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Silvester 2009 in Berlin

Ein Spaziergang durch den Prenzlauer Berg und Mitte bringt es ans Tageslicht: Vor Silvester 2009 berstet Berlin vor EasyJet-Ravern. Englische, spanische und französische Touristen bei Lidl, am Alex und in den Cafés um den Helmholtzplatz. Hostels und international bekannte Clubs wie das Weekend, 103, Watergate, Tresor, WMF oder gar das Berghain sind brechend voll. Als Alternative gibt es auf realvinylz ein paar (Eintrittsschlangen-)entspannte Partys mit Urban Electronic Music in Berlin.

+++ RemmiDemmi – Möbelrücken auf 3 Etagen @Ballhaus Ost +++

How much?: 5 Euro vor 0 Uhr, danach 10 Euro mit Passwort (Ich bin DELIKAT)
Where?: Ballhaus Ost, Pappelallee 15, Berlin-Prenzl‘ Berg, U2 Eberswalder Strasse
When?: 22 Uhr
What?: TechHouse, Minimal, Electro, Funk, Soul, IndieRock
Who?: Cinthie, Andre Crom, Luca Dobbie, Fresh Meat, pitt&bone, Disko DNA uvm.

DELIKAT

+++ Silvester im Cookies +++

Where?: Cookies, Friedrichstrasse 158-164, Berlin-Mitte
When?: 1 Uhr
Who?: TRUS’ME, Hans Nieswandt, Jack Tennis, Ponypop Girls, James Fuckin Friedmann uvm.

Cookies Flyer

+++ // SILVESTER NEW YEAR // @ZMF +++

How much?: Eintritt vor Mitternacht 5,- Euro, nach Mitternacht 10,- Euro.
Where?: R.I.P. aka ZMF/ ROTE LAMPE, Brunnenstrasse 10, Eingang über Weinbergspark, Berlin-Mitte, U Rosenthaler Platz
When?: 23 Uhr
Who?: LIVE: Lars Wickinger, Mama, Schulz und Söhne, Dürerstuben — DJs: Angie Reed, Fassifern, Goldhands, Hardpop u.v.m.

+++ SILVESTER AFTER HOUR +++

Where?: Ziegrastraße 11, 12507 Berlin, S Sonnenallee
When?: 01.01.10 @12:00
Who?: Duran Duran Duran, Kruton, DSB, CommonWealth, Franz Underwear, Purita D, Jemek

Raum18

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Diggin‘ The Crates: Primal Scream – Screamadelica

Just what is it that you want to do? We wanna be free / We wanna be free to do what we wanna do /
And we wanna get loaded / And we wanna have a good time / That’s what we’re gonna do / No way baby lets go / We’re gonna have a good time – We’re gonna have a party
The Wild Angels

Primal Scream sind mir als allererstes in der Provinzdisco meiner Jugend – dem Doch Du in Bocholt – begegnet:

Andrew Weatherall aka Sabres Of Paradise aka Two Lone Swordsmen bearbeitete den Primal Scream Song I’m Losing More Than I’ll Ever Have mit einem Heavy Bass Groove, dem zentralen Sample aus Peter Fondas B-Movie The Wild Angels und einem Drumloop, den er aus dem Soul II Soul-Bootleg von Edie Brickell’s What I Am geklaut hatte.

Das Ergebnis war der Dub-Breakbeat-Rave-Indiepop-Hit Loaded, der die Tanzflächen der Provinz-Oberprimaner auf einen Groove einschwörte.

Soul II Soul hatten den Beat ihrerseits natürlich nicht selbstgebastelt, sondern aus dem Song The Jam von Graham Central Station ab Minute 5:11 gesamplet und phatt editiert. So bleibt offen, woher Weatherall den Beat nun wirklich hatte…

Primal Scream, die Formation um den postmodernen Rockposer Bobby Gillespie, brachten auf dem – von Weatherall produzierten – Album Screamadelica zusammen, was nicht zusammen gehörte: Rock und Psychedelic aus den 60er und 70er, Heavy Dub Bässe, unglaublich langsame Breakbeats, Heroin, Pet Sounds, David Bowie und die Ecstasy-Euphorie der frühen Madchester-Tage. Das Ergebnis: Peace, Love and Happiness

Screamadelica Cover

Screamadelica markierte einen Wendepunkt in der Geschichte moderner Tanzmusiken, indem es der piefigen Indierock-Sackgasse eine offene Schnittstelle, an die faszinierenden Soundwelten von Reggae, Dub, Electronica, Hip Hop und Urban Soul, lieferte und damit musikalische Optionen schuf, die bis heute auf den Dancefloors dieser Welt nachhallen.

Primal Scream haben übrigens gerade ihr neuntes Album Beautiful Future rausgebracht, mit „Poserrock und Angebermucke der sympathischen Sorte“ (Spex 9/10 2008).

