Zu meinem Manuskript »Das Turing Continuum« ist mir eingefallen, dass ich die Geschichte so strukturieren könnte, dass die Sprache, in den Passagen in denen die künstliche Intelligenz (NHC) eingesperrt ist, immer detailarmer, kürzer und direkter wird, während die Welt die ich vorher schildere sehr detailreich und »voll« ist.
Das wäre ein tolles strukturelles Mittel, mit dem ich auch wieder meiner alten Leidenschaft treu bleibe. Der Leidenschaft aus Form und Inhalt eine (aargh) synergetische Symbiose zu erschaffen. Die Form reflektiert den Inhalt und der Inhalt gewinnt aus der Form. Solche Spielereien finde ich toll, wenn sie gut gemacht sind.
Als ich gestern zur VHS Mitte gefahren bin, war ich etwas zu früh da und bin die Linienstraße hinuntergelaufen. Es dämmerte gerade und die Flutlichtanlange eines kleinen Fußballstadions war bereits eingeschaltet. Die Kleine Hamburger Straße endet direkt vor dem Absperrgitter. Dahinter war ein hell erleuchteter, größtenteils leerer Sportplatz zu sehen. Im Hintergrund leuchtete der Alex in der Dämmerung und ein Schwarm schwarzer Vögel flog hinter dem Turm vorbei. Ich dachte in dem Augenblick, das Schönheit alles überstrahlen kann. In dem Augenblick in dem wir Schönheit wahrnehmen können, übersteigt unser Geist Grenzen und ist Teil einer großen, ewigen Idee von Schönheit. Ich hatte einen Augenblick keine Angst mehr und fühlte mich frei. Dann dachte ich daran, wie ich den Ausblick fotografieren würde und fiel zurück in meine Körpergrenzen. Aber mir wurde klar, dass das schon ein Ziel an sich ist, wenn man schreibt oder filmt. Wenn es einem gelingt einen Augenblick vollkommener ästhetischer Harmonie zu erschaffen, dann macht man anderen Menschen ein Geschenk, welches einen Wert an sich darstellt. Egal ob jemand die Botschaft des Kunstwerks versteht oder die Welt besser wird.
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