 2000-2009 kundzutun. Für die Wenigen, die die blogrebellen nicht lesen (Shame On You!), hier nochmal ein Re-Post auf realvinylz. Die Einzeltracks repräsentieren manchmal – aber nicht immer – das dahinterstehende Album und meistens stehen sie stellvertretend für eine musikalischen Quantensprung (also die kleinste mögliche Einheit einer Veränderung ;-)).

Den Beginn macht Madlib aka Quasimoto, die hochgepitchte Stimme des Underground HipHop, wie man diesen Sound, der mittlerweile via Stones Throw zum musikalischen Allgemeingut geworden ist, damals nannte. Astro Black vom Album The Unseen groovt wie Hölle und soll laut ‚Samples Used By Quasimoto‘ ein Sample von Joe Cockers ‚Woman To Woman‘ enthalten:

Wurde von Quasimoto auf Astro Black auch noch nur mit (allerdings fast brodelndem) Wasser gekocht, hat Guillermo Scott Herren aka Prefuse 73 den gängigen Produktionsskillz mal gehörig in den Arsch getreten. Sein Ich-Lass-Mal-Einfach-Die-Plattennadel-Irgendwo-Fallen-Sound sollte ab 2001 genrebashend sein. Wenn meine Musiklehrerin mit ihrer ‚DieStimmeAlsInstrument‘-These heute diese Platte hören würde, wäre sie wahrscheinlich noch mehr in ihrem Glauben erschüttert als nach meinem Bomb The Bass-Referat Anno 1990. Point To B – Ein Glitch-Hop Klassiker.

Nicht nur HipHop, auch der landläufige Singer/Songwriter-Track musste sich spätestens 2002 von Dntel zeigen lassen wo der Bartel den Most holen geht. Dntel drehte ein wunderschönes Liebeslied durch den Bitcrusher, mischte weisses Rauschen und Statik dazu und kreierte mein Scrambled Pop-Anthem des Jahrzehnts: ( This Is) The Dream Of Evan And Chan

Zurück zu Stones Throw, deren J Dilla und Madlib aka Jaylib aus ganz banalen Gründen den Pokal 2003 abräumen: The Official und das dazugehörige Album Champion Sound rocken wie Hölle.



Und als ob zwei Top-Singles in vier Jahren nicht genügen, würden räumt Madlib – zusammen mit MF Doom als Madvillain – auch 2004 mit dem verkifft-philosophischen Sun Ra-Tribute Shadows Of Tomorrow ab.

2005 war das Jahr der Zwischenbilanz und des Atemholens. Der Singer/Songwriter Sufjan Stevens, dessen vorgebliche Lebensaufgabe es war eine Platte für jeden Bundesstaat der USA aufzunehmen, überraschte mich mit dem tollen Konzeptalbum Come On Feel The ILLINOISE und dem wunderschönen Song Chicago. Im selben Geiste, allerdings mit dem Mitteln von so etwas wie Worldmusic-Microhouse, erinnere ich Isolées Tränen-In-Die-Augen-Treiber-Superhit Schrapnell. Klingen die beiden Singles des Jahres 2005 nicht irgendwie verwandt? Auf einer abstrakten Ebene, weit draußen im Stellarnebel?

Bevor der Leser mir nun einen frühsentimentalen Altersgeschmack attestiert, muss ich leider Jamie Lidell ein weiteres Mal einen Diss für sein Soulalbum Multiply verpassen. Nicht, dass jemand der im Sat1-Frühstücksfernsehen als ‚Sonnenschein-Soul für verregnete Tage‘ gelabelt wird per se doof ist, aber in diesem Fall spricht die Rezeptionshaltung brockhausdimensionierte Bände.

Wie gut, dass Luke Vibert dem einstigen Weggefährten von Christian Vogel einen ordentlichen 21stCentury-Swing verpasst hat. A Little Bit More (Luke Vibert Mix) ist das Beste der 90er (Synth-Stabs(öhem!)) und das Beste von 60ies Soul in einer saumäßig groovenden Melange. Luke Vibert kreierte ‚a ravishing blur of signals, signatures, speed and gaps in time‘ und den ‚reality-bending shock of the new‘, den Jamie Lidells Soulaufguß vermissen ließ.

Ein weiterer Wiedergänger, diesmal der des Mid80er NewYork-Punk/Dub, füllte 2007 die Tanzflächen mit dem Konsensalbum Sound Of Silver. DFAs James Murphy, hypertalenierter Produzent aus dem Metro Area-Umfeld, droppte wiederaufgewärmten Dub-Punk-Techno mit Get Innocuous!.

Gegen Ende des ersten Jahrzehnts des 21ten Jahrhundert wurden die Beats komplexer, ratternder, stolpernder und die Wärme und Musikalität von Jazz, Funk und Soul unter einer Armada von Glitches begraben. Doch die Suche lohnt sich. Wer einen Track von Flying Lotus erstmal dechiffriert hat, der glaubt irgendwo tief in sich drinnen Barry White croonen zu hören.

Star- und Ausnahmeproduzent 2009 war – natürlich – Hudson Mohwake, hier mit einer exemplarisch für ein Dutzend anderer Tracks stehenden Frechheit von einem Hammertrack: Rising 5

Ich hoffe blogrebellen, realvinylz und die vielen anderen tollen Musikblogs arbeiten auch in den nächsten zehn Jahren weiter daran die beste Musik aus dem Netz zu diggen und verlieren nicht die Begeisterung für Great Inspirational Music… Through Electronics

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