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Wir bei Realvinylz haben natürlich einen superben Geschmack bei Musik 😉 Aber Geschmack kann man auch anders beweisen. Was den meisten Mehrheitsgesellschaftsblogs ja nicht gelingt, ist über ihren Spezialistentellerrand hinüberzuschauen. Viele straighte Musikblogs versagen bei Mode und die Musik auf Modeblogs, falls nicht gerade etwas „cooles“ auch den Hipstern gefällt, ist meist schrecklich. Selbst bei der Modelsendung mit Eva Padberg läuft grauenhafte Mucke, obwohl sie es ja selbst viel besser kann.

Heute wagen wir uns deshalb auf die zugefrorene Blog-Alster und begeben uns auf dünnes Eis, was jedoch schnell hart wird, kennt man die Personen, um die es geht. The Analog Roland Orchestra aus München zeigt mit der Vertonung der jungen Münchner Modemacherin Anna Miller, dass gute Mode und Musik manchmal doch eine gelungene Liason eingehen.

Armoured Concrete by Anna Miller from The Analog Roland Orchestra on Vimeo.

Foto unter CC BY-NC 2.0 von SoundingBlue

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V.A. – We Are Opilec…! [Opilec Music, OPCM LTD CD003]

opilec

Das italienische Opilec-Label widmet sich den frühen und mittleren 80ern – egal ob Chicago, Detroit oder vor allem Italo. Auf ihrer Werkschau findet man das ganze Spektrum davon mit vielen Edits und Remixen der I-Robots, aber auch Tracks von Orlando Voorn, Alexander Robotnick, Giorgio Moroder, Danny Ocean, The Units, Schaltkreis Wassermann etc. Wirklich herausragend ist der Todd-Terje-Remix von The Units, der die lockere Italohouse-Atmosphäre mit dem Gesang noch zuspitzt.

Auch Craxi Discos Italobeat mit ständigem Gitarrensolo drüber macht als Zeitreise Spaß. Auf CD 2 geht es technoider zu. Herausragend hier ganz klar: Orlando Voorns “Revolution”, das mich trotz anderer Wirkung an die verdubbten Technoreggae-Tracks von Bandulu erinnern. Oder auch Eduardo De La Calles mächtiger Schieber, der ohne große Abwechslung durchläuft und immer spannend bleibt. Gelungene Compilation.

Tracklist:
CD 1
01. No More Klein & Mbo – Last Call (European Connection Instrumental)
02. The Units – High Pressure Days (Todd Terje Remix)
03. Nemesi – Ojo ft. N.O.I.A. (I-Robots Extended Edit)
04. Beppe Loda – Da Malmo A Stoccolma
05. Craxi Disco – Solarium (Extended Version)
06. Billy Bogus – Glamouflage (Original Version)
07. o13 – Lost Pavilion (Video Mix)
08. Schaltkreis Wassermann – Gogo-Danger (I-Robots Re-Edit)
09. Giorgio Moroder – E=MC2 (I-Robots Remix)
10. The Units – Warm Moving Bodies (I-Robots Extended Remix)
11. Nemesi – Kosmische (Musiccargo’ Skytrain … Ich Liebe Dich Take)

CD 2
01. Pour Le Plaisir – Shame Of Love (Club Mix)
02. Federico Gandin – Legion Of The Lost Dreams
03. Playdoughboy – Take You Deep (Original Version)
04. I-Robots vs Pistoi – Conga Madness (Original Demo)
05. Eduardo De La Calle – Kaliyuga
06. Orlando Voorn – Revolution
07. Stefny Winter – Blueskies
08. Vaghe Stelle – Ciclo 10
09. Danny Ocean – Life Cycles
10. Patrick Di Stefano – Socci

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Raw Series – Raw Series #01 [Raw Series, RWS01]

rwsrs1

Kleinvieh macht auch Mist. Denn wenn dann die Eichhörnchen im Herbst ihre Nüsse gesammelt haben, überstehen sie locker den Winter. Nicht zu einseitig die Ernährung? Wohl kaum, und wenn das in der Natur geht, dann auch in der Musik.

