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reset.to, atmosfair.de & freerice.com – Web 2.0 for a better World

Eine Google-Suche verursacht derzeit schätzungsweise 4 Wattstunden und damit nach durchschnittlichem Energiemix 3 Gramm CO2, sagen die Klimaschützer, und ein Second-Life-Avatar, der ein Jahr lang durchgängig im Second-Life-Grid online wäre, würde 200 Kilowattstunden und 120kg CO2-Ausstoß allein auf den Servern von Linden Labs kosten, was ungefähr einer menschlichen CO2-Produktion von einem Vierteljahr entspricht.

Wie sehr eine durchschnittliche Lebensweise in einer Großstadt wie Berlin das Klima belastet, kann man sich hier errechnen lassen.

Dass wir alle einen LOHAS-Weg gehen wollen, ist so klar wie Bionade piefig ist. Um die Ecke winkt die Neue Bürgerlichkeit und ein konterrevolutionäres Müllsortieren. Wie Dietmar Dath in seiner – dieser Tage erscheinenden – Streitschrift Maschinenwinter – Wissen, Technik, Sozialismus darlegen wird, ist dies eines avantgardistischen Datendandies – als den ich den idealen realvinylz.net-Leser jetzt mal klassifiziere – nicht würdig.

„(…) die beliebte Ansicht, wir lebten in einer technokratischen Gesellschaft (stimmt nicht), es herrscht keineswegs die Technik oder die Techniker-Elite, sondern der Schwachsinn, nämlich der Profit, verwaltet von Profitmachern.“

Dietmar Dath in De:Bug 121

Zwar sind wir alle von einer demokratischen Planung der vorhandenen Ressourcen und der Produktion noch unendlich weit entfernt, aber ein oder zwei Schritte in die richtige Richtung kann man schon jetzt vom heimischen Laptop aus tun.

Da wäre erstmal atmosfair.de, wo Passagiere freiwillig für die von ihnen verursachten Klimagase zahlen können. Das Geld wird zum Beispiel in Solar-, Wasserkraft-, Biomasse- oder Energiesparprojekte investiert, um dort eine Menge Treibhausgase einzusparen, die eine vergleichbare Klimawirkung haben wie die Emissionen aus dem Flugzeug.

atmosfair

Ein etwas merkwürdiges Projekt – gewissermaßen das Volvic unter den CyberCharitySites – ist freerice.com, wo der Oberprimaner bedeutungsverwandte Worte finden muss um 20 Reiskörner (sic!) spenden zu lassen, bezahlt von den Advertisern auf der Seite.

Vokabeln lernen für einen guten Zweck und im Endeffekt wohl nur eine clever verpackte Werbeseite, zumal man ca. 1000mal spielen muss um eine läppische 500g Packung Reis zu ‚erwirtschaften‘.

Genauso beknackt auch die Waldseite, auf der man mit einem Klick auf STOP den Regenwald retten kann. Ich will gar nicht sagen, dass nicht auch ein Tropfen den heissen Stein Stück für Stück abkühlen kann, aber wie viele Menschen sich schon nach einer Spende im kalorien- und monetärökonomischen Mikrobereich ihr gutes Gewissen erklicken, möchte ich lieber nicht wissen.

reset.to

Weltrettung im Social-Networking-Gewand findet sich auf der Seite reset.to. Zwar ist das Design für meinen Geschmack etwas zu altbacken, aber die Vernetzung von Leuten anhand der Projekte für die sie gespendet haben, erzeugt einen netten Gruppenzwang, der vielleicht den einen oder anderen Spendenfaulen zum helfenden Mausklick animiert.

Unter der Rubrik Nachhaltig Filme gucken (sic!) empfiehlt man netterweise auch meinen Film Culture Jamming und das allein ist schon ein Grund die erschreckende Klimabilanz des Surfens durch einen Beitritt in die Cyberhippie-Community auszugleichen.

Weltrettung Is Just One Mouseclick Away!

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  1. Pingback: Editorial - Back In 2009

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