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Nicolas Masseyeff – 24-02-08

Vom Fusion Festival 2008 erreichte mich eine atemlose Mail von Axel Schmidt aka Dr. Funks_Son:

„Fusion-Festival, Turm-Bühne, Samstagnacht 1:00 Uhr: Da schiebt der Typ diesen Track rein. Jetzt habe ich auch rausgefunden, wer das war und von wem dieses Bassmonster stammt: Nicolas Masseyeff aus Cannes.
Alien-Techno für die ganz großen Momente oder Musik wie ein Öltanker auf Crashkurs: Marie-Louise von seiner Deva EP auf Herzblut, der gleichnamige Titeltrack ist auch nicht von schlechten Eltern.“

Nicolas Masseyeff wurde in den 70igern in Nizza geboren und lebt mittlerweile in Cannes. Er entdeckte, wie soviele der Second Generation, House-Music im Sommer 1989 und gab sein ganzes Geld für seine Plattensammlung – der Jäger- und Sammlerfetisch der Pre-mp3-Zeit – aus. Natürlich führte ihn das unweigerlich in die aufkeimende Raveszene und ersten Auflegeerfahrungen zu Beginn der 90iger Jahre. Ausgerüstet mit nunmehr fünfzehn Jahren DJ-Erfahrung schenkt er nun tonnenweise Glück (s.o.) an das Partyvolk aus.

Nicolas Masseyeff – Live @ Fusion Festival 2008

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Techno in Köln – Eine Zustandsbeschreibung

Köln wird gemeinhin als eines der Epizentren von Minimal-Techno in Deutschland bezeichnet, gerade auch wegen des hier ansässigen Kompakt-Plattenladen/Label/Vertrieb, auch wenn seit Jahren nur wenige Parties in Köln tatsächlich hauptsächlich mit Cologne-Minimal-Techno oder Dub-Techno beschallt werden. Tech-House und Electro-House machen hier sicherlich den Löwenanteil aus.

Ein Besuch im Kompakt-Plattenladen bringt schnell schon etwas Licht ins Dunkel. Minimal-Techno und Dub-Techno sind hier auf breiter Front vertreten, aber bei etwas härterem Techno und Electro-House hört der Spaß schnell auf: Nachfragen hinsichtlich der Möglichkeit Platten zu bestellen werden in der Regel mit der Bemerkung, diese seien zu schnell vergriffen und wenn nicht dann eben zu alt gewesen – ohne einen Blick in den Computer zu werfen – abgeschmettert. Das Interesse des Kompakt-Plattenladens einen hohen Umsatz zu machen, kollidiert hier wohl mit dem Interesse des Kompakt-Vertriebs in Köln, als Homebase DJs mit einem möglichst homogenen Sound (natürlich aus dem eigenen Vertrieb) zu versorgen.

Der zuletzt mangelnde Erfolg der Total Confusion-Parties zeigt einerseits wie tief der Graben zwischen Partypublikum und den altehrwürdigen Kompakt-Protagonisten ist, macht aber auch Hoffnung für eine Öffnung des Partygeistes hin zu einer Art von Techno, die Ärsche rockt und nicht als Hintergrundmusik für loungige Stehempfänge dient bzw. aus Parties erst Stehempfänge macht.

Warum plärre ich überhaupt so viel rum von Kompakt? Ganz einfach: Schon die Liquid Sky Crew hat für meine Begriffe recht eindrucksvoll bewiesen, wohin Monopolismus im Musikbereich führt. Nachdem die Liquid Sky Crew sich selbst durch Misswirtschaft und ausschweifenden Lebenswandel in den Ruin getrieben hatte, klaffte in der elektronischen Szene in Köln ein riesiges schwarzes Loch, dass nur langsam wieder von nachwachsenden Talenten gestopft werden konnte, denn zu Zeiten von Liquid Sky sahen sich andere Veranstalter einer fast übermächtigen Konkurrenz gegenüber, die u.a. von der Kulturförderung der Stadt Köln profitierte, welche wiederum seit dem unrühmlichen Abgang der Liquid Sky Crew deutlich vorsichtiger bei der Förderung junger aufstrebender Talente geworden ist.

Was also passiert wenn Kompakt eines Tages den Entschluss fasst, dass Köln ja irgendwie zu provinziell und zu langweilig sei für einen weltweit erfolgreichen Vertrieb und nach Berlin zieht? Dann können DJs ihre Platten im Saturn unter der Treppe im Jazzkeller vorhören oder bestellen – wie ich – eigentlich nur noch über das Internet. Gerade vor diesem Hintergrund bereitet es mir Sorge, dass Kompakt seine Bemühungen, in der Partyszene wieder eine maßgebende Rolle zu spielen, in letzter Zeit wieder zu intensivieren scheint.

