Die Horrornacht mit sechs schnarchenden Zimmergenossen war noch ungleich anstrengender als die Tour von Amman nach Jerusalem, aber ein netter Spanier namens Santiago, der jetzt in London lebt, war auch unter den Zimmergenossen.

Die erste Überraschung im muslimischen Viertel: Alles wieder wie in Ägypten/Marokko: Ein Suq neben dem anderen, „Mister where are you from?“-Generve, konstant fluktuierende Preise und labyrinthartige Tunnelsysteme.

Mein obligatorisches Umherschweifen bringt mich schnell ausserhalb der Stadtmauern, wo ich auf den christlichen Friedhof und Oskar Schindler sein Grab stosse.

Kurze Zeit später finde ich die Westmauer des Tempels – die Klagemauer. Die Mauer ist in einen Teil für Frauen und einen für Männer geteilt und ich checke natürlich nichts und gehe unter lautem Geschrei beinahe auf die Frauenseite. Geläutert erwerbe ich eine traditionelle jüdische Kopfbedeckung und gehe auf die Männerseite.


Dort hospitalisieren einige schwarzgekleidete Gläubige vor sich hin, was echt merkwürdig aussieht, aber ich mache keine Fotos oder Videos, irgendwie erscheint mir das nicht richtig. Santiago hingegen kannte wohl keine falsche Scham und zeigt mir am Abend richtige Close-Ups von betende Juden.

Direkt nebenan befindet sich das archäologische Zentrum, welches den Temple Mount ausgegraben hat. Dieser Rest eines gigantischen Bogens, der einst die Treppe zum Tempeltor trug, war ungefähr Ground Level, als er entdeckt wurde. Darunter ist eine Rekonstruktion zu sehen, die ich im Tower Of David gefunden habe. Und um eine Vorstellung von der Grösse des Tempels zu geben, ist darunter noch ein Model des Tempels zu sehen, wo die winzige Treppe in der Mitte zu sehen ist.

Dieser Ort hat eine starke mysteriöse Ausstrahlung und muss definitiv etwas besonderes haben, wenn man bedenkt wie hart umkämpft der Tempelberg bis heute ist. Sowohl das Christentum als auch der Islam sind untrennbar mit diesem Platz verbunden, hier endete u.a. die mysteriöse Nachtreise des Propheten Mohammed, denn von dort, vom Jerusalemer Tempelberg, auf dem später der Felsendom errichtet wurde, soll Mohammed in den Himmel aufgefahren sein.

Abends treffen Santiago und ich zwei junge Israelis – Abigail und Shira – und gehen mit ihnen in eine Art Independent-Bar, wo zunächst Ladytron, Stereo Total und Lali Puna und später Euro-Trash und R’n’B läuft …

Unterhalten ist schwierig, Hebräisch kaum von Englisch zu unterscheiden, bei der Lautstärke, aber Abigail steht zu Israelis ungefähr so, wie ich zu Deutschen, und die Welt ist in Ordnung. Später spielt sie die ganze Zeit mit ihrem Fuss an meinem Unterschenkel, guckt aber total harmlos in eine ganz andere Richtung und unterhält sich mit Freundinnen. Wir trinken palästinensisches Bier und tanzen aufgrunddessen später sogar zu Euro-Trash

Shira hat eine Zwillingsschwester in Tel Aviv und ich soll diese auf jeden Fall kontaktieren. Santiagio zufolge ist Nira eine 1:1-Kopie von Shira und so steht mir eine lustige Begegnung in Tel Aviv bevor …

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