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Von Kairo nach Tel Aviv – 24. und 25. Tag

Yad VaShem was niederschmetternd! Sicherlich ist jeder von uns, der jünger als 60 ist (und kein französischer Kollaborateur :-)) in der Schule mit Holocaust-Issues zugespammt worden, aber das alles auf einem Haufen im Staate Israel zu sehen, war harter Stoff.

Schilder an deutschen Dorfeingängen, auf denen steht: „Juden, der Weg nach Palästina führt nicht durch dieses Dorf“, erschrecken mich fast noch mehr, als die Tatsache der Konzentrationslager.

Denn, während man sich als Spätgeborener noch dem tröstenden Gedanken übereignen kann, das viele vielleicht nichts oder nur gerüchteweise davon gewusst haben, ist ein solches Schild nahe dran am bundesdeutschen Alltag. Ich war ein paar mal den Tränen nahe, wollte aber angesichts der vielen jüdischen Soldaten, die hier zu Schulungszwecken waren, nicht pathetisch werden.

Am Ausgang lag ein Buch aus, in das der geneigte Besucher seine Gedanken eintragen kann. Einer hat geschrieben: „Ich werde mit meinem Leben dafür eintreten, dass so etwas nie wieder geschehen kann“, was sich einfach sagt, im 21ten Jahrhundert. Ich habe dann garnichts hineingeschrieben. Wer nach Verwandten und Freunden forschen will, die im Dritten Reich umgekommen sind, ist ebenfalls richtig hier, es gibt ein stetiges wachsendes Namensarchiv:

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Von Kairo nach Tel Aviv – 22. und 23. Tag

Sarit und Konsorten wohnen in einem superschönen Viertel in Beit HaKerem in West Jerusalem und hier ist immer was los. Zwei Mitbewohner (Sagiv und Jonathan) und diverse Dauergäste, wie Sagivs Freundin Hila und Kommilitonen, bevölkern das Apartement. Sie studieren alle Mathe, Physik, oder beides, und sind extrem fleissig, wobei aber auch keiner vor 10:30 a.m. das Haus verlässt.

Sarit ist auch eher philosophisch veranlagt und so diskutieren wir am ersten Abend allen Ernstes den Ersten Gödelschen Unvollständigkeitssatz. Dieser besagt, dass in einem widerspruchsfreien Axiomensystem, das genügend reichhaltig ist, um den üblichen Aufbau der natürlichen Zahlen sicherzustellen, es immer Aussagen gibt, die aus diesem weder bewiesen noch widerlegt werden können.

Dies hat Gödel u.a. später auf die Idee gebracht die Existenz Gottes mittels formaler Logik zu beweisen. Auch Quantenphysik ist natürlich ein Thema und so schliesst sich letztendlich auch der Kreis zum Marokkotrip.


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Von Kairo nach Tel Aviv – 21. Tag

Die Horrornacht mit sechs schnarchenden Zimmergenossen war noch ungleich anstrengender als die Tour von Amman nach Jerusalem, aber ein netter Spanier namens Santiago, der jetzt in London lebt, war auch unter den Zimmergenossen.

Die erste Überraschung im muslimischen Viertel: Alles wieder wie in Ägypten/Marokko: Ein Suq neben dem anderen, „Mister where are you from?“-Generve, konstant fluktuierende Preise und labyrinthartige Tunnelsysteme.

Mein obligatorisches Umherschweifen bringt mich schnell ausserhalb der Stadtmauern, wo ich auf den christlichen Friedhof und Oskar Schindler sein Grab stosse.

Kurze Zeit später finde ich die Westmauer des Tempels – die Klagemauer. Die Mauer ist in einen Teil für Frauen und einen für Männer geteilt und ich checke natürlich nichts und gehe unter lautem Geschrei beinahe auf die Frauenseite. Geläutert erwerbe ich eine traditionelle jüdische Kopfbedeckung und gehe auf die Männerseite.

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