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Diary of an Unpublished Author 6 (Kritische Ausgabe)

Heute im Halbschlaf kam mir eine Romanidee in den Kopf, die sich aus drei zufälligen Beobachtungen/Erinnerungen/Geschehnissen zusammensetzte:

    1. Frank Bölter, ein Protagonist der arte-Serie Kunst fürs Dorf – Dörfer für Kunst, hat sich in einer Szene gegenüber seiner Frau darüber amüsiert, dass der Dorfgrill in Sachsenberg – dem Kaff in dem er seine Residenz hatte – nie aufhabe. Das erinnerte mich daran, dass es mir immer Spaß gemacht hat irgendwelche Theorien und Privatmythen aufzustellen, über Orte an denen ich temporär oder längerfristig gewohnt habe. Ob es der kaum frequentierte Chinese in der Gladbacher Straße war oder die komische Kneipe in der es »Eitergeschwür« oder »Goldschnaps« gab.

    2. Die Geschichten die meine Schwester und ich uns immer als Kinder ausgedacht haben, als wir im Haus meiner Großmutter in Avignon waren. Dort gab es viele unheimliche Ecken. Am gruseligsten war wohl meine Geschichte vom Wassermann, der Kinder in der Erde vergrub, aus denen dann Kohlköpfe wurden. Gehaust hat er unserer Meinung nach in einem völlig zugewachsenen Geräteschuppen gegenüber dem Schlafzimmer in dem wir immer übernachtet haben.


    Imbiss

    3. Ein Bild das Daniel auf facebook gepostet hat und das einen »Imbiß« in Frankfurt am Main zeigt. Einen »Imbiß« der sich ideal eignet als der Dreh- und Angelpunkt einer mythisch-realen Erzählung, nämlich eine …

… Kurzgeschichte über einen Menschen der (aus Gründen) auf ein Dorf zieht und dort eine halluzinatorisch-mystische Epiphanie rund um den Dorfgrill hat. Erst wird er von den Dorfbewohnern nach und nach in die Geheimnisse des Dorfes eingeweiht, aber über den Grill erzählt keiner etwas, obwohl unser Protagonist von Zeit zu Zeit jemanden mit einer Schale Pommes Frites oder einem halben Hendl in der Plastiktüte durch das Dorf laufen sieht. Nach einem Besäufnis in der Dorfschenke glaubt er eines Nachts Licht zu sehen und klettert übermütig auf das Dach der Imbißbude. Er fällt auf die Fresse und kann sich am nächsten Morgen nicht mehr daran erinnern was in der letzten Nacht passiert ist und ob es sich um einen Traum oder die Wirklichkeit gehandelt hat. Diese vermischen sich ohnehin.

Er träumt von einem grotesk großem »ß«, das er als Chaiselongue benutzt und das ihn fortan verfolgt. Als er einen polnischen Malzkaffee trinkt verliert er sich in der taigaartigen Landschaft der Kaffeeoberfläche, geht dort spazieren und trifft auf ein Haus in dem einer der Dorfbewohner wohnt. Sie habe ein merkwürdiges Gespräch.

Dann endet das Kapitel und unser Protagonist wacht im nächsten Kapitel auf. Wir wissen wieder nicht ob er die Begegnung halluziniert hat oder ob sie wirklich stattgefunden hat. Nach und nach scheint es, als sei die Imbißbude das Zentrum des Universums. Der Platz an dem alle Belange des Dorfes (und hat es je etwas anderes gegeben als das Dorf?) zusammenlaufen. Unser Protagonist wird selber Pächter des Grills und verkauft Aviko-Frittierware an die Dorfbewohner, die ihm jetzt weniger argwöhnisch gegenüberstehen. Dafür muss er sich jetzt den Avancen einer jungen Dorfschönheit erwehren, die er zwar attraktiv, aber dafür umso merkwürdiger findet.
(Die Geschehnisse um die Pacht sind optional, es ist auch denkbar, dass das Geheimnis des Imbiß nie gelöst wird)
Eventuell ist auch die fettige Nahrung, die der Imbiß im Geheimen verteilt, das eigentlich Krebsgeschwür des Dorfes. In dieser Erzählung kann ich besser mit Bolañoesken Elementen experimentieren, die eine permanente Atmosphäre der Desorientierung und Beklemmung erzeugen. Aber irgendwie ist das alles auch ziemlicher Quatsch …

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