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Rhauder – Live Jam [Polymorph 008]

poly008-350

Livesessions haben ja oft den Vorteil, dass man sich nur dem Gefühl hingibt und mehr into it ist, als beim zwangsweise verkopften Arrangieren später. So folgt auf das erwartungsvolle Intro eine Art Tuba die, mit Snares garniert, an die Produktionsweise eines Carl Craig erinnert, ohne dass er schlecht kopiert würde.

Einfach nur ruhig und ungemein intensiv wie das bei Rhauder vonstatten geht. Im youANDme Remix wird erstmal alles Feuchte ausgesogen, bis der Track trocken wie der Unterboden eines Rallye-Paris-Dakar-Wagens ist. Doch auch hier Intensitätssteigerung, nur in einer dermaßem bösen Abwandlung, dass man fast vor dem Synth in Deckung gehen möchte.

[audio:http://www.polymorph.es/audio/PPH008_Sessions_A_Rhauder_live jam 1_96kbps.mp3]
Rhauder – Live Jam
[via polymorph.es]

Dass diese Platte auf Ornaments erschienen ist, wie ich in der aktuellen De:Bug behaupte, ist natürlich falsch.

Anhören und freuen

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Platte der Woche: The Von Duesz – Dynamo

Die Bielefelder Formation The Von Duesz macht Live-Musik für den Club. Mit Beats (Florian Schäffer), Moog und Rhodes (Henning Rice), Saxophon (Ismail Özgentürk) und diversem elektronischen Equipment ausgerüstet improvisieren sie elektronische Tanzmusik.

Im Waschzettel beschreibt die Band sich als ‚aufstrebend‘. So weit so redundant.

Den The Von Duesz gelingt es auf weiten Strecken das Konzept von loopbasierter Musik ohne Loops in die Livesituation zu übertragen. In den schlechteren Momenten wirkt das etwas verdaddelt, wie ein 2011er Update von Jazzrockmief und in guten Momenten wie hypnotisch vibrierender Hypermodern Jazz 2000.5, den Alec Empire schon 1996 auf der gleichnamigen Platte prophezeit hat.

Wenn die Band von Clubmusik spricht, meint sie damit aber weniger das Berghain, als den idealen, dunklen, ehrwürdigen Jazzkeller mit gleichermaßen tanzwütigem wie eklektischem Publikum.

The Von Duesz from The Von Duesz on Vimeo.

Die CD Dynamo funktioniert als Demonstration des Reifungsprozesses, denn während (It’s like Grand Central Station) noch etwas uninspiriert wirkt, sind CD-chronologisch ’spätere‘ Tracks wie la Menthe und Von Güte unwiderstehlich.

la Menthe sitzt auf einer Rhodesfigur und einer trockenen Bassline, die das melancholisch-stoische Grundgerüst liefern auf dem sich Drumarrangement und Saxophon ausprobieren dürfen. Zarte Handclaps, zischend-synthetische HiHats und eine klappernde Snare. Das ist der Sound zu dem die etwas überbewerteten Cobblestone Jazz hinwollen und bei dem The Private Lightning Six schon mal angekommen waren.

„Frei von Loops“ schreibt die Band. Das gefällt mir nicht, klingt nach einem Authentizitätsversprechen aus vergangenen Tagen. Ohne die Vorarbeit von Tapeloops und klassischem Minimalismus, ohne die Bandschleifen die auch Miles Davis Bitches Brew zu dem gemacht haben was es ist, gäbe es The Von Duesz schlichtweg nicht. „Eine intuitive und versunkene Suche nach dem hypnotischen DJ-Set ohne Platten.“ Klingt gut. Ob ich einen „gesunden Dancefloor“ will, weiß ich allerdings nicht, auch nicht was ein „computerisierter Sound“ ist. Ich glaube, wenn sich die The Von Duesz von derartigen Handgemacht-vs.-Computermusik-Dichotomien trennen können, wird das eine großartige Band, bereit für das 21. Jahrhundert: Eine Fusion von Krautrock und Dubstep, House und Bauhaus. Wunderbar!