Das Konzept des Minimalismus wörtlich genommen und nach Detroit verfrachtet, macht man beim neuen Vinyl-Label Raw Series: “the concept: just a drum machine and a synth – pure analogue dj-tools!”, verrät der Promotext.

Als hätte man es nicht schon immer gewusst. “Enter the Wald”, statt “enter the void”. Zwischen der straighten 808 und dem Detroitchord zieht man sich in einen Strudel, der auch durch kein DMT ersetzt werden kann. Die B ist dann weniger straight und mehr Rumpelstilzchen im Beat. So muss ein Tool klingen … plus noch viel kalter Nebel dazu. Yeah!

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V.A. – Klamauk 004

klak04

Vier mal Mainzer Microfunk auf der neuen Klamauk. Ganz Zirkuszelt mit CutUp-Trompete als Elefantenverschnitt und einer gehörigen Portion Funk, in der sich die Roncalli-Polka freudig ereignet, ist Michael Fluhrs Ape Shave. Weniger Zirkuszelt- als mehr Flussdelta-Erinnerungen kommen bei Cellule Eat auf: Knappe Streicher und ein rauherer Beat erfreuen hier den Tanztee.

Mehr Schlachtbuffet dann bei ARK. Der Pariser Zappelphillip bleibt hier erstaunlich ruhig, lässt aber seinen Bewegungstrieb im Unterbewussten – nämlich der Green-Velvet-mäßig rumorenden Bassline – freien Lauf. Klingt dadurch unheimlich erwachsen und straight. Besonders die Bassdrum ist schön schmutzig.

Bei Paradroid kommt wie immer eine ganze Spielhalle zum Einsatz. Ein flirrendes 8-Bit-Gewitter, das in seiner Retromanie den klassischen Brighton-Sound aufnimmt und für Paradroid ungewohnt melodiös klingt. Sehr schöne EP, nicht nur wegen der handbemalten Cover.

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Platte der Woche: Carlos Nilmmns – Subculture EP [Ornaments 20]

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Eine der ganz großen Platten Ende letzten Jahres war die aktuelle Ornaments von Carlos Nilmmns, seines Zeichens Analogfetischist aus den UK. Fängt an wie morgendlicher Spaziergang durch das verlassene Detroit, mit dem Empfinden, dass man hat, wenn das zum Parkhaus umfunktionierte Central Theatre sieht: nämlich etwas retrofuturistisch anmutendes. Ein Opener, der wirkt wie eine bayrische Barockkirche für Kitschverfechter.

So kann Cavern auf die bereits etablierte Stimmung zurückgreifen, die nochmals getoppt wird, durch den slammenden, an Acid angelehnten Beat, der mit verlangsamtem Hall und dem Aufstieg eines Lichtphänomens, die fröhlichere Variante eines Alan-Oldham-Comics darstellt. Aber irgendwo hat das auch was japanisches, wenn zuerst ein temporeduziertes Glockenspiel in „From Sunset To Twilight“ ins Spiel kommt, bevor die Geisha zum Housetanz in „Places and Spaces“ lädt.

Den Abschied macht dann ein Outro, dass wiederum ganz Endsequenz eines Science-Fiction-Streifens ist, den man am liebsten sofort anschauen würde. Definitiv ein zukünftiger Klassiker und die perfekte Analogerweiterung für Ornaments nach Michals Roland Orchestra.

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#fail: Der Tag als Dubstep starb

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Erst Justin Bieber James Blake und nun auch noch Deutschlands Top-Kasper aus dem TV mit Nena, Boss Hoss und Xavier. Ich wär ja gern dabei gewesen, wie da der coole Szenechecker denen erklärt hat, dass es da das neue heiße Ding aus den UK gibt und man doch mit der Zeit gehen müsse und die 4/4 durch einen Breakbeat ersetzt. Imposant wie man „neue“ Musik in Castingshows vermittelt. Freu mich schon auf die kommenden Ballermannhits mit Jürgen Drews „Ein Step im Kornfeld“, Scooter „I’m skankin, I’m skankin“ und Juliane Werdings „Der Tag als Skream und Benga starb“. Innit!?

