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Von Kairo nach Tel Aviv – 18. bis 20. Tag

Die Tage in Amman gingen schnell vorbei, wenn es auch nicht so furchtbar viel zu berichten gibt. Mitten in der Stadt steht ein Amphitheater, das zu fotografieren meine Handykamera dann doch vor unlösbare Probleme stellt, deswegen hier ein Fragment, welches eure Imagination in platonischen Idealen ergänzen möge:

Auf dem Hügel in Downtown steht eine Zitadelle, auf der ich den Sonnenuntergang und den atemberaubenden Blick auf eine gigantische jordanische Flagge, die anmutig im Wind weht, geniessen will. Als mich die Notdurft plagt, gehe ich zu einem alten Acker auf dem ich „Insch Allah!“ in letzter Sekunde dieses winzige Schild entdecke:

Wieder mal knapp der Schari’a entkommen…

In der Hotellobby sehen wir uns Al Jazeera an, die Bilder von brennenden Siedlungen im Libanon interessieren alle, man ist ja dann doch nah dran am Geschehen hier. „Nicht nah genug!“, denke ich mir, und nach einem Ausflug zum Toten Meer – ja, man liegt tatsächlich einfach so im Wasser rum – und der Stelle wo Johannes der Täufer Jesus angeblich getauft hat, rückt der Grenzübertritt nach Israel in greifbare Nähe. An der Taufstelle treffe ich noch ein paar Ösis, die eine Autorallye vom Allgäu nach Amman hinter sich und ein eigenes – leider noch nicht gut eingepflegtes – Blog haben.

Vom Hotel geht es mit einem ueberfüllten Service-Taxi zum Abdali Busterminal und von dort mit einem Bus ins 100 km entfernte Irbid (Kosten: 1 JD!!!).

An Bord ist ein Jordanier, der 34 Jahre im Kreis Offenbach gewohnt hat, aber dort offensichtlich nie viel Deutsch gesprochen hat. Zumindest klingt er für einen Menschen, der drei Jahre länger in Deutschland gewohnt hat als ich, reichlich merkwürdig. Er findet Helmut Kohl toll und Frankfurt sei die schönste Stadt Deutschlands.


Nach viel Palaver – ich möchte nicht sagen, dass ich nach Israel will – bringt mich ein Taxi vom Bahnhof Irbid zum West Terminal. Dort finde sich ein Bus, der in etwa zur Sheikh Hussein Bridge und damit dem Jordan Valley Crossing fährt. Der Fahrer schmeisst mich dann an einer Kreuzung im Nirgendwo raus und zeigt in eine Richtung.

Ich laufe eine laaaaange Strasse entlang und komme an einen Checkpoint, an dem mich wichtigtuerische jordanische Soldaten in ihre fliegengeplagte Baracke bitten. Nach sinnlosem Ausgefrage, das schliesslich damit endet, dass alle mein Ray-Ban-Sonnenbrille aufsetzen, fragen sie noch, ob ich Israeli sei und als ich mit „No!“ antworte, lachen alle und ich werde mit einem Auto zum Security Check gefahren. Ein weiterer Bus bringt uns dann im Schneckentempo über die Brücke und zum israelischen Terminal. Hier sind nur jugendliche Männer und Frauen mit Maschinengewehren zu sehen.

Was ich in Israel wolle, ob mir irgendjemand etwas gegeben habe, was ich nach Israel „liefern“ soll und ob ich schon mal in Syrien oder im Libanon gewesen sei.

„No, but maybe i’ll go there next year“, antworte ich gewagt, was dafür sorgt, das mir die bildhübsche Soldatin den Visa-Stempel auf einem Extrablatt Papier gibt, was genau meine Absicht war. Mit einem israelischen Stempel im Pass kann man nämlich viele arabische Länder und z.B. Bali vergessen oder man landet dort erstmal auf der Polizeiwache.

Weiter mit einem Taxi nach Bet Shean, wo ich mit fünfzehn schwerbewaffneten Israelis auf den Bus nach Jerusalem warte.

Alles in allem habe ich wohl heute mehr Maschinengewehre gesehen, als in meinem bisherigen Leben.

Allerdings sind die Magazine immer mit Gaffa-Tape am Schaft befestigt, was mich durchaus beruhigt.

Gegen Abend treffen wir dann im Busterminal Jerusalem ein, werden erneut durchleuchtet und abgetastet und nach vielem Gesuche finde ich einen Bus zum Jaffa Gate, einem Eingang in die Altstadt von Jerusalem. Hier ist wieder alles beim Alten – Arabian Style -, das Hostel entpuppt sich als 8-Bett-Schlafsaal und viel teurer als angekündigt und die Schlepper zerren an einem rum, zum „besten“ Hostel. Gut, dass ich ab Dienstag bei Sarit Hashkes wohnen werde, einer Couchsurferin aus Jerusalem …

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