Booking, Contact & Mailorder hier

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Platte des Tages: The Advent & Industrialyzer – Sch Exp [H Productions, HPX 050]

hpx-50

Bevor dieses Jahr ein Album von The Advent auf H-Productions erscheint, startet Cisco Ferreira seine erste EP zusammen mit Industrialyzer. Und das knallt so dermaßen, dass es auf den ersten Blick eine aktuelle Weiterentwicklung von Alter Egos ‚Betty Ford‘ sein könnte, zumindest geht es genauso nach vorne bei ‚Complex Data‘. Die kurzen Breaks zwischen dem HiHat-Geschepper dienen auch nur dazu, dass es danach umso heftiger kracht. Endzeittechno wie man ihn lange nicht mehr hörte. Riesig! Der Titeltrack hingegen klingt wie eine alte Tetsuo-Platte (Label von Talla 2xlc). Komisch trancig und so überhaupt nicht mein Ding.

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Platte des Tages: Octave One – I believe (Sandwell District Remix) [2011, 430 West]

sdbelieve

Das Techno inzwischen eine reine Retroveranstaltung ist, haben Regis und Function schon lange begriffen und setzen genau da an, wo sie – zumindest bei Function – vor ein paar Jahren aufhörten: Im 90er Techno, dessen Spielregeln sie nicht nur beherrschen, sondern mitgestalteten. Und nachdem 2009 das Reanimationsjahr der alten Garde wurde (Adam Beyer, Luke Slater, Cari Lekebush), setzten 2010 Sandwell District und Chris Liebing nach. Dunkler, düster, roh … Berghaincharme eben. Dass es auch anders geht, zeigt ihr neuester Remix des zwei Jahrzehnte alten Octave One Klassikers I believe.

Beim ersten Hören fühlt man sich sofort in die Frühzeit von Techno zurückversetzt, als Detroit noch ein Mysterium und keine Flickr-Ansammlung von abandoned places war. Sehnsuchtsfläche und Sehnsuchtsvocal verirren sich im stillgelegten Teil einer alten Fabrik und lassen die einstrahlende Sonne voll entfalten. Riesig und schon der erste Anwärter auf den Remix des Jahres! Kein Aprilscherz.

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JJ’s Ambient-Überblick 2011

Nachdem in den letzten Jahren so ziemlich jedes elektronische Mikrogenre irgendwo sein Comeback gefeiert hat und dabei neben nostalgischer Abkupferei auch viele neue Impulse gesetzt wurden, könnte 2011 das Jahr von Ambient sein. Klar, Ambient war eigentlich nie weg, man denke etwa an die Produktionen eines Brock van Wey. So viele gute Ambient-Alben wie in den ersten drei Monaten dieses Jahres gab es aber schon lange nicht mehr.

Spannend ist dabei, dass viele Produzenten sich nicht mehr nur an den viel zu oft zitierten Vorlagen wie Brian Eno oder Wolfgang Voigts Gas abarbeiten, sondern gemäß der von Finn Johannsen ausgerufenen Devise „Vorwärts immer, rückwärts immer“ die Vorlagen um neue Akzente bereichern.

Der offensichtlichste Kandidat ist natürlich Sven Weisemann mit seinem Desolate-Projekt. Dass The Invisible Insurrection vor allem Burial-Vergleiche ausgelöst hat, ist ein nachvollziehbarer Reflex: Die klapprigen 2-Step-Rhythmen, das Rauschen, die spukigen Vocalfetzen, die hypnagogische Grundstimmung – alles wie beim Londoner. Seine Eigenständigkeit bewahrt Desolate aber durch die dezenten Pianotupfer, die die Düsterheit aufbrechen und hier viel besser zur Geltung kommen als auf Weisemanns reinem Klavieralbum Xine, das mir auf Dauer doch etwas zu eintönig war.