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Buchtipp: Anja Schwanhäußer – Kosmonauten des Underground

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[Anja Schwanhäußer: Kosmonauten des Underground. Ethnografie einer Berliner Szene. Frankfurt/New York: Campus 2010.]

In ihrer Ethnografie über den Berliner Techno-Underground, die auf Feldforschungen in den Jahren 2002-2005 basiert, beschreibt die Autorin eine Szene, die sie nach Bourdieu als neues Kleinbürgertum bezeichnet. Dieses kennzeichnet sich dadurch, dass es in der Stadt lebt und sich sowohl von der proletarischen als auch der Hochkultur abgrenzt. Statt dem Wunsch beruflich oder finanziell aufzusteigen und sich ins Private zurückzuziehen, steht eine hedonistische Lebensweise („Die Pflicht zum Genuss”) im Vordergrund und ein sich permanentes im Raum bewegen – so „führt die Fluchtlinie des neuen Kleinbürgertums nach unten und nach außen und wieder zurück“ (265).

Das permanente Bewegen wird ebenso als Reiz empfunden, wie die auf Vergnügen ausgerichtete Lebensweise.

Beide Verhaltensweisen bekräftigen in den Augen der Akteure die Einstellung, nicht zur Mehrheitsgesellschaft, zum Mainstream dazuzugehören.

Um in den Genuss zu kommen, dienen den Akteuren des Techno-Underground ungenutzte städtische Räume, die sie zu temporären Locations umgestalten um dort ihre Feste zu inszenieren. Und hier liegt auch die Besonderheit der Szene:

Die Locations sind immer nur vorübergehender Natur. Sie werden erobert, genutzt und anschließend (mehr oder minder freiwillig) verlassen, um sich auf die Suche nach neuen Orten zu begeben.

Dabei sind vor allem die atmosphärischen Qualitäten des Raums wichtig. Es handelt sich häufig um Gebäude aus DDR-Zeiten mit entsprechender Historie, in denen mit Licht und Musik gespielt wird. Auch kommt dem Moment eine besondere Bedeutung zu, da sich das neue Kleinbürgertum nicht festlegen will. Ihr Prinzip und „ihre Ordnung ist der [permanente] Wandel“ (261).

Allerdings ist der Begriff des Techno-Underground für Außenstehende etwas verwirrend, handelt es sich doch nicht um die „etablierte“ Underground-Technoszene, die schon früh u.a. durch Gabriele Muri, Philipp Anz/Patrick Walder, Ronald Hitzler, Julia Werner und zuletzt Tobias Rapp erforscht wurde, sondern um Akteure, die sich vor allem der Hippie- und Punktradition verpflichtet fühlen. So entstammen viele der Hauptprotagonisten der Collectives aus der ehemaligen Hausbesetzer-Szene, die jetzt in Wagenburgen leben und verorten ihren Stil auch dementsprechend. Statt eines regressiven „Zurück zur Natur“ gilt bei den Punks „Zurück zum Beton“ wie es die Punkband S.Y.P.H. einst besang, während Rousseaus Ausspruch Leitmotiv für diejenigen ist, die sich der Hippiebewegung zuordnen. Dennoch ist beiden „Gruppen“ das Bestreben gleich, durch die Ästhetisierung des Alltags die „Trennung zwischen den Individuen zu überwinden“ (12).

Die Stärken von Schwanhäußers Ethnografie liegen einmal in der gelungenen Beschreibung der Akteure des Feldes. Dies ermöglicht dem Leser/der Leserin, sich in deren Situation hineinzuversetzen. Es lässt sich gut nachvollziehen, wie sie ihren Alltag strukturieren und aus welchen Motiven sie handeln. So werden einige der Hauptprotagonisten vorgestellt und ausführlich über ihren Lebensstil, ihre Kleidung, Drogenkonsum, Arbeit und „Partyverhalten“ berichtet.