Wie konnte der Begriff Minimal-Techno überhaupt nur so pervertiert werden? Vor zehn Jahren dachte man bei Minimal noch an einfach strukturierte Tracks, die zwar minimal instrumentiert waren, jedoch nicht minimal von der Wirkung her. Einige uralte Tracks haben heute noch das Potenzial, dir das Hirn aus den Ohren zu saugen. Minimal war zwar für mich immer eher Kopf- als Arschwackelmusik, gekennzeichnet durch eine trippige, fast psychedelische Wirkung, ohne vordergründige Effekte zu nutzen (im Gegensatz zu z.B. Goa der frühen Tage), aber keinesfalls war Minimal langweilig, kraftlos, uninspiriert oder innovationslos, was aktuell leider viel zu oft der Fall ist.

Zu viele Produzenten (besonders in Köln) fühlen sich als Kunstschaffende und wollen mit ihrem Sound Botschaften rüberbringen, die Partygänger nur selten interessieren, weil die in erster Linie feiern und Spass haben wollen. Funktionalität und Genialität schliessen sich aber keineswegs gegenseitig aus.

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Christian Prommers Drumlesson Vol.1

Christian Prommer, of Trüby Trio-, Fauna Flash– and Voom:Voom-Fame, hat es gewagt: Massive Klassiker der Techno- und House-Geschichte im Jazz-Quartet-Gewand.

Wie viele Fehler man bei diesem Cover-Vorhaben machen kann, haben unzählige Synthesizer-Classics, Jazz goes Pop und Acid-Jazz-Compilations vorgemacht. Von verdaddelter Beliebigkeit bis zu stupider Harmonisierung der Loop/Hookline/Sample-Ästhetik des Track-Formates.

Christian Prommer hingegen hat alles richtig gemacht: Grossartige Ausgangsstücke (Anthems wie Can You Feel It?, Strings Of Life, Higher State of Consciousness oder Beau Mot Plage sind fest im kollektiven Gedächtnis der Liebhaber elektronischer Tanzmusik verankert), kompetente Jazz-Grössen wie den Allround-Schlagzeuger Wolfgang Haffner oder Pianist Roberto di Gioia und die eigenen Hipster-Nase.

Das Christian Prommer – Drumlesson Vol. 1 [CD] auf Sonar Kollektiv kein Novelty-Gag ist, merkt man allein daran, dass man die Originale nicht kennen muss (zwei oder drei Stücke sind selbst mir unbekannt :-)) um die musikalische Stringenz zu begreifen. Alle Tracks sind freejazzig in ein anderes musikalisches Medium transkribiert worden und funktionieren dort ohne grossen musikalischen oder theoretischen Hintergrund.

Inwieweit die Transformation auch umkehrbar ist, wird sich im Herbst auf der Drumlesson Vol.2 zeigen, auf der Techno-Produzenten Jazzkompositionen interpretieren werden.

Christian Prommer – Drumlesson Vol. 1 [CD]
Strings of Life / Space Jam [Vinyl]
Beaut Mot Plage / Rex Drums [Vinyl]

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Cadence Weapon – Afterparty Babies [Big Dada]

Roland ‚Rollie‘ Pemberton aka Cadence Weapon aus dem kanadischen Edmonton – u.a. auch Geburtsort von Marshall McLuhan – ist ein Grime-Rapper der außergewöhnlichen Sorte. Sein Rhyme-Stil erinnert an UK-Grime-Artists wie Kano oder Dizzee Rascal, jedoch scheinen seine musikalischen Wurzeln eher im IDM, House und UK-Breakbeat zu liegen. Auch ist er nicht sonderlich an Bling-Bling-Eskapaden interessiert, sondern eher an Partys mit Freunden und hedonistischem GrandmasterFlasheskem (puh!) Duktus.

Cadence Weapon

Nach seinem HipHop-Album Breaking Kayfabe [Vinyl] ist Cadence Weapon mit Afterparty Babies [Vinyl], einer Verbeugung vor seinem ersten Einfluss Teddy Pemberton, zurück. Teddy Pemberton ist Rollies Vater und hat die Black Sound Experience Radio Show an der Universität von Alberta gehostet, eine missionarische NY-HipHop-Show.

Nichstdestotrotz fühlt sich Cadence Weapon mehr der Uptempo Electronic Music und dem europäischen Daft Punk-Sound verpflichtet als dem ghettoisierten Underground-HipHop. So ist Afterparty Babies auf Big Dada Recordings eine testosteron- und adrenalingeschwängerte, clevere Electronic-HipHop-Platte, die mich beim ersten Hören etwas an die Shadow Huntaz gemahnt, wenn auch deutlich lebenbejahender und mit mehr Schampus im Abgang.

Afterparty Babies [Vinyl]
Breaking Kayfabe [Vinyl]