Düster ist auch ein Stichwort, das auf Tim Heckers neues Album Ravedeath, 1972 zutrifft. Hecker ist schon seit Jahren in seinen Platten auf dem Chicagoer Postrocklabel Kranky auf der Suche nach dem perfekten Cinemascope-Drone. Dabei war er für mich gegenüber Fennesz immer unterlegen, weil zu gediegen, man könnte auch sagen zu brav. Auf Ravedeath, 1972 kündigt schon der Titel einen Wechsel an: Endlich wagt sich Hecker aus dem Ungefähren heraus und riskiert mehr Abwechslung, mehr Unmittelbarkeit, vielleicht auch mehr Verwirrung. Die Synths im Opener ‚The Piano Drop‘ jammern wie beim 70er-Ambient-Pionier und Deleuze-Freund Richard Pinhas. Überall schwirren kleine Melodien durch die Luft und werden von Noisepassagen wieder zerstört. Statt in die Akustiktapeten-Falle zu treten wie es bei Ambient leider zu oft passiert, fordert das Album einen aufmerksamen Zuhörer und gewinnt damit auf ganzer Linie.

Weniger Wagnis, dafür umso mehr Perfektion des Bewährten gilt dagegen für die neue Ausgabe von Kompakts Pop-Ambient-Reihe. Wobei mit Blixa Bargelds Monolog zu Alva Notos sakralen Orgelklängen in ‚Bernsteinzimmer‘ durchaus auch ein Wagnis dabei ist. Ansonsten zeigen sich altbekannte Protagonisten wie Marsen Jules, Bvdub, Thomas Fehlmann und Jürgen Paape von ihrer besten Seite.

Das kann man leider nicht ganz von der kürzlich auf Ghostly erschienen Compilation SMM Context sagen. Die Tracklist liest sich mit Namen wie Goldmund, Peter Broderick, Svarte Greiner oder Leyland Kirby sehr vielversprechend, leider wird man aber den Eindruck nicht los, dass es sich nur um eine Zusammenstellung uninspirierter B-Ware handelt. Aber eine kleine Enttäuschung muss drin sein, dass Ambient-Jahr ist schließlich noch jung.

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Platte der Woche: adamned.age – Fragile [2011, Camomille 007] & To4ka TV

kosmostr

Was macht eigentlich Netaudio? Von dem großen Hype Mitte der Naughties blieb leider nur wenig übrig. Um viele der Hauptprotagonisten ist es ruhig geworden. Echt sehr schade. Kann es aber auch verstehen, dass viele Interessierte nicht die Muße haben, sich tonnenweise durch den ganzen Müll zu wühlen, um dann hin und wieder ein paar Perlen zu entdecken.

Grundsätzlich finde ich die Idee dennoch Klasse. Und um diese weiterzuverbreite dreht sich im neuen Slidecast (wieder ein neues Wort gelernt) von To4ka alles ums Thema Netaudio in Berlin. Wahrlich nicht neu. Und schade, dass in dem deutsch-russischen Format zwei der drei Artists von Ideology sind. Klar ist Ideology durchweg gut, nur zählen sie eh schon zu den sehr bekannten in der Szene. Wirklich eine Neuentdeckung ist aber adamned.age aka Hanne Adam, die sich neben den Labels Dub One! und Kosmonaut kurz vorstellt.

Auf Camomille erschien ihre LP Fragile [Download], die sehr ruhige Electronica, fast schon Chill-Out, produziert und dabei gerne ein Klavier dabei hat. Zwar fehlen auch hier die für Netlabel-Chill-Out typischen Digitalknackser nicht, doch sind diese so im Hintergrund, dass kein Gefühl von Kälte aufkommt. Spacefeeling dafür schon. EIn Album, das beim ersten Hören bereits alles sagt.

Passiert nicht mehr so oft. Und wem es nicht direkt gefällt: Tja, wir haben Frühling, heute nicht, da geht es, ansonsten im Herbst wieder auskramen, denn ein Album für chillige Tage am Baggersee/auf der Sonnenblumenwiese ist es nicht. Doch wer will schon bis zum Herbst warten, wenn der Winter gerade wegzog.