Darüberhinaus gelingt Schwanhäußer im theoretischen Abschnitt des Buches eine eindrucksvolle Darstellung des Wandels der Stadt Berlin und der Gesellschaft im Allgemeinen. Es wird deutlich, wie stark sich inzwischen subkulturelle Werte in der Mehrheitsgesellschaft etabliert haben, bzw. wie nah beieinander Selbstverwirklichung und tendenziell antikapitalistische Einstellungen dem neoliberalen Paradigma des projektförmigen Daseins (in Anlehnung an Boltanski/Chiapello) sind.

Zudem legt Schwanhäußer dar, welche Bedeutung die Szene insgesamt für das Bild der Stadt und somit auch für Postadoleszente in ganz Europa hat, die bis heute in die Stadt strömen. So kann das Buch auch als eine Art Vorgänger von und Ergänzung zu Tobias Rapps „Lost and Sound“ (2009) angesehen werden.

Wo es Rapp um die Beschreibung des explodierenden Rave-Tourismus durch „Easy-Jet-Raver“ in die etablierten Technoclubs geht, zeigt Schwanhäußer die Undergroundszene vor der massenhaften Internetnutzung auf, die – wenn auch unbeabsichtigt – einen Teil dazu beitrug, den Ruf einer Feiermetropole zu generieren.

Die eigentliche Musik wird, obwohl sie der Mittelpunkt und wohl auch Grund der Partys ist, in Schwanhäußers Dissertation, die diesem Buch zugrunde liegt, nur angestreift. So wäre es interessant zu wissen, was das Spezielle am Techno und seinen Varianten ausmacht, bzw. ob es nicht doch Analogien gibt, zwischen der Fluidität der Szene und dem Fluiden des DJ-Mixes, bei dem permanent Neues im Fluss des Übereinanderblendens mehrerer Stücke entsteht.

Die oft betonte Freiheit seitens der Akteure täuscht darüber hinweg, dass deren Lebenslagen häufig extrem prekär sind – nicht nur in finanzieller Hinsicht – und es sich hier eher um Selbstausbeutung denn -verwirklichung handelt.

Viele der „normalen Raver“, die im Buch fast nicht beschrieben werden, da es sich größtenteils um die Macher hinter den Kulissen handelt, nehmen diesen Lebensweg als einen Fluchtweg vor anderen Problemen. Auch der massive Drogenkonsum, der aus eigenen Beobachtungen nicht nur aus Cannabis sondern auch aus Amphetaminen, Metamphetaminen und anderen Substanzen besteht, deutet darauf hin.

Resümierend betrachtet, gelingt Anja Schwanhäußer eine Ethnografie einer postmodernen Szene, die sich sehr positiv von anderen Werken über die Technoszene im weiteren Sinne abhebt und dies zusätzlich mit Urbanität (auch in ihrer historischen Entwicklung), theoretischen Raum- und Schichtkonzepten in Verbindung bringt und anschaulich die kausalen Zusammenhänge aufzeigt.

[Diese Rezension erschien zuerst in: Hegner, Victoria; Hemme, Dorothee (Hg.): Kulturen. Feldforschung@cyberspace.de, Heft 2/2011, Göttingen, S. 62-64]

Reinlesen und Kaufen

newdancedetroit

Bei Being Boring sieht man schon die Hipster in der Panorama Bar Tanzwettbewerbe veranstalten. Ich stelle mir das eher so vor, wie die ketaminierten Raver versuchen ihre Arme und Beine zu bewegen …

Lustig auch das Video, das zeigt, dass nicht nur Detroit-Techno in Frankfurt sondern auch der Sound of Frankfurt in Detroit gespielt wurde. Turbo B kicks Motorcity 😉

Kraftwerk dürfen auch nicht fehlen.

Robin S war ja 2010 DAS Ding in dem Berlin in dem ich öfter verkehrte.

Mehr davon bei Caprice 78

via Being Boring