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Lumisokea – Automatons [Eat Concrete Records – EAT279

Es gibt Alben für die hat man keine Zeit. Nicht treibend genug für die Joggingstrecke, nicht catchy genug für den Hörgenuss auf dem Weg zur Arbeit, nicht tanzbar genug für den Klub (es sei den man spritzt sich Pferdetranquilizer) aber auch zu aufreibend für den abendlichen Chill. Solche Alben haben es schwer, auch beim Rezensenten.

Mit dem Album Automatons des belgisch/italienischen Electronica-Duos Lumisokea empfiehlt sich folgendes Experiment: Man setze sich bei beginnender Dämmerung, vorzugsweise im November, in eine S-Bahn seiner Wahl und fahre zur letzten Station am Stadtrand, dort wo die Orte Eichwalde, Strausberg Nord, Königsforst, Mairie d’Issy, Hatch End, Uxbridge oder Algeciras heißen. Man kaufe sich einen Sechserpack Bier und starte das Album Automatons. Wenn die vorbeiflirrenden Großstadtlichter immer zahlreicher werden, das erst kaum hörbare Großstadt-Pidgin der anderen Fahrgäste langsam anschwillt, im Stadtzentrum das urbane Lichtermeer zu vollem Glanz erstrahlt und dazu Fiftyfour oder Second ertönt, dann hat man mit großer Wahrscheinlichkeit das Glück gestreift.

Lilya from Lumisokea on Vimeo.

Koenraad Ecker und Andrea Taeggi arbeiten an einer raffinierten Verdichtung von elektronischen und akustischen Soundscapes. Dubstep – im Mount Kimbie-Destillat – schimmert als subsonischer Kontrapunkt zu den (und als hektischer Taktgeber der) filigranen Mikrokompositionen durch. Die Musiker selber beschreiben das als „listening to John Cage’s ‚Piano Sonatas‘ while a dubstep rave is going on next door“.

Definitiv ein Album für die kommende Jahreszeit, entspannt und fordernd zugleich und ein sinnvoller Beitrag zur Ästhetisierung des Herbstes. Hier oder hier vorzubestellen.

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