[via DE:BUG]

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Platte des Tages: Emmanuel Top – Acid Phase [1994, Attack Records 94-003]

acidphase

Mit Bruno Sanchioni, einer der Produzenten von Age of Love (jener Track der durch den Jam & Spoons Remix schon seit seiner VÖ absoluten Klassikerstatus genießt), als Mentor, kann wenig schieflaufen. Und so katapultierte sich Emmanuel Top schon mit dem Frühwerk ‚Turkish Bazar‘ an die Spitze der 94er Technocharts. Doch auch wenn dieses Stück den Anfang seiner Karriere markierte, gab es im selben Jahr noch eine ravigere Variante seines Schaffens, die noch viel stärker abgeht.

‚Acid Phase‘ ist sozusagen die geballte Energie von Speed kombiniert mit dem Glücksfluss von Ecstasy, während das andere einen trancigen Meditationsfluss darstellt, wenn der erste Rausch abebbt und die Deepness um sich greift. Und so wundert es auch nicht, dass ‚Acid Phase‘ in fast jedem Set von Mark Spoon zu finden ist. Eine bessere Abfahrt im Gray gab es bis auf die hauseigenen Klassiker wohl kaum. Vom Tempo moderat – und mir damals fast zu langsam – lässt es sich auch heute noch gut einbauen.

Mit Sanchioni sollte Top später wieder zusammenarbeiten und mit ihrem Projekt B.B.E. (Seven Days and one Week) machten sie dann endgültig die Nummer eins der Charts in halb Europa klar. Doch auch dort gab es – zeitimmanent – als Ausgleich das wahnsinnig trancige Fusion.

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Aldebaran Vol. 2 [Aldebaran02]

ald002

Sachte, ganz sachte mit ein wenig sanftem 303-Gezwitscher gleitet der Housetrack so beschwingt über den Bürgersteig, dass selbst der Housethrill und die sehnsuchtsvollen Vocals der Leichtigkeit des Tracks nichts anhaben können. Er grooved einfach, indem er sich immer wieder aufschichtet, dabei ziemlich deep bleibt und das freut einfach ungemein. Auf der A der Platte, die weder Künstler- noch Trackinfos liefert, wirkt auch die Deepness so geheimnisvoll, wie der Name des Produzenten, wenngleich die Vocals um einiges optimistischer Stimmen.

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Mod.Civil – Somebody To Love [Rotary Cocktail, RC027]

rc027

Mod.Civil überraschen auch diesmal wieder. Mit dicker Bassdrum und etwas sperriger im Sound, schichtet sich ‚Somebody To Love‘ immer weiter auf. Wäre der Track nicht so deep und die Wirbel lauter im Vordergrund, könnte es ein Technomonster sein. So aber bleibt es ein richtig guter und interessanter Housetrack, bei dem sich Schema-F-Freunde erstmal umschauen werden. Zur klassischen Dancefloor-Keule entwickelt sich der Track im Remix von Jacob Korn. Einfach, gerade, direkt. Wie man es gerne hört.

Rotary Cocktail

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Larsson – Find your Soul [Rotary Cocktail, RC028]

rc028

Larsson spielt mit Melodien und dies ziemlich gut. Sofort eingeprägt, wollen diese nicht mehr aus dem Kopf. Klassische Sehnsucht eben. Auch der Titel: ‚find your soul‘. Mit dem Titel kommt man im Club garantiert an die tiefsten Gefühle des Selbst, die dann auch Abbild der Seele sind.

Minilogue greifen die Melodien auf, übersetzen sie in sphärische Sounds und in ihrer trancig und nach vorne gehenden Art ist das Balsam für die Seele, aber vor allem für die Tanzfläche. Verspielt und clubbig. ‚pieces of funk‘ ist die willkommene Abwechslung und eine funky Spielwiese der anderen Art. Coole Platte.

Rotary Cocktail