Als ich Sun von Caribou zum ersten Mal gehört habe, war es eine Epiphanie. Ich saß im ICE, hörte einen Podcast von Little White Earbuds und der hypnotische Drumgroove von Sun setzte ein. Und dann dieser rauf- und runtergepitchten Fender Rhodes-artigen Sound und der manisch wiederholte Songtitel, der so wirkt als wäre der Track von eine unendlich alten höheren Macht besessen. Mühelos gelang es Caribou den Beweis zu führen, dass man mit wenigen Elementen einen dichten und komplexen Track komponieren kann, der mehr ist als die Summe seiner Teile. Das war 2010.
Nachdem man über vier Jahre nicht viel von Dan Snaiths Caribou-Moniker gehört erschien im Oktober das neue Album Our Love.
Diese Album ist mir fast peinlich. Es ist so poppig, so eingängig. Dan Snaith untrainierte Stimme zieht sich durch das Album wie ein Schmetterling, den man gerne im Zimmer hat, von dem man aber auch weiß, dass man ihn nicht für immer haben kann (und will). Musikalisch manifestiert sich eine Könnerschaft, die das Beste aus den letzten 5 Jahrzehnten Musikgeschichte kennt und internalisiert hat. Und alles wird zusammengehalten von einem großen Thema: Liebe. Oder sagen wir vielmehr die Ups und Downs einer Liebesbeziehung mit einer reichen Vergangenheit. Reife Liebe – wenn es nicht so abschätzig klänge.
Da Dan Snaith natürlich auch DJ und Remixer ist, fließen zudem seine Dancefloor-Erfahrungen mit in das Album ein und sorgen für überraschende Wendungen in den Tracks. Auf dem Titeltrack „Our Love“ z.B. mutiert ein grooviger Slowjam zu einem aufgebretzelten Detroit Techno-Track, dessen Bass- und Synthline hart an Kevin Saundersons Projekt Inner City erinnert. I like!
Ein Konsensalbum im positivsten Sinne. Für die Preparty mit Menschen die nicht zugeben wollen, dass Clubmusic Leben retten kann.
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